Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 19 Okt 2009

Marburg (epd). Immer mehr Menschen holen in Hessen Lebensmittel bei Tafeln ab. In diesem Jahr versorgten die Tafeln regelmäßig 49.000 Menschen, 2008 waren es 44.000, sagte der Ländervertreter für Hessen, Peter Radl, anlässlich des Hessischen Tafeltreffens am Samstag in Marburg dem epd. Insbesondere die Zahl der Kinder steige an: Während die hessischen Tafeln 2007 insgesamt 12.000 Kinder versorgten, seien es in diesem Jahr rund 17.000 gewesen. «Kinder sind vermehrt von Armut betroffen», stellte Radl fest.

Die Versorgung von knapp 50.000 Menschen in Hessen bedeute «einen Tropfen auf den heißen Stein», räumte das Vorstandsmitglied im Bundesverband Deutsche Tafel ein. «Wir bräuchten noch mehr Tafeln und noch mehr Helfer, aber es kann nicht in jedem Ort eine Tafel geben.» Sie würden sich gegenseitig Konkurrenz um die Lebensmittel machen. Angesichts der Wirtschaftskrise spürten die Tafeln ohnehin, dass die Geschäfte «etwas knapper disponieren». Das gelte vor allem für Lebensmittel mit Mindesthaltbarkeitsdatum: «Viele versuchen, über Sonderkörbe ihre Produkte noch selbst weiterzuverkaufen.»

In Hessen gibt es aktuell 52 Tafeln. In diesem Jahr ist keine neue hinzugekommen. Zur Zukunft der Tafeln sagte Radl: «Tafeln müssen sich auf dem Gebiet, auf dem sie angetreten sind, professionalisieren.» Das sei die Verteilung der Lebensmittel, die sie von den Geschäften bekommen. Radl lehnte neue Geschäftsfelder ab, wie zum Beispiel Beratungsangebote für die Bedürftigen oder Kleiderkammern. Hingegen sollten Tafeln ruhig häufiger lokale Politiker auf die Probleme ansprechen: «Tafeln müssen verstärkt den Finger heben und auf Missstände aufmerksam machen.» (19.10.2009)