Startseite Administrativ: Bischof Hein im medio-Interview zur Kunstausstellung «Vision | Audition»

Fischer: Herr Bischof, passen moderne Kunst und Kirche überhaupt zusammen?

Bischof Hein: Ja. Ein uneingeschränktes, ja. Kirche war immer modern und hat auch immer versucht, mit moderner Kunst in Korrespondenz zu treten. Das ist manchmal gelungen, manchmal auch nicht, manchmal sind auch die Versuche, moderne Kunst zu adaptieren eher ins Kitschige geraten. Mir geht es weniger um die Frage «Kirche und moderne Kunst», sondern «Kirche und autonome Kunst», d. h. Kunst, die ursprünglich nicht für den Kirchenraum konzipiert worden ist, betritt den Kirchenraum. Was macht das mit dem Raum? Was macht das mit den Menschen, die diese Kunst erleben und was macht das möglicherweise mit der Kunst, die dort dargestellt wird.

Fischer: Was ist Ihr erster Eindruck von der Ausstellung «Vision Audition»?

Bischof Hein: Wir wagen wieder etwas. Es wird für manche vielleicht nicht zuträglich sein, aber ohne dieses Wagnis können wir uns im Grunde auch kaum in den Kontext der documenta hineinstellen. Ich finde, es darf in dieser Zeit etwas erlaubt sein, und dazu gehören auch die Töne, die die einzelnen Gongs hier in der Martinskirche erzeugen und die manchen vielleicht wie ein kaum erträglicher Lärm vorkommen werden.

Fischer: Wen wollen die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Stadtkirchenkreis Kassel mit dieser Ausstellung erreichen?

Bischof Hein: Wir wollen die Menschen erreichen, die hierher kommen, um Kunst zu erleben, und wir wollen ihnen zeigen, der Kirchenraum als solcher ist dazu in der Lage, eine besondere Begegnung mit Kunst zu ermöglichen. Letztlich wollen wir sie auch darauf hinweisen, dass Kunst und Religion möglicherweise im Tiefsten etwas Gemeinsames verbindet.

Fischer: Welche persönlichen Empfindungen haben Sie, wenn Sie moderne Kunst sehen? Was verbindet Sie mit moderner Kunst?

Bischof Hein: Ich setze mich ungemein gern moderner Kunst aus. Es darf auch unkonventionell sein. Im Grunde glaube ich, dass sich in moderner Kunst so etwas findet wie Seismographen des gegenwärtigen Lebensgefühls. Und das ist höchst unterschiedlich. Bei der Documenta 12 finde ich es wichtig, dass wir nicht eurozentrisch aus dem Blickwinkel der Nordhalbkugel blicken, sondern auch asiatische, chinesische Kunst hierher kommt. Die Wahrnehmung verbreitert sich und das führt dazu, dass man auch liebgewonnene Blickwinkel verändern muss. Dafür soll Raum sein.

Fischer: Und mit welcher Geisteshaltung würden Sie Christen empfehlen, dieser Kunst zu begegnen?

Bischof Hein: Mit Neugier, denn Neugier ist durchaus eine Tugend.

Fischer: Herr Bischof, vielen Dank für dieses kurze Gespräch.

Das Interview führte Pfarrer Christian Fischer, Redaktionsleiter der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» in Kassel am 4. Juni 2007.

2007-06-20 3426


Bischof Hein im medio-Interview zur Kunstausstellung «Vision | Audition»

 

Fischer: Herr Bischof, passen moderne Kunst und Kirche überhaupt zusammen?

Bischof Hein: Ja. Ein uneingeschränktes, ja. Kirche war immer modern und hat auch immer versucht, mit moderner Kunst in Korrespondenz zu treten. Das ist manchmal gelungen, manchmal auch nicht, manchmal sind auch die Versuche, moderne Kunst zu adaptieren eher ins Kitschige geraten. Mir geht es weniger um die Frage «Kirche und moderne Kunst», sondern «Kirche und autonome Kunst», d. h. Kunst, die ursprünglich nicht für den Kirchenraum konzipiert worden ist, betritt den Kirchenraum. Was macht das mit dem Raum? Was macht das mit den Menschen, die diese Kunst erleben und was macht das möglicherweise mit der Kunst, die dort dargestellt wird.

Fischer: Was ist Ihr erster Eindruck von der Ausstellung «Vision Audition»?

Bischof Hein: Wir wagen wieder etwas. Es wird für manche vielleicht nicht zuträglich sein, aber ohne dieses Wagnis können wir uns im Grunde auch kaum in den Kontext der documenta hineinstellen. Ich finde, es darf in dieser Zeit etwas erlaubt sein, und dazu gehören auch die Töne, die die einzelnen Gongs hier in der Martinskirche erzeugen und die manchen vielleicht wie ein kaum erträglicher Lärm vorkommen werden.

Fischer: Wen wollen die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Stadtkirchenkreis Kassel mit dieser Ausstellung erreichen?

Bischof Hein: Wir wollen die Menschen erreichen, die hierher kommen, um Kunst zu erleben, und wir wollen ihnen zeigen, der Kirchenraum als solcher ist dazu in der Lage, eine besondere Begegnung mit Kunst zu ermöglichen. Letztlich wollen wir sie auch darauf hinweisen, dass Kunst und Religion möglicherweise im Tiefsten etwas Gemeinsames verbindet.

Fischer: Welche persönlichen Empfindungen haben Sie, wenn Sie moderne Kunst sehen? Was verbindet Sie mit moderner Kunst?

Bischof Hein: Ich setze mich ungemein gern moderner Kunst aus. Es darf auch unkonventionell sein. Im Grunde glaube ich, dass sich in moderner Kunst so etwas findet wie Seismographen des gegenwärtigen Lebensgefühls. Und das ist höchst unterschiedlich. Bei der Documenta 12 finde ich es wichtig, dass wir nicht eurozentrisch aus dem Blickwinkel der Nordhalbkugel blicken, sondern auch asiatische, chinesische Kunst hierher kommt. Die Wahrnehmung verbreitert sich und das führt dazu, dass man auch liebgewonnene Blickwinkel verändern muss. Dafür soll Raum sein.

Fischer: Und mit welcher Geisteshaltung würden Sie Christen empfehlen, dieser Kunst zu begegnen?

Bischof Hein: Mit Neugier, denn Neugier ist durchaus eine Tugend.

Fischer: Herr Bischof, vielen Dank für dieses kurze Gespräch.

Das Interview führte Pfarrer Christian Fischer, Redaktionsleiter der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» in Kassel am 4. Juni 2007.


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