Mit einer Fülle von Veranstaltungen setzte sich die evangelische Kirche mit der Weltkunstausstellung «dOCUMENTA (13)» im Jahr 2013 auseinander. Dazu gehörten Tagungen der Evangelischen Akademie Hofgeismar, ein Symposion der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck mit dem Titel «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)» oder eine Konzert- und Gottesdienstreihe im Rahmen des Festivals «neue musik in der kirche» in der Kasseler Martinskirche. Auf unserer Themenseite dokumentieren wir unsere ekkw.de-Berichterstattung und stellen Ihnen ausgewählte Kunstwerke der documenta vor.
Tagungen, Symposion und Kunstwerke aus kirchlicher Perspektive
Evangelische Kirche begleitete Weltkunstausstellung «dOCUMENTA (13)»

Mit einer Fülle von Veranstaltungen setzte sich die evangelische Kirche mit der Weltkunstausstellung «dOCUMENTA (13)» im Jahr 2013 auseinander. Dazu gehörten Tagungen der Evangelischen Akademie Hofgeismar, ein Symposion der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck mit dem Titel «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)» oder eine Konzert- und Gottesdienstreihe im Rahmen des Festivals «neue musik in der kirche» in der Kasseler Martinskirche. Auf unserer Themenseite dokumentieren wir unsere ekkw.de-Berichterstattung und stellen Ihnen ausgewählte Kunstwerke der documenta vor.
Hofgeismar/Kassel (medio/epd). Für das Begleitprogramm zur «dOCUMENTA (13)» hat die evangelische Kirche eine ganze Reihe von Veranstaltungen aufgelegt. Dazu gehören verschiedene Tagungen der Evangelischen Akademie Hofgeismar mit Vorträgen in Hofgeismar und Exkursionen zur Weltkunstausstellung nach Kassel, eine spezielle Tagung für Studierende und Schüler und eine «Kinderakademie», teilte die Akademie in Hofgeismar mit. Außerdem veranstalteten die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Akademie mit weiteren Partnern das «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)» - ein Symposion zur Weltkunstausstellung, teilte Pfarrerin Petra Schwermann vom Landeskirchenamt in Kassel mit. Zudem bietet die Kantorei St. Martin in Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde Kassel-Mitte im Rahmen des Festivals «neue musik in der kirche» eine Konzert- und Gottesdienstreihe mit prominenten Predigern und Auftragskompositionen der renommierte Bonner Komponistin Charlotte Seither im Kontext der documenta an, so Heike Schaaf von der Kirchengemeinde.
Symposion der Landeskirche unter dem Motto «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)»
Tagungen, «neue musik in der kirche» und «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)»
Hofgeismar/Kassel (medio/epd). Für das Begleitprogramm zur «dOCUMENTA (13)» hat die evangelische Kirche eine ganze Reihe von Veranstaltungen aufgelegt. Dazu gehören verschiedene Tagungen der Evangelischen Akademie Hofgeismar mit Vorträgen in Hofgeismar und Exkursionen zur Weltkunstausstellung nach Kassel, eine spezielle Tagung für Studierende und Schüler und eine «Kinderakademie», teilte die Akademie in Hofgeismar mit. Außerdem veranstalteten die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Akademie mit weiteren Partnern das «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)» - ein Symposion zur Weltkunstausstellung, teilte Pfarrerin Petra Schwermann vom Landeskirchenamt in Kassel mit. Zudem bietet die Kantorei St. Martin in Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde Kassel-Mitte im Rahmen des Festivals «neue musik in der kirche» eine Konzert- und Gottesdienstreihe mit prominenten Predigern und Auftragskompositionen der renommierte Bonner Komponistin Charlotte Seither im Kontext der documenta an, so Heike Schaaf von der Kirchengemeinde.
Symposion der Landeskirche unter dem Motto «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)»

Zum Symposion gehören u.a. ein festlicher Abend in Hofgeismar und ein Bankett in Kassel. (Quelle: Landeskirchenamt)
Ein Höhepunkt war das Symposion «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)» am 13. und 14. Juli 2013, das die Landeskirche und die Akademie mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche «Artheon», dem Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart und dem Kulturbüro des Rates der EKD veranstalteten.
Auftakt war am 13. Juli (Freitag) um 18 Uhr ein festlicher Abend zum Thema «Über die Liebe zur Kunst in Zeiten der dOCUMENTA (13)» im Schlosspark der Evangelischen Akademie Hofgeismar. Laut Programmheft sprach Prof. Dr. Wolfgang Ullrich, Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie (Karlsruhe) eine Festrede zum Thema «KunstLiebe – Aspekte einer verwickelten Begriffsgeschichte» halten. Zudem sprach Oberkirchenrätin Dr. Petra Bahr, Kulturbeauftragte des Rates der EKD, zum Thema «KunstReligion – Aspekte einer verwickelten Beziehungsgeschichte».
Am Vormittag des 14. Juli (Samstag) besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die «dOCUMENTA (13)» in Kassel. Die Führung zu ausgewählten Orten der Ausstellung übernahmen die «Wordly Companions», von der documenta speziell geschulte Begleiterinnen und Begleiter.
Am Abend des 14. Juli gab in der Alten Brüderkirche in Kassel ein «theologisch-philosophisches Bankett», das durch Bischof Prof. Dr. Martin Hein eröffnet wurde. Zum Gastmahl waren LiebhaberInnen der Kunst aus unterschiedlichen Bereichen als Tischredner eingeladen, darunter Petra Bahr, Kulturbeauftragte des Rates der EKD (Berlin), Brigitte Boothe, Professorin für Klinische Psychologie (Zürich), Bazon Brock, Professor emeritus für Ästhetik und Kulturvermittlung (Wuppertal), Thomas Erne, Direktor des Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart (Marburg), Jochen Hörisch, Professor für neuere deutsche Literatur und Medienanalyse (Mannheim), Klaas Huizing, Schriftsteller und Professor für Systematische Theologie (Würzburg), Wolfgang Ullrich, Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie (Karlsruhe) und Jan Wagner, Lyriker (Berlin).
Akademieprogramm mit Vorträgen, Workshops und Exkursionen
Für Studierende des Fachs Religion/Theologie und Schüler der Sekundarstufe II war die Tagung «Die Gegenwart der Kunst» vom 29. Juni bis 1. Juli vorgesehen. Diese Tagung richtete sich laut Programm an alle, die Interesse an einer Auseinandersetzung mit der Gegenwart der Kunst in einem religiösen Deutungsrahmen haben.
Die Chance zu einer intensiven Beschäftigung mit dem experimentellen Charakter der Weltkunstschau bietet die diesjährige «Sommerakademie» vom 29. Juli bis 4. August. Neben Ausstellungsbesuchen wird hier unter anderem in Workshops die Möglichkeit zu eigenen kreativen Arbeiten geboten.
Der Reigen der Akademie-Veranstaltungen schließt mit der «Kinderakademie» vom 3. bis 5. August, in der sich ebenfalls alles um die moderne Kunst drehen wird und Kinder mit ihren Eltern die «dOCUMENTA (13)» kennenlernen und ihre Eindrücke und Fragen mit Kunstpädagogen und Künstlern aus der Region besprechen können, teilte die Akademie mit. Außerdem soll es Gelegenheit geben zum Erstellen eigener Kunstwerke unter fachkundiger Anleitung.
Die Teilnahme an den Tagungen ist kostenpflichtig. Preise und Anmeldeinformationen enthält das Programmblatt rechts neben diesem Artikel.
Festival «neue musik in der kirche» im Kontext der «dOCUMENTA (13)»

Zur Reihe gehören Gottesdienste mit prominenten Predigern und Konzerte in der Martinskirche. (Quelle: Ev. Kirchengemeinde Kassel-Mitte)
Die Kantorei St. Martin hat in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirchengemeinde Kassel-Mitte im documenta-Jahr für das Festival «neue musik in der kirche» eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel «weg mit abschied» aufgelegt. Bei den interdisziplinären Tage für Neue Musik und Theologie vom 17. Juli bis 5. September sollen «Übergangssituationen und Grenzerfahrungen im Leben» thematisiert werden, heißt es in der Ankündigung. Zur Reihe gehören Gottesdienste mit prominenten Predigern, zu denen u.a. der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister (8.7.), die Prälatin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Marita Natt (29.7.), oder der Jesuiten-Pater Friedhelm Mennekes (15.7.) gehören.
Für die Gottesdienste des Festivals hat die Bonner Komponistin Charlotte Seither im Auftrag der Kontorei Lieder für Solo-Stimme komponiert. Weitere Kompositionen Seithers kommen in gesonderten Konzerten zur Aufführung.
Der Eintritt zu den Konzerten der Reihe ist kostenpflichtig. Preise und Anmeldeinformationen enthält das Programmblatt rechts neben diesem Artikel. (08.06.2012)
arrow_forward Linktipp:
Die Evangelische Akademie Hofgeismar finden Sie im Internet unter:
file_download Akademieprogramm
Hier können Sie das Tagungsprogramm der Evangelischen Akademie Hofgeismar herunterladen:
file_download Symosion «Das FEST»
Hier können Sie das Programm des Symosions «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)» herunterladen:
file_download Gottesdienste & Konzerte
Hier können Sie die Termine der Gottesdienst- und Konzertreihe «neue musik in der kirche» 2012 herunterladen:
Hofgeismar (epd). Der Karlsruher Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich und die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, haben das Konzept der Documenta-Chefin Carolyn Christov-Bakargiev kritisiert. Dass die künstlerische Leiterin keine grundlegenden Unterschiede mehr mache zwischen Menschen, Tieren und Dingen, verstünden die Besucher nicht, sagte Ullrich am Freitagabend (13.7.) in der Evangelischen Akademie Hofgeismar.
Zur Weltkunstausstellung seien rund 100 Arbeiten von Christov-Bakargiev extra in Auftrag gegeben worden, erläuterte Ullrich zu Beginn des kirchlichen Symposions «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)». Mit ihnen habe sie das Nichtmenschliche in den Vordergrund stellen wollen. Viele Besucher seien aber so sehr von ihrer Liebe zur Kunst bestimmt, dass sie diese eigentliche Intention der künstlerischen Leitung nicht erkennen würden. «Der eigentliche Skandal der 'dOCUMENTA (13)' ist, dass es keinen Skandal gibt», sagte Ullrich.
Der Kunstbegriff der «dOCUMENTA (13)» sei seltsam entgrenzt, kritisierte Bahr. Zwar kämen alle möglichen Bereiche von der Quantenphysik über die Philosophie bis hin zur Botanik in der Ausstellung vor, die Religionswissenschaft fehle jedoch. Stattdessen gebe es eine Wiederbelebung von animistischen und gnostischen Träumen, ohne dass die aufklärerische Kritik an diesen Phänomenen berücksichtigt werde.
Christov-Bakargiev schreibe der Kunst eine religiöse Funktion zu, so Bahr weiter. Sie solle versöhnen und heilen sowie auf eine andere Welt hinweisen. «Das ist der ästhetische Versuch der Ersetzung der Religion durch die Künste», sagte sie. Ungeachtet dessen hätten Kunstwerke jedoch eine «visionäre Kraft». Deshalb, so Bahr, sollten sich Besucher nicht von dem Programm der künstlerischen Leiterin beirren, sondern von den Kunstwerken «an der Nase herumführen» lassen. «Es gibt eine trotzige Energie von Kunstwerken, die an die Liebe zur Kunst glauben lassen», sagte Bahr. (16.07.2012)
Kritik an Documenta-Konzept auf kirchlichem Kunstsymposion
Hofgeismar (epd). Der Karlsruher Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich und die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, haben das Konzept der Documenta-Chefin Carolyn Christov-Bakargiev kritisiert. Dass die künstlerische Leiterin keine grundlegenden Unterschiede mehr mache zwischen Menschen, Tieren und Dingen, verstünden die Besucher nicht, sagte Ullrich am Freitagabend (13.7.) in der Evangelischen Akademie Hofgeismar.
Zur Weltkunstausstellung seien rund 100 Arbeiten von Christov-Bakargiev extra in Auftrag gegeben worden, erläuterte Ullrich zu Beginn des kirchlichen Symposions «Das FEST (der LIEBE zur KUNST)». Mit ihnen habe sie das Nichtmenschliche in den Vordergrund stellen wollen. Viele Besucher seien aber so sehr von ihrer Liebe zur Kunst bestimmt, dass sie diese eigentliche Intention der künstlerischen Leitung nicht erkennen würden. «Der eigentliche Skandal der 'dOCUMENTA (13)' ist, dass es keinen Skandal gibt», sagte Ullrich.
Der Kunstbegriff der «dOCUMENTA (13)» sei seltsam entgrenzt, kritisierte Bahr. Zwar kämen alle möglichen Bereiche von der Quantenphysik über die Philosophie bis hin zur Botanik in der Ausstellung vor, die Religionswissenschaft fehle jedoch. Stattdessen gebe es eine Wiederbelebung von animistischen und gnostischen Träumen, ohne dass die aufklärerische Kritik an diesen Phänomenen berücksichtigt werde.
Christov-Bakargiev schreibe der Kunst eine religiöse Funktion zu, so Bahr weiter. Sie solle versöhnen und heilen sowie auf eine andere Welt hinweisen. «Das ist der ästhetische Versuch der Ersetzung der Religion durch die Künste», sagte sie. Ungeachtet dessen hätten Kunstwerke jedoch eine «visionäre Kraft». Deshalb, so Bahr, sollten sich Besucher nicht von dem Programm der künstlerischen Leiterin beirren, sondern von den Kunstwerken «an der Nase herumführen» lassen. «Es gibt eine trotzige Energie von Kunstwerken, die an die Liebe zur Kunst glauben lassen», sagte Bahr. (16.07.2012)
Von Christian Prüfer (epd)
Kassel/Guxhagen (epd). Der Ausflug in das Herz der «dOCUMENTA (13)» startet im Zentrum Kassels mit einer halbstündigen Fahrt der Regiotram in das ländliche Guxhagen. Hier liegt weithin sichtbar die fast 900 Jahre alte, ehemalige Klosteranlage Breitenau. Ein Ort, der vor allem durch seine wechselvolle, unrühmliche Vergangenheit als Gefängnis, Konzentrationslager, Sammellager im Zweiten Weltkrieg und schließlich als Mädchenerziehungsheim bekannt wurde. Eine Gedenkstätte mit einer kleinen Ausstellung erinnert heute daran.
Die künstlerische Leiterin der Documenta, Carolyn Christov-Bakargiev, sei beim Entwickeln eines Konzepts für ihre Ausstellung auf diesen Ort gestoßen, erklärt der Leiter der Gedenkstätte, Gunnar Richter. «Sie wollte die Geschichte Kassels und der Region in einer Art und Weise in die Ausstellung einbeziehen wie nie zuvor», sagt er. Denn das Thema Zerstörung und Wiederaufbau, von dem Kassel besonders betroffen war und das für die Ausstellung Bakargievs bestimmend ist, habe viele Parallelen weltweit.
In Breitenau, so Richter, habe die künstlerische Leiterin jedoch einen ganz besonderen Bezugspunkt entdeckt. Die Themen Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt, die hier sichtbar würden, hätten sie stark interessiert. «Die Geschichte Breitenaus sollte ein besonderer Bezugspunkt zur 'dOCUMENTA (13)' werden», erklärt Richter. Das zeigt sich auch daran, dass Christov-Bakargiev allen auf der Documenta vertretenen Künstlern nahelegte, das ehemalige Kloster zu besuchen. Mit Erfolg. «Ich hatte fast alle Künstler der Documenta hier zu Gast», freut sich Richter. Gut ein halbes Dutzend Arbeiten, die jetzt auf der Ausstellung zu sehen sind, seien durch Breitenau inspiriert.
Da gebe es etwa die Filminstallation «Muster» von Clemens von Wedemeyer im Kulturbahnhof, der drei verschiedene Filme über Breitenau gleichzeitig zeigt. Oder die an verschiedenen Orten in Kassel hängenden Poster von Sanja Ivekovic, auf denen die Künstlerin offizielle Begründungen für die Inhaftierung von Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg abgedruckt hat. Darunter prangen leicht verfremdete Logos bekannter Konzerne. Und natürlich zählt auch Richters eigener Pavillon in der Karlsaue dazu, in dem er eine Diashow über Breitenau vorführt.
Zerbrechliche Gläser im Kloster - ein Ausflug ins Herz der «dOCUMENTA (13)»

Die Glasröhren der Künstlerin Judith Hopf sollen darauf hinweisen, wie im Kloster Breitenau zahlreiche Menschen innerlich - und teilweise auch äußerlich - zerbrachen. (Fotos: medio.tv/C.Fischer)
Von Christian Prüfer (epd)
Kassel/Guxhagen (epd). Der Ausflug in das Herz der «dOCUMENTA (13)» startet im Zentrum Kassels mit einer halbstündigen Fahrt der Regiotram in das ländliche Guxhagen. Hier liegt weithin sichtbar die fast 900 Jahre alte, ehemalige Klosteranlage Breitenau. Ein Ort, der vor allem durch seine wechselvolle, unrühmliche Vergangenheit als Gefängnis, Konzentrationslager, Sammellager im Zweiten Weltkrieg und schließlich als Mädchenerziehungsheim bekannt wurde. Eine Gedenkstätte mit einer kleinen Ausstellung erinnert heute daran.
Die künstlerische Leiterin der Documenta, Carolyn Christov-Bakargiev, sei beim Entwickeln eines Konzepts für ihre Ausstellung auf diesen Ort gestoßen, erklärt der Leiter der Gedenkstätte, Gunnar Richter. «Sie wollte die Geschichte Kassels und der Region in einer Art und Weise in die Ausstellung einbeziehen wie nie zuvor», sagt er. Denn das Thema Zerstörung und Wiederaufbau, von dem Kassel besonders betroffen war und das für die Ausstellung Bakargievs bestimmend ist, habe viele Parallelen weltweit.
In Breitenau, so Richter, habe die künstlerische Leiterin jedoch einen ganz besonderen Bezugspunkt entdeckt. Die Themen Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt, die hier sichtbar würden, hätten sie stark interessiert. «Die Geschichte Breitenaus sollte ein besonderer Bezugspunkt zur 'dOCUMENTA (13)' werden», erklärt Richter. Das zeigt sich auch daran, dass Christov-Bakargiev allen auf der Documenta vertretenen Künstlern nahelegte, das ehemalige Kloster zu besuchen. Mit Erfolg. «Ich hatte fast alle Künstler der Documenta hier zu Gast», freut sich Richter. Gut ein halbes Dutzend Arbeiten, die jetzt auf der Ausstellung zu sehen sind, seien durch Breitenau inspiriert.
Da gebe es etwa die Filminstallation «Muster» von Clemens von Wedemeyer im Kulturbahnhof, der drei verschiedene Filme über Breitenau gleichzeitig zeigt. Oder die an verschiedenen Orten in Kassel hängenden Poster von Sanja Ivekovic, auf denen die Künstlerin offizielle Begründungen für die Inhaftierung von Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg abgedruckt hat. Darunter prangen leicht verfremdete Logos bekannter Konzerne. Und natürlich zählt auch Richters eigener Pavillon in der Karlsaue dazu, in dem er eine Diashow über Breitenau vorführt.
«Ursprünglich sollte Breitenau selbst auch ein Ausstellungsort werden», fährt Richter fort. Doch seien ihm angesichts der Tatsache, dass sich auf dem Klostergelände eine psychiatrische Klinik des Landeswohlfahrtsverbands befindet, starke Bedenken bekommen. Immerhin ein Kunstwerk hat es dann doch nach Breitenau geschafft: Die Künstlerin Judith Hopf, auch im zentralen, «Brain» (Gehirn) genannten Raum des Fridericianums unter anderem mit einer von Heiminsassen aus Pappmaché gebastelte Maske präsent, hat es «Untitled» (unbetitelt) benannt. Sie hat dafür einen Raum in der mehrmals umgebauten Klosterkirche bespielt, der zuletzt als Aula des Mädchenerziehungsheimes diente.
Wie Bambusrohre streben vom Boden zur Decke Glasröhren aus mehreren Gliedern, an denen einzelne hellblaue «Blätter» hängen. Ein Besuch ist nur im Rahmen einer Führung oder in Begleitung eines Mitarbeiters der Gedenkstätte möglich. «Eine sehr zerbrechliche Arbeit», sagt Richter. Eine Arbeit, die zwar nicht extra für diesen Ort geschaffen wurde, aber eindrücklich darauf hinweist, wie hier zahlreiche Menschen innerlich - und teilweise auch äußerlich - zerbrachen. (29.6.2012)
arrow_forward Linktipp:
Die Gedenkstätte Breitenau finden Sie im Internet unter:
Von Christian Prüfer (epd)
Kassel (epd). Die Besucher, die das Museum Fridericianum in Kassel als traditionellen Hauptausstellungsort der Documenta betreten, sind zunächst einmal verwirrt. Denn auf sie wartet ein leerer Raum, lediglich eine Vitrine mit drei Gegenständen und ein Bild ist zu sehen. Außerdem zieht es heftig. Und genau das ist das Kunstwerk: Wind.
Diese irritierende Arbeit des Briten Ryan Gander ist bezeichnend für die «dOCUMENTA (13)», die ungewöhnlich viele Überraschungen jenseits des konventionellen Kunstbetriebs bereithält. So auch die Freiluftinstallation von Kristina Buch, die vor dem Staatstheater eine Art Biotop geschaffen hat. Während der Ausstellung sollen hier Hunderte von gezüchteten Schmetterlingen schlüpfen. Angesichts der nahen, vierspurigen Hauptverkehrsstraße wirkt ihre Installation wie ein stilles Zeichen der Hoffnung inmitten einer wütenden, lauten Welt.
Unerwartet auch das Wüstenzelt, das Besucher der nahen Karlsaue empfängt. Robin Kahn und die «La Cooperativa Unidad Nacional Saharuis» machen hier auf das Schicksal der Bewohner des von Marokko annektierten Staates Westsahara aufmerksam. Bei einer Portion Couscous und einem Tee steht es jedem Besucher offen, mit den Anwesenden darüber zu diskutieren.
Religion ist zwar keines der Hauptthemen der internationalen Kunstschau, doch immer wieder verwenden Künstler religiöse Motive oder Anspielungen. So lässt Thomas Bayrle zum Lärm von Flugzeugmotoren oder schwenkenden Autoscheibenwischern Gebete in verschiedenen Sprachen ertönen, die sich endlos wiederholen. Eine Art moderne Gebetsmühle, mechanisch und seelenlos zugleich.
Verbrannte Bücher und betende Motoren - Die Documenta versucht eine neue Sicht der Welt

Der Künstler Thomas Bayrle verarbeitet in seinen Werken religiöse Motive und Anspielungen. Unser Bild zeigt einen Flugzeugmotor, zu dessen Lärm Gebete ertönen. (Fotos: medio.tv/C.Fischer)
Von Christian Prüfer (epd)
Kassel (epd). Die Besucher, die das Museum Fridericianum in Kassel als traditionellen Hauptausstellungsort der Documenta betreten, sind zunächst einmal verwirrt. Denn auf sie wartet ein leerer Raum, lediglich eine Vitrine mit drei Gegenständen und ein Bild ist zu sehen. Außerdem zieht es heftig. Und genau das ist das Kunstwerk: Wind.
Diese irritierende Arbeit des Briten Ryan Gander ist bezeichnend für die «dOCUMENTA (13)», die ungewöhnlich viele Überraschungen jenseits des konventionellen Kunstbetriebs bereithält. So auch die Freiluftinstallation von Kristina Buch, die vor dem Staatstheater eine Art Biotop geschaffen hat. Während der Ausstellung sollen hier Hunderte von gezüchteten Schmetterlingen schlüpfen. Angesichts der nahen, vierspurigen Hauptverkehrsstraße wirkt ihre Installation wie ein stilles Zeichen der Hoffnung inmitten einer wütenden, lauten Welt.
Unerwartet auch das Wüstenzelt, das Besucher der nahen Karlsaue empfängt. Robin Kahn und die «La Cooperativa Unidad Nacional Saharuis» machen hier auf das Schicksal der Bewohner des von Marokko annektierten Staates Westsahara aufmerksam. Bei einer Portion Couscous und einem Tee steht es jedem Besucher offen, mit den Anwesenden darüber zu diskutieren.
Religion ist zwar keines der Hauptthemen der internationalen Kunstschau, doch immer wieder verwenden Künstler religiöse Motive oder Anspielungen. So lässt Thomas Bayrle zum Lärm von Flugzeugmotoren oder schwenkenden Autoscheibenwischern Gebete in verschiedenen Sprachen ertönen, die sich endlos wiederholen. Eine Art moderne Gebetsmühle, mechanisch und seelenlos zugleich.
Bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg halb verbrannte theologische Handschriften aus der ehemaligen Hanauer Konsistorialbibliothek verwendet Michael Rakowitz, der sich mit der Zerstörung von Kultur auseinandersetzt. Die 20 Bände, die die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck zur Verfügung stellte, hat Rakowitz mit Hilfe von afghanischen und italienischen Steinmetzen in Stein rekonstruieren lassen. Das dazu verwendete Material, Travertin, stammt aus den Bergen des Bamiyan-Tales in Afghanistan, wo 2001 Talibankrieger zwei bedeutende, weltberühmte Buddhastatuen aus religiösem Wahn zu Schutt sprengten.
Faszinierend auch der Puppenanimationsfilm «Cabaret Crusades» des Ägypters Wael Shawky, der sich mit den mittelalterlichen Kreuzzügen befasst. Sein Werk basiert auf dem Buch «Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber» des libanesischen Schriftstellers Amin Maalouf. Die 200 Jahre alten Marionetten, die die Hauptakteure darstellen, vermitteln zumindest dem westlichen Besucher eine andere Sicht der Weltgeschichte.
Aber auch wer sich für die Geheimnisse der Materie interessiert, ist bei der «dOCUMENTA (13)» gut aufgehoben. Mit fünf Experimenten zeigen der Quantenphysiker Anton Zeilinger und seine Studenten nicht nur auf, was es mit der Quantentheorie auf sich hat, sondern stehen auch für Fragen über das, was die Welt im Kern zusammenhält, zur Verfügung. (08.06.2012)
Von Alfred Hohmann
Kassel (blick in die kirche). Ich bin ein «Worldly Companion»! Von Beruf bin ich Sozialpädagoge. Vom Fenster meines Büros kann ich auf die Aue schauen. Lange konnte ich die Aufbauarbeiten dort beobachten, wissend und geheimhaltend, was der chinesische Künstler Song Dong plant: einen «Doing Nothing Garden», einen «Bonsai Berg“» aus Bauschutt und organischen Abfällen mitten auf der Karlswiese.
Wieso «doing nothing»? Als Carolyn Christov-Bakargiev Song Dong einlud, an der documenta teilzunehmen, habe er gefragt, was denn das Konzept der Ausstellung sei. Als sie antwortete, es gäbe kein Konzept, erwiderte Song Dong, dann werde er «nichts tun». Nachmittags 15 Uhr: Eine Besuchergruppe, die ich durch Orangerie und Aue führe, betrachtet den Hügel. Die Sonne scheint, Menschen sitzen, liegen auf dem befestigten Rand rund um das Werk. Ein Treffpunkt, ein Ort der Kommunikation, der Entspannung und Besinnung ist entstanden.
Besinnen auf den Wert des Nichtstuns

Einfach und tiefgründig: Mit dem «Doing Nothing Garden» setzt sich der Sozialpädagoge Alfred Hohmann intensiv auseinander. (Alle Fotos: medio.tv/Schauderna)
Von Alfred Hohmann
Kassel (blick in die kirche). Ich bin ein «Worldly Companion»! Von Beruf bin ich Sozialpädagoge. Vom Fenster meines Büros kann ich auf die Aue schauen. Lange konnte ich die Aufbauarbeiten dort beobachten, wissend und geheimhaltend, was der chinesische Künstler Song Dong plant: einen «Doing Nothing Garden», einen «Bonsai Berg“» aus Bauschutt und organischen Abfällen mitten auf der Karlswiese.
Wieso «doing nothing»? Als Carolyn Christov-Bakargiev Song Dong einlud, an der documenta teilzunehmen, habe er gefragt, was denn das Konzept der Ausstellung sei. Als sie antwortete, es gäbe kein Konzept, erwiderte Song Dong, dann werde er «nichts tun». Nachmittags 15 Uhr: Eine Besuchergruppe, die ich durch Orangerie und Aue führe, betrachtet den Hügel. Die Sonne scheint, Menschen sitzen, liegen auf dem befestigten Rand rund um das Werk. Ein Treffpunkt, ein Ort der Kommunikation, der Entspannung und Besinnung ist entstanden.
Meiner Gruppe lese ich die Sätze vor, die Song Dong in Form chinesischer Schriftzeichen auf die Westseite seines Berges gesetzt hat: «Was getan ist, ist umsonst getan. Was umsonst getan ist, musste trotzdem getan werden.» Die Worte verwirren und berühren mich gleichzeitig. Liegt in ihnen nicht auch eine Bestätigung, einen Sinn im Ganzen zu finden, wissend, dass nichts umsonst ist? Die Teilnehmer der Gruppe kommen miteinander ins Gespräch über Abfälle und Wertstoffe, Gärten und Pflanzen, über Tun und Nichtstun. Liegt im Nichtstun nicht auch Achtsamkeit, Innehalten, Respekt vor der Schöpfung, Zurückhaltung und Bescheidenheit? Im Weitergehen schaue ich über die Schulter noch einmal zurück auf den «Berg» und spüre, dass ich mich innerlich bei ihm bedanke. (erschienen in «blick in die kirche», Ausgabe 5/2012)
Von Vera Leuschner
Kassel (blick in die kirche). Ein Raum im Fridericianum mit Werken der beiden Aborigine-Künstler Doreen Reid Nakamarra und Warlimpirringa Tjapaltjarri hat mich tief beeindruckt.
Tjapaltjarris Bilder an den Wänden zeigen in einem großen Variantenreichtum immer wieder neue Formen annähernd paralleler Linien, die in konzentrischer oder spiralförmiger Weise um eine Mitte herumgeführt sind. Es entstehen durch diese organisch geformten Linien sowohl vier- als auch mehreckige oder wellenförmige Felder. Es sind erdfarbene Bilder, in denen Braun, Gelb- und Grüntöne vorherrschen. Bei näherem Hinschauen erkennt man, dass die Linien sich aus tausenden von kleinen hellen Punkten auf dunklem Grund zusammensetzen. Wie man einem Foto entnehmen kann, malt Tjapaltjarri seine Bilder auf dem Boden und man kann sich an Sandmalereien erinnert fühlen. Der Künstler gehört zu den sogenannten Papunya Tula Artists, einem Künstlerkollektiv, das seit 1972 existiert. Papunya wurde ursprünglich von der australischen Regierung gegründet, um die nomadischen Wüstenbewohner zu assimilieren. Später wanderte Tjapaltjarri, der zur Volksgruppe der Pintupi gehört, zurück in seine Heimatgegend Kiwirrkurra.
Jedes einzigartig: Bilder wie Fingerabdrücke

Faszination der Vielfalt: Companion Vera Leuschner, Kunsthistorikerin, ist beeindruckt von den Bildern, die aus tausenden von kleinen Punkten bestehen. (Alle Fotos: medio.tv/Schauderna)
Von Vera Leuschner
Kassel (blick in die kirche). Ein Raum im Fridericianum mit Werken der beiden Aborigine-Künstler Doreen Reid Nakamarra und Warlimpirringa Tjapaltjarri hat mich tief beeindruckt.
Tjapaltjarris Bilder an den Wänden zeigen in einem großen Variantenreichtum immer wieder neue Formen annähernd paralleler Linien, die in konzentrischer oder spiralförmiger Weise um eine Mitte herumgeführt sind. Es entstehen durch diese organisch geformten Linien sowohl vier- als auch mehreckige oder wellenförmige Felder. Es sind erdfarbene Bilder, in denen Braun, Gelb- und Grüntöne vorherrschen. Bei näherem Hinschauen erkennt man, dass die Linien sich aus tausenden von kleinen hellen Punkten auf dunklem Grund zusammensetzen. Wie man einem Foto entnehmen kann, malt Tjapaltjarri seine Bilder auf dem Boden und man kann sich an Sandmalereien erinnert fühlen. Der Künstler gehört zu den sogenannten Papunya Tula Artists, einem Künstlerkollektiv, das seit 1972 existiert. Papunya wurde ursprünglich von der australischen Regierung gegründet, um die nomadischen Wüstenbewohner zu assimilieren. Später wanderte Tjapaltjarri, der zur Volksgruppe der Pintupi gehört, zurück in seine Heimatgegend Kiwirrkurra.
Seine Bilder geben Landschaften wider, «sie fungieren als Eigentumsurkunden, die eine Zugehörigkeit zum Land kundtun“ (dOCUMENTA (13), Begleitbuch 2012, S. 126). Sie entstammen der Vorstellungswelt der >Dreamtime<, «jener Zeit, in der die Ahnen als übermenschliche Wesen das Land formten und Tiere, Menschen und die bis heute für die Aborgines heiligen Stätten schufen.» (Remembering Forward, Malerei der australischen Aborigines seit 1960, Ausstellungskatalog Museum Ludwig Köln 2010/11, S. 9). Der spirituelle Charakter des Liniengespinstes dieser Bilder erinnert mich an einen Fingerabdruck. «Als Minutien werden die Endungen und Verzweigungen der Papillarleisten des menschlichen Fingerabdrucks bezeichnet. Diese charakteristischen Punkte der Hautrillen sind für jeden Menschen und Finger einmalig. Sie sind unveränderlich, außer durch Verletzungen oder mutwillige Einwirkungen des Menschen. Da bisher keine zwei Menschen mit dem gleichen Fingerabdruck bekannt sind, geht man von der Einzigartigkeit des Fingerabdrucks aus» (Wikipedia: Fingerabdruck).
Welch ein Wunder, welch ein Reichtum, welch eine Vielfalt der Schöpfung! Im Staunen darüber sehe ich eine fast mysteriöse Verbindung zur Kunst dieses australischen Malers. (erschienen in «blick in die kirche», Ausgabe 5/2012)
Von Heike Radeck
Kassel (blick in die kirche). Verwunderung, Ratlosigkeit oder auch Enttäuschung spiegelt sich auf den Gesichtern der Menschen, die das Erdgeschoss des Fridericianums betreten.
Denn bei dieser documenta gibt es dort nichts zu sehen. Die Räume sind fast völlig leer. Dort, wo in der Vergangenheit die Schlüssel zum Verständnis des Ganzen zu entdecken waren, herrscht diesmal visuelles Schweigen. Dafür zieht ein leichter Windhauch durch die Räume. Die Hineingehenden begleitet er freundlich, den Hinausgehenden bläst er kräftiger entgegen. Sollen die Eingangsräume erst einmal gelüftet werden? Befreit vom Erwartungsdruck, der bei jeder neuen documenta wieder enorm hoch ist?
Wir können die Weltkunstschau wie über eine unsichtbare Schwelle betreten. Und in den durchwehten Räumen tief durchatmen. Den Alltag hinter uns lassen, zu uns kommen und genießen, dass wir nicht gleich mit bedeutungsschwerer Kunst konfrontiert werden. Der Titel von Ryan Ganders Arbeit weist dann allerdings doch auf die Sehnsucht nach Sinnstiftung hin. Gibt er gar einen Schlüssel für diese documenta an die Hand? Offenbar sind bei ihrer 13. Ausgabe noch andere Sinne gefragt als das Sehen und das Hören: Unser Spürsinn, Intuition – auch im Sinne von «Einfallskraft».
Als Theologin fällt mir ein, dass der Prophet Elia Gott erst vergebens sucht, um ihm schließlich im stillen sanften Sausen des Windes zu begegnen. Wo auf den ersten Eindruck «nichts» zu sein scheint, kann sich unerwartet eine Antwort einstellen. Woher sie kommt, bleibt vielleicht ihr Geheimnis. (erschienen in «blick in die kirche», Ausgabe 5/2012)
Der Windhauch in leeren weißen Räumen

Luftig: «Worldly Companion» Heike Radeck mitten drin in Ryan Ganders Werk «I Need Some Meaning I Can Memorise - The Invisible Pull» (Foto: medi.tv/Schauderna)
Von Heike Radeck
Kassel (blick in die kirche). Verwunderung, Ratlosigkeit oder auch Enttäuschung spiegelt sich auf den Gesichtern der Menschen, die das Erdgeschoss des Fridericianums betreten.
Denn bei dieser documenta gibt es dort nichts zu sehen. Die Räume sind fast völlig leer. Dort, wo in der Vergangenheit die Schlüssel zum Verständnis des Ganzen zu entdecken waren, herrscht diesmal visuelles Schweigen. Dafür zieht ein leichter Windhauch durch die Räume. Die Hineingehenden begleitet er freundlich, den Hinausgehenden bläst er kräftiger entgegen. Sollen die Eingangsräume erst einmal gelüftet werden? Befreit vom Erwartungsdruck, der bei jeder neuen documenta wieder enorm hoch ist?
Wir können die Weltkunstschau wie über eine unsichtbare Schwelle betreten. Und in den durchwehten Räumen tief durchatmen. Den Alltag hinter uns lassen, zu uns kommen und genießen, dass wir nicht gleich mit bedeutungsschwerer Kunst konfrontiert werden. Der Titel von Ryan Ganders Arbeit weist dann allerdings doch auf die Sehnsucht nach Sinnstiftung hin. Gibt er gar einen Schlüssel für diese documenta an die Hand? Offenbar sind bei ihrer 13. Ausgabe noch andere Sinne gefragt als das Sehen und das Hören: Unser Spürsinn, Intuition – auch im Sinne von «Einfallskraft».
Als Theologin fällt mir ein, dass der Prophet Elia Gott erst vergebens sucht, um ihm schließlich im stillen sanften Sausen des Windes zu begegnen. Wo auf den ersten Eindruck «nichts» zu sein scheint, kann sich unerwartet eine Antwort einstellen. Woher sie kommt, bleibt vielleicht ihr Geheimnis. (erschienen in «blick in die kirche», Ausgabe 5/2012)
Von Klaus-Peter Sondergeld
Kassel (blick in die kirche). Mein Vater hat mir ein besonderes Verhältnis zu Äpfeln mitgegeben. Deshalb bin ich sehr froh, dass zu meinen dTOUR-Orten auch die Karlsaue gehört, in der Carolyn Christov-Bakargiev im Oktober einen Korbiniansapfelbaum gepflanzt hat, zu Ehren des bayrischen Dorfpfarrers Korbinian Aigner (1885 bis 1966). Im KZ Dachau – Aigner hatte die Nationalsozialisten offen kritisiert und wurde denunziert – züchtete er in den vier Jahren seiner Gefangenschaft vier Apfelsorten KZ-1 bis KZ-4. Die Sorte KZ-3 gibt es bis heute; sie wird seit 1985 nach ihm benannt.
Aigner hat sich als Pfarrer gesehen, als Hirte für die Menschen. Aber er war auch ein begeisterter Pomologe, der für die Katalogisierung von Apfelsorten über 900 kleine Aquarelle gemalt hat. Von der TU München bereitgestellt, haben sie im Ausstellungsort Fridericianum einen Ehrenplatz bekommen.
Aus dem Krieg heimgekehrt, hat mein Vater in seinem Obsthain neue Apfelbäume gepflanzt – wohl seine Art, das Trauma des Kriegs zu heilen. Auf merkwürdige Art haben sich bei der d13 meine Erinnerungen an die Äpfel meiner Kindheit mit der Geschichte von Aigner verwoben: Letzten Herbst habe ich z.B. zwei Äpfel fotografiert und als Weihnachtskarte verschickt: Erst bei meiner Ausbildung zum «Worldly Companion» habe ich gemerkt, wie sehr das Motiv der Karte den Aigner-Aquarellen ähnelte.
In der Art, wie Korbinian Aigner und mein Vater Äpfel geachtet haben, drückt sich eine tiefe Ehrfurcht vor der Schöpfung aus – ganz im Einklang mit dem documenta13-Konzept. (erschienen in «blick in die kirche», Ausgabe 5/2012)
Der Apfel, der im KZ gezüchtet wurde
Von Klaus-Peter Sondergeld
Kassel (blick in die kirche). Mein Vater hat mir ein besonderes Verhältnis zu Äpfeln mitgegeben. Deshalb bin ich sehr froh, dass zu meinen dTOUR-Orten auch die Karlsaue gehört, in der Carolyn Christov-Bakargiev im Oktober einen Korbiniansapfelbaum gepflanzt hat, zu Ehren des bayrischen Dorfpfarrers Korbinian Aigner (1885 bis 1966). Im KZ Dachau – Aigner hatte die Nationalsozialisten offen kritisiert und wurde denunziert – züchtete er in den vier Jahren seiner Gefangenschaft vier Apfelsorten KZ-1 bis KZ-4. Die Sorte KZ-3 gibt es bis heute; sie wird seit 1985 nach ihm benannt.
Aigner hat sich als Pfarrer gesehen, als Hirte für die Menschen. Aber er war auch ein begeisterter Pomologe, der für die Katalogisierung von Apfelsorten über 900 kleine Aquarelle gemalt hat. Von der TU München bereitgestellt, haben sie im Ausstellungsort Fridericianum einen Ehrenplatz bekommen.
Aus dem Krieg heimgekehrt, hat mein Vater in seinem Obsthain neue Apfelbäume gepflanzt – wohl seine Art, das Trauma des Kriegs zu heilen. Auf merkwürdige Art haben sich bei der d13 meine Erinnerungen an die Äpfel meiner Kindheit mit der Geschichte von Aigner verwoben: Letzten Herbst habe ich z.B. zwei Äpfel fotografiert und als Weihnachtskarte verschickt: Erst bei meiner Ausbildung zum «Worldly Companion» habe ich gemerkt, wie sehr das Motiv der Karte den Aigner-Aquarellen ähnelte.
In der Art, wie Korbinian Aigner und mein Vater Äpfel geachtet haben, drückt sich eine tiefe Ehrfurcht vor der Schöpfung aus – ganz im Einklang mit dem documenta13-Konzept. (erschienen in «blick in die kirche», Ausgabe 5/2012)
Von Reingard Waldeck
Kassel (blick in die kirche). In einem hellen Raum mit großen Fenstern, aus dem man direkt in den Garten des Ottoneums gehen kann, befindet sich die Arbeit der amerikanischen Künstlerin und streitbaren Aktivistin Claire Pentecost.
Mitten im Raum stehen zwei Tische; auf ihnen sind Barren aufgestapelt, die aber nicht aus Gold, sondern aus Erde gefertigt sind. Humus, so Pentecost, sei das «neue Gold” und sollte als Alternative zum Petro-Dollar etabliert werden. Die Zeichnungen an den Wänden symbolisieren Geldscheine: die Währung «Soil-Erg». Oben an den Wänden hängen tellergroße Räder, alten chinesischen Münzen ähnlich, aber aus Erde oder Torf gepresst. Menschen sollten also selbst diese Währung herstellen und nutzen.
Pentecost will, so denke ich, die Welt darauf aufmerksam machen, dass extrem kapitalistische Wirtschaftsverhältnisse die Umwelt sehr bald zerstören können und dass die Ressourcen unserer Erde heute schon gefährlich knapp sind. Erde und Saatgut gehören zusammen und sollten nie privatisiert werden, sie sind seit jeher ein Gemeinschaftsgut aller Menschen und müssen es auch bleiben. Die Erde ist unser Gold und die Natur unser Lebensraum.
Das wahre Gold ist der Humus

Humus zu Barren: Companion Reingard Waldeck, Agrarökonomin aus Kassel, ist fasziniert von Claire Pentecosts Werk «Soil-Erg». (Alle Fotos: medio.tv/Schauderna)
Von Reingard Waldeck
Kassel (blick in die kirche). In einem hellen Raum mit großen Fenstern, aus dem man direkt in den Garten des Ottoneums gehen kann, befindet sich die Arbeit der amerikanischen Künstlerin und streitbaren Aktivistin Claire Pentecost.
Mitten im Raum stehen zwei Tische; auf ihnen sind Barren aufgestapelt, die aber nicht aus Gold, sondern aus Erde gefertigt sind. Humus, so Pentecost, sei das «neue Gold” und sollte als Alternative zum Petro-Dollar etabliert werden. Die Zeichnungen an den Wänden symbolisieren Geldscheine: die Währung «Soil-Erg». Oben an den Wänden hängen tellergroße Räder, alten chinesischen Münzen ähnlich, aber aus Erde oder Torf gepresst. Menschen sollten also selbst diese Währung herstellen und nutzen.
Pentecost will, so denke ich, die Welt darauf aufmerksam machen, dass extrem kapitalistische Wirtschaftsverhältnisse die Umwelt sehr bald zerstören können und dass die Ressourcen unserer Erde heute schon gefährlich knapp sind. Erde und Saatgut gehören zusammen und sollten nie privatisiert werden, sie sind seit jeher ein Gemeinschaftsgut aller Menschen und müssen es auch bleiben. Die Erde ist unser Gold und die Natur unser Lebensraum.
In einer Vitrine ist ein geologischer Querschnitt der Erdschichten ausgestellt, der untertage in einem Kupferbergwerk gefördert wurde; er symbolisiert das ewige «Entnehmen», das «Ausplündern» der Erde. Kompostmaterial in einer zweiten Vitrine fordert die Rückgabe des Lebens an den Mutterboden, der durch Pestizide und chemische Düngemittel stark bedroht ist.
Pentecost kämpft an mehreren Fronten gegen Genmanipulation und die Agrarindustrie-Lobby und für eine «kommunale» Erde. (erschienen in «blick in die kirche», Ausgabe 5/2012)
Von Anne Belke-Herwig
Kassel (blick in die kirche). Ein Schulterschluss zwischen den Geschöpfen dieser Erde – das ist für mich die Botschaft von Fiona Hall. Keiner kann ohne den anderen, alle sind wir voneinander abhängig, und die Künstlerin zeigt das, wie sie sagt, auf bitter-süße Weise.
Im Holzhaus in der Karlsaue sieht man vom Aussterben bedrohte oder gefährdete Tiere, nachgebaut aus Fundstücken und Müll-Resten, vor allem aber in Uniformstoffe gekleidet. Und das ist für mich der Schlüssel zu diesem Objekt, der Jagdhütte: Die Tiere, die wir mit unserer Wachstumsgier, mit Umweltzerstörung bedrohen, müssen sich tarnen, um zu überleben. Und sie tarnen sich mit Camouflage-Anzügen, deren Mus-ter die Menschen ursprünglich den Tieren, der Natur abgeschaut haben, schließlich sind Tiere perfekt angepasst an ihre Lebenswelt. Das ist das Tragische und auch das erstaunlich Tiefsinnige. Die Tiere müssen auf die Hilfsmittel der Menschen zurückgreifen!
Fiona Hall stammt aus Australien, war zunächst Fotografin und zeigt in vielen ihrer Werke die Auswirkung von Globalisierung auf die Natur. Bei der «Jagdhütte» sehe ich den zentralen Punkt der documenta gespiegelt – dass alles im Argen liegt, wenn der Mensch immer im Mittelpunkt stehen muss. In der Darstellung überwiegt das Bittere. Aber Komisches gibt es durchaus auch: ein paar kitschige Glastierchen in einer Vitrine. Sozusagen das, was uns von den Tieren bleibt. Zerbrechlich und fremd. (erschienen in «blick in die kirche», Ausgabe 5/2012)
Bedrohte Arten – sich tarnen, um zu überleben
Von Anne Belke-Herwig
Kassel (blick in die kirche). Ein Schulterschluss zwischen den Geschöpfen dieser Erde – das ist für mich die Botschaft von Fiona Hall. Keiner kann ohne den anderen, alle sind wir voneinander abhängig, und die Künstlerin zeigt das, wie sie sagt, auf bitter-süße Weise.
Im Holzhaus in der Karlsaue sieht man vom Aussterben bedrohte oder gefährdete Tiere, nachgebaut aus Fundstücken und Müll-Resten, vor allem aber in Uniformstoffe gekleidet. Und das ist für mich der Schlüssel zu diesem Objekt, der Jagdhütte: Die Tiere, die wir mit unserer Wachstumsgier, mit Umweltzerstörung bedrohen, müssen sich tarnen, um zu überleben. Und sie tarnen sich mit Camouflage-Anzügen, deren Mus-ter die Menschen ursprünglich den Tieren, der Natur abgeschaut haben, schließlich sind Tiere perfekt angepasst an ihre Lebenswelt. Das ist das Tragische und auch das erstaunlich Tiefsinnige. Die Tiere müssen auf die Hilfsmittel der Menschen zurückgreifen!
Fiona Hall stammt aus Australien, war zunächst Fotografin und zeigt in vielen ihrer Werke die Auswirkung von Globalisierung auf die Natur. Bei der «Jagdhütte» sehe ich den zentralen Punkt der documenta gespiegelt – dass alles im Argen liegt, wenn der Mensch immer im Mittelpunkt stehen muss. In der Darstellung überwiegt das Bittere. Aber Komisches gibt es durchaus auch: ein paar kitschige Glastierchen in einer Vitrine. Sozusagen das, was uns von den Tieren bleibt. Zerbrechlich und fremd. (erschienen in «blick in die kirche», Ausgabe 5/2012)
Hofgeismar (medio). Mit einem begeisterten Votum für die diesjährige documenta ist am Sonntag (24.6.) die erste von fünf Veranstaltungen der Evangelischen Akademie Hofgeismar zur «dOCUMENTA (13)» zu Ende gegangen. Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung stand das Konzept der von Carolyn Christov-Bakargiev kuratierten Schau (9.6. bis 16.9.), teilte Christiane Lang-Blieffert, Öffentlichkeitsreferentin der Akademie, in Hofgeismar mit. Zum Tagungsprogramm der 130 Teilneherinnen und Teilnehmer gehörte auch ein geführter Besuch der Ausstellung in Kassel.
In einem Vortrag mit dem Titel «Wird sie ihrem Ruf gerecht?» warf der Fernsehjournalist und Redakteur Rudolf Schmitz (Frankfurt a.M.) einen kunstkritischen Blick auf die Weltkunstausstellung. Schmitz zufolge setzte diese documenta wie keine vor ihr auf die Erfahrungsbereitschaft und Kompetenz des Publikums, berichtete Lang-Blieffert. Die Kunstschau sei eine Einladung zum Denken mit den Mitteln der Kunst, so Schmitz. Mit dem Motto «Collapse und recovery» und der Beschäftigung mit Kassels Nachkriegsgeschichte knüpfe Carolyn Christov-Bakargiev an die erste documenta an und schlage mutig einen Bogen zu heutigen Orten des Krieges und der Zerstörung wie Kairo und Kabul, so Schmitz weiter. In einem weiteren Vortrag gab der documenta-Kenner und Publizist Dirk Schwarze (Kassel) einen Überblick über die Geschichte der documenta und den Diskurs um die Kunst. Außerdem gestattete die Künstlerin Dr. Ines Schaber (Berlin) einen Einblick in ihre Arbeit, die sich der Gedenkstätte Breitenau widmet.
Zu den weiteren Veranstaltungen der Akademie im Kontext der «dOCUMENTA (13)» gehören eine Tagung für Studierende (29.6. bis 1.7.), die Sommerakademie (29.7. bis 4.8.) und die Kinderakademie (2. bis 5. August), bei denen Interessierte eingeladen sind, die Ausstellung zu erkunden oder eigene Ideen in Kunstwerke umzusetzen. Besonderer Höhepunkt ist das Symposium «Das Fest (der Liebe zur Kunst)» (13. bis 14. Juli), das die Akademie mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche «Artheon», dem Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart und dem Kulturbüro des Rates der EKD anbieten. (28.06.2012)
Akademietagung zum Konzept der documenta
«dOCUMENTA (13)» ist Einladung zum Denken mit den Mitteln der Kunst
Hofgeismar (medio). Mit einem begeisterten Votum für die diesjährige documenta ist am Sonntag (24.6.) die erste von fünf Veranstaltungen der Evangelischen Akademie Hofgeismar zur «dOCUMENTA (13)» zu Ende gegangen. Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung stand das Konzept der von Carolyn Christov-Bakargiev kuratierten Schau (9.6. bis 16.9.), teilte Christiane Lang-Blieffert, Öffentlichkeitsreferentin der Akademie, in Hofgeismar mit. Zum Tagungsprogramm der 130 Teilneherinnen und Teilnehmer gehörte auch ein geführter Besuch der Ausstellung in Kassel.
In einem Vortrag mit dem Titel «Wird sie ihrem Ruf gerecht?» warf der Fernsehjournalist und Redakteur Rudolf Schmitz (Frankfurt a.M.) einen kunstkritischen Blick auf die Weltkunstausstellung. Schmitz zufolge setzte diese documenta wie keine vor ihr auf die Erfahrungsbereitschaft und Kompetenz des Publikums, berichtete Lang-Blieffert. Die Kunstschau sei eine Einladung zum Denken mit den Mitteln der Kunst, so Schmitz. Mit dem Motto «Collapse und recovery» und der Beschäftigung mit Kassels Nachkriegsgeschichte knüpfe Carolyn Christov-Bakargiev an die erste documenta an und schlage mutig einen Bogen zu heutigen Orten des Krieges und der Zerstörung wie Kairo und Kabul, so Schmitz weiter. In einem weiteren Vortrag gab der documenta-Kenner und Publizist Dirk Schwarze (Kassel) einen Überblick über die Geschichte der documenta und den Diskurs um die Kunst. Außerdem gestattete die Künstlerin Dr. Ines Schaber (Berlin) einen Einblick in ihre Arbeit, die sich der Gedenkstätte Breitenau widmet.
Zu den weiteren Veranstaltungen der Akademie im Kontext der «dOCUMENTA (13)» gehören eine Tagung für Studierende (29.6. bis 1.7.), die Sommerakademie (29.7. bis 4.8.) und die Kinderakademie (2. bis 5. August), bei denen Interessierte eingeladen sind, die Ausstellung zu erkunden oder eigene Ideen in Kunstwerke umzusetzen. Besonderer Höhepunkt ist das Symposium «Das Fest (der Liebe zur Kunst)» (13. bis 14. Juli), das die Akademie mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche «Artheon», dem Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart und dem Kulturbüro des Rates der EKD anbieten. (28.06.2012)
arrow_forward Linktipp:
Die Evangelische Akademie Hofgeismar finden Sie unter:
Kassel (epd). Kunst kann nach den Worten von Bundespräsident Joachim Gauck den Menschen aufwecken. Zwar könne die Kunst der Politik keine Handlungsanweisungen geben, sie zeige aber, dass es nicht nur die Kategorie der Nützlichkeit sei, die den Menschen ausmache, sagte Gauck bei der Eröffnung der «dOCUMENTA (13)» in Kassel. Der Bundespräsident ließ sich von der künstlerischen Leiterin, Carolyn Christov-Bakargiev, durch die Ausstellung führen.
Besonders beeindruckt zeigte sich Gauck von einer Installation des Künstlers Thomas Bayrle. Dieser lässt zum Lärm von Flugzeugmotoren und zu schwenkenden Autoscheibenwischern Gebete in verschiedenen Sprachen ertönen. «Das ist eine interessante Verbindung von Maschinen mit der geistlichen Dimension», sagte der Bundespräsident. Mit dieser Installation könne insbesondere jüngeren Besuchern die alte mönchische Maxime des «ora eta labora» (bete und arbeite) anschaulich nahegebracht werden.
Insgesamt sei er von der «unglaublich eindrucksvollen Führung durch verschiedene Welten der Kunst» sehr angetan, resümierte Gauck gegen Ende seines Besuchs in Begleitung seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt. Auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (beide CDU) nahmen an der Eröffnung teil. «Die Documenta gibt Anstöße für die Besucher, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen, selbst wenn sie für uns manchmal unbequem oder irritierend sein können», sagte Bouffier.
Auf der Documenta stellen 100 Tage lang knapp 300 Teilnehmer ihre Arbeiten aus, neben Künstlern sind bei der diesjährigen Schau auch Wissenschaftler vertreten. Die internationale Kunstausstellung wird alle fünf Jahre veranstaltet. 2007 kamen rund 750.000 Besucher zur «documenta 12», die Leiterin Christov-Bakargiev erwartet in diesem Jahr ebenso viele. (09.06.2012)
Bundespräsident Gauck von Documenta beeindruckt
Kassel (epd). Kunst kann nach den Worten von Bundespräsident Joachim Gauck den Menschen aufwecken. Zwar könne die Kunst der Politik keine Handlungsanweisungen geben, sie zeige aber, dass es nicht nur die Kategorie der Nützlichkeit sei, die den Menschen ausmache, sagte Gauck bei der Eröffnung der «dOCUMENTA (13)» in Kassel. Der Bundespräsident ließ sich von der künstlerischen Leiterin, Carolyn Christov-Bakargiev, durch die Ausstellung führen.
Besonders beeindruckt zeigte sich Gauck von einer Installation des Künstlers Thomas Bayrle. Dieser lässt zum Lärm von Flugzeugmotoren und zu schwenkenden Autoscheibenwischern Gebete in verschiedenen Sprachen ertönen. «Das ist eine interessante Verbindung von Maschinen mit der geistlichen Dimension», sagte der Bundespräsident. Mit dieser Installation könne insbesondere jüngeren Besuchern die alte mönchische Maxime des «ora eta labora» (bete und arbeite) anschaulich nahegebracht werden.
Insgesamt sei er von der «unglaublich eindrucksvollen Führung durch verschiedene Welten der Kunst» sehr angetan, resümierte Gauck gegen Ende seines Besuchs in Begleitung seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt. Auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (beide CDU) nahmen an der Eröffnung teil. «Die Documenta gibt Anstöße für die Besucher, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen, selbst wenn sie für uns manchmal unbequem oder irritierend sein können», sagte Bouffier.
Auf der Documenta stellen 100 Tage lang knapp 300 Teilnehmer ihre Arbeiten aus, neben Künstlern sind bei der diesjährigen Schau auch Wissenschaftler vertreten. Die internationale Kunstausstellung wird alle fünf Jahre veranstaltet. 2007 kamen rund 750.000 Besucher zur «documenta 12», die Leiterin Christov-Bakargiev erwartet in diesem Jahr ebenso viele. (09.06.2012)
Kassel (epd). Die Zerstörung der Landesbibliothek Kassel im September 1941 ist Thema einer künstlerischen Arbeit des amerikanischen Künstlers Michael Rakowitz, die dieser auf der «dOCUMENTA (13)» im Fridericianum in Kassel präsentiert. Dazu verwendet Rakowitz 20 durch den Fliegerangriff stark beschädigte Handschriftenbände der ehemaligen Hanauer Konsitorialbibliothek, erklärte die Leiterin des Archivs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Bettina Wischhöfer. Die Bücher in kirchlichem Besitz lagerten bisher als Leihgabe in der Landesbibliothek.
Künstler stellt Zerstörung der Landesbibliothek dar
Kassel (epd). Die Zerstörung der Landesbibliothek Kassel im September 1941 ist Thema einer künstlerischen Arbeit des amerikanischen Künstlers Michael Rakowitz, die dieser auf der «dOCUMENTA (13)» im Fridericianum in Kassel präsentiert. Dazu verwendet Rakowitz 20 durch den Fliegerangriff stark beschädigte Handschriftenbände der ehemaligen Hanauer Konsitorialbibliothek, erklärte die Leiterin des Archivs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Bettina Wischhöfer. Die Bücher in kirchlichem Besitz lagerten bisher als Leihgabe in der Landesbibliothek.
Bei den Bänden handele es sich um theologische Handschriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert, sagte Wischhöfer. Als der Künstler die Bücher nach einem Hinweis des Leiters der Handschriftenabteilung der Murhardschen Bibliothek, Konrad Wiedemann, für sein Projekt auswählte, sei bei Recherchen ein Leihvertrag zwischen Kirche und Bibliothek aus dem Jahre 1926 ans Tageslicht gekommen. Demnach sei die Kirche weiterhin Eigentümerin der Bücher.
In Folge dieser Entdeckung habe die evangelische Kirche mit der documenta einen Vertrag über die Ausleihe der 20 Bände geschlossen. Nach dem Ende der Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die der Arbeit von Michael Rakowitz einen eigenen Raum widmet, sollen die Bücher ihren Platz im landeskirchlichen Archiv finden, sagte Wischhöfer. Die Kasseler Kunstausstellung dOCUMENTA (13) dauert vom 9. Juni bis 16. September. (11.06.2012)
Kassel (epd). Die Weltkunstausstellung Documenta, die am kommenden Samstag durch Bundespräsident Joachim Gauck eröffnet wird, hält für Besucher ein umfangreiches Programm an zahlreichen Orten bereit. Unter anderem werden neun, jeweils an einem Thema orientierte Führungen zu ausgewählten Kunstwerken angeboten. Einzelbesucher der Ausstellung, die bis zum 16. September dauert, können zudem sogenannte dmaps auf ein Smartphone laden und sich damit auf eine Audiotour durch sieben der insgesamt über 40 Ausstellungsorte begeben.
Eine besondere Überraschung erwartet Filmliebhaber. Laut Programm wird es jede Woche von Mittwoch bis Samstag in einem Kasseler Kino eine Doppelvorstellung geben, in der ein verbotener sowie ein besonders beliebter Film aus ein und demselben Land und Jahr aufgeführt werden.
Wiederbelebt wird auch ein seit Jahrzehnten stillgelegtes, von Paul Bode entworfenes Kino aus dem Jahr 1952, das unter Denkmalschutz steht. Im ehemaligen «Kaskade» wird der französische Choreograph Jerome Bel unter anderem ein Theaterstück aufführen, in dem geistig behinderte Schauspieler des Zürcher Theaters HORA mitwirken. Schriftstellern bei der Arbeit zusehen können Gäste des nahe der Fulda gelegenen Restaurants «Dschingis Khan», in dem Schriftsteller, die ein Stipendium erhalten haben, an einem Restauranttisch sitzend Bücher schreiben werden.
Zur Information über die geistigen Grundlagen der Documenta sind zudem drei Bücher erschienen. Bei dem umfangreichsten, das «Buch der Bücher» heißt, handelt es sich um einen umfangreichen Katalog. Dieser enthält unter anderem auch die 100 Notizbücher, die Documenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev zur Weltkunstausstellung herausgegeben hat.
Der zweite Band mit dem Titel «Das Logbuch» dokumentiert die Vorbereitungsarbeiten zur Ausstellung und enthält zudem zahlreiche Abbildungen. Das dritte Buch mit dem Titel «Das Begleitbuch» ist ein Kurzführer zu den ausgestellten Werken mit kurzen Beschreibungen zu allen Ausstellungsorten- und Objekten. (06.06.2012)
Documenta bietet umfangreiches Programm
Kassel (epd). Die Weltkunstausstellung Documenta, die am kommenden Samstag durch Bundespräsident Joachim Gauck eröffnet wird, hält für Besucher ein umfangreiches Programm an zahlreichen Orten bereit. Unter anderem werden neun, jeweils an einem Thema orientierte Führungen zu ausgewählten Kunstwerken angeboten. Einzelbesucher der Ausstellung, die bis zum 16. September dauert, können zudem sogenannte dmaps auf ein Smartphone laden und sich damit auf eine Audiotour durch sieben der insgesamt über 40 Ausstellungsorte begeben.
Eine besondere Überraschung erwartet Filmliebhaber. Laut Programm wird es jede Woche von Mittwoch bis Samstag in einem Kasseler Kino eine Doppelvorstellung geben, in der ein verbotener sowie ein besonders beliebter Film aus ein und demselben Land und Jahr aufgeführt werden.
Wiederbelebt wird auch ein seit Jahrzehnten stillgelegtes, von Paul Bode entworfenes Kino aus dem Jahr 1952, das unter Denkmalschutz steht. Im ehemaligen «Kaskade» wird der französische Choreograph Jerome Bel unter anderem ein Theaterstück aufführen, in dem geistig behinderte Schauspieler des Zürcher Theaters HORA mitwirken. Schriftstellern bei der Arbeit zusehen können Gäste des nahe der Fulda gelegenen Restaurants «Dschingis Khan», in dem Schriftsteller, die ein Stipendium erhalten haben, an einem Restauranttisch sitzend Bücher schreiben werden.
Zur Information über die geistigen Grundlagen der Documenta sind zudem drei Bücher erschienen. Bei dem umfangreichsten, das «Buch der Bücher» heißt, handelt es sich um einen umfangreichen Katalog. Dieser enthält unter anderem auch die 100 Notizbücher, die Documenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev zur Weltkunstausstellung herausgegeben hat.
Der zweite Band mit dem Titel «Das Logbuch» dokumentiert die Vorbereitungsarbeiten zur Ausstellung und enthält zudem zahlreiche Abbildungen. Das dritte Buch mit dem Titel «Das Begleitbuch» ist ein Kurzführer zu den ausgestellten Werken mit kurzen Beschreibungen zu allen Ausstellungsorten- und Objekten. (06.06.2012)