Die 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen trat vom 14. - 23. Februar 2006 in Porto Alegre (Brasilien) unter dem Thema «In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt» zusammen.
Aus diesem Anlass haben wir Ihnen ein Themenpaket zusammengestellt, in dem Sie sich umfassend über die Vollversammlung und den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) informieren können.
Ökumenischer Rat der Kirchen
9. ÖRK-Vollversammlung in Porto Alegre

Die 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen trat vom 14. - 23. Februar 2006 in Porto Alegre (Brasilien) unter dem Thema «In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt» zusammen.
Aus diesem Anlass haben wir Ihnen ein Themenpaket zusammengestellt, in dem Sie sich umfassend über die Vollversammlung und den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) informieren können.
Kassel (medio). In einem ausführlichen Interview mit der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» hat der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, kurz nach seiner Rückkehr von der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Porto Alegre eine Bilanz der Vollversammlung gezogen und Perspektiven der zukünftigen Zusammenarbeit aufgezeigt.
Hein forderte in dem Interview: «Die ökumenische Bewegung muss wieder Fahrt bekommen». Er unterstrich, dass der Ökumenische Rat dabei eine führende Rolle gewinnen müsse. Es reiche nicht aus, sich nur mit Strukturfragen zu beschäftigen, sondern der Rat müsse neue Impulse geben, «dass Kirchen aufeinander zugehen und wir deutlicher als bisher als Christen in dieser Welt erkennbar sind», sagte Hein.
Der Kasseler Bischof zeigte sich beeindruckt von der «bunten Vielfalt unterschiedlicher Kirchen, die vereint sind im Ökumenischen Rat und damit auch im gemeinsamen Glauben» und betonte die Wichtigkeit des Weltkirchentreffens: «Ich möchte der Einschätzung, es habe sich weitgehend um eine belanglose Veranstaltung gehandelt, widersprechen. Wir brauchen den Ökumenischen Rat der Kirchen als ein Forum, um in dieser Welt gegenüber anderen großen Organisationen deutlich unsere Stimme als Christen erheben zu können», so Hein gegenüber medio. Für die Zukunft forderte Hein eine Konzentration der Aufgaben am Sitz des Ökumenischen Rates in Genf. «Wir müssen weniger tun und die Aufgaben begrenzen, aber wir müssen das, was wir tun, gut machen», betonte Hein.
Deutsche nicht nur Globalisierungsgewinner - Gegen Klassenkampfparolen
Hinsichtlich der Globalisierungsdebatte, die in Porto Alegre geführt wurde, unterstrich Hein, dass durch den freien Austausch von Waren und von Arbeitsplätzen manche Regionen sehr stark ins Hintertreffen gerieten. Daher sei es verständlich, dass die Kirchen hier für die Armen eintreten. Es genüge aber nicht, hier «Klassenkampfparolen» wieder zu beleben, so Hein. Er mahnte in diesem Zusammenhang mehr differenzierten Sachverstand an und bedauerte, dass dieser in Porto Alegre manchmal zugunsten einer «kämpferischen Rhetorik» verloren gegangen sei.
Die Deutschen seien, so Hein, «mitnichten nur Globalisierungsgewinner», was ihnen allerdings oft von Vertretern der südlichen Erdkugel unterstellt oder vorgeworfen werde. «Sondern wir sind inzwischen auch Verlierer dieser globalen Situation», sagte der Bischof. Es komme jetzt verstärkt darauf an, global zu denken und den Bedingungen vor Ort entsprechend zu handeln.
Konsensverfahren einüben - Fragen der Bio- und Gentechnik nach vorne bringen
Zum umstrittenen, in Porto Alegre erstmals auf einer Vollversammlung des ÖRK praktizierten «Konsensverfahren» äußerte sich der Bischof positiv: «Insgesamt ist es ein durchaus sinnvolles Verfahren, das allerdings in den nächsten Jahren noch eingeübt werden muss», sagte Hein, der auf der Vollversammlung wieder in den Zentralausschuss des ÖRK gewählt wurde. In diesem Gremium will Hein sich verstärkt für eine Diskussion der Fragen der Lebenswissenschaften einsetzen. Sein Anliegen sei es, die Fragen der Bio- und Gen-Technologie weiter nach vorne zu bringen. Der Bischof unterstrich, dass nach seiner Auffassung die Fragen der neuen Technologien das Menschenbild im 21. Jahrhundert entscheidend bestimmen werden.
Skepsis gegenüber «Weltkirchentag» - Plädoyer für Konzentration der Arbeit des ÖRK
Hein äußerte sich auch zur Zukunft der Vollversammlung des ÖRK: «Die einen bevorzugen eine Entwicklung hin zu einer Art Weltkirchentag - gewissermaßen das deutsche Modell auf Weltebene, wo unterschiedlichste Initiativen und Aktionen sich präsentieren um miteinander ins Gespräch zu kommen. Andere, zu denen ich selbst gehöre, befürworten eher die Konzentration der Arbeit in der Vollversammlung als dem maßgeblichen Entscheidungsgremium, dass die Leitlinien für die jeweilige siebenjährige Arbeit in Genf festlegt» sagte der Bischof. Darüber müsse jetzt diskutiert werden. (03.03.2006)
Interview mit Bischof Hein zur ÖRK-Vollversammlung: «Ökumenische Bewegung muss wieder Fahrt bekommen»

Bischof Dr. Martin Hein: «Wir brauchen den Ökumenischen Rat der Kirchen als ein Forum, um in dieser Welt deutlich unsere Stimme als Christen erheben zu können.» (Foto: medio.tv/ schauderna)
Kassel (medio). In einem ausführlichen Interview mit der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» hat der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, kurz nach seiner Rückkehr von der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Porto Alegre eine Bilanz der Vollversammlung gezogen und Perspektiven der zukünftigen Zusammenarbeit aufgezeigt.
Hein forderte in dem Interview: «Die ökumenische Bewegung muss wieder Fahrt bekommen». Er unterstrich, dass der Ökumenische Rat dabei eine führende Rolle gewinnen müsse. Es reiche nicht aus, sich nur mit Strukturfragen zu beschäftigen, sondern der Rat müsse neue Impulse geben, «dass Kirchen aufeinander zugehen und wir deutlicher als bisher als Christen in dieser Welt erkennbar sind», sagte Hein.
Der Kasseler Bischof zeigte sich beeindruckt von der «bunten Vielfalt unterschiedlicher Kirchen, die vereint sind im Ökumenischen Rat und damit auch im gemeinsamen Glauben» und betonte die Wichtigkeit des Weltkirchentreffens: «Ich möchte der Einschätzung, es habe sich weitgehend um eine belanglose Veranstaltung gehandelt, widersprechen. Wir brauchen den Ökumenischen Rat der Kirchen als ein Forum, um in dieser Welt gegenüber anderen großen Organisationen deutlich unsere Stimme als Christen erheben zu können», so Hein gegenüber medio. Für die Zukunft forderte Hein eine Konzentration der Aufgaben am Sitz des Ökumenischen Rates in Genf. «Wir müssen weniger tun und die Aufgaben begrenzen, aber wir müssen das, was wir tun, gut machen», betonte Hein.
Deutsche nicht nur Globalisierungsgewinner - Gegen Klassenkampfparolen
Hinsichtlich der Globalisierungsdebatte, die in Porto Alegre geführt wurde, unterstrich Hein, dass durch den freien Austausch von Waren und von Arbeitsplätzen manche Regionen sehr stark ins Hintertreffen gerieten. Daher sei es verständlich, dass die Kirchen hier für die Armen eintreten. Es genüge aber nicht, hier «Klassenkampfparolen» wieder zu beleben, so Hein. Er mahnte in diesem Zusammenhang mehr differenzierten Sachverstand an und bedauerte, dass dieser in Porto Alegre manchmal zugunsten einer «kämpferischen Rhetorik» verloren gegangen sei.
Die Deutschen seien, so Hein, «mitnichten nur Globalisierungsgewinner», was ihnen allerdings oft von Vertretern der südlichen Erdkugel unterstellt oder vorgeworfen werde. «Sondern wir sind inzwischen auch Verlierer dieser globalen Situation», sagte der Bischof. Es komme jetzt verstärkt darauf an, global zu denken und den Bedingungen vor Ort entsprechend zu handeln.
Konsensverfahren einüben - Fragen der Bio- und Gentechnik nach vorne bringen
Zum umstrittenen, in Porto Alegre erstmals auf einer Vollversammlung des ÖRK praktizierten «Konsensverfahren» äußerte sich der Bischof positiv: «Insgesamt ist es ein durchaus sinnvolles Verfahren, das allerdings in den nächsten Jahren noch eingeübt werden muss», sagte Hein, der auf der Vollversammlung wieder in den Zentralausschuss des ÖRK gewählt wurde. In diesem Gremium will Hein sich verstärkt für eine Diskussion der Fragen der Lebenswissenschaften einsetzen. Sein Anliegen sei es, die Fragen der Bio- und Gen-Technologie weiter nach vorne zu bringen. Der Bischof unterstrich, dass nach seiner Auffassung die Fragen der neuen Technologien das Menschenbild im 21. Jahrhundert entscheidend bestimmen werden.
Skepsis gegenüber «Weltkirchentag» - Plädoyer für Konzentration der Arbeit des ÖRK
Hein äußerte sich auch zur Zukunft der Vollversammlung des ÖRK: «Die einen bevorzugen eine Entwicklung hin zu einer Art Weltkirchentag - gewissermaßen das deutsche Modell auf Weltebene, wo unterschiedlichste Initiativen und Aktionen sich präsentieren um miteinander ins Gespräch zu kommen. Andere, zu denen ich selbst gehöre, befürworten eher die Konzentration der Arbeit in der Vollversammlung als dem maßgeblichen Entscheidungsgremium, dass die Leitlinien für die jeweilige siebenjährige Arbeit in Genf festlegt» sagte der Bischof. Darüber müsse jetzt diskutiert werden. (03.03.2006)
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Lesen Sie hier das medio-Interview mit Bischof Dr. Martin Hein im Wortlaut:
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Hören Sie hier einen Beitrag zum Thema von Christian Fischer:
Porto Alegre (epd). Die Deutsche Delegation hat eine gemischte Bilanz der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Brasilien gezogen. Eine «zündende Idee» oder «Vision» habe während der Plenarsitzungen gefehlt, erklärte der Kasseler Bischof Dr. Martin Hein. Die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann, die die Delegation leitetet, habe eine «offene Plenardebatte über die brennenden theologischen Fragen Kirchenverständnis, Abendmahl und Frauenordination» vermisst, sagte sie zum Abschluss der zehntägigen Kirchenkonferenz in Porto Alegre dem epd. Das zum ersten Mal angewandte Konsensverfahren sei «mühsam und aufgesetzt» gewesen, so Käßmann.
EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe begrüßte dagegen das Konsensverfahren. Dieses sei insgesamt akzeptiert worden, dauere nicht länger als bisherige Abstimmungen und gebe den Minderheitskirchen mehr Raum sich einzubringen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Orthodoxen und Protestanten habe sich entscheidend verbessert. Bischof Hein wertete die Vollversammlung in weiten Teilen als «Weltkirchentag». Denen, die nicht anwesend waren, sei dessen Bedeutung nur schwer zu vermitteln. Hein: «Insofern war die Vollversammlung insgesamt unauffällig.»
Bischof Hein in ÖRK-Zentralausschuss gewählt
Die ÖRK-Vollversammlung hat fünf Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in den ÖRK-Zentralausschuss gewählt. Die Delegierten des Weltkirchenrates votierten am Mittwochabend (22.2.) für Bischof Dr. Martin Hein (Kassel) und den EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe.
Gewählt wurden zudem Pfarrerin Heike Bosien (Stuttgart), Superintendent Frank Schürer-Behrmann von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Studentin der evangelischen Theologie, Christina Biere, von der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Der Zentralausschuss bildet mit rund 150 Mitglieder zwischen den Vollversammlungen das höchste ÖRK-Leitungsgremium. Er führt die von der Vollversammlung angenommenen Richtlinien aus, prüft und überwacht die Programme und beschließt den ÖRK-Haushalt. (23.02.2006)
9. ÖRK-Vollversammlung in Porto Alegre
Deutsche Delegation zieht gemischte Bilanz - Bischof Hein in ÖRK-Zentralausschuss gewählt
Porto Alegre (epd). Die Deutsche Delegation hat eine gemischte Bilanz der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Brasilien gezogen. Eine «zündende Idee» oder «Vision» habe während der Plenarsitzungen gefehlt, erklärte der Kasseler Bischof Dr. Martin Hein. Die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann, die die Delegation leitetet, habe eine «offene Plenardebatte über die brennenden theologischen Fragen Kirchenverständnis, Abendmahl und Frauenordination» vermisst, sagte sie zum Abschluss der zehntägigen Kirchenkonferenz in Porto Alegre dem epd. Das zum ersten Mal angewandte Konsensverfahren sei «mühsam und aufgesetzt» gewesen, so Käßmann.
EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe begrüßte dagegen das Konsensverfahren. Dieses sei insgesamt akzeptiert worden, dauere nicht länger als bisherige Abstimmungen und gebe den Minderheitskirchen mehr Raum sich einzubringen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Orthodoxen und Protestanten habe sich entscheidend verbessert. Bischof Hein wertete die Vollversammlung in weiten Teilen als «Weltkirchentag». Denen, die nicht anwesend waren, sei dessen Bedeutung nur schwer zu vermitteln. Hein: «Insofern war die Vollversammlung insgesamt unauffällig.»
Bischof Hein in ÖRK-Zentralausschuss gewählt
Die ÖRK-Vollversammlung hat fünf Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in den ÖRK-Zentralausschuss gewählt. Die Delegierten des Weltkirchenrates votierten am Mittwochabend (22.2.) für Bischof Dr. Martin Hein (Kassel) und den EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe.
Gewählt wurden zudem Pfarrerin Heike Bosien (Stuttgart), Superintendent Frank Schürer-Behrmann von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Studentin der evangelischen Theologie, Christina Biere, von der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Der Zentralausschuss bildet mit rund 150 Mitglieder zwischen den Vollversammlungen das höchste ÖRK-Leitungsgremium. Er führt die von der Vollversammlung angenommenen Richtlinien aus, prüft und überwacht die Programme und beschließt den ÖRK-Haushalt. (23.02.2006)
Von Stephan Cezanne (epd)
Porto Alegre (epd). Geräuschlos hat der Ökumenische Rat der Kirchen am Donnerstag (23.02.) seine 9. Vollversammlung im brasilianischen Porto Alegre abgewickelt. Manch erwarteter Konflikt blieb aus: Protestanten und Orthodoxe, die sich sonst misstrauisch begegneten, verhielten sich friedlich. Differenzen zwischen Kirchen aus armen Ländern und denen aus Industriestaaten um die Globalisierung wurden unter den Teppich gekehrt. Die rund 4.000 Teilnehmer feierten fröhlich einen zehntägigen «Weltkirchentag». Weltweit für Aufsehen sorgte nur der Protest US-amerikanischer Kirchen gegen die Bush-Regierung wegen des Irak-Krieges.
Die Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zog eine sehr gemischte Bilanz. Der Kasseler Bischof Dr. Martin Hein, der wieder in den ÖRK- Zentralausschuss gewählt wurde, vermisste «zündende Ideen» und Visionen für Reform der ökumenischen Bewegung. Sie habe eine Debatte um die brennenden theologischen Fragen Kirchenverständnis, Abendmahl und Frauenordination vermisst, beklagt die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann. Insgesamt zeigte sich die EKD-Delegationsleiterin enttäuscht. In der Ökumene müsste bereits viel mehr möglich sein, mahnte Käßmann ungeduldig.
Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Thomas Wipf, bezeichnete die Arbeitsbedingungen bei den erstmals im Konsens getätigten Abstimmungen als «nicht optimal». Positiv gab sich Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter (Lübeck), die viel «Lebendigkeit und spirituelle Kraft» ausmachte.
Für Missfallen und Unmut sorgte bei allem Harmoniestreben die Tagungsregie. So beklagten viele Delegierte die fehlende Aussprache über einen Gebetsaufruf zur Reform der Weltwirtschaft. Einige empörten sich, das Dokument befördere einseitig Kapitalismuskritik und sei nicht von wirtschaftlichem Sachverstand getrübt. Auch der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, konnte in dieser Sache nicht vermitteln. Die Globalisierung, betonte er in Porto Alegre, habe viele Gesichter: Zum einen könnten hasserfüllte Gewaltdemos gegen die Mohammed-Karikaturen weltweit organisiert werden. In kurzer Zeit seien aber internationale Hilfsaktionen für Katastrophen-Opfer wie etwa nach dem Tsunami möglich.
Der Weltkirchenrat müsse zwar weiter die Stimme der Armen und Benachteiligten der Welt sein, meinte der Ökumene-Experte Reinhard Frieling ein. Zugleich dürfe der ÖRK aber nicht beim «Aufschrei des Einzelnen» stehen bleiben. Nötig sei der Dialog mit Experten über eine gerechte Weltwirtschaftsordnung, der bisher unterblieben sei. Frieling: «Unsere Ethik muss auch politikfähig gemacht werden.» Ansonsten werde der Weltkirchenrat nicht mehr ernst genommen. Wie Frieling bemängelten auch andere Teilnehmer die einseitige Parteinahme des Weltkirchenrates beim Nahost-Konflikt zu Gunsten der Palästinenser. Damit könne der ÖRK nicht zur Versöhnung beitragen.
Stargast der Vollversammlung war der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper. Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen stellte klar, dass der Vatikan auch in Zukunft allein schon aus strukturellen Gründen nicht dem ÖRK beitreten wird. Die römisch-katholische Kirche zählt rund eine Milliarde, der Weltkirchenrat rund 560 Millionen Mitglieder. Kasper warb aber für konkrete Ziele in der Ökumene wie wechselseitige Anerkennung der Taufe und einen gemeinsamen Termin der Kirchen für das Osterfest.
Während der Austausch mit den Katholiken berechenbar bleibt, betrat der ÖRK mit der Ausweitung seines Dialogs auf die Pfingstkirchen Neuland. Diese Kontakte gelten seit langem als diffizil. Den Pfingstlern ist der Weltkirchenrat zu liberal, zu politisch und zu wenig fromm. Doch an einem Dialog sind beide Seiten interessiert. Immerhin gilt die Pfingstbewegung als der am stärksten wachsende Zweig der Christenheit mit zurzeit zwischen geschätzten 400 bis 600 Millionen Anhängern. Für diese Annäherung könnte von Porto Alegre ein Signal ausgehen. (28.02.2006)
Ökumene der leisen Töne
Vollversammlung war mehr Weltkirchentag statt Diskussionsforum
Von Stephan Cezanne (epd)
Porto Alegre (epd). Geräuschlos hat der Ökumenische Rat der Kirchen am Donnerstag (23.02.) seine 9. Vollversammlung im brasilianischen Porto Alegre abgewickelt. Manch erwarteter Konflikt blieb aus: Protestanten und Orthodoxe, die sich sonst misstrauisch begegneten, verhielten sich friedlich. Differenzen zwischen Kirchen aus armen Ländern und denen aus Industriestaaten um die Globalisierung wurden unter den Teppich gekehrt. Die rund 4.000 Teilnehmer feierten fröhlich einen zehntägigen «Weltkirchentag». Weltweit für Aufsehen sorgte nur der Protest US-amerikanischer Kirchen gegen die Bush-Regierung wegen des Irak-Krieges.
Die Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zog eine sehr gemischte Bilanz. Der Kasseler Bischof Dr. Martin Hein, der wieder in den ÖRK- Zentralausschuss gewählt wurde, vermisste «zündende Ideen» und Visionen für Reform der ökumenischen Bewegung. Sie habe eine Debatte um die brennenden theologischen Fragen Kirchenverständnis, Abendmahl und Frauenordination vermisst, beklagt die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann. Insgesamt zeigte sich die EKD-Delegationsleiterin enttäuscht. In der Ökumene müsste bereits viel mehr möglich sein, mahnte Käßmann ungeduldig.
Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Thomas Wipf, bezeichnete die Arbeitsbedingungen bei den erstmals im Konsens getätigten Abstimmungen als «nicht optimal». Positiv gab sich Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter (Lübeck), die viel «Lebendigkeit und spirituelle Kraft» ausmachte.
Für Missfallen und Unmut sorgte bei allem Harmoniestreben die Tagungsregie. So beklagten viele Delegierte die fehlende Aussprache über einen Gebetsaufruf zur Reform der Weltwirtschaft. Einige empörten sich, das Dokument befördere einseitig Kapitalismuskritik und sei nicht von wirtschaftlichem Sachverstand getrübt. Auch der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, konnte in dieser Sache nicht vermitteln. Die Globalisierung, betonte er in Porto Alegre, habe viele Gesichter: Zum einen könnten hasserfüllte Gewaltdemos gegen die Mohammed-Karikaturen weltweit organisiert werden. In kurzer Zeit seien aber internationale Hilfsaktionen für Katastrophen-Opfer wie etwa nach dem Tsunami möglich.
Der Weltkirchenrat müsse zwar weiter die Stimme der Armen und Benachteiligten der Welt sein, meinte der Ökumene-Experte Reinhard Frieling ein. Zugleich dürfe der ÖRK aber nicht beim «Aufschrei des Einzelnen» stehen bleiben. Nötig sei der Dialog mit Experten über eine gerechte Weltwirtschaftsordnung, der bisher unterblieben sei. Frieling: «Unsere Ethik muss auch politikfähig gemacht werden.» Ansonsten werde der Weltkirchenrat nicht mehr ernst genommen. Wie Frieling bemängelten auch andere Teilnehmer die einseitige Parteinahme des Weltkirchenrates beim Nahost-Konflikt zu Gunsten der Palästinenser. Damit könne der ÖRK nicht zur Versöhnung beitragen.
Stargast der Vollversammlung war der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper. Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen stellte klar, dass der Vatikan auch in Zukunft allein schon aus strukturellen Gründen nicht dem ÖRK beitreten wird. Die römisch-katholische Kirche zählt rund eine Milliarde, der Weltkirchenrat rund 560 Millionen Mitglieder. Kasper warb aber für konkrete Ziele in der Ökumene wie wechselseitige Anerkennung der Taufe und einen gemeinsamen Termin der Kirchen für das Osterfest.
Während der Austausch mit den Katholiken berechenbar bleibt, betrat der ÖRK mit der Ausweitung seines Dialogs auf die Pfingstkirchen Neuland. Diese Kontakte gelten seit langem als diffizil. Den Pfingstlern ist der Weltkirchenrat zu liberal, zu politisch und zu wenig fromm. Doch an einem Dialog sind beide Seiten interessiert. Immerhin gilt die Pfingstbewegung als der am stärksten wachsende Zweig der Christenheit mit zurzeit zwischen geschätzten 400 bis 600 Millionen Anhängern. Für diese Annäherung könnte von Porto Alegre ein Signal ausgehen. (28.02.2006)
Porto Alegre/Frankfurt (medio). In der Kirchensendung «Kreuz und Quer» beim hessischen Privatsender Hit Radio FFH sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Sonntagmorgen in einem Telefoninterview: «Ich erwarte mir klare Ziele, dass die ökumenische Bewegung wieder mehr Schwung bekommt, dadurch dass sie sich an ihre Wurzeln erinnert, an die gemeinsame Spiritualität in unterschiedlicher Form.»
Hein ist einer der rund 3000 Teilnehmer der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Porto Alegre/Brasilien, bei der sich Vertreter aus fast 350 Kirchen in 120 Ländern treffen.
Im Blick auf die heftige Diskussion über die Globalisierung sprach sich Hein dafür aus, sich bei aller Verschiedenheit auf die gemeinsame Grundlage des Evangeliums von Jesus Christus zu besinnen. Dies drücke sich auch darin aus, dass viele Kirchengemeinden in Kurhessen-Waldeck einen Gottesdienst mit Elementen aus der weltweiten Christenheit gefeiert haben, um dadurch eine innere Verbindung weit über Europa hinaus nach Brasilien herzustellen. (20.02.2006)
ÖRK-Vollversammlung
Bischof Hein erwartet «mehr Schwung in der Ökumene»
Porto Alegre/Frankfurt (medio). In der Kirchensendung «Kreuz und Quer» beim hessischen Privatsender Hit Radio FFH sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Sonntagmorgen in einem Telefoninterview: «Ich erwarte mir klare Ziele, dass die ökumenische Bewegung wieder mehr Schwung bekommt, dadurch dass sie sich an ihre Wurzeln erinnert, an die gemeinsame Spiritualität in unterschiedlicher Form.»
Hein ist einer der rund 3000 Teilnehmer der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Porto Alegre/Brasilien, bei der sich Vertreter aus fast 350 Kirchen in 120 Ländern treffen.
Im Blick auf die heftige Diskussion über die Globalisierung sprach sich Hein dafür aus, sich bei aller Verschiedenheit auf die gemeinsame Grundlage des Evangeliums von Jesus Christus zu besinnen. Dies drücke sich auch darin aus, dass viele Kirchengemeinden in Kurhessen-Waldeck einen Gottesdienst mit Elementen aus der weltweiten Christenheit gefeiert haben, um dadurch eine innere Verbindung weit über Europa hinaus nach Brasilien herzustellen. (20.02.2006)
Porto Alegre (epd). Der Weltkirchenrat drängt auf eine grundlegende Reform der Weltwirtschaft. Durch die Konzentration von Reichtum und Macht in den Händen einiger weniger und die Zerstörung der Erde werde die «skandalöse Armut im Süden und immer mehr auch im Norden noch verschlimmert», erklärten die Delegierten der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) am Donnerstag im brasilianischen Porto Alegre in einem Gebetsaufruf. Darin werden eine gerechte Handels- und Kreditpolitik sowie eine regulierende Kontrolle der globalen Finanzmärkte gefordert.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber hatte als Moderator des ÖRK-Forums zur Weltwirtschaft erklärt, Menschenwürde, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit seien die elementaren Werte, an denen wirtschaftliches Handeln zu messen sei. Die Globalisierung habe viele Gesichter. Huber: «Zu ihnen gehört, dass Hass weltweit organisiert und verbreitet werden kann.» Zeichen dafür seien die gewalttätigen Demonstrationen gegen die Mohammed-Karikaturen. Zu den Chancen der Globalisierung gehöre aber auch, dass in kurzer Zeit eine weltweite Hilfsaktion für die Opfer des Tsunami aufgebaut werden konnte.
Gebetsaufruf für «alternative Globalisierung im Dienst von Menschen und Erde» in deutscher Delegation umstritten
Der Gebetsaufruf für «alternative Globalisierung im Dienst von Menschen und Erde» ist in der deutschen Delegation umstritten. Mehrere EKD-Vertreter verurteilten die zum Teil scharfe Kapitalismus-Kritik in dem ÖRK-Appell. Der Kasseler Bischof Dr. Martin Hein kritisierte, dass es dem Papier massiv an wirtschaftlicher Sachkenntnis mangele. Einige Inhalte seien »grotesk» und in Deutschland kaum zu vermitteln. Auch EKD-Delegationsleiterin Margot Käßmann (Hannover) zeigte sich überrascht. Sie hätte vorher gern über das Papier diskutiert, sagte sie in Porto Alegre dem epd. Der Gebetsaufruf durch die Vollversammlung gibt dem umstrittenen Text einen offiziellen Charakter.
Der so genannte Agape-Aufruf des Weltkirchenrats für alternative Globalisierung war bereits im Vorfeld der ÖRK-Vollversammlung umstritten. Besonders Kirchen aus dem Süden hatten zu einer Totalkritik der Globalisierung aufgerufen und indirekt vor allem die US-Wirtschaftspolitik an den Pranger gestellt. Kirchen aus Industrieländern sprachen sich für eine moderate Lenkung der Globalisierung in Richtung soziale Marktwirtschaft aus. Diese Diskussion sei jetzt völlig ignoriert worden, meinten Mitglieder der deutschen Delegation. (17.02.2006)
Deutsche Delegierte empört über Schärfe der ÖRK-Kapitalismuskritik
Weltkirchenrat kritisiert wachsende Kluft zwischen Arm und Reich
Porto Alegre (epd). Der Weltkirchenrat drängt auf eine grundlegende Reform der Weltwirtschaft. Durch die Konzentration von Reichtum und Macht in den Händen einiger weniger und die Zerstörung der Erde werde die «skandalöse Armut im Süden und immer mehr auch im Norden noch verschlimmert», erklärten die Delegierten der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) am Donnerstag im brasilianischen Porto Alegre in einem Gebetsaufruf. Darin werden eine gerechte Handels- und Kreditpolitik sowie eine regulierende Kontrolle der globalen Finanzmärkte gefordert.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber hatte als Moderator des ÖRK-Forums zur Weltwirtschaft erklärt, Menschenwürde, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit seien die elementaren Werte, an denen wirtschaftliches Handeln zu messen sei. Die Globalisierung habe viele Gesichter. Huber: «Zu ihnen gehört, dass Hass weltweit organisiert und verbreitet werden kann.» Zeichen dafür seien die gewalttätigen Demonstrationen gegen die Mohammed-Karikaturen. Zu den Chancen der Globalisierung gehöre aber auch, dass in kurzer Zeit eine weltweite Hilfsaktion für die Opfer des Tsunami aufgebaut werden konnte.
Gebetsaufruf für «alternative Globalisierung im Dienst von Menschen und Erde» in deutscher Delegation umstritten
Der Gebetsaufruf für «alternative Globalisierung im Dienst von Menschen und Erde» ist in der deutschen Delegation umstritten. Mehrere EKD-Vertreter verurteilten die zum Teil scharfe Kapitalismus-Kritik in dem ÖRK-Appell. Der Kasseler Bischof Dr. Martin Hein kritisierte, dass es dem Papier massiv an wirtschaftlicher Sachkenntnis mangele. Einige Inhalte seien »grotesk» und in Deutschland kaum zu vermitteln. Auch EKD-Delegationsleiterin Margot Käßmann (Hannover) zeigte sich überrascht. Sie hätte vorher gern über das Papier diskutiert, sagte sie in Porto Alegre dem epd. Der Gebetsaufruf durch die Vollversammlung gibt dem umstrittenen Text einen offiziellen Charakter.
Der so genannte Agape-Aufruf des Weltkirchenrats für alternative Globalisierung war bereits im Vorfeld der ÖRK-Vollversammlung umstritten. Besonders Kirchen aus dem Süden hatten zu einer Totalkritik der Globalisierung aufgerufen und indirekt vor allem die US-Wirtschaftspolitik an den Pranger gestellt. Kirchen aus Industrieländern sprachen sich für eine moderate Lenkung der Globalisierung in Richtung soziale Marktwirtschaft aus. Diese Diskussion sei jetzt völlig ignoriert worden, meinten Mitglieder der deutschen Delegation. (17.02.2006)
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Ausführliche Informationen zur Vollversammlung und zum Ökumenischen Rat der Kirchen finden Sie unter:
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Arbeitshilfe des Ökumenedezernats des Landeskirchenamtes der EKKW für Gottesdienste und Veranstaltungen anlässlich der Vollversammlung:
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Den so genannten Agape-Aufruf der ÖRK-Vollversammlung mit dem Titel «Alternative Globalisierung im Dienst von Menschen und Erde» finden Sie hier:
Genf/Porto Alegre (epd). Die Globalisierung und die Zukunft der Ökumene stehen auf der 9. Vollversammlung des Weltkirchenrates vom 14. bis 23. Februar im brasilianischen Porto Alegre im Mittelpunkt. Die Kirchen wollen sich für mehr wirtschaftliche Gerechtigkeit einsetzen, teilte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf mit. Ein weiteres Hauptthema der Tagung, zu der mehr als 3.000 Delegierte aus mehr als 340 Kirchen von allen Kontinenten erwartet werden, ist die Suche nach mehr Einheit unter den unterschiedlichen christlichen Traditionen.
Die Versammlung unter dem Thema «In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt» soll ein Zeichen gegen quälende Armut und Ungleichheit in vielen Ländern setzen. In einem Appell will der über 500 Millionen Christen repräsentierende ÖRK zudem gerechtere Handelsbeziehungen, eine verantwortliche Anlage- und Kreditpolitik, einen bedingungslosen Schuldenerlass für arme Länder, die Regulierung globaler Finanzmärkte sowie einen umfassenden Umweltschutz fordern.
Diese Themen seien wichtig für die Zukunft der Christenheit, erklärte ÖRK-Generalsekretär Samuel Kobia: «Die bevorstehende Vollversammlung wird ganz sicher Spuren in der Geschichte der ökumenischen Bewegung hinterlassen.» Das Thema Globalisierung birgt einigen Konfliktstoff. Während Kirchen im Süden der Welt zu einer Totalkritik aufrufen und vor allem die US-Wirtschaftspolitik an den Pranger stellen, wollen die Kirchen aus Industriestaaten diesen Prozess sozial gerechter gestalten. In Porto Alegre soll ein Ausgleich gesucht werden.
Dem Weltkirchenrat gehören die meisten orthodoxen Kirchen, Lutheraner und Reformierte sowie Baptisten, Methodisten und Anglikaner an. Dazu kommen viele unabhängige Kirchen. Die katholische Kirche ist kein ÖRK-Mitglied, arbeitet jedoch in wichtigen Gremien mit. Der Austausch mit den rasant wachsenden Pfingstkirchen, die vor allem durch ein intensives Gebetsleben geprägt sind, soll in Porto Alegre eine wichtige Rolle spielen. Experten schätzen, dass die charismatisch-pfingstkirchliche Bewegung weltweit rund 400 Millionen Anhänger hat.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wird mit einer rund 20 Personen umfassenden Delegation an der Vollversammlung teilnehmen, die von der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann geleitet wird. Dazu kommen unter anderen der EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe, Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter (Lübeck) sowie die Landesbischöfe Martin Hein (Kassel) und Friedrich Weber (Braunschweig). Ehrengast in Porto Alegre ist der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber.
Mehr als 100 Theologen werden parallel zur 9. ÖRK-Vollversammlung an dem internationalen Ökumenischen Kongress 2006 mit dem Thema «Mission und Ökumenismus in Lateinamerika» außerhalb Porto Alegres teilnehmen. Dazu werden auch die früheren ÖRK-Generalsekretäre Konrad Raiser (Deutschland) und Emilio Castro (Uruguay) erwartet. (08.02.2006)
Globalisierung im Mittelpunkt von ÖRK-Vollversammlung in Brasilien

Ort der Vollversammlung: Das CEPUC (Konferenzzentrum) der Päpstlichen Katholischen Universität von Rio Grande do Sul. (Foto: J.N. Bazin / WCC)
Genf/Porto Alegre (epd). Die Globalisierung und die Zukunft der Ökumene stehen auf der 9. Vollversammlung des Weltkirchenrates vom 14. bis 23. Februar im brasilianischen Porto Alegre im Mittelpunkt. Die Kirchen wollen sich für mehr wirtschaftliche Gerechtigkeit einsetzen, teilte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf mit. Ein weiteres Hauptthema der Tagung, zu der mehr als 3.000 Delegierte aus mehr als 340 Kirchen von allen Kontinenten erwartet werden, ist die Suche nach mehr Einheit unter den unterschiedlichen christlichen Traditionen.
Die Versammlung unter dem Thema «In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt» soll ein Zeichen gegen quälende Armut und Ungleichheit in vielen Ländern setzen. In einem Appell will der über 500 Millionen Christen repräsentierende ÖRK zudem gerechtere Handelsbeziehungen, eine verantwortliche Anlage- und Kreditpolitik, einen bedingungslosen Schuldenerlass für arme Länder, die Regulierung globaler Finanzmärkte sowie einen umfassenden Umweltschutz fordern.
Diese Themen seien wichtig für die Zukunft der Christenheit, erklärte ÖRK-Generalsekretär Samuel Kobia: «Die bevorstehende Vollversammlung wird ganz sicher Spuren in der Geschichte der ökumenischen Bewegung hinterlassen.» Das Thema Globalisierung birgt einigen Konfliktstoff. Während Kirchen im Süden der Welt zu einer Totalkritik aufrufen und vor allem die US-Wirtschaftspolitik an den Pranger stellen, wollen die Kirchen aus Industriestaaten diesen Prozess sozial gerechter gestalten. In Porto Alegre soll ein Ausgleich gesucht werden.
Dem Weltkirchenrat gehören die meisten orthodoxen Kirchen, Lutheraner und Reformierte sowie Baptisten, Methodisten und Anglikaner an. Dazu kommen viele unabhängige Kirchen. Die katholische Kirche ist kein ÖRK-Mitglied, arbeitet jedoch in wichtigen Gremien mit. Der Austausch mit den rasant wachsenden Pfingstkirchen, die vor allem durch ein intensives Gebetsleben geprägt sind, soll in Porto Alegre eine wichtige Rolle spielen. Experten schätzen, dass die charismatisch-pfingstkirchliche Bewegung weltweit rund 400 Millionen Anhänger hat.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wird mit einer rund 20 Personen umfassenden Delegation an der Vollversammlung teilnehmen, die von der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann geleitet wird. Dazu kommen unter anderen der EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe, Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter (Lübeck) sowie die Landesbischöfe Martin Hein (Kassel) und Friedrich Weber (Braunschweig). Ehrengast in Porto Alegre ist der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber.
Mehr als 100 Theologen werden parallel zur 9. ÖRK-Vollversammlung an dem internationalen Ökumenischen Kongress 2006 mit dem Thema «Mission und Ökumenismus in Lateinamerika» außerhalb Porto Alegres teilnehmen. Dazu werden auch die früheren ÖRK-Generalsekretäre Konrad Raiser (Deutschland) und Emilio Castro (Uruguay) erwartet. (08.02.2006)
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Ausführliche Informationen zur Vollversammlung und zum Ökumenischen Rat der Kirchen finden Sie unter:
Porto Alegre/Kassel (medio). Die 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen tritt vom 14. - 23. Februar 2006 in Porto Alegre (Brasilien) unter dem Thema «In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt» zusammen.
Für tausende Christen aus aller Welt sei dies eine Zeit für Begegnung, Gebet, Feier und Beratung sein, teilte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mit.
Schwerpunktthemen seien u.a. wirtschaftliche Gerechtigkeit, christliche Identität in einer pluralistischen Welt, die Einheit der Kirche und die Zukunft der Ökumene.
Bischof Hein gespannt auf neue Impulse
Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, der als Mitglied des Zentralausschusses des ÖRK und Delegierter aus Deutschland an der Vollversammlung in Brasilien teilnimmt, äußerte sich kurz vor seiner Abreise in Kassel zu dem Großereignis: «Ich bin gespannt, ob es gelingen wird, der weltweiten ökumenischen Bewegung in einer Phase der Ernüchterung der Beziehungen zwischen der evangelischen und römisch-katholischen Kirche in Europa neue Impulse zu geben, damit das Zeugnis des Christusglaubens in den vielen Nöten der Welt gemeinsam getragen und in seiner Glaubwürdigkeit gestärkt wird», sagte der Bischof.
Zugleich äußerte er den Wunsch, dass während der Zeit der Vollversammlung nicht nur in Porto Alegre zentrale Fragen des christlichen Zeugnisses und Lebens in der Gegenwart besprochen werden und die ökumenische Gemeinschaft gestärkt wird. In einem Brief an die Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche lädt der Bischof alle Kirchengemeinden und Gruppen ein, dies miteinander auch in Kurhessen-Waldeck zu tun. Dazu steht eine Arbeitshilfe des Ökumenedezernats des Landeskirchenamtes der EKKW für Gottesdienste und Gruppenveranstaltungen anlässlich der Vollversammlung bereit.
Gastgeber der Vollversammlung in Brasilien sind die brasilianischen Mitgliedskirchen des ÖRK und der Nationalrat der christlichen Kirchen in Brasilien (CONIC). Tagungsort ist das CEPUC, das Konferenzzentrum der Päpstlichen Katholischen Universität von Rio Grande do Sul.
Die Vollversammlung ist das oberste legislative Organ des ÖRK und tritt alle sieben Jahre zusammen. Ihre offizielle Aufgabe ist die Überprüfung der Programme und die Festlegung der allgemeinen Ausrichtung der Arbeit des ÖRK sowie die Wahl des Präsidiums und des Zentralausschusses. Porto Alegre ist die größte Stadt Südbrasiliens mit einer Bevölkerung von 1,5 Millionen. Sie ist ein führendes Kultur- und Ausbildungszentrum und Gastgeberin des Weltsozialforums. (12.01.2006)
Ökumenischer Rat der Kirchen
ÖRK-Vollversammlung - Bischof Hein gespannt auf neue Impulse

Das Logo für die 9. Vollver- sammlung des ÖRK ist von den traditionellen christlichen Symbolen des Bootes und des Kreuzes inspiriert. (Quelle: wcc-assembly.info)
Porto Alegre/Kassel (medio). Die 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen tritt vom 14. - 23. Februar 2006 in Porto Alegre (Brasilien) unter dem Thema «In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt» zusammen.
Für tausende Christen aus aller Welt sei dies eine Zeit für Begegnung, Gebet, Feier und Beratung sein, teilte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mit.
Schwerpunktthemen seien u.a. wirtschaftliche Gerechtigkeit, christliche Identität in einer pluralistischen Welt, die Einheit der Kirche und die Zukunft der Ökumene.
Bischof Hein gespannt auf neue Impulse
Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, der als Mitglied des Zentralausschusses des ÖRK und Delegierter aus Deutschland an der Vollversammlung in Brasilien teilnimmt, äußerte sich kurz vor seiner Abreise in Kassel zu dem Großereignis: «Ich bin gespannt, ob es gelingen wird, der weltweiten ökumenischen Bewegung in einer Phase der Ernüchterung der Beziehungen zwischen der evangelischen und römisch-katholischen Kirche in Europa neue Impulse zu geben, damit das Zeugnis des Christusglaubens in den vielen Nöten der Welt gemeinsam getragen und in seiner Glaubwürdigkeit gestärkt wird», sagte der Bischof.
Zugleich äußerte er den Wunsch, dass während der Zeit der Vollversammlung nicht nur in Porto Alegre zentrale Fragen des christlichen Zeugnisses und Lebens in der Gegenwart besprochen werden und die ökumenische Gemeinschaft gestärkt wird. In einem Brief an die Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche lädt der Bischof alle Kirchengemeinden und Gruppen ein, dies miteinander auch in Kurhessen-Waldeck zu tun. Dazu steht eine Arbeitshilfe des Ökumenedezernats des Landeskirchenamtes der EKKW für Gottesdienste und Gruppenveranstaltungen anlässlich der Vollversammlung bereit.
Gastgeber der Vollversammlung in Brasilien sind die brasilianischen Mitgliedskirchen des ÖRK und der Nationalrat der christlichen Kirchen in Brasilien (CONIC). Tagungsort ist das CEPUC, das Konferenzzentrum der Päpstlichen Katholischen Universität von Rio Grande do Sul.
Die Vollversammlung ist das oberste legislative Organ des ÖRK und tritt alle sieben Jahre zusammen. Ihre offizielle Aufgabe ist die Überprüfung der Programme und die Festlegung der allgemeinen Ausrichtung der Arbeit des ÖRK sowie die Wahl des Präsidiums und des Zentralausschusses. Porto Alegre ist die größte Stadt Südbrasiliens mit einer Bevölkerung von 1,5 Millionen. Sie ist ein führendes Kultur- und Ausbildungszentrum und Gastgeberin des Weltsozialforums. (12.01.2006)
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Arbeitshilfe des Ökumenedezernats des Landeskirchenamtes der EKKW für Gottesdienste und Veranstaltungen anlässlich der Vollversammlung:
arrow_forward Interview:
Kurz vor Beginn der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Porto Alegre gab Bischof Martin Hein der Agentur idea ein Interview, das wir im Wortlaut dokumentieren:
Hannover (medio). Zu den wichtigsten Aufgaben der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die vom 14. bis 23. Februar im brasilianischen Porto Alegre stattfindet, gehört die Wahl eines neuen Zentralausschusses. Fünf Delegierte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kandidieren für das Leitungsgremium des ÖRK, teilte die Pressestelle der EKD in Hannover mit.
Außerdem seien Mitglieder der EKD-Delegation für verschiedene Vollversammlungsausschüsse vorgeschlagen worden. Auch das Präsidium des ÖRK wird in Porto Alegre neu gewählt, damit endet die Amtszeit von Eberhardt Renz, Altbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, als einer der derzeit acht Präsidentinnen und Präsidenten des ÖRK.
Dem Nominierungsausschuss der Vollversammlung wurden vom Rat der EKD folgende Kandidaten für den Zentralausschuss vorgeschlagen:
- Bischof Rolf Koppe, Auslandsbischof der EKD, Leiter der Abteilung Ausland und Ökumene im Kirchenamt der EKD (auch für Exekutivausschuss)
- Bischof Prof. Dr. Martin Hein, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
- Pfarrerin Heike Bosien, Evangelische Landeskirche in Württemberg
- Superintendent Frank Schürer-Behrmann, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburgschlesische Oberlausitz
- Stud. theol. Christina Biere, Evangelische Kirche von Westfalen
Während der Vollversammlung gäbe es folgende Ausschüsse, die von den Delegierten eingesetzt werden (in den Klammern diejenigen, die für die Mitarbeit von Seiten der EKD vorgeschlagen wurden):
- Nominierungsausschuss (Kirchenpräsident Jann Schmidt, Evangelisch-Reformierte Kirche)
- Geschäftsausschuss (Eberhardt Renz als Präsident)
- Finanzausschuss (Frau Dr. Monika Lengelsen, Evangelische Kirche im Rheinland)
- Ausschuss für die Botschaft der Vollversammlung
- Programmausschuss (Bischof Prof. Dr. Martin Hein)
- Weisungsausschuss (Superintendent Frank Schürer-Behrmann)
- Ausschuss für öffentliche Erklärungen (Pfarrerin Heike Bosien)
- Gottesdienstausschuss
- Ständiger Ausschuss für Konsens und Zusammenarbeit (Bischof Rolf Koppe)
Alle anderen Ausschüsse oder Kommissionen des ÖRK würden vom Zentralausschuss gewählt. Der Zentralausschuss hat höchstens 150 Mitglieder und bildet zwischen den Vollversammlungen das höchste Leitungsgremium des ÖRK. Er führt die von der Vollversammlung angenommenen Richtlinien aus, prüft und überwacht die Programme und beschließt den Haushalt des Rates. Die Vollversammlung wählt die Präsidentinnen und Präsidenten des ÖRK, die zugleich Mitglieder des Zentralausschusses sind. Der Exekutivausschuss wird vom Zentralausschuss gewählt und tritt in der Regel zweimal im Jahr zusammen. Der Generalsekretär ist von Amts wegen Sekretär des Zentral- und des Exekutivausschusses. (08.02.2006)
Fünf EKD-Delegierte kandidieren für ÖRK-Zentralausschuss
Hannover (medio). Zu den wichtigsten Aufgaben der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die vom 14. bis 23. Februar im brasilianischen Porto Alegre stattfindet, gehört die Wahl eines neuen Zentralausschusses. Fünf Delegierte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kandidieren für das Leitungsgremium des ÖRK, teilte die Pressestelle der EKD in Hannover mit.
Außerdem seien Mitglieder der EKD-Delegation für verschiedene Vollversammlungsausschüsse vorgeschlagen worden. Auch das Präsidium des ÖRK wird in Porto Alegre neu gewählt, damit endet die Amtszeit von Eberhardt Renz, Altbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, als einer der derzeit acht Präsidentinnen und Präsidenten des ÖRK.
Dem Nominierungsausschuss der Vollversammlung wurden vom Rat der EKD folgende Kandidaten für den Zentralausschuss vorgeschlagen:
- Bischof Rolf Koppe, Auslandsbischof der EKD, Leiter der Abteilung Ausland und Ökumene im Kirchenamt der EKD (auch für Exekutivausschuss)
- Bischof Prof. Dr. Martin Hein, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
- Pfarrerin Heike Bosien, Evangelische Landeskirche in Württemberg
- Superintendent Frank Schürer-Behrmann, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburgschlesische Oberlausitz
- Stud. theol. Christina Biere, Evangelische Kirche von Westfalen
Während der Vollversammlung gäbe es folgende Ausschüsse, die von den Delegierten eingesetzt werden (in den Klammern diejenigen, die für die Mitarbeit von Seiten der EKD vorgeschlagen wurden):
- Nominierungsausschuss (Kirchenpräsident Jann Schmidt, Evangelisch-Reformierte Kirche)
- Geschäftsausschuss (Eberhardt Renz als Präsident)
- Finanzausschuss (Frau Dr. Monika Lengelsen, Evangelische Kirche im Rheinland)
- Ausschuss für die Botschaft der Vollversammlung
- Programmausschuss (Bischof Prof. Dr. Martin Hein)
- Weisungsausschuss (Superintendent Frank Schürer-Behrmann)
- Ausschuss für öffentliche Erklärungen (Pfarrerin Heike Bosien)
- Gottesdienstausschuss
- Ständiger Ausschuss für Konsens und Zusammenarbeit (Bischof Rolf Koppe)
Alle anderen Ausschüsse oder Kommissionen des ÖRK würden vom Zentralausschuss gewählt. Der Zentralausschuss hat höchstens 150 Mitglieder und bildet zwischen den Vollversammlungen das höchste Leitungsgremium des ÖRK. Er führt die von der Vollversammlung angenommenen Richtlinien aus, prüft und überwacht die Programme und beschließt den Haushalt des Rates. Die Vollversammlung wählt die Präsidentinnen und Präsidenten des ÖRK, die zugleich Mitglieder des Zentralausschusses sind. Der Exekutivausschuss wird vom Zentralausschuss gewählt und tritt in der Regel zweimal im Jahr zusammen. Der Generalsekretär ist von Amts wegen Sekretär des Zentral- und des Exekutivausschusses. (08.02.2006)
Von Gerhard Dilger (epd)
Porto Alegre (epd). Dutzende von Booten begleiten die festlich geschmückte «Nossa Senhora dos Navegantes», die Patronin der Seefahrer, auf ihrer Reise in die Hafeneinfahrt von Porto Alegre. An der anschließenden Prozession durch die Straßen der südbrasilianischen Millionenstadt nehmen Zehntausende Gläubige teil. Es dominieren die Farben weiß und blau.
Das Fest der Stadtpatronin am 2. Februar ist Ausdruck brasilianischer Volksfrömmigkeit. Doch dabei zeigt sich auch, dass das geflügelte Wort vom «katholischsten Land der Welt» nur eingeschränkt gilt: Viele Afro-Brasilianer verehren in der Seefahrer-Madonna die afrikanische Wassergöttin Iemanjá. In Porto Alegre findet vom 14. bis 23. Februar die 9. Vollversammlung des Weltkirchenrates statt. Die mehr als 3.000 Teilnehmer werden auf ein breites Spektrum der Religionen treffen.
«Die brasilianische Kultur ist stark von den Werten des iberischen Katholizismus, der Afrokulte und der indianischen Religiosität geprägt», stellt der Soziologe Jether Pereira Ramalho fest. Dies zeige sich etwa in der Musik oder in der großen Bedeutung des Körpers und sei von der katholischen Amtskirche lange vernachlässigt worden, sagt Ramalho.
Vielleicht auch deswegen sinkt der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung kontinuierlich. Bezeichneten sich 1950 noch 93,5 Prozent aller Brasilianer als Katholiken, so sind es derzeit nur noch zwei Drittel der insgesamt 185 Millionen Brasilianer. Entsprechend wächst der Anteil der Protestanten, besonders der evangelikalen Pfingstkirchen, aber auch der Religionslosen. Drei Millionen hängen spiritistischen Glaubensrichtungen an.
Hinzu kommen die Religionen, die Einwanderer aus aller Welt mitgebracht haben: Japaner, Chinesen, Inder, Araber, Juden. «In Brasilien leben Araber und Juden friedlich und harmonisch zusammen», sagt der Oberrabbiner Henry Sobel aus São Paulo. «Diese brasilianische Erfahrung von Toleranz und Respekt ist beispielhaft.»
Auch der ökumenische Gedanke ist in Brasilien weiter entwickelt als anderswo. Begonnen hat die Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten Ende des 19. Jahrhunderts bei den deutschen Einwandern in Südbrasilien. Besonders seit der Gründung des «Nationalen Rates der christlichen Kirchen Brasiliens» 1982 ziehen immer mehr Christen verschiedener Glaubensrichtungen an einem Strang, vor allem, wenn es um soziales Engagement geht.
So ist der Aufstieg des ehemaligen Gewerkschafters Luiz Inácio Lula da Silva bis in den Präsidentenpalast von Brasília ohne das Zutun engagierter Christen kaum vorstellbar. Unter dem Einfluss der Befreiungstheologie bilden sie bis heute das Rückgrat vieler Organisationen, die sich für die Belange landloser Kleinbauern, Schwarzer und Indianer einsetzen.
Aus diesem Kreis kommt aber auch die schärfste Kritik an dem Präsidenten, der im Oktober wieder gewählt werden will. Um an die Macht zu gelangen, habe sich Lulas Arbeiterpartei auf dubiose Allianzen mit konservativen Parteien eingelassen, sagt Frei Sérgio Görgen aus Porto Alegre. «Statt einer Landreform gibt es Almosen für die Armen», kritisiert der Franziskaner, der eine Abkehr von der neoliberalen Finanzpolitik Lulas fordert.
Dass sich viele Christen in Brasilien politischer äußern als in Europa, dürfte mit der tiefen Kluft zwischen Arm und Reich zusammenhängen, an der sich seit dem Ende der Kolonialzeit wenig geändert hat. Gut dazu passt das Motto, unter das der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) seine Vollversammlung in Porto Alegre gestellt hat: «In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt.» (08.02.2006)
Buntes Panorama
Vollversammlung in Brasilien trifft auf breites Spektrum der Religionen
Von Gerhard Dilger (epd)
Porto Alegre (epd). Dutzende von Booten begleiten die festlich geschmückte «Nossa Senhora dos Navegantes», die Patronin der Seefahrer, auf ihrer Reise in die Hafeneinfahrt von Porto Alegre. An der anschließenden Prozession durch die Straßen der südbrasilianischen Millionenstadt nehmen Zehntausende Gläubige teil. Es dominieren die Farben weiß und blau.
Das Fest der Stadtpatronin am 2. Februar ist Ausdruck brasilianischer Volksfrömmigkeit. Doch dabei zeigt sich auch, dass das geflügelte Wort vom «katholischsten Land der Welt» nur eingeschränkt gilt: Viele Afro-Brasilianer verehren in der Seefahrer-Madonna die afrikanische Wassergöttin Iemanjá. In Porto Alegre findet vom 14. bis 23. Februar die 9. Vollversammlung des Weltkirchenrates statt. Die mehr als 3.000 Teilnehmer werden auf ein breites Spektrum der Religionen treffen.
«Die brasilianische Kultur ist stark von den Werten des iberischen Katholizismus, der Afrokulte und der indianischen Religiosität geprägt», stellt der Soziologe Jether Pereira Ramalho fest. Dies zeige sich etwa in der Musik oder in der großen Bedeutung des Körpers und sei von der katholischen Amtskirche lange vernachlässigt worden, sagt Ramalho.
Vielleicht auch deswegen sinkt der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung kontinuierlich. Bezeichneten sich 1950 noch 93,5 Prozent aller Brasilianer als Katholiken, so sind es derzeit nur noch zwei Drittel der insgesamt 185 Millionen Brasilianer. Entsprechend wächst der Anteil der Protestanten, besonders der evangelikalen Pfingstkirchen, aber auch der Religionslosen. Drei Millionen hängen spiritistischen Glaubensrichtungen an.
Hinzu kommen die Religionen, die Einwanderer aus aller Welt mitgebracht haben: Japaner, Chinesen, Inder, Araber, Juden. «In Brasilien leben Araber und Juden friedlich und harmonisch zusammen», sagt der Oberrabbiner Henry Sobel aus São Paulo. «Diese brasilianische Erfahrung von Toleranz und Respekt ist beispielhaft.»
Auch der ökumenische Gedanke ist in Brasilien weiter entwickelt als anderswo. Begonnen hat die Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten Ende des 19. Jahrhunderts bei den deutschen Einwandern in Südbrasilien. Besonders seit der Gründung des «Nationalen Rates der christlichen Kirchen Brasiliens» 1982 ziehen immer mehr Christen verschiedener Glaubensrichtungen an einem Strang, vor allem, wenn es um soziales Engagement geht.
So ist der Aufstieg des ehemaligen Gewerkschafters Luiz Inácio Lula da Silva bis in den Präsidentenpalast von Brasília ohne das Zutun engagierter Christen kaum vorstellbar. Unter dem Einfluss der Befreiungstheologie bilden sie bis heute das Rückgrat vieler Organisationen, die sich für die Belange landloser Kleinbauern, Schwarzer und Indianer einsetzen.
Aus diesem Kreis kommt aber auch die schärfste Kritik an dem Präsidenten, der im Oktober wieder gewählt werden will. Um an die Macht zu gelangen, habe sich Lulas Arbeiterpartei auf dubiose Allianzen mit konservativen Parteien eingelassen, sagt Frei Sérgio Görgen aus Porto Alegre. «Statt einer Landreform gibt es Almosen für die Armen», kritisiert der Franziskaner, der eine Abkehr von der neoliberalen Finanzpolitik Lulas fordert.
Dass sich viele Christen in Brasilien politischer äußern als in Europa, dürfte mit der tiefen Kluft zwischen Arm und Reich zusammenhängen, an der sich seit dem Ende der Kolonialzeit wenig geändert hat. Gut dazu passt das Motto, unter das der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) seine Vollversammlung in Porto Alegre gestellt hat: «In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt.» (08.02.2006)
Von Jan Dirk Herbermann (epd)
Genf/Porto Alegre (epd). Der Weltkirchenrat steht vor einem Meilenstein: Zum ersten Mal soll bei Entscheidungen das Prinzip des Konsens gelten. «In Porto Alegre wollen wir das neue Verfahren während der Vollversammlung einsetzen», sagt der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Samuel Kobia, vor der 9. ÖRK-Vollversammlung in der brasilianischen Hafenstadt vom 14. bis 23. Februar. Vor allem die orthodoxen Kirchen machten sich für das neue Verfahren stark. Institutionen wie die Welthandelsorganisation oder die Internationale Abrüstungskonferenz haben aber die engen Grenzen des Konsens-Prinzips bereits schmerzlich erfahren.
In Porto Alegre sollen die rund 700 ÖRK-Delegierten aus den mehr als 340 Mitgliedskirchen aus aller Welt über wichtige Fragen solange beraten, bis alle Stimmberechtigten eine Lösung mittragen können. Die Teilnehmer sollen laut Plan dem Vorsitzenden einer Versammlung mit Karten zeigen, ob sie sich dem Konsens annähern. Dabei gilt: Die orange Karte signalisiert «Aufgeschlossenheit». Der blaue Karton hingegen bedeutet: Ablehnung oder Distanz zu einem Vorschlag. Während der Debatte zeigen die Delegierten ihre Karten. Der Vorsitzende erkennt, in welche Richtung die Stimmung sich dreht.
«Der Konsens soll die Minderheit schützen», erklärt ÖRK-Sprecher Juan Michel. Traditionell entschied der ÖRK bisher nach dem Mehrheitsprinzip. «Dieses Prinzip birgt einen Konflikt: Die einen gewinnen, die anderen verlieren», erklärt Michel. Vor allem die orthodoxen Kirchen Ost- und Südosteuropas warben oft vergeblich für ihre eher konservativen Positionen, regelmäßig überstimmte eine breite Mehrheit anderer Kirchen die Orthodoxen.
Unangenehme Erfahrungen mit dem Modell des Konsensentscheids musste die Welthandelsorganisation (WTO) machen. Im Jahr 1998 konnten sich die WTO-Mitglieder monatelang nicht auf einen neuen WTO-Generaldirektor einigen: Von Mai bis September blieb der Chefsessel verwaist.
Ein anderes Beispiel: Das Konsensprinzip verurteilt die Internationale Abrüstungskonferenz in Genf zum Stillstand. Seit Jahren blockiert die Konferenz sich selbst, weil sich die Mitgliedsstaaten auf keine Agenda verständigen können. In beiden Organisationen, WTO und Abrüstungskonferenz, herrscht das Prinzip des Konsens. Mit anderen Worten: Jeder Staat hat ein Vetorecht, kann alles lahm legen.
Doch der Weltkirchenrat baut vor: In dem in Porto Alegre tagenden höchsten Leitungsgremium des Dachverbandes von mehr als 500 Millionen Christen sollen die Delegierten über die heiklen Fragen weiter im Mehrheitsverfahren entscheiden: Verfassungsänderungen, Personal und Finanzabschlüsse sind weiter vom Konsens ausgeschlossen. (08.02.2006)
Der Meilenstein von Porto Alegre
Weltkirchenrat will erstmals im Konsens entscheiden

Einer der Versammlungssäle für 700 ÖRK-Delegierte aus mehr als 340 Mitgliedskirchen aus aller Welt. (Foto: J. Mathey / WCC)
Von Jan Dirk Herbermann (epd)
Genf/Porto Alegre (epd). Der Weltkirchenrat steht vor einem Meilenstein: Zum ersten Mal soll bei Entscheidungen das Prinzip des Konsens gelten. «In Porto Alegre wollen wir das neue Verfahren während der Vollversammlung einsetzen», sagt der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Samuel Kobia, vor der 9. ÖRK-Vollversammlung in der brasilianischen Hafenstadt vom 14. bis 23. Februar. Vor allem die orthodoxen Kirchen machten sich für das neue Verfahren stark. Institutionen wie die Welthandelsorganisation oder die Internationale Abrüstungskonferenz haben aber die engen Grenzen des Konsens-Prinzips bereits schmerzlich erfahren.
In Porto Alegre sollen die rund 700 ÖRK-Delegierten aus den mehr als 340 Mitgliedskirchen aus aller Welt über wichtige Fragen solange beraten, bis alle Stimmberechtigten eine Lösung mittragen können. Die Teilnehmer sollen laut Plan dem Vorsitzenden einer Versammlung mit Karten zeigen, ob sie sich dem Konsens annähern. Dabei gilt: Die orange Karte signalisiert «Aufgeschlossenheit». Der blaue Karton hingegen bedeutet: Ablehnung oder Distanz zu einem Vorschlag. Während der Debatte zeigen die Delegierten ihre Karten. Der Vorsitzende erkennt, in welche Richtung die Stimmung sich dreht.
«Der Konsens soll die Minderheit schützen», erklärt ÖRK-Sprecher Juan Michel. Traditionell entschied der ÖRK bisher nach dem Mehrheitsprinzip. «Dieses Prinzip birgt einen Konflikt: Die einen gewinnen, die anderen verlieren», erklärt Michel. Vor allem die orthodoxen Kirchen Ost- und Südosteuropas warben oft vergeblich für ihre eher konservativen Positionen, regelmäßig überstimmte eine breite Mehrheit anderer Kirchen die Orthodoxen.
Unangenehme Erfahrungen mit dem Modell des Konsensentscheids musste die Welthandelsorganisation (WTO) machen. Im Jahr 1998 konnten sich die WTO-Mitglieder monatelang nicht auf einen neuen WTO-Generaldirektor einigen: Von Mai bis September blieb der Chefsessel verwaist.
Ein anderes Beispiel: Das Konsensprinzip verurteilt die Internationale Abrüstungskonferenz in Genf zum Stillstand. Seit Jahren blockiert die Konferenz sich selbst, weil sich die Mitgliedsstaaten auf keine Agenda verständigen können. In beiden Organisationen, WTO und Abrüstungskonferenz, herrscht das Prinzip des Konsens. Mit anderen Worten: Jeder Staat hat ein Vetorecht, kann alles lahm legen.
Doch der Weltkirchenrat baut vor: In dem in Porto Alegre tagenden höchsten Leitungsgremium des Dachverbandes von mehr als 500 Millionen Christen sollen die Delegierten über die heiklen Fragen weiter im Mehrheitsverfahren entscheiden: Verfassungsänderungen, Personal und Finanzabschlüsse sind weiter vom Konsens ausgeschlossen. (08.02.2006)
Von Jan Dirk Herbermann (epd)
Genf (epd). Sam Kobia scheut keinen Konflikt, wenn es um theologische, politische oder soziale Themen geht. Dem US-Präsidenten George W. Bush wirft der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vor, die Religion zu missbrauchen: «Ich bin sehr besorgt darüber wie Bush und andere hochrangige Mitglieder seiner Administration versuchen, Gott für ihre Zwecke einzuspannen.» Von den 348 Mitgliedskirchen des Weltkirchenrats fordert er mehr ökumenisches Engagement. Die Globalisierung verurteilt er als «weltweite Apartheid» und verlangt eine gerechte Verteilung der Ressourcen.
Mitarbeiter Kobias glauben, dass er auch auf der 9. Vollversammlung des ÖRK in Porto Alegre vom 14. bis 23. Februar Klartext sprechen wird. Einen Vorgeschmack bekamen die brasilianischen Gastgeber, als Kobia vor mehr als einem Jahr verlangte, die Archive über Folter in der Militärdiktatur zu öffnen. So hart Kobia in der Sache ist, so freundlich verpackt er seine Meinung - das gewinnende Lachen ist sein Markenzeichen.
Der Kenianer löste 2004 den deutschen Theologen Konrad Raiser ab, der mehr als zehn Jahre lang an der ÖRK-Spitze stand. Kobia, ein Pfarrer der methodistischen Kirche, war schon vor seiner Ernennung zum Generalsekretär ein intimer Kenner der Ökumene. Der 1947 geborene Kobia arbeitete seit rund 20 Jahren für den Weltkirchenrat in unterschiedlichen Aufgabenfeldern. Kobia brach im ÖRK die weitgehende Vorherrschaft «weißer Protestanten», die den Weltkirchenrat seit mehr als 50 Jahren prägten. Seine sechs Vorgänger stammten aus den Niederlanden, den USA, der Karibik, Uruguay und schließlich Deutschland. Die Mehrheit der ÖRK-Mitgliedskirchen kommt heute aus dem Süden. Allerdings hatten sich bei seiner Wahl viele Delegierte einen Generalsekretär gewünscht, der nicht aus der ÖRK-Zentrale kommt.
Der promovierte Theologe Kobia genießt als Kirchendiplomat einen hervorragenden Ruf - vor allem in den Ländern Afrikas. Er vermittelte in staatlichen Konflikten und kirchlichen Krisen im Sudan, in Simbabwe, in seiner Heimat Kenia sowie im östlichen und südlichen Afrika. Für den Nationalen Rat der Kirchen in Kenia organisierte er die Entwicklungsarbeit. Besonders stark widmet er sich dem Kampf gegen Aids. Kobia: «Seit dem Sklavenhandel hat keine Katastrophe Afrika so entvölkert wie Aids.»
Der Vater von zwei Söhnen und zwei Töchtern musste sich seit seinem ersten Arbeitstag auf interne Probleme des ÖRK konzentrieren. Die Konsolidierung des noch defizitären ÖRK-Haushaltes, den dauerhaften Ausgleich zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen und die Hinwendung des Rates zu brisanten Themen wie Sexualität. (08.02.2006)
Freundlicher Mann aus Kenia mit klarer Sprache
Samuel Kobia führt seit zwei Jahren den Weltkirchenrat

Das gewinnende Lachen ist sein Markenzeichen: Samuel Kobia führt seit zwei Jahren den Weltkirchenrat. (Foto: Peter Williams/ WCC)
Von Jan Dirk Herbermann (epd)
Genf (epd). Sam Kobia scheut keinen Konflikt, wenn es um theologische, politische oder soziale Themen geht. Dem US-Präsidenten George W. Bush wirft der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vor, die Religion zu missbrauchen: «Ich bin sehr besorgt darüber wie Bush und andere hochrangige Mitglieder seiner Administration versuchen, Gott für ihre Zwecke einzuspannen.» Von den 348 Mitgliedskirchen des Weltkirchenrats fordert er mehr ökumenisches Engagement. Die Globalisierung verurteilt er als «weltweite Apartheid» und verlangt eine gerechte Verteilung der Ressourcen.
Mitarbeiter Kobias glauben, dass er auch auf der 9. Vollversammlung des ÖRK in Porto Alegre vom 14. bis 23. Februar Klartext sprechen wird. Einen Vorgeschmack bekamen die brasilianischen Gastgeber, als Kobia vor mehr als einem Jahr verlangte, die Archive über Folter in der Militärdiktatur zu öffnen. So hart Kobia in der Sache ist, so freundlich verpackt er seine Meinung - das gewinnende Lachen ist sein Markenzeichen.
Der Kenianer löste 2004 den deutschen Theologen Konrad Raiser ab, der mehr als zehn Jahre lang an der ÖRK-Spitze stand. Kobia, ein Pfarrer der methodistischen Kirche, war schon vor seiner Ernennung zum Generalsekretär ein intimer Kenner der Ökumene. Der 1947 geborene Kobia arbeitete seit rund 20 Jahren für den Weltkirchenrat in unterschiedlichen Aufgabenfeldern. Kobia brach im ÖRK die weitgehende Vorherrschaft «weißer Protestanten», die den Weltkirchenrat seit mehr als 50 Jahren prägten. Seine sechs Vorgänger stammten aus den Niederlanden, den USA, der Karibik, Uruguay und schließlich Deutschland. Die Mehrheit der ÖRK-Mitgliedskirchen kommt heute aus dem Süden. Allerdings hatten sich bei seiner Wahl viele Delegierte einen Generalsekretär gewünscht, der nicht aus der ÖRK-Zentrale kommt.
Der promovierte Theologe Kobia genießt als Kirchendiplomat einen hervorragenden Ruf - vor allem in den Ländern Afrikas. Er vermittelte in staatlichen Konflikten und kirchlichen Krisen im Sudan, in Simbabwe, in seiner Heimat Kenia sowie im östlichen und südlichen Afrika. Für den Nationalen Rat der Kirchen in Kenia organisierte er die Entwicklungsarbeit. Besonders stark widmet er sich dem Kampf gegen Aids. Kobia: «Seit dem Sklavenhandel hat keine Katastrophe Afrika so entvölkert wie Aids.»
Der Vater von zwei Söhnen und zwei Töchtern musste sich seit seinem ersten Arbeitstag auf interne Probleme des ÖRK konzentrieren. Die Konsolidierung des noch defizitären ÖRK-Haushaltes, den dauerhaften Ausgleich zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen und die Hinwendung des Rates zu brisanten Themen wie Sexualität. (08.02.2006)
Genf/Porto Alegre (epd). Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf wurde 1948 in Amsterdam gegründet. Ihm gehören heute mehr als 340 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen mit weit mehr als 500 Millionen Mitgliedern an. Die römisch-katholische Kirche gehört nicht zum Weltkirchenrat, arbeitet jedoch seit Ende der 60er Jahre bei wichtigen Gremien wie der ökumenischen Kommission für «Glauben und Kirchenverfassung» mit.
Das höchste Beschlussgremium des Weltkirchenrats ist die Vollversammlung. Sie findet etwa alle sieben Jahre statt, das letzte Mal 1998 in Harare (Simbabwe). Vom 14. bis 23. Februar tagen rund 700 ÖRK-Delegierte und Berater im brasilianischen Porto Alegre. Dabei sollen die ÖRKProgramme überprüft und die allgemeine Ausrichtung der Arbeit festgelegt werden. Insgesamt werden mehr als 3.000 Teilnehmer erwartet.
Auf der neunten Vollversammlung in Porto Alegre wird auch das ÖRK-Präsidium und der Zentralausschuss gewählt. Dieser kommt etwa alle zwölf bis 18 Monate zusammen und leitet den ÖRK zwischen den Vollversammlungen.
Seit Anfang 2004 steht der aus Kenia stammende Pfarrer Samuel Kobia als Generalsekretär an der Spitze des Weltkirchenrats. Den Vorsitz des Zentralausschusses hat der libanesische orthodoxe Theologe Aram I. von der Armenischen Apostolischen Kirche. Einer der acht Präsidenten des ÖRK ist der württembergische Altbischof Eberhardt Renz.
Der Dachverband von Christen aus mehr als 120 Ländern versteht sich als Gemeinschaft von Kirchen mit dem Ziel der «sichtbaren Einheit». Er will die Kirchen bei der Mission unterstützen, Menschen in Not helfen und das Zusammenleben der Völker fördern. Das Wort Ökumene leitet sich ab von dem griechischen Wort «Oikumene», das die gesamte bewohnte Erde bezeichnet und im christlichen Sinn für die Gemeinschaft steht. Die Ökumene der Neuzeit versteht sich als christliche Erneuerungsbewegung. (08.02.2006)
Hintergrund: Der Ökumenische Rat der Kirchen
Genf/Porto Alegre (epd). Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf wurde 1948 in Amsterdam gegründet. Ihm gehören heute mehr als 340 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen mit weit mehr als 500 Millionen Mitgliedern an. Die römisch-katholische Kirche gehört nicht zum Weltkirchenrat, arbeitet jedoch seit Ende der 60er Jahre bei wichtigen Gremien wie der ökumenischen Kommission für «Glauben und Kirchenverfassung» mit.
Das höchste Beschlussgremium des Weltkirchenrats ist die Vollversammlung. Sie findet etwa alle sieben Jahre statt, das letzte Mal 1998 in Harare (Simbabwe). Vom 14. bis 23. Februar tagen rund 700 ÖRK-Delegierte und Berater im brasilianischen Porto Alegre. Dabei sollen die ÖRKProgramme überprüft und die allgemeine Ausrichtung der Arbeit festgelegt werden. Insgesamt werden mehr als 3.000 Teilnehmer erwartet.
Auf der neunten Vollversammlung in Porto Alegre wird auch das ÖRK-Präsidium und der Zentralausschuss gewählt. Dieser kommt etwa alle zwölf bis 18 Monate zusammen und leitet den ÖRK zwischen den Vollversammlungen.
Seit Anfang 2004 steht der aus Kenia stammende Pfarrer Samuel Kobia als Generalsekretär an der Spitze des Weltkirchenrats. Den Vorsitz des Zentralausschusses hat der libanesische orthodoxe Theologe Aram I. von der Armenischen Apostolischen Kirche. Einer der acht Präsidenten des ÖRK ist der württembergische Altbischof Eberhardt Renz.
Der Dachverband von Christen aus mehr als 120 Ländern versteht sich als Gemeinschaft von Kirchen mit dem Ziel der «sichtbaren Einheit». Er will die Kirchen bei der Mission unterstützen, Menschen in Not helfen und das Zusammenleben der Völker fördern. Das Wort Ökumene leitet sich ab von dem griechischen Wort «Oikumene», das die gesamte bewohnte Erde bezeichnet und im christlichen Sinn für die Gemeinschaft steht. Die Ökumene der Neuzeit versteht sich als christliche Erneuerungsbewegung. (08.02.2006)
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Ausführliche Informationen zur Vollversammlung und zum Ökumenischen Rat der Kirchen finden Sie unter:
Frankfurt a. M./Porto Alegre (epd). Die 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) findet vom 14. bis 23. Februar im brasilianischen Porto Alegre statt. Die etwa alle sieben Jahre tagende Großveranstaltung ist das oberste Leitungsorgan des 1948 gegründeten Weltkirchenrates. Dem Rat gehören mehr als 340 Kirchen aus allen Kontinenten und nahezu
allen christlichen Traditionen an. Zur Vollversammlung werden rund 3.000 Teilnehmer erwartet. Wir dokumentieren die Geschichte der Tagungen:
1. Vollversammlung: Amsterdam (Niederlande) vom 22. August bis 4. September 1948. Die Tagung stand unter dem Eindruck des Ost-West-Konfliktes nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die orthodoxen Kirchen des Ostblocks nahmen aus politischen Gründen nicht teil. Zudem hatte die römisch-katholische Kirche im selben Jahr ihre Distanz zum Weltkirchenrat bekräftigt.
2. Vollversammlung: Evanston, Illinois (USA) im August 1954. Es blieb bislang die einzige Vollversammlung in den USA. Die Delegierten bemühten sich, noch stärker als bisher mit einer Stimme zu sprechen und als Botschafter Jesu Christi zu handeln. Die zu diesem Zeitpunkt 161 Mitgliedskirchen des Weltkirchenrates diskutierten unter anderem über die anhaltenden Spannungen in Folge des Kalten Krieges.
3. Vollversammlung: Neu-Delhi (Indien) vom 19. November bis 5. Dezember 1961. Das höchste Gremium des Weltkirchenrats kommt erstmals in einem Land der Dritten Welt zusammen. Gleichzeitig rückt der Nord-Süd-Konflikt immer mehr in den Vordergrund. In Neu-Delhi treten die orthodoxen Kirchen unter anderem aus Russland, Rumänien und Bulgarien dem ÖRK bei.
4. Vollversammlung: Uppsala (Schweden) im Juli 1968. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) wirkte sich auch auf die Ökumene positiv aus. Katholische Beobachter nahmen an der ÖRK-Vollversammlung teil. Weitere Zusammenarbeit wurde in die Wege geleitet. Eine Rolle spielte auch die Befreiungstheologie aus Lateinamerika, die in den kommenden Jahre die ökumenische Bewegung beeinflussen sollte.
5. Vollversammlung: Nairobi (Kenia) vom 23. November bis 10. Dezember 1975. Kirchen des Südens übten scharfe Kritik an den Industriestaaten. Diese vergrößerten ihren Reichtum auf Kosten der armen Länder, hieß es. Das 1968 gestartete ÖRK-Programm zur Bekämpfung des Rassismus gewinnt an Bedeutung. Historiker werten dieses heute als wichtigen Beitrag zum Ende der Apartheid in Südafrika.
6. Vollversammlung: Vancouver, British Columbia (Kanada) vom 24. Juli bis 10. August 1983. Damals schien die Abendmahlsgemeinschaft zwischen Katholiken und Protestanten zum Greifen nah. Einer der Höhepunkte in Vancouver war die Feier der Lima-Liturgie, ein Gottesdienst-Mix aus anglikanischen, katholischen, lutherischen und orthodoxen Elementen.
7. Vollversammlung: Canberra (Australien) im Februar 1991. Das Verhältnis zu nichtchristlichen Religionen gewinnt im Weltkirchenrat an Bedeutung. Zugleich gab es jedoch in der ökumenischen Bewegung keine Fortschritte zu vermelden. Obwohl in einer Reihe von bedeutenden Texten die Gemeinsamkeiten der christlichen Traditionen betont werden, werden in der Praxis die Grenzen zwischen den Kirchen wieder deutlicher. Dies Tendenz hält bis heute an.
8. Vollversammlung: Harare (Simbabwe) im Dezember 1998. Die Tagung stand im Schatten der Spannungen zwischen den orthodoxen und den protestantischen Kirchen um die Reizthemen Frauenordination und Homosexualität. Hier wurden inzwischen Kompromisse gefunden, die eine Spaltung des Weltkirchenrats bislang verhinderten. Zugleich befassten sich die Kirchen seit Harare zunehmend mit den negativen Folgen der Globalisierung.
9. Vollversammlung: Porto Alegre (Brasilien) im Februar 2006. Dazu werden rund 3.000 Teilnehmer erwartet. Wie auf den Welttagungen der großen Kirchenbünde von Lutheranern und Reformierten werden auf der ersten ÖRK-Vollversammlung in Lateinamerika voraussichtlich die negativen Folgen der Globalisierung eine zentrale Rolle spielen. Geplant ist auch eine Neuausrichtung der ökumenischen Bewegung. (08.02.2006)
Chronologie
Von Amsterdam nach Porto Alegre - Die neun ÖRK-Vollversammlungen
Frankfurt a. M./Porto Alegre (epd). Die 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) findet vom 14. bis 23. Februar im brasilianischen Porto Alegre statt. Die etwa alle sieben Jahre tagende Großveranstaltung ist das oberste Leitungsorgan des 1948 gegründeten Weltkirchenrates. Dem Rat gehören mehr als 340 Kirchen aus allen Kontinenten und nahezu
allen christlichen Traditionen an. Zur Vollversammlung werden rund 3.000 Teilnehmer erwartet. Wir dokumentieren die Geschichte der Tagungen:
1. Vollversammlung: Amsterdam (Niederlande) vom 22. August bis 4. September 1948. Die Tagung stand unter dem Eindruck des Ost-West-Konfliktes nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die orthodoxen Kirchen des Ostblocks nahmen aus politischen Gründen nicht teil. Zudem hatte die römisch-katholische Kirche im selben Jahr ihre Distanz zum Weltkirchenrat bekräftigt.
2. Vollversammlung: Evanston, Illinois (USA) im August 1954. Es blieb bislang die einzige Vollversammlung in den USA. Die Delegierten bemühten sich, noch stärker als bisher mit einer Stimme zu sprechen und als Botschafter Jesu Christi zu handeln. Die zu diesem Zeitpunkt 161 Mitgliedskirchen des Weltkirchenrates diskutierten unter anderem über die anhaltenden Spannungen in Folge des Kalten Krieges.
3. Vollversammlung: Neu-Delhi (Indien) vom 19. November bis 5. Dezember 1961. Das höchste Gremium des Weltkirchenrats kommt erstmals in einem Land der Dritten Welt zusammen. Gleichzeitig rückt der Nord-Süd-Konflikt immer mehr in den Vordergrund. In Neu-Delhi treten die orthodoxen Kirchen unter anderem aus Russland, Rumänien und Bulgarien dem ÖRK bei.
4. Vollversammlung: Uppsala (Schweden) im Juli 1968. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) wirkte sich auch auf die Ökumene positiv aus. Katholische Beobachter nahmen an der ÖRK-Vollversammlung teil. Weitere Zusammenarbeit wurde in die Wege geleitet. Eine Rolle spielte auch die Befreiungstheologie aus Lateinamerika, die in den kommenden Jahre die ökumenische Bewegung beeinflussen sollte.
5. Vollversammlung: Nairobi (Kenia) vom 23. November bis 10. Dezember 1975. Kirchen des Südens übten scharfe Kritik an den Industriestaaten. Diese vergrößerten ihren Reichtum auf Kosten der armen Länder, hieß es. Das 1968 gestartete ÖRK-Programm zur Bekämpfung des Rassismus gewinnt an Bedeutung. Historiker werten dieses heute als wichtigen Beitrag zum Ende der Apartheid in Südafrika.
6. Vollversammlung: Vancouver, British Columbia (Kanada) vom 24. Juli bis 10. August 1983. Damals schien die Abendmahlsgemeinschaft zwischen Katholiken und Protestanten zum Greifen nah. Einer der Höhepunkte in Vancouver war die Feier der Lima-Liturgie, ein Gottesdienst-Mix aus anglikanischen, katholischen, lutherischen und orthodoxen Elementen.
7. Vollversammlung: Canberra (Australien) im Februar 1991. Das Verhältnis zu nichtchristlichen Religionen gewinnt im Weltkirchenrat an Bedeutung. Zugleich gab es jedoch in der ökumenischen Bewegung keine Fortschritte zu vermelden. Obwohl in einer Reihe von bedeutenden Texten die Gemeinsamkeiten der christlichen Traditionen betont werden, werden in der Praxis die Grenzen zwischen den Kirchen wieder deutlicher. Dies Tendenz hält bis heute an.
8. Vollversammlung: Harare (Simbabwe) im Dezember 1998. Die Tagung stand im Schatten der Spannungen zwischen den orthodoxen und den protestantischen Kirchen um die Reizthemen Frauenordination und Homosexualität. Hier wurden inzwischen Kompromisse gefunden, die eine Spaltung des Weltkirchenrats bislang verhinderten. Zugleich befassten sich die Kirchen seit Harare zunehmend mit den negativen Folgen der Globalisierung.
9. Vollversammlung: Porto Alegre (Brasilien) im Februar 2006. Dazu werden rund 3.000 Teilnehmer erwartet. Wie auf den Welttagungen der großen Kirchenbünde von Lutheranern und Reformierten werden auf der ersten ÖRK-Vollversammlung in Lateinamerika voraussichtlich die negativen Folgen der Globalisierung eine zentrale Rolle spielen. Geplant ist auch eine Neuausrichtung der ökumenischen Bewegung. (08.02.2006)
Porto Alegre (epd). Die südbrasilianische Hafenstadt Porto Alegre ist seit 2001 eng mit der Idee des Weltsozialforums verbunden. Damals entstand das Forum mit dem Motto «Eine andere Welt ist möglich» als Gegengipfel zum Weltwirtschaftsforum in Davos, das als elitärer Club der Konzern- und Regierungschefs kritisiert wird. Das Weltsozialforum versteht sich als offene Plattform sozialer Bewegungen. Grundlage ist ein Bekenntnis zu Toleranz, Gewaltfreiheit, Demokratie, Pluralismus und Menschenrechten. Vom 14. bis 23. Februar tagt die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Porto Alegre.
Vier Mal fand seit 2001 das Weltsozialforum in Porto Alegre statt. Die Teilnehmerzahl verzehnfachte sich von 15.000 auf 150.000. Tonangebend waren Aktivisten sozialer Bewegungen, nicht-staatlicher Organisationen, kirchlicher und indigener Gruppen, sowie Umweltorganisationen. Für den ÖRK-Generalsekretär Samuel Kobia steht die neunte ÖRK-Vollversammlung auch in der pluralistischen und emanzipatorischen Tradition der Weltsozialforen.
Porto Alegre mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern gilt wegen des vielfach nachgeahmten «Beteiligungshaushalts» als eine Stadt, in der die Bürgermitbestimmung besonders ausgeprägt ist. In zahlreichen Versammlungen werden Prioritäten für die knappen Haushaltsmittel festgelegt. Anschließend setzt die Stadtverwaltung die Projekte um. (08.02.2006)
Porto Alegre - Stadt des Weltsozialforums
Porto Alegre (epd). Die südbrasilianische Hafenstadt Porto Alegre ist seit 2001 eng mit der Idee des Weltsozialforums verbunden. Damals entstand das Forum mit dem Motto «Eine andere Welt ist möglich» als Gegengipfel zum Weltwirtschaftsforum in Davos, das als elitärer Club der Konzern- und Regierungschefs kritisiert wird. Das Weltsozialforum versteht sich als offene Plattform sozialer Bewegungen. Grundlage ist ein Bekenntnis zu Toleranz, Gewaltfreiheit, Demokratie, Pluralismus und Menschenrechten. Vom 14. bis 23. Februar tagt die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Porto Alegre.
Vier Mal fand seit 2001 das Weltsozialforum in Porto Alegre statt. Die Teilnehmerzahl verzehnfachte sich von 15.000 auf 150.000. Tonangebend waren Aktivisten sozialer Bewegungen, nicht-staatlicher Organisationen, kirchlicher und indigener Gruppen, sowie Umweltorganisationen. Für den ÖRK-Generalsekretär Samuel Kobia steht die neunte ÖRK-Vollversammlung auch in der pluralistischen und emanzipatorischen Tradition der Weltsozialforen.
Porto Alegre mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern gilt wegen des vielfach nachgeahmten «Beteiligungshaushalts» als eine Stadt, in der die Bürgermitbestimmung besonders ausgeprägt ist. In zahlreichen Versammlungen werden Prioritäten für die knappen Haushaltsmittel festgelegt. Anschließend setzt die Stadtverwaltung die Projekte um. (08.02.2006)