Fischer: Herr Dr. Knöppel, Sie haben angekündigt, Sie wollen als neuer Vizepräsident zum Amtsantritt vor der Synode einen Statusbericht vorlegen. Wie ist denn der Status der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck? Kranker Patient oder gesund und wohlauf?
Dr. Knöppel: Ich denke, wir sind wohlauf. Wir sind gut aufgestellt aufgrund kluger Entscheidungen in der Vergangenheit. Wir haben natürlich damit zu tun, dass die Kirchensteuereinnahmen in den letzten Jahren auf Grund der staatlichen Steuergesetzgebung um etwa 15 Prozent zurückgegangen sind. Das müssen wir auffangen, aber ich sehe gute Möglichkeiten, dies zeitnah herbeizuführen.
Fischer: Ein Wechsel im Amt ist immer die Chance etwas beizubehalten aber natürlich auch zu ändern. Wo wollen Sie Kontinuität wahren?
Dr. Knöppel: Ich denke die solide Finanzpolitik beider Vorgänger, Vizepräsident Ristow und davor auch schon Vizepräsident Bielitz. Sie möchte ich gerne fortführen. Die Evangelische Kirche von Kurhessen Waldeck hat nie über ihre Verhältnisse gelebt.
Fischer: Und wo wollen Sie einen ganz neuen Akzent setzen?
Dr. Knöppel: Ich möchte bei der Versäulung unseres landeskirchlichen Haushaltes schauen, wie wir eingeschlagene Wege weiter fortführen können und wie wir neben den Kirchensteuereinnahmen vielleicht weitere nicht ganz so starke aber doch feste Säulen einführen können. Wir haben auch schon bedeutende Schritte in der Vergangenheit dadurch getan, dass die Versorgungslasten weitestgehend nicht mehr aus dem landeskirchlichen Haushalt gedeckt werden müssen. Ich kann mir auch andere Arbeitsfelder vorstellen, bei denen wir mit ähnlichen Ideen arbeiten.
Fischer: Vielleicht können Sie die Frage der Versorgungsleistungen noch etwas verdeutlichen. Wie regeln das die Kommunen, die Länder, der Bund? Welchen Weg geht die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck?
Dr. Knöppel: Es gibt zwei Unterschiede: Der eine ist, dass die evangelischen Landeskirchen in der Regel nur das Geld ausgeben, das sie tatsächlich einnehmen und ihre Ausgaben nicht über Bankkredite finanzieren. In Bezug auf die Versorgung besteht der Unterschied darin, dass wir die laufenden Versorgungslasten für die Ruhestandsbeamten, Ruhestandspfarrer und für unsere Angestellten nicht aus dem laufenden Haushalt entnehmen wollen. Unser Ziel ist, die Versorgungsleistungen vollständig aus anderen Quellen speisen zu wollen, also Ruhegehaltskassen und Versorgungskassen.
Fischer: Kirche besteht nicht nur aus Menschen, sondern für viele wahrnehmbar auch aus Gebäuden, sprich aus Kirchen. Da wird die Finanzierung sicher auch schwieriger, zumal Nordhessen ein großer Bevölkerungsschwund vorausgesagt wird. Haben die Kirchen in den Dörfern bestand?
Dr. Knöppel: Ich habe mich als Baudezernent immer dafür eingesetzt, dass die Kirchen in den Dörfern bleiben. Ich gehe davon aus, dass wir das auch in der Zukunft halten können. Wir haben in der Vergangenheit trotz aller Finanzknappheit einen wichtigen Schritt auch zur Zukunftssicherung der kirchlichen Gebäude erreichen können durch die Baulastablösung und die Einstellung der Ablösungsbeträge in einen besonderen Baulastfonds.
Fischer:Werfen wir einen Blick auf die Reformdebatte in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Es wird darüber gesprochen, dass es weniger Landeskirchen geben soll. Wie wird die Zukunft in Hessen aussehen? Gibt es denn im Jahr 2030 noch ein Landeskirchenamt in Kassel oder sitzt das vielleicht in Süd- oder Mittelhessen?
Dr. Knöppel: Ich gehe davon aus, dass es bei der jetzigen Strukturdebatte natürlich um richtige Fragestellungen geht. Es hat in der Vergangenheit im Bereich der kirchlichen Landschaft immer wieder auch Vereinigungsprozesse gegeben, sei es Nordelbien, sei es die Konföderation in Niedersachsen oder was wir jetzt bei der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen sehen oder auch, was in Mecklenburg-Vorpommern ansteht. Es gibt solche Prozesse, andererseits gibt es eine ganz klare Zielvorgabe für die beiden großen Landeskirchen im hessischen Gebiet: Wir wollen künftig verstärkt über Kooperationen miteinander verhandeln. Ich sehe da viele Arbeitsbereiche, in denen wir noch stärker kooperieren können, vielleicht auch Dienstleistungen zusammen erbringen können. Fusion ist nicht das Thema.
Fischer: Werfen wir noch einen kurzen Blick auf das Landeskirchenamt und auf Ihre Rolle hier im Hause. Wo wollen Sie als Vizepräsident Schwerpunkte setzen?
Dr. Knöppel: Der Vizepräsident wird verschiedene Schwerpunkte setzen müssen. Da ist auf der einen Seite die Außenwahrnehmung. Die Verhandlungen gegenüber dem Staat werden federführend vom Vizepräsidenten wahrgenommen. Wenn es um die Rolle des Vizepräsidenten als Behördenleiter geht, dann möchte ich in absehbarer Zukunft den Umstrukturierungsprozess, den wir hier in unserem Hause durchgeführt haben, zum Abschluss bringen.
Fischer: Zum Schluss eine persönliche Frage: Wo sehen Sie Ihre Stärken, die Sie in Ihrem neuen Amt einsetzen können?
Dr. Knöppel: Ich denke, eine meiner Stärken besteht darin, dass ich den Konsens suche und es mir auch in der Vergangenheit oft gelungen ist, in schwierigen Situationen Verhandlungspartner aufeinander zu zuführen. Was ich auch als Stärke empfinde ist, dass ich mir in der Vergangenheit die Strukturen unserer Landeskirche erarbeitet habe und zwar auch historisch und wissenschaftlich. Auf diesem Gebiet bin ich gerne tätig. Ich würde auch gern in der Zukunft den Lehrauftrag an der Universität in Marburg wahrnehmen, weil mir das ein Stück weit auch die Möglichkeit gibt, auf einer anderen Ebene die eigene Tätigkeit auch noch einmal zu reflektieren.
Fischer: Wir wünschen Ihnen für die Übernahme Ihres Amtes alles Gute und Gottes Segen.
Die Fragen stellte Pfarrer Christian Fischer, Redaktionsleiter der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» in Kassel am 28. August 2006.
Im Wortlaut:
medio-Interview mit Dr. Volker Knöppel

Wechsel im Landeskirchenamt: Dr. Volker Knöppel übernahm am Donnerstag (31.8.06) das Amt des Vizepräsidenten. (Foto: medio.tv/Schauderna)
Fischer: Herr Dr. Knöppel, Sie haben angekündigt, Sie wollen als neuer Vizepräsident zum Amtsantritt vor der Synode einen Statusbericht vorlegen. Wie ist denn der Status der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck? Kranker Patient oder gesund und wohlauf?
Dr. Knöppel: Ich denke, wir sind wohlauf. Wir sind gut aufgestellt aufgrund kluger Entscheidungen in der Vergangenheit. Wir haben natürlich damit zu tun, dass die Kirchensteuereinnahmen in den letzten Jahren auf Grund der staatlichen Steuergesetzgebung um etwa 15 Prozent zurückgegangen sind. Das müssen wir auffangen, aber ich sehe gute Möglichkeiten, dies zeitnah herbeizuführen.
Fischer: Ein Wechsel im Amt ist immer die Chance etwas beizubehalten aber natürlich auch zu ändern. Wo wollen Sie Kontinuität wahren?
Dr. Knöppel: Ich denke die solide Finanzpolitik beider Vorgänger, Vizepräsident Ristow und davor auch schon Vizepräsident Bielitz. Sie möchte ich gerne fortführen. Die Evangelische Kirche von Kurhessen Waldeck hat nie über ihre Verhältnisse gelebt.
Fischer: Und wo wollen Sie einen ganz neuen Akzent setzen?
Dr. Knöppel: Ich möchte bei der Versäulung unseres landeskirchlichen Haushaltes schauen, wie wir eingeschlagene Wege weiter fortführen können und wie wir neben den Kirchensteuereinnahmen vielleicht weitere nicht ganz so starke aber doch feste Säulen einführen können. Wir haben auch schon bedeutende Schritte in der Vergangenheit dadurch getan, dass die Versorgungslasten weitestgehend nicht mehr aus dem landeskirchlichen Haushalt gedeckt werden müssen. Ich kann mir auch andere Arbeitsfelder vorstellen, bei denen wir mit ähnlichen Ideen arbeiten.
Fischer: Vielleicht können Sie die Frage der Versorgungsleistungen noch etwas verdeutlichen. Wie regeln das die Kommunen, die Länder, der Bund? Welchen Weg geht die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck?
Dr. Knöppel: Es gibt zwei Unterschiede: Der eine ist, dass die evangelischen Landeskirchen in der Regel nur das Geld ausgeben, das sie tatsächlich einnehmen und ihre Ausgaben nicht über Bankkredite finanzieren. In Bezug auf die Versorgung besteht der Unterschied darin, dass wir die laufenden Versorgungslasten für die Ruhestandsbeamten, Ruhestandspfarrer und für unsere Angestellten nicht aus dem laufenden Haushalt entnehmen wollen. Unser Ziel ist, die Versorgungsleistungen vollständig aus anderen Quellen speisen zu wollen, also Ruhegehaltskassen und Versorgungskassen.
Fischer: Kirche besteht nicht nur aus Menschen, sondern für viele wahrnehmbar auch aus Gebäuden, sprich aus Kirchen. Da wird die Finanzierung sicher auch schwieriger, zumal Nordhessen ein großer Bevölkerungsschwund vorausgesagt wird. Haben die Kirchen in den Dörfern bestand?
Dr. Knöppel: Ich habe mich als Baudezernent immer dafür eingesetzt, dass die Kirchen in den Dörfern bleiben. Ich gehe davon aus, dass wir das auch in der Zukunft halten können. Wir haben in der Vergangenheit trotz aller Finanzknappheit einen wichtigen Schritt auch zur Zukunftssicherung der kirchlichen Gebäude erreichen können durch die Baulastablösung und die Einstellung der Ablösungsbeträge in einen besonderen Baulastfonds.
Fischer:Werfen wir einen Blick auf die Reformdebatte in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Es wird darüber gesprochen, dass es weniger Landeskirchen geben soll. Wie wird die Zukunft in Hessen aussehen? Gibt es denn im Jahr 2030 noch ein Landeskirchenamt in Kassel oder sitzt das vielleicht in Süd- oder Mittelhessen?
Dr. Knöppel: Ich gehe davon aus, dass es bei der jetzigen Strukturdebatte natürlich um richtige Fragestellungen geht. Es hat in der Vergangenheit im Bereich der kirchlichen Landschaft immer wieder auch Vereinigungsprozesse gegeben, sei es Nordelbien, sei es die Konföderation in Niedersachsen oder was wir jetzt bei der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen sehen oder auch, was in Mecklenburg-Vorpommern ansteht. Es gibt solche Prozesse, andererseits gibt es eine ganz klare Zielvorgabe für die beiden großen Landeskirchen im hessischen Gebiet: Wir wollen künftig verstärkt über Kooperationen miteinander verhandeln. Ich sehe da viele Arbeitsbereiche, in denen wir noch stärker kooperieren können, vielleicht auch Dienstleistungen zusammen erbringen können. Fusion ist nicht das Thema.
Fischer: Werfen wir noch einen kurzen Blick auf das Landeskirchenamt und auf Ihre Rolle hier im Hause. Wo wollen Sie als Vizepräsident Schwerpunkte setzen?
Dr. Knöppel: Der Vizepräsident wird verschiedene Schwerpunkte setzen müssen. Da ist auf der einen Seite die Außenwahrnehmung. Die Verhandlungen gegenüber dem Staat werden federführend vom Vizepräsidenten wahrgenommen. Wenn es um die Rolle des Vizepräsidenten als Behördenleiter geht, dann möchte ich in absehbarer Zukunft den Umstrukturierungsprozess, den wir hier in unserem Hause durchgeführt haben, zum Abschluss bringen.
Fischer: Zum Schluss eine persönliche Frage: Wo sehen Sie Ihre Stärken, die Sie in Ihrem neuen Amt einsetzen können?
Dr. Knöppel: Ich denke, eine meiner Stärken besteht darin, dass ich den Konsens suche und es mir auch in der Vergangenheit oft gelungen ist, in schwierigen Situationen Verhandlungspartner aufeinander zu zuführen. Was ich auch als Stärke empfinde ist, dass ich mir in der Vergangenheit die Strukturen unserer Landeskirche erarbeitet habe und zwar auch historisch und wissenschaftlich. Auf diesem Gebiet bin ich gerne tätig. Ich würde auch gern in der Zukunft den Lehrauftrag an der Universität in Marburg wahrnehmen, weil mir das ein Stück weit auch die Möglichkeit gibt, auf einer anderen Ebene die eigene Tätigkeit auch noch einmal zu reflektieren.
Fischer: Wir wünschen Ihnen für die Übernahme Ihres Amtes alles Gute und Gottes Segen.
Die Fragen stellte Pfarrer Christian Fischer, Redaktionsleiter der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» in Kassel am 28. August 2006.