Kassel (medio). Wegen der hohen Infektionszahlen in der Coronapandemie wird bundesweit das öffentliche Leben heruntergefahren. Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sind auf den eigenen und einen weiteren Haushalt, jedoch in jedem Falle auf maximal 5 Personen zu beschränken, ausgenommen Kinder bis 14 Jahre. Und auch, wenn vom 24. Dezember bis zum 26. Dezember 2020 darüber hinaus Treffen mit 4 über den eigenen Hausstand hinausgehenden Personen aus dem engsten Familienkreis möglich sind, stellt das viele Menschen vor eine besonderen Herausforderung. Wir haben die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Region Kassel, Tamara Morgenroth gefragt, wie man damit umgehen kann.
Wie kann das Fest trotz Kontaktbeschränkungen gut gelingen?
Beratungsexpertin: Alleinlebenden Angehörigen auf der Gästeliste Priorität geben

Kassel (medio). Wegen der hohen Infektionszahlen in der Coronapandemie wird bundesweit das öffentliche Leben heruntergefahren. Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sind auf den eigenen und einen weiteren Haushalt, jedoch in jedem Falle auf maximal 5 Personen zu beschränken, ausgenommen Kinder bis 14 Jahre. Und auch, wenn vom 24. Dezember bis zum 26. Dezember 2020 darüber hinaus Treffen mit 4 über den eigenen Hausstand hinausgehenden Personen aus dem engsten Familienkreis möglich sind, stellt das viele Menschen vor eine besonderen Herausforderung. Wir haben die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Region Kassel, Tamara Morgenroth gefragt, wie man damit umgehen kann.
Drei Fragen an...
Zum Weihnachtsfest stehen viele Menschen vor einem Dilemma: Familie besuchen oder lieber verzichten, um sie zu schützen? Tamara Morgenroth antwortet dazu im Interview. Sie ist Pfarrerin und Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Region Kassel. Die Fragen stellte Medienhaus-Volontär Tobias Stübing.
Das Dilemma besteht darin, dass der Wunsch, seinen Lieben etwas Gutes zu tun, in Coronazeiten auf zweierlei Weise beantwortet werden kann: Durch Nähe und / oder Distanz. Da gilt es abzuwägen, was schwerer wiegt: Gesundheit oder Einsamkeit. Das Dilemma lässt sich meiner Meinung dadurch lösen, dass alle Beteiligten befragt werden. Sicher ist es gut gemeint, wenn die junge Generation entscheidet, die Älteren nicht zu besuchen, um sie nicht zu gefährden. Die Entscheidung darf aber nicht primär bei ihnen liegen, so nach dem Motto: Ich weiß, was gut für dich ist. Es gibt viele ältere Menschen, die sagen: Mir ist es wichtiger, nicht allein zu sein, als aus gesundheitlichen Gründen isoliert zu werden. Andere legen großen Wert darauf, Kontakte zu vermeiden. Was also richtig ist, muss im Gespräch auf Augenhöhe geklärt werden.
In unserer Arbeit als Diakonisches Werk stellen wir fest, dass Weihnachten sehr ambivalente Gefühle bei den Menschen auslöst. Bei den einen ist es das Bedürfnis nach Nähe und Gemeinschaft, bei anderen aber gerade das Gegenteil. Es gibt durchaus auch Menschen, die gerade Weihnachten am liebsten allein verbringen, gerade weil Weihnachten ein so emotional aufgeladenes Fest ist und damit viele Erwartungen verbunden sind. Für andere ist es gerade in dieser Zeit wichtig, nicht allein zu sein, sondern in Gemeinschaft zu verbringen.
Dass Weihnachten mit Nähe und Gemeinschaft verbunden wird, liegt in der Geschichte begründet, die erzählt wird und die auch jenseits des Glaubens an Jesus Christus ganz menschliche Empfindungen und Wünsche anspricht: die Geburt eines Kindes in unwirtlicher Umgebung, ein liebendes Elternpaar, Menschen, die kommen und Geschenke bringen und nicht zuletzt eine Umwälzung der Verhältnisse: ein König, der aus einfachsten Verhältnissen kommt – das bringt etwas in uns zum Klingen: Weihnachten weckt die Sehnsucht nach einer heilen Welt. Davon möchten wir auch etwas ganz real erleben.
Wichtig ist, dass keine großen Feiern stattfinden, sondern die Zahl derer, die zusammen kommen, klein bleibt. Die Menschen, die allein leben, aber Gesellschaft wünschen, sollten dann auf der Gästeliste Priorität haben. Das kann dann zum Beispiel heißen: Wir laden lieber die alleinlebende Mutter ein als die noch als Paar zusammenlebenden Schwiegereltern. Oder: Wir laden nur die ältere Generation ein, verzichten aber auf das Familientreffen mit Geschwistern, Neffen und Nichten...
Neue Medien schaffen Nähe auch auf Distanz, aber mein Tipp ist auch, das gute alte Briefeschreiben wieder aufleben zu lassen. Eine alleinlebende Tante von mir hatte die Briefe, die sie bekommen hat, immer in ihrer Schürzentasche, um sie wieder und wieder lesen zu können. Ein schöner handgeschriebener Brief zeigt: Ich nehme mir Zeit für Dich, auch wenn ich nicht da sein kann. Das wirkt sehr nachhaltig.
Weihnachten erinnert an die Geburt Jesu Christi. Auch ohne Besuch eines Gottesdienstes kann man die Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium, Kapitel 2 lesen. Sie findet sich sogar im Internet. Und «O du fröhliche» und «Stille Nacht» klingt auch im heimischen Wohnzimmer schön – gespielt auf einem Klavier oder einer Trompete, oder auch auf CD.
Anmerkung der Redaktion: Im digitalen Weihnachtsbegleiter der Landeskirche finden Sie den Weihnachtspodcast mit der Weihnachtsgeschichte, Gebet, Segen und natürlich dem Lied «O du fröhliche» zum Mitsingen. (Link zum Podcast)
(15.12.2020)
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Das Diakonische Werk Region Kassel bietet Beratung und Hilfe in verschiedensten Lebensbereichen. In Stadt und Landkreis Kassel unterhält es zahlreiche Beratungsangebote, Treffpunkte und ambulante Dienste: