Aktuell: Bischöfin an muslimische und jüdische Gemeinden: «Wir stehen an Ihrer Seite!»

Hanau/Kassel/Marburg (medio/epd). Angesichts des Gewaltverbrechens in Hanau am Mittwochabend mit insgesamt elf Toten hat die Bischöfin Dr. Beate Hofmann mit einer Solidaritätsbekundung an die muslimischen und jüdischen Gemeinden die rassistische Tat gewandt: «Im Namen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck möchte ich Ihnen meine Betroffenheit über die rassistisch motivierten Morde in Hanau aussprechen und Ihnen versichern, dass wir als evangelische Christinnen und Christen Rassismus verurteilen und durch unsere kirchliche Arbeit für ein friedliches Zusammenleben in diesem Land eintreten. Unser Glaube widerspricht rassistischem Denken und fördert die Achtung der Würde aller Menschen. Unsere Gedanken und Gebete sind bei den betroffenen Familien, Freundeskreisen und Gemeinschaften. Wir stehen an Ihrer Seite!», so die Bischöfin und schließt mit dem Friedensgruß: «Friede sei mit Ihnen - Salam aleikum - Schalom».

2020-02-25 30115

Solidaritätsbekundung von Dr. Hofmann nach Hanauer Terrorakt
Bischöfin an muslimische und jüdische Gemeinden: «Wir stehen an Ihrer Seite!»

Bischöfin an muslimische und jüdische Gemeinden: «Wir stehen an Ihrer Seite!»
Viele Menschen kamen am Donnerstagabend auf dem Hanauer Marktplatz zusammen, um den Opfern der Gewalttat zu gedenken und zusammenzustehen. Unser Foto zeigt Kerzen und Blumen, die Menschen am Brüder-Grimm-Nationaldenkmal abgelegt haben. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Hanau/Kassel/Marburg (medio/epd). Angesichts des Gewaltverbrechens in Hanau am Mittwochabend mit insgesamt elf Toten hat die Bischöfin Dr. Beate Hofmann mit einer Solidaritätsbekundung an die muslimischen und jüdischen Gemeinden die rassistische Tat gewandt: «Im Namen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck möchte ich Ihnen meine Betroffenheit über die rassistisch motivierten Morde in Hanau aussprechen und Ihnen versichern, dass wir als evangelische Christinnen und Christen Rassismus verurteilen und durch unsere kirchliche Arbeit für ein friedliches Zusammenleben in diesem Land eintreten. Unser Glaube widerspricht rassistischem Denken und fördert die Achtung der Würde aller Menschen. Unsere Gedanken und Gebete sind bei den betroffenen Familien, Freundeskreisen und Gemeinschaften. Wir stehen an Ihrer Seite!», so die Bischöfin und schließt mit dem Friedensgruß: «Friede sei mit Ihnen - Salam aleikum - Schalom».

Bundesweite Anteilnahme, Gottesdienste und Zeichen gegen Rassismus

Nach dem Anschlag haben am Donnerstagabend Tausende Menschen in ganz Deutschland der Opfer gedacht. In Haunau kamen rund 2.000 Menschen auf dem Hanauer Marktplatz zusammen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte in Hanau, der «brutale Terroranschlag» in der südhessischen Stadt mache «fassungslos, traurig und zornig». Er rief dazu auf, der Sprache der Gewalt Einhalt zu gebieten, die gleichsam den Weg für solche Taten bereite.

Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier mahnte, «sich nicht spalten zu lassen, sondern zusammenzuhalten und keinen Millimeter preiszugeben von dieser freiheitlichen Demokratie, nicht nur in Hanau, sondern überall in Deutschland». Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky nannte die Teilnahme von Steinmeier, Bouffier sowie von anderen Politikern und Religionsvertretern ein wichtiges Zeichen des Respekts und der Solidarität nicht nur für die Angehörigen der Opfer, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft.

An der Mahnwache in Hanau beteiligten sich unter anderen auch Bischöfin Dr. Hofmann, der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sowie der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek. Weitere Mahnwachen fanden in mehr als 50 Städten statt. Bei Gottesdiensten in Hanau und in vielen anderen hessischen Kirchengemeinden gedachten evangelische und katholische Christen der Opfer in Gebeten und Fürbitten.

Demonstrationen gegen Rassismus und Rechtsextremismus

Im Hanau beteiligten sich laut Polizei am Sonntagnachmittag rund 10.000 Menschen an einer Kundgebung und einem Trauerzug von einem der beiden Tatorte zum Markplatz. Aufgerufen hatte die Initiative Hanauer Vereine. Bereits am Samstag hatte es in Hanau eine Kundgebung mit nach Polizeiangaben mehr als 6.000 Menschen gegeben, zu dem ein breites Bündnis verschiedener Gruppen aufgerufen hatte.

Am Samstag äußerten sich in Hanau auch Familienmitglieder der Opfer zu den Morden. Die Tat sei ein barbarischer Akt und ein Angriff auf die ganze Gesellschaft, sagte ein Angehöriger. Die Gesellschaft müsse nun zusammenstehen. «Wir sind alle Opfer geworden», sagte ein Angehöriger. Auf der Bühne, auf der sich zahlreiche Angehörige versammelt hatten, wurden die Bilder der Ermordeten gezeigt und ihre Namen verlesen.

Am Wochenende legten Hanauer Bürgerinnen und Bürger an den beiden Tatorten Blumen und Kränze nieder und entzündeten Kerzen. Vertreter der Kurdischen Gemeinde in Deutschland und der Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir (Grüne) hatten zuvor Kränze niedergelegt.

Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies bezeichnete am Samstag bei einer Demonstration und Mahnwache im nordhessischen Marburg mit mehr als 4.000 Menschen den Rassismus als «ein ganz alltägliches Gift».  

Auch in Nordrhein-Westfalen gingen am Wochenende mehrere tausend Menschen zu Mahnwachen und Kundgebungen gegen Rechts auf die Straße, darunter in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Bielefeld und Bonn. In Hannover gedachten am Freitagabend rund 3.000 Menschen mit einer Schweigeminute und einer Mahnwache vor der zentralen Marktkirche der Opfer.

Hintergrund

Der 43-jährige Deutsche Tobias R. hatte nach Erkenntnissen der Ermittler am Mittwochabend in Hanau in zwei Shisha-Bars neun Menschen erschossen und anschließend seine Mutter und sich selbst getötet. Die Bundesanwaltschaft sieht «gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat». Alle in den beiden Bars getöteten Menschen hatten eine Zuwanderungsgeschichte. (21.02.2020)


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«Hanauer Kirchen – Offene Türen für Trostsuchende» - Liturgische Bausteine für die Vorbereitung von Andachten und Gottesdiensten:

radio Stadt unter Schock:

Die Menschen in Hanau sind von der Gewalttat schockiert. In unserer Umfrage hören Sie Stimmen von Menschen, die an der Mahnwache in Hanau am Donnerstagabend teilnahmen:

radio Internetradio:

Kurz nach der Mahnwache am Donnerstag in Hanau schildert Bischöfin Dr. Hofmann ihre Eindrücke gegenüber dem Medienhaus der EKKW:

radio Internetradio:

Dekan Dr. Lückhoff (Kirchenkreis Hanau) über die Angebote der Gemeinden für die Menschen in Hanau und den Einsatz der evangelischen Kirche für ein friedliches Miteinander in der Stadt:

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Weitere Informationen zu den Angeboten der evangelischen Kirche in Hanau finden Sie unter: