Aktuell: Hanau feiert 425 Jahre Neustadt und Wallonisch-Niederländische Kirche Hanau

Hanau (medio). Vor 425 Jahren wurde die Hanauer Neustadt durch wallonische und niederländische Glaubensflüchtlinge gegründet. Das Ereignis, die Vielfalt und Diversität in Hanau feierte die evangelische Kirche mit einem unfangreichen Programm über den ganzen Sommer. Denn bis heute zeichnet das Stadtbild von Hanau aus, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen dort eine Heimat finden. Wir stellen ausgewählte Programmpunkte vor:

Abschlussgottesdienst «Vielfalt voll normal!» mit Bischöfin Beate Hofmann

Das Jubiläumsprogramm der evangelischen Kirche zum 425jährigen Jubiläum der Neustadt «Vielfalt voll normal!» schloss mit einem festlichen Gottesdienst mit Bischöfin Dr. Beate Hofmann am 2. Oktober 2022 um 10.30 Uhr in der Hanauer Marienkirche. Der Erntedanktag sollte so zu einem Danktag für die vielen engagierten Menschen werden, die das Jubiläum mitgestaltet haben, so Pfarrer Horst Rühl, der für die Planung und Durchführung der Aktivitäten seitens der Landeskirche zuständig ist.

«Ohne die gelebte Vielfalt der vielen unterschiedlichen helfenden Hände hätten Predigtreihe, open Air Gottesdienst und Veranstaltungen sowie die dreiwöchige Öffnungszeit der Grafengruft in der Marienkirche gar nicht realisiert werden können», so Rühl. Das Jubiläumsthema «Vielfalt voll normal» hätte sich auch in der Vielfalt der engagierten Menschen widergespiegelt. Von der musikalischen Gestaltung bis zur logistischen Durchführung reicht die Bandbreite von fast 200 engagierten Menschen innerhalb der letzten fünf Monate. In dem Abschlussgottesdienst wurde auch der projektbeauftragte Pfarrer Rühl in den Ruhestand verabschiedet.

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Abschlussgottesdienst mit Bischöfin Hofmann am 2. Oktober
Hanau feiert 425 Jahre Neustadt und Wallonisch-Niederländische Kirche Hanau

Hanau feiert 425 Jahre Neustadt und Wallonisch-Niederländische Kirche Hanau
(Grafik: Christian Fischer)

Hanau (medio). Vor 425 Jahren wurde die Hanauer Neustadt durch wallonische und niederländische Glaubensflüchtlinge gegründet. Das Ereignis, die Vielfalt und Diversität in Hanau feierte die evangelische Kirche mit einem unfangreichen Programm über den ganzen Sommer. Denn bis heute zeichnet das Stadtbild von Hanau aus, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen dort eine Heimat finden. Wir stellen ausgewählte Programmpunkte vor:

Abschlussgottesdienst «Vielfalt voll normal!» mit Bischöfin Beate Hofmann

Das Jubiläumsprogramm der evangelischen Kirche zum 425jährigen Jubiläum der Neustadt «Vielfalt voll normal!» schloss mit einem festlichen Gottesdienst mit Bischöfin Dr. Beate Hofmann am 2. Oktober 2022 um 10.30 Uhr in der Hanauer Marienkirche. Der Erntedanktag sollte so zu einem Danktag für die vielen engagierten Menschen werden, die das Jubiläum mitgestaltet haben, so Pfarrer Horst Rühl, der für die Planung und Durchführung der Aktivitäten seitens der Landeskirche zuständig ist.

«Ohne die gelebte Vielfalt der vielen unterschiedlichen helfenden Hände hätten Predigtreihe, open Air Gottesdienst und Veranstaltungen sowie die dreiwöchige Öffnungszeit der Grafengruft in der Marienkirche gar nicht realisiert werden können», so Rühl. Das Jubiläumsthema «Vielfalt voll normal» hätte sich auch in der Vielfalt der engagierten Menschen widergespiegelt. Von der musikalischen Gestaltung bis zur logistischen Durchführung reicht die Bandbreite von fast 200 engagierten Menschen innerhalb der letzten fünf Monate. In dem Abschlussgottesdienst wurde auch der projektbeauftragte Pfarrer Rühl in den Ruhestand verabschiedet.

Politische Abendgebete im September

An drei Freitagabenden im September hat die Evangelische Kirche im Rahmen des Neustadtjubiläums je um 18 Uhr zu politischen Abendgebeten eingeladen. Dabei sollte die Vielfalt der Stadtgesellschaft auf besondere Weise sichtbar gemacht werden, so Initiator Horst Rühl. Besonders in den Blick genommen wurden Menschen, die viel zu oft an einer vollen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gehindert werden. «Darum gehen wir bewusst in den öffentlichen Raum, um die Politik ins Gebet zu nehmen», so Rühl. Glaube sei nicht der Rückzug in einen persönlichen und politikfreien Raum, sondern gestalte die Welt und mache Unrecht sichtbar, so Rühl zum kirchlichen Engagement in der Öffentlichkeit. Ihm läge viel daran, dass Menschen, die Ausgrenzung am eigenen Leib erfahren haben, an der Gestaltung beteiligt werden.

Am 9. September um 18 Uhr wirkten bei dem Abendgebet auf dem Altstädter Markt Menschen mit, die Armut kennen. Außerdem wurden Mitarbeitende der Stiftung Lichtblick sowie die Armutsreferentin der Diakonie Hessen, Dr. Melanie Hartmann, erwartet. Am 16. September ging es ebenfalls auf dem Altstädter Markt um Flucht, Fluchtgründe und Fluchterfahrungen. Im Mittelpunkt standen Menschen, die solche Erfahrungen machen mussten. Als Experte der Wohlfahrtsverbände in Hessen wurde Andreas Lipsch sowie die Diakonische Flüchtlingshilfe Main-Kinzig erwartet. Im Anschluss war jeweils zu einem Beisammensein mit Imbiss und Getränken zwischen Goldschmiedehaus und Marienkirche eingeladen. 

Am 23. September wurde um 18 Uhr bewusst der Freiheitsplatz als Veranstaltungsort gewählt. Dort bereicherten  «Menschen in Hanau» die Veranstaltung mit einem Stehgreif-Theater, so Rühl. Gerade dieser Verein, der sich um den Abbau von sichtbaren und unsichtbaren Barrieren in der Stadtgesellschaft kümmert, benötige den barrierefreien Raum auf dem Freiheitsplatz. Das anschließende Zusammensein fand ebenso auf dem Freiheitsplatz statt. Zu allen Abendgebeten waren Menschen aus der Stadtpolitik eingeladen, um sich den Themen zu stellen.

Gottesdienst mit Prälat Dutzmann im Juni

Prälat Dr. Martin Dutzmann, Beauftragter der Evangelischen Kirche Deutschlands EKD bei der Bundesregierung und beim Europäischen Parlament, predigt anlässlich des Jubiläums im Juni in der Marienkirche.

Auftaktgottesdienst zum Jubiläum im Mai

Über 200 Menschen kamen zum Auftaktgottesdienst 425 Jahre Hanauer Neustadt in die Marienkirche, der zugleich der Abschiedsgottesdienst für Kantor Christian Mause nach 26jähriger Tätigkeit in Hanau war. Den festlichen Rahmen setze die Kantorei durch Pauken und Trompeten begleitet mit den Chorpassagen «Stimmt an die Saiten» und «Die Himmel erzählen die Ehre Gottes» aus Haydns Schöpfung. Pfarrerin Katrin Kautz und Pfarrer Horst Rühl führten durch den Gottesdienst mit dem zugleich die Predigtreihe «Mensch! Bild Gottes!» eröffnet wurde. Nach dem Gottesdienst schloss sich ein Nachtprogramm in der Kirche mit Führungen durch Gruft, Kirche und Orgel an. Anschließend konnten Interessierte noch an einer Nachtwächterführung von der Altstadt in die Neustadt teilnehmen.

Das Jubiläum

Vor 425 Jahren wurde die Hanauer Neustadt durch wallonische und niederländische Glaubensflüchtlinge gegründet. Das Ereignis, die Vielfalt und Diversität in Hanau feiert die evangelische Kirche mit einem unfangreichen Programm über den ganzen Sommer. Denn bis heute zeichnet das Stadtbild von Hanau aus, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen dort eine Heimat finden.

«Das Jubiläum der Neustadt ist ein guter Grund diese Vielfalt und Diversität der Stadtgesellschaft zu feiern und zugleich an einer Weiterentwicklung einer inklusiven Stadt mitzuwirken», erklärt Pfarrer Horst Rühl, der für die Planung und Durchführung der Aktivitäten seitens der Landeskirche gewonnen und beauftragt wurde. «Teilhabe und Mitgestaltung sind keine Ziele, die am Stadtrand von Hanau enden. Sie haben damals in die ganze Grafschaft gewirkt, die sich auch ein ganzes Stück des Kinzigtals nach Nordosten und bis nach Münzenberg erstreckte.» Hanau feiern heiße somit, gezielt in die Zukunft zu schauen. Das hat sich die Evangelische Kirche zum Ziel gesetzt und lädt unter dem Motto: «Vielfalt voll normal – und siehe, es war sehr gut!»  Hanau als inklusive Stadt zu feiern ein.

Geplant ist ein vielfältiges Programm über den Sommer 2022. So findet am 5.06. ein Festkonzert mit Haydens Schöpfung in der Christuskirche statt. Am Pfingstmontag wir eine Tafel der Vielfalt zwischen Altstadt und Neustadt aufgebaut. Außerdem stehen auf dem Programm ein interreligiöser Stadtrundgang, politische Abendgebete und ein Fest der Religionen. Den Abschluss bildet ein Gottesdienst am 2.10. mit Bischöfin Dr. Beate Hofmann in der Marienkirche in Hanau. Das komplette Programm finden Sie im Linktipp.

Hintergrund

Mit der Capitulation des Grafen Philipp Ludwig II. wurde 1597 die Gründung der Neustadt und die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge möglich. So sind die Menschen von damals und ihre Nachkommen heute, die zu einem Teil weiterhin der Wallonisch-Niederländischen-Gemeinde angehören, dem Neustadtgründer sehr verbunden. Sie führen als damalige Wallonische - und Niederländische - Gemeinde ihre Gründung auf eben diese Tatsache zurück, dass sie diese Neustadt erbauten und frei ihre reformierten Gottesdienste feiern konnten. Kurz zuvor hatte der junge Graf das reformierte Bekenntnis in seiner Grafschaft und somit auch an der Hanauer Marienkirche eingeführt. Somit ist die Marienkirche in der Altstadt nicht nur schon seit 1523 die erste Kirche der Reformation in der gesamten Grafschaft, sondern auch die erste reformierte Kirche nach Calvinistischem Bekenntnis. Dieses war dem Grafen durch seine Erziehung ans Herz gewachsen. Graf Philipp-Ludwig II. liegt – leider schon 1612 verstorben – bis heute in der Gruft der Hanauer Marienkirche bestattet. Sein Engagement für die Glaubensflüchtlinge schlägt bis heute eine Brücke aus der Altstadt zur Neustadt. Zur Stadtentwicklung gehören auch die Neuansiedlung von jüdischen Menschen ab 1603 in der heutigen Nordstraße, der Zuzug von Menschen römisch-katholischen Glaubens in der Neuzeit sowie die geflohenen Menschen nach dem 2. Weltkrieg. Der Zuzug von Menschen auf Arbeitssuche zuerst aus den Ländern Südeuropas und dann aus der Türkei hat das Stadtbild erneut verändert. Aktuell zwingen Armut, Hunger, Verfolgung und Kriegswirren immer wieder Menschen aus dem arabischen Kontext und aktuell aus der Ukraine zum Verlassen ihrer Heimat. Auch sie gehören inzwischen zum Stadtbild. Hanau ist über die Jahrhunderte zu einer bunten Stadt mit vielen Menschen unterschiedlicher Geschichten und Kulturen geworden. (24.05.2022, aktualisiert am 28.09.2022)


arrow_forward Linktipp:

Das Programm und weitere Informationen rund um die Feierlichkeiten zu 425 Jahre Neustadt Hanau finden Sie hier:

file_download Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischöfin Dr. Beate Hofmann am 2.10.22 in der Marienkirche Hanau zum Thema «In Vielfalt leben als Leib Christi» im Wortlaut:

radio Internetradio:

Der Projektbeauftragte Pfarrer Horst Rühl im Audio-Statement dazu, warum sich die evangelische Kirche an dem Jubiläumsprogramm beteiligt:

radio Internetradio:

Unter der Hanauer Marienkirche ist eine Gruft, in der der Hanauer Graf Philipp Ludwig der Zweite und seine Verwandte bestattet sind. Im Rahmen des Jubiläums 425 Jahre Neustadt wurde im Mai 2022 die Gruft geöffnet. Wie es dort aussieht, verrät Pfarrer Horst Rühl. Radioreporter Siegfried Krückeberg hat mit ihm gesprochen: