Viele von ihnen sprechen in den Schuldnerberatungen der regionalen Diakonischen Werke vor. «Das eigentliche Thema ist Armut», sagt Carsten Grau, stellvertretender Geschäftsführer des Diakonischen Werks Hanau-Main-Kinzig und mit dem Thema schon lange vertraut. Bei Menschen, die Hartz-IV-Leistungen erhalten, sorge vor allem der Strompreis für Probleme. Heizkosten, also Gas und Öl, würden vom Amt übernommen, auch wenn die Preise nach oben gehen. Strom hingegen ist Teil des Regelsatzes. In diesem wird festgelegt, wie viel Geld den Beziehern und Bezieherinnen für bestimmte Dinge zur Verfügung steht, auf den Cent aufgeschlüsselt. Eine etwaige Erhöhung müsste der Bundestag beschließen, aber selbst, wenn sie kommen sollte, ist der Strompreis schneller. «Die Menschen können jetzt schon die Rechnungen nicht bezahlen», sagt Grau.
Wer seinen Weg in die Schuldnerberatung findet, die bei den Diakonischen Werken grundsätzlich kostenlos ist, ist häufig in akuter Not, etwa weil Obdachlosigkeit droht oder das Konto gepfändet wurde. Die Berater nehmen dann Kontakt auf, um das Schlimmste zu verhindern. Und sie übernehmen die Korrespondenz. Viele Menschen, erzählt Grau, seien mit den meist bürokratisch formulierten Schreiben überfordert, da ist professionelle Hilfe gefragt. Oft sei durch direkten Kontakt, beispielsweise mit der Vermieterin, etwas zu erreichen. Bei Bedarf stünden aber auch Rechtsanwälte bereit. Die Beraterinnen helfen den Klienten auch, ein Pfändungsschutzkonto einzurichten, auf dem ein bestimmter Betrag vor dem Zugriff durch Gläubigerinnen geschützt ist.
Grau rät, lieber früher als später zur Beratung zu gehen; also möglichst, bevor eine solche Notlage eintritt. Jemand kann zum Beispiel die Miete einmal nicht bezahlen und nimmt das Geld deswegen vom Sparbuch. Einmal oder zweimal geht das vielleicht gut, aber dann wird es schwierig. Da kann der Griff zum Telefon helfen, für eine telefonische Kurzberatung oder um einen Termin für eine längere Beratung auszumachen. Gerade Menschen, deren Einkommen sich knapp über der Hartz-IV-Grenze bewegt, seien jetzt in Gefahr abzurutschen, wenn die Löhne nicht mit der Inflation mithalten.
Im ersten Schritt einer Beratung wird mit den Klienten Bilanz gezogen, eine Einnahme-Ausgabe-Rechnung wird aufgestellt. Was kommt in die Kasse, was muss bezahlt werden? Dann wird gemeinsam nach Lösungen gesucht.
Dabei sei keineswegs immer die Privatinsolvenz der Weg aus der Schuldenfalle, erläutert Grau. Für manche Menschen komme das nicht in Frage, dann sei es auch möglich, mit Schulden zu leben – und eben durch ein Pfändungsschutzkonto ein finanziell einigermaßen stabiles Leben zu haben. Damit könnten Menschen recht gut klarkommen, sagt Grau. Ein Luxusleben sei das natürlich nicht.
Nicht nur für die Menschen, bei denen das Geld knapp ist, drohen schwere Zeiten. Grau geht auch davon aus, dass es schwieriger werden kann, Einigungen zwischen Schuldnern und Gläubigerinnen zu erzielen. Denn die Beraterinnen versuchen nach Möglichkeit, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Dazu müssen beide Seiten, Gläubigerinnen und Schuldner, aufeinander zugehen und Kompromisse schließen – zum Beispiel bei der Ratenzahlung. In der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage rechne er damit, dass die Bereitschaft aber auch die Möglichkeit sinke, sich einander anzunähern, so Grau. Und das auf beiden Seiten. (22.07.2022)
Wenn das Geld nicht für den Strom reicht
Schuldnerberatungen der Diakonie und die Energiekrise


Viele von ihnen sprechen in den Schuldnerberatungen der regionalen Diakonischen Werke vor. «Das eigentliche Thema ist Armut», sagt Carsten Grau, stellvertretender Geschäftsführer des Diakonischen Werks Hanau-Main-Kinzig und mit dem Thema schon lange vertraut. Bei Menschen, die Hartz-IV-Leistungen erhalten, sorge vor allem der Strompreis für Probleme. Heizkosten, also Gas und Öl, würden vom Amt übernommen, auch wenn die Preise nach oben gehen. Strom hingegen ist Teil des Regelsatzes. In diesem wird festgelegt, wie viel Geld den Beziehern und Bezieherinnen für bestimmte Dinge zur Verfügung steht, auf den Cent aufgeschlüsselt. Eine etwaige Erhöhung müsste der Bundestag beschließen, aber selbst, wenn sie kommen sollte, ist der Strompreis schneller. «Die Menschen können jetzt schon die Rechnungen nicht bezahlen», sagt Grau.
Wer seinen Weg in die Schuldnerberatung findet, die bei den Diakonischen Werken grundsätzlich kostenlos ist, ist häufig in akuter Not, etwa weil Obdachlosigkeit droht oder das Konto gepfändet wurde. Die Berater nehmen dann Kontakt auf, um das Schlimmste zu verhindern. Und sie übernehmen die Korrespondenz. Viele Menschen, erzählt Grau, seien mit den meist bürokratisch formulierten Schreiben überfordert, da ist professionelle Hilfe gefragt. Oft sei durch direkten Kontakt, beispielsweise mit der Vermieterin, etwas zu erreichen. Bei Bedarf stünden aber auch Rechtsanwälte bereit. Die Beraterinnen helfen den Klienten auch, ein Pfändungsschutzkonto einzurichten, auf dem ein bestimmter Betrag vor dem Zugriff durch Gläubigerinnen geschützt ist.
Grau rät, lieber früher als später zur Beratung zu gehen; also möglichst, bevor eine solche Notlage eintritt. Jemand kann zum Beispiel die Miete einmal nicht bezahlen und nimmt das Geld deswegen vom Sparbuch. Einmal oder zweimal geht das vielleicht gut, aber dann wird es schwierig. Da kann der Griff zum Telefon helfen, für eine telefonische Kurzberatung oder um einen Termin für eine längere Beratung auszumachen. Gerade Menschen, deren Einkommen sich knapp über der Hartz-IV-Grenze bewegt, seien jetzt in Gefahr abzurutschen, wenn die Löhne nicht mit der Inflation mithalten.
Im ersten Schritt einer Beratung wird mit den Klienten Bilanz gezogen, eine Einnahme-Ausgabe-Rechnung wird aufgestellt. Was kommt in die Kasse, was muss bezahlt werden? Dann wird gemeinsam nach Lösungen gesucht.
Dabei sei keineswegs immer die Privatinsolvenz der Weg aus der Schuldenfalle, erläutert Grau. Für manche Menschen komme das nicht in Frage, dann sei es auch möglich, mit Schulden zu leben – und eben durch ein Pfändungsschutzkonto ein finanziell einigermaßen stabiles Leben zu haben. Damit könnten Menschen recht gut klarkommen, sagt Grau. Ein Luxusleben sei das natürlich nicht.
Nicht nur für die Menschen, bei denen das Geld knapp ist, drohen schwere Zeiten. Grau geht auch davon aus, dass es schwieriger werden kann, Einigungen zwischen Schuldnern und Gläubigerinnen zu erzielen. Denn die Beraterinnen versuchen nach Möglichkeit, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Dazu müssen beide Seiten, Gläubigerinnen und Schuldner, aufeinander zugehen und Kompromisse schließen – zum Beispiel bei der Ratenzahlung. In der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage rechne er damit, dass die Bereitschaft aber auch die Möglichkeit sinke, sich einander anzunähern, so Grau. Und das auf beiden Seiten. (22.07.2022)
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