Aktuell: Taufaktion in Hanau zog Menschen aus nah und fern an

Hanau (epd). Einer langen Vorbereitung bedarf es für eine Taufe an diesem Nachmittag nicht. Die Menschen, die am Samstag (17.9.) meist spontan in die Räume der Neuen Johanneskirche der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Hanau gekommen sind, möchten ein besonderes Angebot nutzen. Es heißt: «Für dich. Segen spüren. Taufe erleben».

Petronella Helm (75) steht gemeinsam mit einem Bekannten vor dem Taufbecken. Das Licht ist leicht gedämmt, Kerzen brennen, die Musiker Frank Leimann, Katrin Kircher und Kirchenmusiker Oliver Pleyer spielen ein Lied, das Helm sich zuvor aussuchen durfte. Als Pfarrer Horst Rühl und Pfarrerin Miriam Weiner die Taufworte sprechen, hat sie Tränen in den Augen.

Bis zu ihrer Taufe sei es ein langer Entscheidungsprozess gewesen, erzählt Helm. Die Niederländerin lebt seit langer Zeit in Deutschland und berichtet, dass ihre Eltern ihr und ihrer Schwester im Kindesalter die Entscheidung zur Taufe selbst überlassen hätten. Der Wunsch dazu sei immer da und auch stark gewesen. «Auch bei meiner Schwester, die sich im vergangenen Jahr hat taufen lassen», fügt sie hinzu. Als ihr Bekannter von der Taufaktion in Hanau im Radio gehört und es ihr erzählt habe, habe sie sich spontan entschieden, das Angebot zu nutzen. Dafür ist sie aus dem baden-württembergischen Eberbach am Neckar angereist. «Ich finde es toll, dass es so eine Möglichkeit gibt», lobt sie.

Einige Täuflinge kommen aus Frankfurt, Wiesbaden oder aus der Nähe von Mainz, dankbar dafür, dass es dieses unkomplizierte Angebot gibt. Darunter auch solche, die bereits getauft sind und sich in einer Tauferinnerung diese Entscheidung noch einmal bewusst machen möchten. Aber auch Eltern, die ihre Kinder taufen lassen möchten, weil es wegen der Corona-Pandemie bisher nicht ging.

«Es sind 13 oder 14 Taufen und neun Tauferinnerungen gewesen, zum Teil von Menschen, die von weit her gekommen sind», berichtet Pfarrerin Zahn von der Projektstelle «Leben feiern». Sie hat gemeinsam mit Gemeindepfarrerin Katharina Scholl die Idee zu der Aktion erarbeitet. Unterstützt werden die beiden an diesem Nachmittag von Pfarrer Rühl und Gemeindepfarrerin Weiner.

2022-09-27 36111

Taufaktion in Hanau zog Menschen aus nah und fern an

Spontan die Taufe empfangen

Autorenbeitrag
Ohne Vorbereitung taufen lassen - mehr als ein Dutzend Menschen haben das Angebot der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Hanau angenommen. Manche sind von weiter her angereist. Alexandra Flieth (epd) berichtet über die Aktion in der Hanauer Neuen Johanneskirche.
Portrait

Hanau (epd). Einer langen Vorbereitung bedarf es für eine Taufe an diesem Nachmittag nicht. Die Menschen, die am Samstag (17.9.) meist spontan in die Räume der Neuen Johanneskirche der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Hanau gekommen sind, möchten ein besonderes Angebot nutzen. Es heißt: «Für dich. Segen spüren. Taufe erleben».

Petronella Helm (75) steht gemeinsam mit einem Bekannten vor dem Taufbecken. Das Licht ist leicht gedämmt, Kerzen brennen, die Musiker Frank Leimann, Katrin Kircher und Kirchenmusiker Oliver Pleyer spielen ein Lied, das Helm sich zuvor aussuchen durfte. Als Pfarrer Horst Rühl und Pfarrerin Miriam Weiner die Taufworte sprechen, hat sie Tränen in den Augen.

Bis zu ihrer Taufe sei es ein langer Entscheidungsprozess gewesen, erzählt Helm. Die Niederländerin lebt seit langer Zeit in Deutschland und berichtet, dass ihre Eltern ihr und ihrer Schwester im Kindesalter die Entscheidung zur Taufe selbst überlassen hätten. Der Wunsch dazu sei immer da und auch stark gewesen. «Auch bei meiner Schwester, die sich im vergangenen Jahr hat taufen lassen», fügt sie hinzu. Als ihr Bekannter von der Taufaktion in Hanau im Radio gehört und es ihr erzählt habe, habe sie sich spontan entschieden, das Angebot zu nutzen. Dafür ist sie aus dem baden-württembergischen Eberbach am Neckar angereist. «Ich finde es toll, dass es so eine Möglichkeit gibt», lobt sie.

Einige Täuflinge kommen aus Frankfurt, Wiesbaden oder aus der Nähe von Mainz, dankbar dafür, dass es dieses unkomplizierte Angebot gibt. Darunter auch solche, die bereits getauft sind und sich in einer Tauferinnerung diese Entscheidung noch einmal bewusst machen möchten. Aber auch Eltern, die ihre Kinder taufen lassen möchten, weil es wegen der Corona-Pandemie bisher nicht ging.

«Es sind 13 oder 14 Taufen und neun Tauferinnerungen gewesen, zum Teil von Menschen, die von weit her gekommen sind», berichtet Pfarrerin Zahn von der Projektstelle «Leben feiern». Sie hat gemeinsam mit Gemeindepfarrerin Katharina Scholl die Idee zu der Aktion erarbeitet. Unterstützt werden die beiden an diesem Nachmittag von Pfarrer Rühl und Gemeindepfarrerin Weiner.

Wir haben getauft…

Pfarrerin Katharina Scholl schreibt im Sozialen Netzwerk Facebook nach der Aktion:

«Wochenlang war ich nur mit Zahlen beschäftigt… was, wenn niemand kommt… was, wenn nur zwei kommen…? 
Heute nach diesem Tag bin ich mit ganz anderem beschäftigt… Mit ihr, der bei dem Song 'You‘ve got a friend' das Taufwasser von der Nase rann, während der Freundin eine Träne übers Gesicht lief… mit ihm, den wir dort niemals erwartet hätten und der uns seine Geschichte anvertraut hat… mit den beiden, die von ihren Eltern so liebend angeschaut wurden… 
Ich bin beschäftigt mit all den Gesichtern von Ehrenamtlichen, die Teil von etwas Wunderbaren waren und das irgendwie gespürt haben…
Ich bin beschäftigt mit mir selbst und dem Gefühl, dass mir heute mal wieder so richtig klar wurde, warum ich meinen Beruf so liebe… 
Ich bin beschäftigt mit meinen Kollegen, vor allem mit der wunderbaren Margit Zahn und dem Gefühl, welche Räume fürs Heilige entstehen, wenn wir zusammen etwas wagen und gemeinsam liebevolles und sorgsames tun… 
Weil ich weiß, dass manch einer neugierig ist auf die Zahlen, sag ich sie euch: 14 Taufen und 9 Tauferinnerungen. Mehr als wir dachten… und dennoch: diese Zahlen sind nicht wichtig. 
Wenn ich nur eine einzige dieser Begegnungen heute gehabt hätte, hätte sich der ganze Aufwand gelohnt. Ich musste es erleben, bevor ich das wissen konnte…»

(18.9.2022, 00:06 Uhr)

Die inneren Bilder sind wieder da...

Pfarrerin Margin Zahn schreibt im Sozialen Netzwerk Instagram nach der Aktion:

«Die inneren Bilder sind wieder da. @foto.goebel holt sie in die Erinnerung. 
Da ist sie, die schon lange bevor es losging, in der Bank saß, von weit weg gekommen, weil sie im Radio von unserer Taufaktion in Hanau gehört hatte. 'Heute mach ich es', das hatte sie sich vorgenommen.
Da, ist G, die vor ein paar Tagen Fahrradfahren mit ihrer Mutter am Kirchturm geübt hat und sich gewünscht hat: 'Hier will ich getauft werden.'
Da ist der Mann, in der Bank arbeitet er und bringt seine Familie mit. Eine Kerze machen? Seine Kinder helfen ihm. 
Da ist die Frau mit ihrem beinahe erwachsenen Sohn, die sich gegen Fotos entschieden haben. Die beiden sagen einander gegenseitig ihre Taufsprüche. Was für ein berührender Moment.
Ich könnte immer weiter erzählen von den dreizehn Menschen, die wir bis in den Abend hinein getauft haben, der Frau, die wieder eingetreten ist in die Kirche und den neun Menschen, die sich für ihre persönliche Tauferinnerung auch ihre Musik zum Segen wünschen durften...
So viele so besondere Momente!
Es lag Segen auf diesem Tag. Wir haben es gespürt  - jenseits der Taufzahlen. 'Soviel Segen für mich', hat eine der Getauften vorhin gesagt, als ich sie gefragt habe, ob wir ihr Foto zeigen dürfen. Auch für @kommissarinschollumbo (Anm.d.Red.: Profilname von Pfarrerin Katharina Scholl) und mich, die wir so lange mit unsren Kolleg*innen Weiner und Rühl für dem Tag geplant, gebangt, gehofft haben zusammen mit den Musiker*innen Frank, Katrin und Oli und dem ganzen Team der Ehrenamtlichen... 
Es gab am Ende kein Poolwetter und für den Eiswagen war es eigentlich zu kalt. Aber uns war warm. Zeit zum Tanzen und genießen hinterher, die gab es auf jeden Fall für uns.»

(20.9.2022, 19.51 Uhr)

Das Hanauer Angebot zur Taufe ist auf vier Stunden angesetzt. Anmeldungen dafür habe es im Vorfeld zwar gegeben, die Mehrheit der Täuflinge sei jedoch spontan in die Kirche gekommen, berichtet Zahn. Die Taufen finden nicht nur im Kirchraum statt, sondern auch im Glockenturm oder in einem lichtdurchfluteten Raum mit Blick auf die Wiese hinter der Kirche. Die Täuflinge dürfen sich den Ort selbst aussuchen.

Das Prinzip der Taufaktion lautet: ganz niedrigschwellig und für jedes Alter. «Wir möchten damit den Zugang zur Taufe erweitern und nehmen dabei eine Idee aus Dänemark auf», berichtet Margit Zahn. Dort und in Norwegen würden seit einigen Jahren «Drop-in-Taufen» angeboten. Die Gespräche mit den Menschen, die sich zu dieser Form der Taufe entschließen, hätten gezeigt, dass hinter dieser Entscheidung oft ein langer Weg liege.

Ähnliche Aktion auch in Hamburg

Es ist nicht die einzige derartige Aktion der evangelischen Kirchen an diesem Tag. In Hamburg gibt es anlässlich der «Langen Nacht der Kirchen» ebenfalls das Angebot, sich spontan taufen oder auch trauen zu lassen - auf Schiffen auf der Außenalster mit Live-Musik. Organisiert wird es von St. Moment, einer Agentur der evangelischen Kirche in Hamburg für Taufe, Hochzeit und Bestattung. «Gut acht Monate haben die Vorbereitungen hierfür gedauert», berichtet Pastor Fabio Fried von St. Moment. Solche Angebote seien wichtig, weil viele Menschen eine «Segens-Sehnsucht» hätten, aber oft auch Barriere-Ängste. Oder sie seien nicht mit einer Gemeinde verbunden.

Sowohl in Hamburg als auch in Hanau sind die Täuflinge eingeladen, vorab mit einem der Geistlichen über die Bedeutung der Taufe in individuellen Gesprächen nachzudenken und eine persönliche Taufkerze zu gestalten. «Was die Täuflinge erlebt haben, war nach den Rückmeldungen von hoher Intensität geprägt», berichtet Pfarrerin Zahn. 

(19.09.2022)


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Alle Details zur Taufaktion, wie eine Taufe abläuft und was die Taufe eigentlich bedeutet, wird auf der Sonderseite des Kirchenkreises Hanau ganz ausführlich und liebevoll beschrieben:

radio Internetradio:

Eine Taufe to go – mit Eis und Cocktail zur Begrüßung. Einfach mal kurz bei der Kirche vorbeikommen, sich taufen lassen und Mitglied werden. Das ging am 17. September 2022 in Hanau. Radio-Reporter Siegfried Krückeberg hat die beiden Pfarrerinnen Margit Zahn und Katharina Scholl im Vorfeld getroffen. Und es sollte sogar einen Pool geben, in dem getauft werden kann:

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Hier können Sie den Flyer zur Aktion herunterladen: