Über 100.000 Einäscherungen in 90 Jahren

In diesen Tagen wird die 100.000. Einäscherung in Kassel vollzogen. Vor genau 90 Jahren wurde in Kassel die erste Einäscherungsanlage in Betrieb genommen, die im Jahr 2000 durch das neue Krematorium abgelöst wurde.  

Immer mehr Urnenbeisetzungen

"Die Einäscherung und Urnenbeisetzung ist in Kassel die häufigste Bestattungsart", sagt Jürgen Rehs, Geschäftsführer der KF Krematorium und Friedhofsgärtnerei GmbH. "Fast 70 Prozent aller in Kassel Verstorbenen werden eingeäschert und in einer Urne beigesetzt. Vor etwa 30 Jahren war es noch umgekehrt. Anfang der 1980er Jahre lag die Einäscherungsrate etwas über 30 Prozent." Wurden im Jahr 1990 noch 1583 Verstorbene eingeäschert, waren es im Jahr 2000 bereits 1.920 und im vergangenen Jahr schon 2.070 Verstorbene. Tendenz weiter steigend.

Veränderungen im Friedhofs- und Bestattungswesen

Insgesamt habe sich das Friedhofs- und Bestattungswesen seit der Jahrtausendwende rasant verändert. "Die Erdbestattung im Sarg wird immer seltener nachgefragt", so Rehs. Vielfach spielten die Kosten und der Pflegeaufwand der verschiedenen Grabarten eine wesentliche Rolle. Denn Urnengräber seien weniger aufwändig zu pflegen als Erdbestattungsgräber. Mittlerweile gebe es auf Kasseler Friedhöfen elf verschiedene Möglichkeiten Urnen in großen und kleinen, kostenintensiveren und preisgünstigen Gräbern bestatten zu lassen. "Das Angebot hat sich immer weiter ausdifferenziert. Es reicht von Rasenflächen mit anonymen Urnenreihengräbern über Urnenwahlgräber bis hin zu Friedparkgräbern und Urnenkulturgräbern", so Rehs.

Hohe ethische und technische Standards

"Im Kasseler Krematorium stehen der würdevolle Umgang mit den Verstorbenen und Hinterbliebenen im Vordergrund", so Rehs. Für die ethisch und technisch hohen Standards in Kassel sei die Betreibergesellschaft, die KF Krematorium und Friedhofsgärtnerei GmbH deshalb auch vor Jahren mit dem Gütesiegel "Kontrolliertes Krematorium" des Deutschen Städtetages ausgezeichnet worden. Zudem schaffe man mit regelmäßigen öffentlichen Führungen Transparenz. "Der offene Umgang mit den sehr technischen Abläufen ist uns ein stetes Anliegen." (01.07.2016)

Hintergrund

In Kassel war man im Jahr 1926 mit der Inbetriebnahme der ersten Einäscherungsanlage spät dran. Die Städte in Thüringen waren seinerzeit Vorreiter. In der Kleinstadt Gotha war im Jahr 1878 das erste Krematorium in Betrieb. In Kassel hatte sich weit vor dem Ersten Weltkrieg ein Feuerbestattungsverein gegründet, dessen Ziel es war, auch in Kassel den Bau einer solchen Anlage voranzutreiben. In den Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war die Einäscherung und die Urnenbeisetzung eine absolute Ausnahmeerscheinung. Erst ab den 1950er Jahren wurde diese Bestattungsart häufiger nachgefragt.