Montag, 24. November 2014

- Bischof Hein stellt «Verbindliche Volkskirche» in den Mittelpunkt
- Staatsminister Roth lehnt radikalen Pazifismus ab - Rede vor Landessynode
- Präses Schulze: Vertrauen auf die Kräfte des Geistes, der Vernunft und des Friedens setzen
- Prälatin Natt: Am Netz einer einladenden Kirche knüpfen
- Ort mit wechselhafter Geschichte: Das Kloster Haydau
- Schwerpunkte der Herbsttagung: Bischofsbericht, Finanz- und Diakoniebericht
- Impressionen des Tages
Morschen (medio). In seinem Bericht «Verbindliche Volkskirche» vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Altmorschen befasste sich Bischof Prof. Dr. Martin Hein heute mit der Frage, wie die evangelische Kirche künftig Volkskirche sein und bleiben könne. Hein griff damit den Auftrag auf, den sich die Synode mit der Vorlage «Volkskirche qualitativ weiterzuentwickeln» im Herbst 2013 gestellt hatte.
Bischof Hein beschrieb zu Beginn seines Berichts, wie die Kirche durch demographische Entwicklungen und den gesellschaftlichen Wandel in Bewegung gerate. Die Rolle der Kirche in der Gesellschaft verändere sich und sowohl die Kirche als auch der Glaube verlören an Plausibilität für das gesellschaftliche und persönliche Leben, so der Bischof. Konfessionslosigkeit sei längst kein Makel mehr, sondern werde zur gesellschaftlichen Normalität. «Das Ende der Selbstverständlichkeiten ist erreicht», stellte der Bischof pointiert fest: «Unsere evangelische Kirche tritt immer mehr als Organisation einer partikularen gesellschaftlichen Gruppe in Erscheinung.»
Hein: «Wie verbindlich sind wir eigentlich als evangelische Kirche?»
Angesichts dieser Entwicklung fragte Bischof Hein nach der Verbindlichkeit: «Wie verbindlich sind wir eigentlich als evangelische Kirche? Und wie viel Verbindlichkeit erwarten wir von unseren Mitgliedern?» Hein dankte an dieser Stelle ausdrücklich allen Kirchensteuerzahlern und betonte, dass finanzielle Unterstützung eine hohe Form von kirchlichem Engagement sei. Die Kirchensteuer sei als ein Mitgliedschaftsbeitrag zu begreifen, in dem sich die Verbundenheit mit der Kirche und die Verbindlichkeit der Mitgliedschaft ausdrückten. Durch sie werde die Arbeit der Kirche erst ermöglicht.
Evangelische Kirche ist quantitativ betrachtet keine Volkskirche mehr
Mit Blick auf die Mitgliedschaftsstudie der EKD stellte der Bischof fest, dass bei einer Mitgliedschaft von 23,4 Mio. Menschen und einer fortschreitenden Konfessionslosigkeit von derzeit 33 Mio. Menschen der Begriff «Volkskirche» nicht mehr quantitativ im Sinne einer Mehrheitskirche verstanden werden könne. Um Volkskirche bleiben zu können, sei es daher unabdingbar, sie qualitativ weiterzuentwickeln zu einer verbindlichen Volkskirche «in der Gesellschaft» und «für die Gesellschaft».
«Kirche in der Gesellschaft» hat den Auftrag, das Evangelium zu «kommunizieren»
Bischofsbericht fragt nach der Zukunft der Volkskirche
Bischof Hein stellt «Verbindliche Volkskirche» in den Mittelpunkt
Morschen (medio). In seinem Bericht «Verbindliche Volkskirche» vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Altmorschen befasste sich Bischof Prof. Dr. Martin Hein heute mit der Frage, wie die evangelische Kirche künftig Volkskirche sein und bleiben könne. Hein griff damit den Auftrag auf, den sich die Synode mit der Vorlage «Volkskirche qualitativ weiterzuentwickeln» im Herbst 2013 gestellt hatte.
Bischof Hein beschrieb zu Beginn seines Berichts, wie die Kirche durch demographische Entwicklungen und den gesellschaftlichen Wandel in Bewegung gerate. Die Rolle der Kirche in der Gesellschaft verändere sich und sowohl die Kirche als auch der Glaube verlören an Plausibilität für das gesellschaftliche und persönliche Leben, so der Bischof. Konfessionslosigkeit sei längst kein Makel mehr, sondern werde zur gesellschaftlichen Normalität. «Das Ende der Selbstverständlichkeiten ist erreicht», stellte der Bischof pointiert fest: «Unsere evangelische Kirche tritt immer mehr als Organisation einer partikularen gesellschaftlichen Gruppe in Erscheinung.»
Hein: «Wie verbindlich sind wir eigentlich als evangelische Kirche?»
Angesichts dieser Entwicklung fragte Bischof Hein nach der Verbindlichkeit: «Wie verbindlich sind wir eigentlich als evangelische Kirche? Und wie viel Verbindlichkeit erwarten wir von unseren Mitgliedern?» Hein dankte an dieser Stelle ausdrücklich allen Kirchensteuerzahlern und betonte, dass finanzielle Unterstützung eine hohe Form von kirchlichem Engagement sei. Die Kirchensteuer sei als ein Mitgliedschaftsbeitrag zu begreifen, in dem sich die Verbundenheit mit der Kirche und die Verbindlichkeit der Mitgliedschaft ausdrückten. Durch sie werde die Arbeit der Kirche erst ermöglicht.
Evangelische Kirche ist quantitativ betrachtet keine Volkskirche mehr
Mit Blick auf die Mitgliedschaftsstudie der EKD stellte der Bischof fest, dass bei einer Mitgliedschaft von 23,4 Mio. Menschen und einer fortschreitenden Konfessionslosigkeit von derzeit 33 Mio. Menschen der Begriff «Volkskirche» nicht mehr quantitativ im Sinne einer Mehrheitskirche verstanden werden könne. Um Volkskirche bleiben zu können, sei es daher unabdingbar, sie qualitativ weiterzuentwickeln zu einer verbindlichen Volkskirche «in der Gesellschaft» und «für die Gesellschaft».
«Kirche in der Gesellschaft» hat den Auftrag, das Evangelium zu «kommunizieren»
«Das Evangelium gehört in die Mitte der Menschen, weil es den Anspruch erhebt, das Gemeinwesen mitzugestalten», so Hein. Als «Kirche in der Gesellschaft» habe die Kirche den Auftrag, das Evangelium zu «kommunizieren» und sie tue dies in Gottesdiensten, in der Seelsorge, im Unterricht und in diakonischem Handeln. Notwendig sei dafür eine ortsnahe Präsenz. Daher dürfe das Pfarrstellennetz trotz aller Zwänge zu Einsparungen nicht zu sehr ausgedünnt werden.
Die größte Öffentlichkeitswirkung erziele die Kirche, so Hein, mit ihren Gottesdiensten, die allein in Kurhessen-Waldeck 39.000 Menschen jeden Sonntag besuchten. Hinzu kämen rund 5.000 Kinder in den Kindergottesdiensten. Der Bischof betonte, dass sich gerade bei der Gestaltung von Gottesdiensten viele Möglichkeiten der verbindlichen Mitwirkung bieten würden (z. B. bei den Lesungen und Gebeten, Austeilung des Abendmahls).
Auch die Kirchenmusik eröffne ein breites Feld der Beteiligung. Leider jedoch litten viele Chöre an Nachwuchssorgen. Hein regte deshalb die Errichtung einer Kinder- und Jugendkantorei in jedem Kirchenkreis an. Viele Ehrenamtliche arbeiteten zudem mit hoher Kompetenz und Verantwortung in Kirchenvorständen, Synoden und sonstigen kirchlichen Gremien. Die Einrichtung der Fachstelle «Engagementförderung» sei ein wichtiger Schritt, um weiterhin Menschen für diese Aufgaben zu gewinnen und sie in ihrem Dienst zu begleiten.
Kritik, Mahnung und Ermutigung sind Kennzeichen einer «Kirche für die Gesellschaft»
Der Bischof führte weiter aus, dass eine Kirche, die für die Gesellschaft da sein wolle, die Aufgabe habe, zu aktuellen politischen Themen Stellung zu beziehen. Als Beispiele führte er die Frage der Rüstungsexporte, die rechtliche Regelung des assistierten Suizids, die Aufnahme von Flüchtlingen aus den Krisengebieten dieser Welt oder die zunehmenden Verfolgung und Diskriminierung von Christen an. Kritik, Mahnung und Ermutigung zu klarem Handeln seien die Kennzeichen einer Kirche, die «Kirche für die Gesellschaft» sei.
Hein betonte: «Indem die Volkskirche als gesellschaftliche Institution erkennbar bleibt und in transparenter und nachvollziehbarer Weise ihr Handeln begründet und gestaltet, trägt sie zur Entwicklung einer humanen Gesellschaft bei.» Insbesondere der Diakonie komme in ihrem erkennbaren ortsnahen Handeln dabei eine besondere Bedeutung zu: «Je ortsnäher, umso erkennbarer sind wir! Es sind gerade die regionalen Diakonischen Werke in unserer Landeskirche, die dafür einstehen und deren Bedeutung deshalb nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.»
Hein stellte weiterhin fest, der oft beklagte Traditionsabbruch sei vor allem ein Abbruch der religiösen Bildung. Daher hätten die vielfältigen Möglichkeiten, die Kirche in der Gesellschaft habe, religiöse Bildung zu vermitteln – sei es im Religions- oder Konfirmandenunterricht, in Kindertagesstätten oder Schulanfängergottesdiensten-, eine Schlüsselfunktion für die künftige Gestalt der Volkskirche.
Kirche muss in Gesellschaft für die Kraft des christlichen Glaubens werben
In seinem Resümee sagte Hein, eine Kirche, die öffentliche Kirche sein wolle, müsse in der Gesellschaft für die Kraft des christlichen Glaubens werben: «Wenn es uns gelingt, zu einer verbindlichen Teilnahme einzuladen, indem wir den Menschen vermitteln, was sie von der Mitgliedschaft in dieser Solidargemeinschaft haben und was sie damit fördern, haben wir als Volkskirche eine Zukunft!» (24.11.2014)
Impressionen von der Aussprache zum Bischofsbericht
(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)
file_download Im Wortlaut:
Lesen Sie hier den Bericht von Bischof Prof. Dr. Martin Hein im Wortlaut:
arrow_forward Nachgefragt:
Prof. Dr. Martin Hein im Interview zum Bischofsbericht. Das Interview führte medio!-Reporter Torsten Scheuermann:
file_download Hintergrund:
Lesen Sie hier einen Beitrag der Theologische Kammer zum Thema «Kirchentheoretischer Zwischenruf: Wahrnehmungen, Fragen und Thesen zu einer qualitativen Weiterentwicklung der Volkskirche.»
Morschen (epd). Nach Ansicht des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), muss Deutschland mehr Verantwortung in der Welt übernehmen. Dies gehe aber nur, wenn das Land als ein Spieler in einem gesamteuropäischen System auftrete, sagte Roth am Montagabend im nordhessischen Morschen vor der Synode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. «Die Europäische Union ist Deutschlands wichtigstes außen- und sicherheitspolitisches Instrument.»
Der in Heringen an der Werra geborene Roth, der selbst Mitglied der Landessynode ist, wandte sich in seinem Vortrag mit dem Titel «Wege zum gerechten Frieden? Politik für Europa und die Welt in christlicher Verantwortung» deutlich gegen einen radikalen Pazifismus. Die Verantwortung für den Frieden könne im äußersten Notfall auch Waffengewalt mit einschließen, sagte er. Dies sei auch völkerrechtlich anerkannt.
Als Reaktion auf den grausamen Völkermord in Ruanda hätten die Vereinten Nationen vor einigen Jahren das Konzept der «Schutzverantwortung» entwickelt. Damit werde die Möglichkeit geschaffen, die hilflose Zivilbevölkerung notfalls auch mit militärischen Mitteln vor schweren Menschenrechtsverletzungen und Brüchen des humanitären Völkerrechts zu schützen. «Das Reich Gottes vermögen wir nicht auf Erden zu bauen. Aber jeder von uns kann mithelfen, den Weg dahin zu ebnen», sagte Roth.
Der Staatsminister ging auch auf die aktuelle Krise in der Ukraine ein und verteidigte die aktuelle Politik der Bundesregierung gegenüber Russland. «Wir können nicht akzeptieren, dass Russland die europäische Friedensordnung massiv beschädigt, grundlegende Prinzipien des Völkerrechts infrage stellt und Europa damit an den Rand einer neuen Spaltung führt», sagte er. Die geschlossene Reaktion der EU sowie die Sanktionen hätten dazu beigetragen, dass mit dem Minsker Abkommen vom 5. September die Eskalationsspirale vorläufig gestoppt worden sei. Allerdings sei die Gefahr einer erneuten Zuspitzung der Krise nicht gebannt, räumte er ein.
Zum Leitmotto der 12. KLandessynode «Salz der Erde – Licht der Welt»
Staatsminister Roth lehnt radikalen Pazifismus ab - Rede vor Landessynode
Morschen (epd). Nach Ansicht des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), muss Deutschland mehr Verantwortung in der Welt übernehmen. Dies gehe aber nur, wenn das Land als ein Spieler in einem gesamteuropäischen System auftrete, sagte Roth am Montagabend im nordhessischen Morschen vor der Synode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. «Die Europäische Union ist Deutschlands wichtigstes außen- und sicherheitspolitisches Instrument.»
Der in Heringen an der Werra geborene Roth, der selbst Mitglied der Landessynode ist, wandte sich in seinem Vortrag mit dem Titel «Wege zum gerechten Frieden? Politik für Europa und die Welt in christlicher Verantwortung» deutlich gegen einen radikalen Pazifismus. Die Verantwortung für den Frieden könne im äußersten Notfall auch Waffengewalt mit einschließen, sagte er. Dies sei auch völkerrechtlich anerkannt.
Als Reaktion auf den grausamen Völkermord in Ruanda hätten die Vereinten Nationen vor einigen Jahren das Konzept der «Schutzverantwortung» entwickelt. Damit werde die Möglichkeit geschaffen, die hilflose Zivilbevölkerung notfalls auch mit militärischen Mitteln vor schweren Menschenrechtsverletzungen und Brüchen des humanitären Völkerrechts zu schützen. «Das Reich Gottes vermögen wir nicht auf Erden zu bauen. Aber jeder von uns kann mithelfen, den Weg dahin zu ebnen», sagte Roth.
Der Staatsminister ging auch auf die aktuelle Krise in der Ukraine ein und verteidigte die aktuelle Politik der Bundesregierung gegenüber Russland. «Wir können nicht akzeptieren, dass Russland die europäische Friedensordnung massiv beschädigt, grundlegende Prinzipien des Völkerrechts infrage stellt und Europa damit an den Rand einer neuen Spaltung führt», sagte er. Die geschlossene Reaktion der EU sowie die Sanktionen hätten dazu beigetragen, dass mit dem Minsker Abkommen vom 5. September die Eskalationsspirale vorläufig gestoppt worden sei. Allerdings sei die Gefahr einer erneuten Zuspitzung der Krise nicht gebannt, räumte er ein.
Roth kritisierte Stimmen, die von einer Militarisierung der deutschen Außenpolitik sprächen. Das vielfältige zivile und diplomatisch-politische Engagement Deutschlands sei leider weniger öffentlichkeitswirksam. In diesem Zusammenhang bezeichnete der SPD-Politiker die Entscheidung, Waffen an die kurdische Regionalregierung im Nordirak im Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat zu liefern, als «absolute Ausnahmegenehmigung», die sich alle Beteiligten sehr schwergemacht hätten. Von einem Paradigmenwechsel könne daher keine Rede sein.
Die Bibel bietet nach Roths Worten ein Fundament für politische Entscheidungen. Allerdings sei dies nicht im Sinne eines zielgenauen Navigationssystems zu verstehen, sondern eher wie ein Kompass. Er habe zudem schon öfter festgestellt, dass auch die Herrnhuter Tageslosung etwas zu tagespolitischen Fragen beitragen könne. (24.11.2014)
Impressionen von der weiteren Aussprache
file_download Im Wortlaut:
Lesen Sie hier den Vortrag von Staatsminister Michael Roth im Wortlaut:
Morschen (medio). In seinen Eröffnungsworten zur Herbsttagung der Landessynode nahm Präses Rudolf Schulze Bezug auf die dramatische Zuspitzung weltpolitischer Konflikte und Auseinandersetzungen: «Die Annexion der Krim und der Krieg im Osten der Ukraine beunruhigen uns. Zugleich sind wir entsetzt über die Bilder und Nachrichten, die uns aus Syrien und dem Nordirak erreichen. Nicht weniger entsetzlich sind die Nachrichten von der Terrortyrannei in Nigeria und dazu die nicht endende Gewalt im Heiligen Land und die wahnwitzige Aufladung vieler dieser Konflikte durch Religionen.»
Zugleich erinnerte Schulze an den 25. Jahrestag der Grenzöffnung und seine besondere Bedeutung für viele grenznahe kurhessische Gemeinden und für den Kirchenkreis Schmalkalden, dem er die Rückkehr in die Landeskirche ermöglichte. Der Präses betonte, die lebendige Erinnerung an diese Befreiungsgeschichte bestärke darin, Vertrauen auf die Kräfte des Geistes, der Vernunft und des Friedens zu setzen.
Die Synode nehme ihre Beratungen in Altmorschen nicht fernab des Weltgeschehens, sondern im Wissen um die weltpolitische Lage auf: «All diese bewegenden Nachrichten und Bilder haben wir im Kopf, wenn wir in diesen Tagen hier miteinander beraten, beschließen und beten.» (24.11.2014)
Weitere Impressionen von der Eröffnung der Tagung
(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)
Landessynode nimmt Beratungen auf
Präses Schulze: Vertrauen auf die Kräfte des Geistes, der Vernunft und des Friedens setzen
Morschen (medio). In seinen Eröffnungsworten zur Herbsttagung der Landessynode nahm Präses Rudolf Schulze Bezug auf die dramatische Zuspitzung weltpolitischer Konflikte und Auseinandersetzungen: «Die Annexion der Krim und der Krieg im Osten der Ukraine beunruhigen uns. Zugleich sind wir entsetzt über die Bilder und Nachrichten, die uns aus Syrien und dem Nordirak erreichen. Nicht weniger entsetzlich sind die Nachrichten von der Terrortyrannei in Nigeria und dazu die nicht endende Gewalt im Heiligen Land und die wahnwitzige Aufladung vieler dieser Konflikte durch Religionen.»
Zugleich erinnerte Schulze an den 25. Jahrestag der Grenzöffnung und seine besondere Bedeutung für viele grenznahe kurhessische Gemeinden und für den Kirchenkreis Schmalkalden, dem er die Rückkehr in die Landeskirche ermöglichte. Der Präses betonte, die lebendige Erinnerung an diese Befreiungsgeschichte bestärke darin, Vertrauen auf die Kräfte des Geistes, der Vernunft und des Friedens zu setzen.
Die Synode nehme ihre Beratungen in Altmorschen nicht fernab des Weltgeschehens, sondern im Wissen um die weltpolitische Lage auf: «All diese bewegenden Nachrichten und Bilder haben wir im Kopf, wenn wir in diesen Tagen hier miteinander beraten, beschließen und beten.» (24.11.2014)
Weitere Impressionen von der Eröffnung der Tagung
(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)
arrow_forward Nachgefragt:
Präses Kirchenrat Rudolf Schulze im Interview zur Herbsttagung. Das Interview führte medio!-Reporterin Ramona Kopec:
Morschen (medio). Inspiriert von zwei Kirchenfenstern in der Klosterkirche Altmorschen war das Gleichnis vom Fischfang Zentrum der Predigt von Prälatin Marita Natt im Gottesdienst zur Eröffnung der Herbsttagung. Das Gleichnis berichte, dass zunächst alle Fische mit einem engmaschigen Netz gefangen würden, dann aber der Fang aussortiert werde. Das Gleichnis lehre, dass letztlich nicht die Menge der Fische, sondern die Qualität vor Gott Bedeutung habe. Natt merkte an, dies sei ein reizvoller Gedanke angesichts einer kleiner werdenden Kirche. Ebenso reizvoll sei der Hinweis, dass allein Gott im jüngsten Gericht entscheiden werde, wer zu den Gerechten gehöre und wer nicht.
Im Blick auf die Synodalen und ihre Beratungen bemerkte die Prälatin: «Die «Menschenfischer», wir alle hier, sind eifrig dabei, unsere Volkskirche qualitativ weiter zu entwickeln. Deshalb machen wir uns viele nützliche Gedanken zur Beschaffenheit des Netzes und der Anzahl der Fischer. Wir knüpfen und verknüpfen und sticken schöne Muster in das Netz, aber letztlich ist es ein anderer, der all unsere Mühen belohnt oder verwirft, der unser Wirken betrachtet und beurteilt.» Die Prälatin gab der Hoffnung Ausdruck, «dass wir einladend bleiben, eine Gemeinschaft, die ihre Netze so knüpft, dass man darin auch einmal einen Salto rückwärts machen kann, ohne herauszufallen.» (24.11.2014)
Impressionen vom Eröffnungsgottesdienst
(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)
Gottesdienst im Kloster Haydau
Prälatin Natt: Am Netz einer einladenden Kirche knüpfen
Morschen (medio). Inspiriert von zwei Kirchenfenstern in der Klosterkirche Altmorschen war das Gleichnis vom Fischfang Zentrum der Predigt von Prälatin Marita Natt im Gottesdienst zur Eröffnung der Herbsttagung. Das Gleichnis berichte, dass zunächst alle Fische mit einem engmaschigen Netz gefangen würden, dann aber der Fang aussortiert werde. Das Gleichnis lehre, dass letztlich nicht die Menge der Fische, sondern die Qualität vor Gott Bedeutung habe. Natt merkte an, dies sei ein reizvoller Gedanke angesichts einer kleiner werdenden Kirche. Ebenso reizvoll sei der Hinweis, dass allein Gott im jüngsten Gericht entscheiden werde, wer zu den Gerechten gehöre und wer nicht.
Im Blick auf die Synodalen und ihre Beratungen bemerkte die Prälatin: «Die «Menschenfischer», wir alle hier, sind eifrig dabei, unsere Volkskirche qualitativ weiter zu entwickeln. Deshalb machen wir uns viele nützliche Gedanken zur Beschaffenheit des Netzes und der Anzahl der Fischer. Wir knüpfen und verknüpfen und sticken schöne Muster in das Netz, aber letztlich ist es ein anderer, der all unsere Mühen belohnt oder verwirft, der unser Wirken betrachtet und beurteilt.» Die Prälatin gab der Hoffnung Ausdruck, «dass wir einladend bleiben, eine Gemeinschaft, die ihre Netze so knüpft, dass man darin auch einmal einen Salto rückwärts machen kann, ohne herauszufallen.» (24.11.2014)
Impressionen vom Eröffnungsgottesdienst
(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)
file_download Im Wortlaut:
Lesen Sie hier die Predigt von Prälatin Marita Natt im Wortlaut:
Morschen (medio). Das seit 1235 bestehende Kloster Haydau ist ein ehemaliges Zisterzienserinnen-Kloster. Zahlreiche Erweiterungsbauten zeugen seitdem von der wechselhaften Geschichte durch die Jahrhunderte. Mit Beendigung der klösterlichen Nutzung nach der Reformation dienten die mehrfach umgestalteten Gebäude den Landgrafen als Jagd- und Lustschloss, heißt es auf den Internetseiten des Fördervereins der Klosteranlage. Es folgte die Nutzung als Staatsdomäne, Molkerei, Gefangenenlager und Flüchtlingsunterkunft nach dem 2. Weltkrieg.
Nach umfangreicher Restaurierung des Klosters von 1985 bis 2001 konnte die historische Bausubstanz erhalten werden. Heute steht das Kloster für Konzerte, Theater, Film und Lesungen ebenso zur Verfügung wie für Tagungen, Hochzeiten und private Familienfeiern. (24.11.2014)
Weitere Impressionen vom Kloster Haydau
Ort mit wechselhafter Geschichte: Das Kloster Haydau
Morschen (medio). Das seit 1235 bestehende Kloster Haydau ist ein ehemaliges Zisterzienserinnen-Kloster. Zahlreiche Erweiterungsbauten zeugen seitdem von der wechselhaften Geschichte durch die Jahrhunderte. Mit Beendigung der klösterlichen Nutzung nach der Reformation dienten die mehrfach umgestalteten Gebäude den Landgrafen als Jagd- und Lustschloss, heißt es auf den Internetseiten des Fördervereins der Klosteranlage. Es folgte die Nutzung als Staatsdomäne, Molkerei, Gefangenenlager und Flüchtlingsunterkunft nach dem 2. Weltkrieg.
Nach umfangreicher Restaurierung des Klosters von 1985 bis 2001 konnte die historische Bausubstanz erhalten werden. Heute steht das Kloster für Konzerte, Theater, Film und Lesungen ebenso zur Verfügung wie für Tagungen, Hochzeiten und private Familienfeiern. (24.11.2014)
Weitere Impressionen vom Kloster Haydau
Morschen (medio). Die 12. Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hazt am Montagmorgen ihre Beratungen im Kloster Haydau in Morschen (Kirchenkreis Melsungen) aufgenommen. Schwerpunkte der Beratungen, die bis einschließlich Donnerstag, den 27. November, dauern werden, sind u. a. der Bericht von Prof. Dr. Bischof Martin Hein zum Thema «Verbindliche Volkskirche», der Finanzbericht von Vizepräsident Dr. Volker Knöppel und der Diakoniebericht von Landeskirchenrat Horst Rühl mit Akzenten auf Armutsprojekten und aktuellen Fragen der Flüchtlingsarbeit. Zudem werden mehrere Kirchengesetze verhandelt, u.a. erneut die Altersgrenze für die Wählbarkeit in Kirchenvorstände.
Am Montagabend wird der Synodale Michael Roth (MdB) als Staatsminister im Auswärtigen Amt einen Vortrag unter dem Leitwort der 12. Landessynode «Salz der Erde – Licht der Welt» halten. Sein Thema «Wege zum gerechten Frieden? Politik für Europa und die Welt in christlicher Verantwortung».
Die Landessynode weicht für die kommenden Tagungen erstmalig nach Morschen ins Fuldatal aus. Grund dafür sind umfangreiche Umbaumaßnahmen in der Evangelischen Akademie in Hofgeismar, in deren Räumlichkeiten normalerweise das kirchenleitende Gremium tagt. (24.11.2014)
Schwerpunkte der Herbsttagung: Bischofsbericht, Finanz- und Diakoniebericht

Tagungsort für die kommende Herbsttagung der Landessynode: Das Kloster Haydau im Fuldatal. (Foto: Wikipedia)
Morschen (medio). Die 12. Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hazt am Montagmorgen ihre Beratungen im Kloster Haydau in Morschen (Kirchenkreis Melsungen) aufgenommen. Schwerpunkte der Beratungen, die bis einschließlich Donnerstag, den 27. November, dauern werden, sind u. a. der Bericht von Prof. Dr. Bischof Martin Hein zum Thema «Verbindliche Volkskirche», der Finanzbericht von Vizepräsident Dr. Volker Knöppel und der Diakoniebericht von Landeskirchenrat Horst Rühl mit Akzenten auf Armutsprojekten und aktuellen Fragen der Flüchtlingsarbeit. Zudem werden mehrere Kirchengesetze verhandelt, u.a. erneut die Altersgrenze für die Wählbarkeit in Kirchenvorstände.
Am Montagabend wird der Synodale Michael Roth (MdB) als Staatsminister im Auswärtigen Amt einen Vortrag unter dem Leitwort der 12. Landessynode «Salz der Erde – Licht der Welt» halten. Sein Thema «Wege zum gerechten Frieden? Politik für Europa und die Welt in christlicher Verantwortung».
Die Landessynode weicht für die kommenden Tagungen erstmalig nach Morschen ins Fuldatal aus. Grund dafür sind umfangreiche Umbaumaßnahmen in der Evangelischen Akademie in Hofgeismar, in deren Räumlichkeiten normalerweise das kirchenleitende Gremium tagt. (24.11.2014)