Bischof Prof. Dr. Martin Hein stellte sich den Fragen von Radioredakteur Torsten Scheuermann am 21.11.2014 in Kassel.
Scheuermann: Herr Bischof Hein, Sie stellen Ihren Bericht vor der Landessynode in diesem Herbst unter das Thema «Verbindliche Volkskirche». Warum haben Sie diesen Schwerpunkt gewählt?
Bischof Hein: Die Situation der Kirche in Deutschland ist in Bewegung geraten, und es geht darum, zu fragen: Wie wollen wir in Zukunft Kirche sein und wie soll Kirche in Zukunft sein? Da liegt für mich der Begriff einer verbindlichen Volkskirche nahe. Auf der einen Seite wollen wir Kirche in der Öffentlichkeit bleiben, wir ziehen uns nicht in eine Nische zurück. Das meint der Begriff Volkskirche, und zwar unabhängig von der Anzahl der Mitglieder. Aber «verbindlich» meint, dass unsere Volkskirche nur dann lebt, wenn es eine verbindliche Mitgliedschaft und auch eine verbindliche Mitarbeit in der Kirche gibt. Und die möchte ich insgesamt stärken.
Scheuermann: Wie kann denn aus Ihrer Sicht die Kirche erreichen, dass sie in der Gesellschaft wieder besser wahrgenommen wird und präsenter ist?
Bischof Hein: Kirche wird ja insgesamt gut wahrgenommen. Das ist nicht das Problem. Aber wir müssen als evangelische Christen überzeugend sein, und das gelingt nur, wenn wir das Zeugnis des Evangeliums sehr bewusst in die Gesellschaft hineintragen. Die evangelische Kirche leistet nach meinem Verständnis einen wesentlichen Beitrag für eine humane Gesellschaft.
Scheuermann: In Ihrem Bericht sagen Sie, dass in Zukunft die religiöse Bildung eine der Schlüsselaufgaben der Kirche sein wird, damit sich Menschen weiterhin bei der Kirche gut aufgehoben fühlen oder sich ihr sogar zuwenden. Wie ist die Situation jetzt und wo muss Kirche neue Wege einschlagen?
Bischof Hein: Durch eine Mitgliederbefragung der Evangelischen Kirche in Deutschland, die in diesem Jahr veröffentlicht wurde, ist ganz deutlich geworden, dass wir einen Abbruch bei der Weitergabe des Glaubens haben. Es geht also darum, Kinder und Jugendliche mit der frohen Botschaft von Jesus Christus in Beziehung zu bringen. Wir müssen ihnen verdeutlichen, dass das etwas ist, was ihr Leben prägen kann und was ihnen Halt gibt.
Und wir müssen uns auch stärker um die Eltern kümmern, die sprachlos geworden sind und dies nur noch in ganz einfachen Formen vermitteln können. Wenn wir die Weitergabe des Glaubens nicht ernst nehmen, werden wir sozusagen ‚inhaltsleer‘ als Kirche, und dann stellt sich die Frage nach der Zukunft ganz massiv.
Scheuermann: Vielen Dank für das Interview!
(21.11.2014)
Nachgefragt...

Bischof Prof. Dr. Martin Hein stellte sich den Fragen von Radioredakteur Torsten Scheuermann am 21.11.2014 in Kassel.
Scheuermann: Herr Bischof Hein, Sie stellen Ihren Bericht vor der Landessynode in diesem Herbst unter das Thema «Verbindliche Volkskirche». Warum haben Sie diesen Schwerpunkt gewählt?
Bischof Hein: Die Situation der Kirche in Deutschland ist in Bewegung geraten, und es geht darum, zu fragen: Wie wollen wir in Zukunft Kirche sein und wie soll Kirche in Zukunft sein? Da liegt für mich der Begriff einer verbindlichen Volkskirche nahe. Auf der einen Seite wollen wir Kirche in der Öffentlichkeit bleiben, wir ziehen uns nicht in eine Nische zurück. Das meint der Begriff Volkskirche, und zwar unabhängig von der Anzahl der Mitglieder. Aber «verbindlich» meint, dass unsere Volkskirche nur dann lebt, wenn es eine verbindliche Mitgliedschaft und auch eine verbindliche Mitarbeit in der Kirche gibt. Und die möchte ich insgesamt stärken.
Scheuermann: Wie kann denn aus Ihrer Sicht die Kirche erreichen, dass sie in der Gesellschaft wieder besser wahrgenommen wird und präsenter ist?
Bischof Hein: Kirche wird ja insgesamt gut wahrgenommen. Das ist nicht das Problem. Aber wir müssen als evangelische Christen überzeugend sein, und das gelingt nur, wenn wir das Zeugnis des Evangeliums sehr bewusst in die Gesellschaft hineintragen. Die evangelische Kirche leistet nach meinem Verständnis einen wesentlichen Beitrag für eine humane Gesellschaft.
Scheuermann: In Ihrem Bericht sagen Sie, dass in Zukunft die religiöse Bildung eine der Schlüsselaufgaben der Kirche sein wird, damit sich Menschen weiterhin bei der Kirche gut aufgehoben fühlen oder sich ihr sogar zuwenden. Wie ist die Situation jetzt und wo muss Kirche neue Wege einschlagen?
Bischof Hein: Durch eine Mitgliederbefragung der Evangelischen Kirche in Deutschland, die in diesem Jahr veröffentlicht wurde, ist ganz deutlich geworden, dass wir einen Abbruch bei der Weitergabe des Glaubens haben. Es geht also darum, Kinder und Jugendliche mit der frohen Botschaft von Jesus Christus in Beziehung zu bringen. Wir müssen ihnen verdeutlichen, dass das etwas ist, was ihr Leben prägen kann und was ihnen Halt gibt.
Und wir müssen uns auch stärker um die Eltern kümmern, die sprachlos geworden sind und dies nur noch in ganz einfachen Formen vermitteln können. Wenn wir die Weitergabe des Glaubens nicht ernst nehmen, werden wir sozusagen ‚inhaltsleer‘ als Kirche, und dann stellt sich die Frage nach der Zukunft ganz massiv.
Scheuermann: Vielen Dank für das Interview!
(21.11.2014)