Vizepräsident Dr. Volker Knöppel stellte sich den Fragen des Leiters des Medienhauses der EKKW, Pfarrer Christian Fischer, am 25.11.2014 in Morschen.
Fischer: Herr Vizepräsident, Sie haben bei der Synode hier in Morschen Ihren Finanzbericht präsentiert. Er ist etwas kürzer ausgefallen, weil Sie in ihm einen Zwischenstand wiedergeben. Wie sieht es mit den Finanzen in unserer Landeskirche zurzeit aus?
Vizepräsident Knöppel: Ja, Sie haben richtigerweise gesagt, es ist ein kleiner Finanzbericht zwischen den Verabschiedungen der großen Doppelhaushalte, deshalb habe ich Schwerpunkte gesetzt, insbesondere auf das Thema Kirchensteuern und Versorgung, um exemplarisch herauszuheben und zu zeigen, wo unser Baustellen sind. Bei der Versorgung haben wir schon in der Vergangenheit einen guten Weg eingeschlagen, möglichst geringe Versorgungslasten den nächsten Generationen aufzubürden. Die doch recht gut eingehenden Kirchensteuerzahlungen setzen uns im Moment auch in die Lage, an dieser Stelle für die Zukunft vorzubauen.
Fischer: In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war vor kurzem zu lesen, die Kirchen könnten 2014 trotz mancher Kirchenaustritte ein Rekordhoch bei den Steuereinnahmen erwarten. Stimmt das?
Vizepräsident Knöppel: Das kommt immer darauf an, wie man es betrachtet. Wenn man die Kirchensteuereinnahmen im Bereich der EKD rein numerisch betrachtet, kommen wir jetzt auf fünf Milliarden - das ist natürlich ein absolutes Hoch. Wenn ich das zurückrechne auf 2004 oder auf die Zeiten hoher Einnahmen davor und das inflationsbedingt bereinige, dann stehen wir nicht dort, wo wir früher in guten Zeiten standen. Das muss ich dem entgegenhalten. Und ich muss noch ein zweites betonen: Den Kirchensteuereinnahmen stehen massivste Zinsrückgänge entgegen, die wir in unseren Haushalten und auch in den Versorgungskassen haben.
Fischer: Also ist die Lage nicht ganz so rosig, wie das manche Medien zurzeit berichten. Wie sieht es denn in Kurhessen-Waldeck ganz konkret aus?
Vizepräsident Knöppel: Da fallen Licht und Schatten zusammen. Wir können zum Ende des Jahres mit einem Steuerplus gegenüber dem Jahr 2013 von etwa vier Prozent rechnen. Das zeichnet sich jetzt gegen Ende des Jahres ab. Das ist kein schlechtes Ergebnis, wir liegen damit im Mittelfeld der Gliedkirchen der EKD. Ich sehe allerdings in diesem Jahr, dass wir nur Zuwächse bei der Kirchenlohnsteuer haben. Bei der Kircheneinkommenssteuer haben wir im Moment einen leichten Rückgang und zwar über nahezu alle Monate des Jahres. Das scheint ein besonderes Phänomen zu sein.
Nachgefragt...

Vizepräsident Dr. Volker Knöppel stellte sich den Fragen des Leiters des Medienhauses der EKKW, Pfarrer Christian Fischer, am 25.11.2014 in Morschen.
Fischer: Herr Vizepräsident, Sie haben bei der Synode hier in Morschen Ihren Finanzbericht präsentiert. Er ist etwas kürzer ausgefallen, weil Sie in ihm einen Zwischenstand wiedergeben. Wie sieht es mit den Finanzen in unserer Landeskirche zurzeit aus?
Vizepräsident Knöppel: Ja, Sie haben richtigerweise gesagt, es ist ein kleiner Finanzbericht zwischen den Verabschiedungen der großen Doppelhaushalte, deshalb habe ich Schwerpunkte gesetzt, insbesondere auf das Thema Kirchensteuern und Versorgung, um exemplarisch herauszuheben und zu zeigen, wo unser Baustellen sind. Bei der Versorgung haben wir schon in der Vergangenheit einen guten Weg eingeschlagen, möglichst geringe Versorgungslasten den nächsten Generationen aufzubürden. Die doch recht gut eingehenden Kirchensteuerzahlungen setzen uns im Moment auch in die Lage, an dieser Stelle für die Zukunft vorzubauen.
Fischer: In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war vor kurzem zu lesen, die Kirchen könnten 2014 trotz mancher Kirchenaustritte ein Rekordhoch bei den Steuereinnahmen erwarten. Stimmt das?
Vizepräsident Knöppel: Das kommt immer darauf an, wie man es betrachtet. Wenn man die Kirchensteuereinnahmen im Bereich der EKD rein numerisch betrachtet, kommen wir jetzt auf fünf Milliarden - das ist natürlich ein absolutes Hoch. Wenn ich das zurückrechne auf 2004 oder auf die Zeiten hoher Einnahmen davor und das inflationsbedingt bereinige, dann stehen wir nicht dort, wo wir früher in guten Zeiten standen. Das muss ich dem entgegenhalten. Und ich muss noch ein zweites betonen: Den Kirchensteuereinnahmen stehen massivste Zinsrückgänge entgegen, die wir in unseren Haushalten und auch in den Versorgungskassen haben.
Fischer: Also ist die Lage nicht ganz so rosig, wie das manche Medien zurzeit berichten. Wie sieht es denn in Kurhessen-Waldeck ganz konkret aus?
Vizepräsident Knöppel: Da fallen Licht und Schatten zusammen. Wir können zum Ende des Jahres mit einem Steuerplus gegenüber dem Jahr 2013 von etwa vier Prozent rechnen. Das zeichnet sich jetzt gegen Ende des Jahres ab. Das ist kein schlechtes Ergebnis, wir liegen damit im Mittelfeld der Gliedkirchen der EKD. Ich sehe allerdings in diesem Jahr, dass wir nur Zuwächse bei der Kirchenlohnsteuer haben. Bei der Kircheneinkommenssteuer haben wir im Moment einen leichten Rückgang und zwar über nahezu alle Monate des Jahres. Das scheint ein besonderes Phänomen zu sein.

Vizepräsident Knöppel im Interview mit Pfarrer Christian Fischer, Leiter des Medienhauses der EKKW. (Foto: medio.tv/Küster)
Fischer: Wo sehen Sie die Gründe für diese divergierenden Beobachtungen?
Vizepräsident Knöppel: Zunächst einmal muss man sagen, dass die Kircheneinkommenssteuer deutlich weniger als 20 Prozent unserer gesamten Kirchensteuereinnahmen ausmacht. Insofern wirkt sich das in der Masse nicht so aus. Wir sind eine Kirche, in der nicht viele vermögende Menschen wohnen, sondern wir werden besonders von den Kirchenlohnsteuerzahlungen getragen. Wenn da in einem Unternehmen mal Bonizahlungen ausfallen spüren wir das bei der Kircheneinkommenssteuer schon recht schnell.
Fischer: Herr Vizepräsident, zu Unruhe hat in diesem Jahr das neue Verfahren zum Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge geführt. Viele Menschen haben das fälschlicherweise als neue Steuer verstanden. Wo spüren Sie Auswirkungen dieses Missverständnisses?
Vizepräsident Knöppel: Das Missverständnis wurde uns deutlich gespiegelt: Unmutsäußerungen, Briefe, die wir bekommen, natürlich auch die Zahlen der Kirchenaustritte sind rein statistisch betrachtet gestiegen, und es gibt keinen anderen vernünftigen Grund außer diesem Zusammenhang. Ja, das ist unerfreulich. Nun haben wir keinen Einfluss darauf, wie Banken ihre Kunden informieren, aber wir können darauf reagieren mit Öffentlichkeitsarbeit, wir können den Sachverhalt aufklären. Ich setzte allerdings darauf, dass die politische Klugheit in der Bundesrepublik dazu führen wird, dass wir künftig andere Wege finden, um Konteninhaber zu informieren. Ob das jetzt wirklich jedes Jahr jeweils neu geschehen muss oder in der Zukunft vielleicht doch nur noch anlassbezogen? - Ich glaube, letzteres wäre zweckdienlicher und auch sachgemäßer.
Fischer: Sie haben in Ihrem Bericht von sieben fetten Jahren und von sieben mageren Jahren gesprochen. Was haben Sie damit gemeint?
Vizepräsident Knöppel: Ein Bild kann immer nur ein Bild sein. Ich würde deshalb auch das «fett» in Anführungszeichen setzten. Was ich damit meine? - Solange wir in der Lage sind mehr Geld einzunehmen als wir tatsächlich im Moment benötigen, sind wir klug beraten mit dem Geld sorgfältig und nachhaltig umzugehen. Wir sollten Vorsorge treffen für die Zeiten, die schlechter werden. Die werden kommen. Das kann ja gar nicht sein, dass der demografische Wandel greift, die Gemeindegliederzahlen abnehmen und die Kirchensteuereinnahmen noch lange steigen werden.
Fischer: Werfen wir einen Blick auf die mittelfristige Finanzplanung. Wie sieht die Situation in den nächsten 10-15 Jahren aus?
Vizepräsident Knöppel: In der mittelfristigen Finanzplanung haben wir rechtzeitig gesagt, wir müssen uns anpassen. Der ganze Diskussionsprozess, der sich erst am Jahr 2017 und jetzt am Jahr 2026 festmacht, der zeigt, wir haben da richtigerweise Vorsorge getroffen, damit wir uns so rechtzeitig anpassen können, um nicht tiefgreifende schwierige Einschnitte in Bestände vornehmen zu müssen. So können wir adäquat und wohl auch ohne betriebsbedingte Kündigungen die Anpassungen vornehmen. Das ist eine Anpassung an eine Entwicklung, die ja nicht schlimm seien muss. Wenn die Gesellschaft kleiner wird, dann dürfen auch die Kirche und ihre Struktur kleiner werden. Wenn das vernünftig geschieht, habe ich da überhaupt kein schlechtes Gefühl. Ich habe keine Angst vor der Zukunft. Sie ist eine Herausforderung.
Fischer: Vielen Dank für das Gespräch.
(25.11.2014)