Donnerstag, 23. März 2015
- Prälatin Natt: Auf Gott hören und Menschen begleiten sind Grundaufgaben der Kirche
- Statistische Eckpunkte des Personalberichts
- Präses Schulze: Es geht darum, zum «Mund der Stummen» zu werden
- Vizepräsident Knöppel: Unabhängiges Amt für Revision soll Landeskirche bei künftigen Entscheidungen beraten
- Bischof Hein zum Völkermord: Nur Wahrheit ermöglicht Versöhnung
- Impressionen des Tages
Morschen (medio). Die Prälatin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Marita Natt, hat in ihrem Personalbericht vor der Landessynode einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Religion analysiert und daraus Konsequenzen gezogen. Die Prälatin bezog sich dabei auf die Ergebnisse der neuesten EKD-Mitgliedschaftsuntersuchung. Diese zeige, dass Kirchenaustritte nicht vorwiegend finanziell bedingt und auch keine Reaktion auf schlechte Dienstleistungen seien. Vielmehr könnten viele Menschen laut Studie mit Religion «nichts mehr anfangen, oder sind der Meinung, die Kirche passe nicht mehr in unsere moderne Gesellschaft.»
Natt kritisierte in diesem Zusammenhang das EKD-Reformpapier «Kirche der Freiheit» aus dem Jahr 2006, das in einer «Sprache der Wirtschaft» für die evangelische Kirche ein «Wachstum gegen den Trend» gefordert hatte. Prälatin Natt wörtlich: «Mit dem Hauptziel 'Wachsen gegen den Trend' wurde eine Wachstumsideologie unreflektiert auf die Kirche angewendet.» Allerdings könnten Qualitätsoffensiven oder unternehmerisches Handeln weitere Austritt kaum verhindern. Es gelte vielmehr einerseits darauf zu hören, «was Gott uns sagen will» und andererseits darum, Menschen zu begleiten, so Natt.
Individualität und Vielfalt der Gemeinden fördern
Natt berichtete von Gesprächen mit Pfarrerinnen und Pfarrern vor Ort, in denen für sie deutlich geworden sei, wie unterschiedlich die Herausforderungen an die Gestaltung kirchlichen Lebens in ländlichen Gebieten und im städtischen Bereich sind. Angesichts der Überalterung der Bevölkerung und des Rückbaus von Infrastruktur im ländlichen Raum und der hohen Bevölkerungsfluktuation und wahrnehmbaren «Entkirchlichung» im städtischen Bereich seien die Besonderheiten im kirchlichen Leben der einzelnen Gemeinden eine wichtige Ressource: «Sie tragen dazu bei, die Menschen weiterhin an die Kirche zu binden und ihnen die Botschaft des Evangeliums in ihrem jeweiligen sozialen und individuellen Kontext angemessen zu bezeugen.» Daraus ergebe sich die Aufgabe, Konzepte der Personalplanung und –steuerung zu finden, die diese Vielfalt ermöglichen und fördern. Für die Landeskirche insgesamt bedeute dies laut Natt: «Wir müssen künftig größere Unterschiedlichkeit aushalten lernen.»
Regionale Kooperationsräume schaffen und überschaubare Gemeindegrößen erhalten
Die Prälatin wies darauf hin, dass regionale Kooperationsräume, in die die Gemeinden ihre Besonderheiten und Stärken einbringen, eine gute Möglichkeit seien, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Jedes Gemeindeglied müsse dabei aber auch künftig wissen, welche Pfarrerin oder welcher Pfarrer zuständig sei: «Die Überschaubarkeit und der personale Bezug müssen als wichtige Ressource weitestgehend erhalten bleiben.» Überschaubare Gemeindegrößen motivierten dazu, sich für gemeinsame Projekte zu engagieren. Zudem würden die Erfolge des gemeinsamen Engagements schneller und deutlicher sichtbar und stärkten somit die Gemeinschaft.
Ehrenamt baut, gestaltet und bereichert die Kirche
Die Prälatin berichtete weiter, dass derzeit 41.649 Ehrenamtliche in vielfältigen Bereichen der Landeskirche tätig seien. Diese seien stark mit ihrer Kirche vor Ort identifiziert. Sie übernähmen nicht nur zahlreiche Aufgaben, ohne die eine Kirchengemeinde kaum funktionieren könne, sondern bereicherten darüber hinaus mit ihrer Lebenserfahrung und ihren eigenen beruflichen Erfahrungen die Gemeindearbeit, so die Prälatin. Dies gelte für Ehrenamtliche im Verkündigungsdienst ebenso wie für Kirchenvorstände, Ehrenamtliche im Küsterdienst oder im Besuchsdienst. Natt dankte allen Ehrenamtlichen mit den Worten: «Mit großem Engagement bauen, gestalten und bereichern sie unsere Kirche, indem sie all ihr Wissen, viel Freizeit und vor allem Engagement und Herzblut in diese Arbeit einbringen. Ihnen allen sei an dieser Stelle von Herzen Dank gesagt.»
Konfirmandenzeit und Jugendarbeit ermutigen zu kirchlichem Engagement
Natt hob in ihrem Bericht besonders unter dem Gesichtspunkt der Nachwuchswerbung die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit hervor. Fast 1.000 Jugendliche hätten sich zu Jugendleiterinnen und -leitern ausbilden lassen. Studien belegten, dass Menschen, die sich in jungen Jahren in ihrer Kirchengemeinde engagierten, dies oftmals auch weiterhin im Erwachsenenalter täten. In diesem Jahr würden rund 7.000 junge Menschen in Kurhessen-Waldeck konfirmiert. Für viele dieser Jugendlichen sei die Konfirmandenzeit eine prägende Zeit, die sie dazu ermutige, direkt nach der Konfirmation an weiterführenden StartUp-Projekten teilzunehmen, so Natt. Angesichts des großen Interesses am landeskirchenweiten Konfirmandenaktionstag «KonfiVent» im vergangenen Jahr in Ziegenhain ermögliche es die Landeskirche ihren Konfirmandinnen und Konfirmanden im Reformationsjahr 2017, am bundesweiten Konfi-Camp in Wittenberg teilzunehmen.
Pfarrerinnen und Pfarrer sind als kritische Intellektuelle gesellschaftlich bedeutend
Die Prälatin hob in ihrem Bericht auch die bleibende Bedeutung der wissenschaftlichen Ausbildung für das Pfarramt deutlich hervor. Diese sei wichtig, um den gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen zu können: «Auf Pfarrerinnen und Pfarrer als kritische Intellektuelle können und dürfen wir gesamtgesellschaftlich nicht verzichten, sie haben diesbezüglich eine Schlüsselposition!» Gerade, wenn man «Kirche für das Volk» bleiben wolle, brauche man Theologinnen und Theologen, die in der Lage seien, die Tradition und das biblische Zeugnis auf die Situation der heutigen Menschen zu beziehen und zu übersetzen. (23.04.2015)
Abkehr von der Wachstumsideologie
Prälatin Natt: Auf Gott hören und Menschen begleiten sind Grundaufgaben der Kirche
Morschen (medio). Die Prälatin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Marita Natt, hat in ihrem Personalbericht vor der Landessynode einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Religion analysiert und daraus Konsequenzen gezogen. Die Prälatin bezog sich dabei auf die Ergebnisse der neuesten EKD-Mitgliedschaftsuntersuchung. Diese zeige, dass Kirchenaustritte nicht vorwiegend finanziell bedingt und auch keine Reaktion auf schlechte Dienstleistungen seien. Vielmehr könnten viele Menschen laut Studie mit Religion «nichts mehr anfangen, oder sind der Meinung, die Kirche passe nicht mehr in unsere moderne Gesellschaft.»
Natt kritisierte in diesem Zusammenhang das EKD-Reformpapier «Kirche der Freiheit» aus dem Jahr 2006, das in einer «Sprache der Wirtschaft» für die evangelische Kirche ein «Wachstum gegen den Trend» gefordert hatte. Prälatin Natt wörtlich: «Mit dem Hauptziel 'Wachsen gegen den Trend' wurde eine Wachstumsideologie unreflektiert auf die Kirche angewendet.» Allerdings könnten Qualitätsoffensiven oder unternehmerisches Handeln weitere Austritt kaum verhindern. Es gelte vielmehr einerseits darauf zu hören, «was Gott uns sagen will» und andererseits darum, Menschen zu begleiten, so Natt.
Individualität und Vielfalt der Gemeinden fördern
Natt berichtete von Gesprächen mit Pfarrerinnen und Pfarrern vor Ort, in denen für sie deutlich geworden sei, wie unterschiedlich die Herausforderungen an die Gestaltung kirchlichen Lebens in ländlichen Gebieten und im städtischen Bereich sind. Angesichts der Überalterung der Bevölkerung und des Rückbaus von Infrastruktur im ländlichen Raum und der hohen Bevölkerungsfluktuation und wahrnehmbaren «Entkirchlichung» im städtischen Bereich seien die Besonderheiten im kirchlichen Leben der einzelnen Gemeinden eine wichtige Ressource: «Sie tragen dazu bei, die Menschen weiterhin an die Kirche zu binden und ihnen die Botschaft des Evangeliums in ihrem jeweiligen sozialen und individuellen Kontext angemessen zu bezeugen.» Daraus ergebe sich die Aufgabe, Konzepte der Personalplanung und –steuerung zu finden, die diese Vielfalt ermöglichen und fördern. Für die Landeskirche insgesamt bedeute dies laut Natt: «Wir müssen künftig größere Unterschiedlichkeit aushalten lernen.»
Regionale Kooperationsräume schaffen und überschaubare Gemeindegrößen erhalten
Die Prälatin wies darauf hin, dass regionale Kooperationsräume, in die die Gemeinden ihre Besonderheiten und Stärken einbringen, eine gute Möglichkeit seien, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Jedes Gemeindeglied müsse dabei aber auch künftig wissen, welche Pfarrerin oder welcher Pfarrer zuständig sei: «Die Überschaubarkeit und der personale Bezug müssen als wichtige Ressource weitestgehend erhalten bleiben.» Überschaubare Gemeindegrößen motivierten dazu, sich für gemeinsame Projekte zu engagieren. Zudem würden die Erfolge des gemeinsamen Engagements schneller und deutlicher sichtbar und stärkten somit die Gemeinschaft.
Ehrenamt baut, gestaltet und bereichert die Kirche
Die Prälatin berichtete weiter, dass derzeit 41.649 Ehrenamtliche in vielfältigen Bereichen der Landeskirche tätig seien. Diese seien stark mit ihrer Kirche vor Ort identifiziert. Sie übernähmen nicht nur zahlreiche Aufgaben, ohne die eine Kirchengemeinde kaum funktionieren könne, sondern bereicherten darüber hinaus mit ihrer Lebenserfahrung und ihren eigenen beruflichen Erfahrungen die Gemeindearbeit, so die Prälatin. Dies gelte für Ehrenamtliche im Verkündigungsdienst ebenso wie für Kirchenvorstände, Ehrenamtliche im Küsterdienst oder im Besuchsdienst. Natt dankte allen Ehrenamtlichen mit den Worten: «Mit großem Engagement bauen, gestalten und bereichern sie unsere Kirche, indem sie all ihr Wissen, viel Freizeit und vor allem Engagement und Herzblut in diese Arbeit einbringen. Ihnen allen sei an dieser Stelle von Herzen Dank gesagt.»
Konfirmandenzeit und Jugendarbeit ermutigen zu kirchlichem Engagement
Natt hob in ihrem Bericht besonders unter dem Gesichtspunkt der Nachwuchswerbung die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit hervor. Fast 1.000 Jugendliche hätten sich zu Jugendleiterinnen und -leitern ausbilden lassen. Studien belegten, dass Menschen, die sich in jungen Jahren in ihrer Kirchengemeinde engagierten, dies oftmals auch weiterhin im Erwachsenenalter täten. In diesem Jahr würden rund 7.000 junge Menschen in Kurhessen-Waldeck konfirmiert. Für viele dieser Jugendlichen sei die Konfirmandenzeit eine prägende Zeit, die sie dazu ermutige, direkt nach der Konfirmation an weiterführenden StartUp-Projekten teilzunehmen, so Natt. Angesichts des großen Interesses am landeskirchenweiten Konfirmandenaktionstag «KonfiVent» im vergangenen Jahr in Ziegenhain ermögliche es die Landeskirche ihren Konfirmandinnen und Konfirmanden im Reformationsjahr 2017, am bundesweiten Konfi-Camp in Wittenberg teilzunehmen.
Pfarrerinnen und Pfarrer sind als kritische Intellektuelle gesellschaftlich bedeutend
Die Prälatin hob in ihrem Bericht auch die bleibende Bedeutung der wissenschaftlichen Ausbildung für das Pfarramt deutlich hervor. Diese sei wichtig, um den gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen zu können: «Auf Pfarrerinnen und Pfarrer als kritische Intellektuelle können und dürfen wir gesamtgesellschaftlich nicht verzichten, sie haben diesbezüglich eine Schlüsselposition!» Gerade, wenn man «Kirche für das Volk» bleiben wolle, brauche man Theologinnen und Theologen, die in der Lage seien, die Tradition und das biblische Zeugnis auf die Situation der heutigen Menschen zu beziehen und zu übersetzen. (23.04.2015)
Morschen (medio). In ihrem Bericht vor der Landessynode am Donnerstag in Morschen präsentierte Prälatin Marita Natt wichtige aktuelle Zahlen zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, die wir hier dokumentieren:
Gemeindeglieder
Zum 31.12.2014 zählte die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck 857.055 Gemeindeglieder; damit ist die Mitgliederzahl im Vergleich zum Vorjahr (31.12.2013: 872.164) um 1,76 % gesunken. Der demographische Wandel zeigt sich unter anderem in einem Ungleichgewicht von Taufen und Beerdigungen (6.543 Taufen stehen 11.499 Beerdigungen gegenüber).
Pfarrstellen
Die Pfarrstellen (Stand 01.01.2015) gliedern sich in 547 volle Gemeindepfarrstellen (davon: 37 durch Pfarrerehepaare versorgt), 176 landeskirchliche Pfarrstellen (z. B. Krankenhausseelsorge, Schulpfarrämter, Polizeiseelsorge), 3 Kirchenkreispfarrstellen und einige wenige «Verfügungsstellen» für besondere Aufgaben (Vakanzversorgung und Ähnliches).
Theologinnen und Theologen
Von insgesamt 976 Theologen und Theologinnen sind 392 Pfarrer und 231 Pfarrinnen im Gemeindedienst (623) tätig, der Rest steht in funktionalen Diensten, in Beurlaubungen oder im Vikariat.
Das Durchschnittsalter der Gemeindepfarrer betrug bei den Männern rund 51 Jahre, bei den Frauen rund 47 Jahre.
Auf der Liste der Theologiestudierenden werden 74 Interessenten geführt, davon 47 Frauen. (1995: 216 Studierende, 2005 122 Studierende).
Ehrenamtlicher Verkündigungsdienst
770 Lektorinnen und Lektoren sowie 160 Prädikantinnen und Prädikanten leisten ehrenamtlichen Verkündigungsdienst.
(23.04.2015)
Statistische Eckpunkte des Personalberichts
Morschen (medio). In ihrem Bericht vor der Landessynode am Donnerstag in Morschen präsentierte Prälatin Marita Natt wichtige aktuelle Zahlen zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, die wir hier dokumentieren:
Gemeindeglieder
Zum 31.12.2014 zählte die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck 857.055 Gemeindeglieder; damit ist die Mitgliederzahl im Vergleich zum Vorjahr (31.12.2013: 872.164) um 1,76 % gesunken. Der demographische Wandel zeigt sich unter anderem in einem Ungleichgewicht von Taufen und Beerdigungen (6.543 Taufen stehen 11.499 Beerdigungen gegenüber).
Pfarrstellen
Die Pfarrstellen (Stand 01.01.2015) gliedern sich in 547 volle Gemeindepfarrstellen (davon: 37 durch Pfarrerehepaare versorgt), 176 landeskirchliche Pfarrstellen (z. B. Krankenhausseelsorge, Schulpfarrämter, Polizeiseelsorge), 3 Kirchenkreispfarrstellen und einige wenige «Verfügungsstellen» für besondere Aufgaben (Vakanzversorgung und Ähnliches).
Theologinnen und Theologen
Von insgesamt 976 Theologen und Theologinnen sind 392 Pfarrer und 231 Pfarrinnen im Gemeindedienst (623) tätig, der Rest steht in funktionalen Diensten, in Beurlaubungen oder im Vikariat.
Das Durchschnittsalter der Gemeindepfarrer betrug bei den Männern rund 51 Jahre, bei den Frauen rund 47 Jahre.
Auf der Liste der Theologiestudierenden werden 74 Interessenten geführt, davon 47 Frauen. (1995: 216 Studierende, 2005 122 Studierende).
Ehrenamtlicher Verkündigungsdienst
770 Lektorinnen und Lektoren sowie 160 Prädikantinnen und Prädikanten leisten ehrenamtlichen Verkündigungsdienst.
(23.04.2015)
Morschen (medio). Zur Eröffnung der Frühjahrstagung der Landessynode stellte Präses Schulze fest, die Synodaltagung richte ihren Blick «auch hinaus in die weite Welt». Die Frage der zunehmenden Bedrohung und Verfolgung der Christen, insbesondere in Ländern des Nahen Ostens, ziehe sich als roter Faden durch die Frühjahrstagung: Man beginne mit einem Gedenkgottesdienst angesichts des Völkermordes an den Armeniern vor 100 Jahren, beteilige sich am 24. April um 17.00 Uhr am Gedenkläuten, beschäftige sich mit einem Vortrag zur gegenwärtigen Lage und der jüngeren Geschichte der orientalischen Christen, und man begrüße am Samstag den Ehemann und die Tochter der zum Tode verurteilten pakistanischen Christin Asia Bibi.
Schulze betonte: «Es geht jetzt auch darum, dass wir das Schicksal der verfolgten und bedrängten Glaubensgeschwister wenigstens in unserer Synode öffentlich thematisieren und insofern zum «Mund der Stummen» werden.»
Zuvor hatte Schulze ausgeführt, dass die amtierende Synode sich auf der «Zielgeraden» befinde. Daher täte sie gut daran, bevor die neue, 13. Landessynode die Arbeit aufnehme, «das Haus aufzuräumen und so zu ordnen, dass die nächste Synode gute Startbedingungen für ihre Arbeit vorfindet.» Auf der Herbstsynode würden daher die Weichen für die künftigen organisatorischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gestellt, teilte die Pressestelle mit.
Die beginnende Frühjahrstagung nehme sich die Zeit, innezuhalten und diesseits aller Finanzüberlegungen die Frage nach dem Selbstverständnis der Kirche als Volkskirche zu stellen. Schulze machte deutlich: «Dass wir auch künftig eine Kirche sein wollen, die sich dem ganzen Volk bzw. der ganzen Gesellschaft verpflichtet weiß – das steht für mich außer Frage.» Aber auch im Interesse für die Nöte dieser Welt zeige sich das kirchliche Selbstverständnis, sagte Schulze. (23.04.2015)
Eröffnung der Frühjahrstagung
Präses Schulze: Es geht darum, zum «Mund der Stummen» zu werden
Morschen (medio). Zur Eröffnung der Frühjahrstagung der Landessynode stellte Präses Schulze fest, die Synodaltagung richte ihren Blick «auch hinaus in die weite Welt». Die Frage der zunehmenden Bedrohung und Verfolgung der Christen, insbesondere in Ländern des Nahen Ostens, ziehe sich als roter Faden durch die Frühjahrstagung: Man beginne mit einem Gedenkgottesdienst angesichts des Völkermordes an den Armeniern vor 100 Jahren, beteilige sich am 24. April um 17.00 Uhr am Gedenkläuten, beschäftige sich mit einem Vortrag zur gegenwärtigen Lage und der jüngeren Geschichte der orientalischen Christen, und man begrüße am Samstag den Ehemann und die Tochter der zum Tode verurteilten pakistanischen Christin Asia Bibi.
Schulze betonte: «Es geht jetzt auch darum, dass wir das Schicksal der verfolgten und bedrängten Glaubensgeschwister wenigstens in unserer Synode öffentlich thematisieren und insofern zum «Mund der Stummen» werden.»
Zuvor hatte Schulze ausgeführt, dass die amtierende Synode sich auf der «Zielgeraden» befinde. Daher täte sie gut daran, bevor die neue, 13. Landessynode die Arbeit aufnehme, «das Haus aufzuräumen und so zu ordnen, dass die nächste Synode gute Startbedingungen für ihre Arbeit vorfindet.» Auf der Herbstsynode würden daher die Weichen für die künftigen organisatorischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gestellt, teilte die Pressestelle mit.
Die beginnende Frühjahrstagung nehme sich die Zeit, innezuhalten und diesseits aller Finanzüberlegungen die Frage nach dem Selbstverständnis der Kirche als Volkskirche zu stellen. Schulze machte deutlich: «Dass wir auch künftig eine Kirche sein wollen, die sich dem ganzen Volk bzw. der ganzen Gesellschaft verpflichtet weiß – das steht für mich außer Frage.» Aber auch im Interesse für die Nöte dieser Welt zeige sich das kirchliche Selbstverständnis, sagte Schulze. (23.04.2015)
arrow_forward Nachgefragt:
Präses Rudolf Schulze im medio-Interview zu den Schwerpunkten der Frühjahrstagung:
Morschen (medio). Der Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Volker Knöppel, hat in einem Gespräch mit der landeskirchlichen Medienagentur «medio» die Gesetzesvorhaben zur Finanzzuweisung an Kirchengemeinden, Kirchenkreise etc. sowie die weiteren auf der Frühjahrssynode zur Beratung anstehenden Kirchengesetze erläutert. Unter anderem werde die Landeskirche das Rechnungsprüfungsamt durch ein «Amt für Revision» ersetzen und diesem eine neue Rolle geben. Es gelte, demnächst nicht nur in die Vergangenheit zu prüfen, sondern auch verstärkt in die Zukunft zu schauen. Das Amt für Revision solle unabhängig arbeiten und die Landeskirche bei künftigen Entscheidungen beraten, so Knöppel. Lesen Sie hier das Interview im Wortlaut. (23.04.2015)
medio-Interview
Vizepräsident Knöppel: Unabhängiges Amt für Revision soll Landeskirche bei künftigen Entscheidungen beraten
Morschen (medio). Der Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Volker Knöppel, hat in einem Gespräch mit der landeskirchlichen Medienagentur «medio» die Gesetzesvorhaben zur Finanzzuweisung an Kirchengemeinden, Kirchenkreise etc. sowie die weiteren auf der Frühjahrssynode zur Beratung anstehenden Kirchengesetze erläutert. Unter anderem werde die Landeskirche das Rechnungsprüfungsamt durch ein «Amt für Revision» ersetzen und diesem eine neue Rolle geben. Es gelte, demnächst nicht nur in die Vergangenheit zu prüfen, sondern auch verstärkt in die Zukunft zu schauen. Das Amt für Revision solle unabhängig arbeiten und die Landeskirche bei künftigen Entscheidungen beraten, so Knöppel. Lesen Sie hier das Interview im Wortlaut. (23.04.2015)
arrow_forward Nachgefragt:
Vizepräsident Dr. Volker Knöppel im medio-Interview zum Kirchengesetz über das Haushalts- und Rechnungswesen und das neue Amt für Revision:
Morschen (medio) Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche hat die Frühjahrstagung der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im Kloster Haydau in Morschen (Kirchenkreis Melsungen) begonnen. In seiner Predigt erinnerte Bischof Hein an den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren, teilte die Pressestelle der Landeskirche mit. Im Zuge der Vernichtungsaktionen des osmanischen Reiches hätten 1,5 Mio. Armenier und andere christliche Minderheiten ihr Leben verloren, so der Bischof. Viele Spuren christlicher Kultur in der Türkei seien beseitigt worden. Hein kritisierte, dass Deutschland nicht nur damals zu dem Verbrechen geschwiegen habe, sondern auch heute aus Rücksichtnahme davor zurückschrecke, das Geschehene als Völkermord zu bezeichnen. Von der Türkei wünsche er sich die Bereitschaft, sich ernsthaft mit den Schattenseiten der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Es sei wichtig, «dafür einzutreten, dass endlich die Wahrheit zur Geltung kommt, die allein Versöhnung ermöglicht.»
«Christentum ist die am stärksten verfolgte Religion in der Welt!»
Angesichts der aktuellen Befassung der Synode mit der Lage der orientalischen Christen bemerkte Hein selbstkritisch, dass westlichen Christen erst jetzt zunehmend bewusst werde, unter welchem Druck Christen in islamischen Ländern stehen würden. Es erfordere Mut und ungeheure Kraft, dort zu seinem christlichen Glauben zu stehen und Christ zu bleiben. Die verfolgten Christen seien rechtlos und gesellschaftlich an den Rand gedrängt, würden getötet oder entführt. Hein konstatierte: «Das Christentum ist die am stärksten verfolgte Religion in der Welt!»
Aufnahme verfolgter Christen ist Zeichen christlicher Gemeinschaft
Deshalb sei die Solidarität der westlichen Christen gefragt. Hein sagte: «Sie brauchen nicht nur die Stärkung durch Gottes Nähe, sondern auch unser Gebet und unseren Beistand! Niemand kann für sich allein Christ sein.» Dies bedeute auch, dass verfolgte Christen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kämen, aufgenommen werden müssten. Das sei «ein Zeichen unserer christlichen Gemeinschaft, die Länder, Sprachen und Völker überschreitet und konfessionelle Begrenzungen überwindet.» (23.04.2015)
Landessynode nimmt Beratungen auf - Eröffnung im Kloster Haydau
Bischof Hein zum Völkermord: Nur Wahrheit ermöglicht Versöhnung
Morschen (medio) Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche hat die Frühjahrstagung der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im Kloster Haydau in Morschen (Kirchenkreis Melsungen) begonnen. In seiner Predigt erinnerte Bischof Hein an den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren, teilte die Pressestelle der Landeskirche mit. Im Zuge der Vernichtungsaktionen des osmanischen Reiches hätten 1,5 Mio. Armenier und andere christliche Minderheiten ihr Leben verloren, so der Bischof. Viele Spuren christlicher Kultur in der Türkei seien beseitigt worden. Hein kritisierte, dass Deutschland nicht nur damals zu dem Verbrechen geschwiegen habe, sondern auch heute aus Rücksichtnahme davor zurückschrecke, das Geschehene als Völkermord zu bezeichnen. Von der Türkei wünsche er sich die Bereitschaft, sich ernsthaft mit den Schattenseiten der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Es sei wichtig, «dafür einzutreten, dass endlich die Wahrheit zur Geltung kommt, die allein Versöhnung ermöglicht.»
«Christentum ist die am stärksten verfolgte Religion in der Welt!»
Angesichts der aktuellen Befassung der Synode mit der Lage der orientalischen Christen bemerkte Hein selbstkritisch, dass westlichen Christen erst jetzt zunehmend bewusst werde, unter welchem Druck Christen in islamischen Ländern stehen würden. Es erfordere Mut und ungeheure Kraft, dort zu seinem christlichen Glauben zu stehen und Christ zu bleiben. Die verfolgten Christen seien rechtlos und gesellschaftlich an den Rand gedrängt, würden getötet oder entführt. Hein konstatierte: «Das Christentum ist die am stärksten verfolgte Religion in der Welt!»
Aufnahme verfolgter Christen ist Zeichen christlicher Gemeinschaft
Deshalb sei die Solidarität der westlichen Christen gefragt. Hein sagte: «Sie brauchen nicht nur die Stärkung durch Gottes Nähe, sondern auch unser Gebet und unseren Beistand! Niemand kann für sich allein Christ sein.» Dies bedeute auch, dass verfolgte Christen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kämen, aufgenommen werden müssten. Das sei «ein Zeichen unserer christlichen Gemeinschaft, die Länder, Sprachen und Völker überschreitet und konfessionelle Begrenzungen überwindet.» (23.04.2015)
file_download Im Wortlaut:
Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Martin Hein im Eröffnungsgottesdienst im Wortlaut:
(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)