Montag: Montag, 23. November 2015 2015-11-20 17049


Montag, 23. November 2015

 
Montag: Bischof Hein ermutigt zur Freiheit in schwierigen Zeiten

Morschen (Kassel). In seinem Bericht «Befreiende Reformation» vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Altmorschen befasste sich Bischof Dr. Martin Hein heute mit der Frage, welche aktuelle Bedeutung die Reformation angesichts der drängenden Fragen der Gegenwart habe.

«Freiheit ist kein Zustand. Freiheit ist ein Prozess.»

Zu Beginn seiner Ausführungen stellte Hein fest, durch die Reformation sei ein Impuls in die Welt gekommen, der die Menschen bis heute antreibe, und dessen man sich ständig vergewissern müsse: der Impuls der Freiheit. Damit habe die Reformation einen entscheidenden Grundstein für die moderne Gesellschaft gelegt. Hein betonte: «Freiheit ist kein Zustand. Freiheit ist ein Prozess.» In schwierigen Zeiten gelte es zu fragen, wie dieser Impuls der Freiheit aufgenommen werden könne. Hein fragte kritisch an, ob es angesichts der großen Zahl von Menschen, die während der letzten Monate nach Deutschland gekommen seien, vielleicht einfach an Fantasie fehle, mit der Situation umzugehen. Er gab zu bedenken: «Für Fantasie brauchen wir innere Freiheit, dürfen uns von Ängsten und Befürchtungen nicht lähmen und blockieren lassen.» Momentan gelte es, unmittelbar und unbürokratisch Hilfe zu leisten und das Nötigste bereit zu stellen. Hein zeigte sich überzeugt, «dass uns das reformatorische Verständnis der Freiheit helfen kann, zu Besonnenheit, Entschlossenheit und Fantasie zurückzukehren.»

Dafür Sorge tragen, dass der Einzelne in den Blick und zu seinem Recht kommt

Hein betonte, angesichts der aktuellen Flüchtlingsfrage gelte es, nicht die Menge, sondern den Einzelnen in den Blick zu nehmen: «Für unser kirchliches und diakonisches Engagement zählt vor allem der einzelne Mensch. Ihm und nicht den Flüchtlingen als Statistik oder als unpersönliche «Flut» gilt unsere Aufmerksamkeit.» Es sei dafür Sorge zu tragen, dass der Einzelne zu seinem individuellen Recht komme: «Die Freiheit dazu haben wir, den Mut dazu können wir im Glauben finden.» 

«Christen sind keine besseren, aber freie Menschen.»

Der Bischof wies darauf hin, dass Luther den Glauben als eine Haltung des Vertrauens auf Gott wiederentdeckt habe, die das ganze Leben umfasse. Diese Haltung befreie den Menschen von seinem Leistungsstreben, seinem Willen zur Selbstbehauptung und der Durchsetzung eigener Interessen. Damit sei der Mensch frei, sein Leben in Freiheit und Verantwortung zu gestalten. Aus dieser inneren Haltung der Christen könnten Fantasie, Mut und Entschlossenheit erwachsen: «Christen sind keine besseren, aber freie Menschen, weil sie ihre Begrenztheit erkennen und zugleich entschlossen die Welt gestalten, so gut es eben geht. Das ist die Quelle jener evangelischen Tugenden, die mir heute dringend nötig erscheinen: Nüchternheit, Besonnenheit und tiefe Liebe zur Welt als Gottes Schöpfung.» 

«Freiheit ermöglichen, die eigene religiöse Überzeugung ungehindert leben zu dürfen»

Hein fragte pointiert: «Wie soll man leben können, wenn nicht in Freiheit?» Es gehe darum, «gemeinsam die Welt als einen Ort zu gestalten, der Freiheit ermöglicht – auch die Freiheit, die eigene religiöse Überzeugung ungehindert leben zu dürfen.» Dazu seien die Kirchen der Welt in gemeinsamer Verantwortung aufgefordert. Ziel müsse es sein, eine «Einheit in versöhnter Gemeinschaft» zu gestalten: «Verschiedenheit meint Reichtum! In der Verschiedenheit wird das Ganze sichtbar, das wir gemeinsam verwirklichen.»

«Die Angst malt Schreckensszenarien, der Glaube Szenarien des Gelingens.»

Hein gab zu bedenken, dass die Ängste vor dem Fremden ernst zu nehmen seien. Der Glaube führe fort von spontanen Gefühlen hin zu Nüchternheit und Besonnenheit: «Die Angst malt Schreckensszenarien, der Glaube Szenarien des Gelingens.» 

Die gesellschaftliche Verantwortung der Kirche

Hein sicherte zu, die Kirche werde sich auch in Zukunft für den Schutz der Menschenrechte einsetzen. Sie werde sich in die gesellschaftliche Diskussion hineinbegeben und Gesetzesvorhaben kritisch begleiten. Dazu gehörten derzeit Maßnahmen wie die Aussetzung des Familiennachzugs für subsidiär Geschützte. Auch bei der Absenkung von Sozialleistungen für bestimmte Flüchtlingsgruppen, beschleunigten Asylverfahren und den angedrohten Abschiebungen nach Afghanistan müsse man genau hinsehen und sich, wenn nötig, kritisch äußern. In Bezug auf die geplante gesetzliche Neuregelung des Asylverfahrens betonte der Bischof: «Das neue «Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz» ist die weitreichendste Verschärfung des Asylrechts der letzten zwanzig Jahre. Erleichterungen, die erst zur Jahresmitte eingeführt wurden – wie z.B. die Abschaffung der Residenzpflicht oder der schnellere Arbeitsmarktzugang – wurden wieder zurückgenommen.»

Neue geistliche Heimat für christliche Flüchtlinge / Dialog mit dem arabischen Islam

Eine Herausforderung für die Kirche sei es, den Christen unter den Flüchtlingen eine neue geistliche Heimat zu ermöglichen und ihnen als Gemeinden anderer Sprache einen Platz in der Landeskirche zu eröffnen. Zudem sei der Dialog mit dem neuen arabischen Islam zu suchen. An einer einheitlichen Position der christlichen Kirchen in Europa zum Umgang mit der Aufnahme von Flüchtlingen gelte es zu arbeiten. Weiterhin sei danach zu fragen, wie sich die Kirche gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Antiislamismus positionieren und konkret engagieren könne.

Das Engagement der Kirche in der Flüchtlingsfrage

Hein dankte ausdrücklich den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen, «die sich jeden Tag dafür einsetzen, die Lebensbedingungen der geflüchteten Menschen zu verbessern». Es sei das Verdienst der Ehrenamtlichen, dass die Stimmung im Land bislang nicht gekippt sei. Die Landeskirche bemühe sich darum, das ehrenamtliche Engagement in den Gemeinden zu unterstützen und selbst konkrete HiIfsangebote zu schaffen. Diese seien ein Zeichen der Unterstützung und der Wertschätzung für die Engagierten. Zugleich signalisiere die Landeskirche damit der Gesellschaft und der Politik, dass sie bereit sei, handfest Hilfe zu leisten. Hein prognostizierte, dass die Integration von geflüchteten Menschen die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre sein werde.
 

Die konkreten Aktivitäten der Landeskirche

Hein berichtete, dass der Rat der Landeskirche bereits Anfang Oktober beschlossen habe, ein deutliches Signal zur finanziellen Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements und der sozialen Arbeit mit Flüchtlingen zu setzen. Nun sei die Synode gebeten, diese Finanzmittel in Höhe von einer Million Euro zu bewilligen. Schon im vergangenen Jahr sei der Etat für die unabhängige Flüchtlingsberatung und den Rechtshilfefonds erhöht worden. Zudem seien die Stelle der Beauftragten für Flucht und Migration aufgestockt und ein Koordinator für die Vernetzung verschiedener Initiativen eingesetzt worden. Eine Arbeitsgruppe sichte zurzeit den Bestand kirchlicher Immobilien. Bislang könnten 43 Immobilien als Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung gestellt werden. Zudem könnten kirchliche Freizeitheime in Zukunft eine neue Heimat für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden oder als Gemeinschaftsunterkünfte dienen. Um Ehrenamtliche für ihren Einsatz zu qualifizieren, sei ein Basiskurs zur Flüchtlingsbegleitung für Kirchengemeinden entwickelt worden. Darüber hinaus entständen Gottesdienstentwürfe, Bausteine für Gottesdienste zur Begrüßung der neuen Gäste, interkulturelle Fortbildungen, Materialien für Religions- und Konfirmandenstunden, Fortbildungen für Erzieher zum Thema «traumatisierte Kinder» und Bausteine für die Ausbildung von Jugendmitarbeitern. Der Bischof bekräftigte seinen Appell, in der kalten Jahreszeit als letzte Möglichkeit auch die Kirchen als Notunterkünfte zu öffnen. Er betonte, er wolle damit den Ernst der Lage deutlich machen.

«Das Gesicht unserer Kirche wird bunter.»

In seinem Resümee wagte der Bischof die Prognose, auch die Kirche werde sich durch die eingetretene Entwicklung verändern: «Das Gesicht unserer Kirche wird bunter.» Themen wie interkulturelles Lernen und interkulturelle Öffnung würden an Bedeutung gewinnen. Hein zeigte sich überzeugt: «Wir können uns dieser Aufgaben zuversichtlich stellen – im Vertrauen auf Gottes Hilfe.» (23.11.2015)

2015-11-23 17047

«Befreiende Reformation»
Bischof Hein ermutigt zur Freiheit in schwierigen Zeiten

 

Morschen (Kassel). In seinem Bericht «Befreiende Reformation» vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Altmorschen befasste sich Bischof Dr. Martin Hein heute mit der Frage, welche aktuelle Bedeutung die Reformation angesichts der drängenden Fragen der Gegenwart habe.

«Freiheit ist kein Zustand. Freiheit ist ein Prozess.»

Zu Beginn seiner Ausführungen stellte Hein fest, durch die Reformation sei ein Impuls in die Welt gekommen, der die Menschen bis heute antreibe, und dessen man sich ständig vergewissern müsse: der Impuls der Freiheit. Damit habe die Reformation einen entscheidenden Grundstein für die moderne Gesellschaft gelegt. Hein betonte: «Freiheit ist kein Zustand. Freiheit ist ein Prozess.» In schwierigen Zeiten gelte es zu fragen, wie dieser Impuls der Freiheit aufgenommen werden könne. Hein fragte kritisch an, ob es angesichts der großen Zahl von Menschen, die während der letzten Monate nach Deutschland gekommen seien, vielleicht einfach an Fantasie fehle, mit der Situation umzugehen. Er gab zu bedenken: «Für Fantasie brauchen wir innere Freiheit, dürfen uns von Ängsten und Befürchtungen nicht lähmen und blockieren lassen.» Momentan gelte es, unmittelbar und unbürokratisch Hilfe zu leisten und das Nötigste bereit zu stellen. Hein zeigte sich überzeugt, «dass uns das reformatorische Verständnis der Freiheit helfen kann, zu Besonnenheit, Entschlossenheit und Fantasie zurückzukehren.»

Dafür Sorge tragen, dass der Einzelne in den Blick und zu seinem Recht kommt

Hein betonte, angesichts der aktuellen Flüchtlingsfrage gelte es, nicht die Menge, sondern den Einzelnen in den Blick zu nehmen: «Für unser kirchliches und diakonisches Engagement zählt vor allem der einzelne Mensch. Ihm und nicht den Flüchtlingen als Statistik oder als unpersönliche «Flut» gilt unsere Aufmerksamkeit.» Es sei dafür Sorge zu tragen, dass der Einzelne zu seinem individuellen Recht komme: «Die Freiheit dazu haben wir, den Mut dazu können wir im Glauben finden.» 

«Christen sind keine besseren, aber freie Menschen.»

Der Bischof wies darauf hin, dass Luther den Glauben als eine Haltung des Vertrauens auf Gott wiederentdeckt habe, die das ganze Leben umfasse. Diese Haltung befreie den Menschen von seinem Leistungsstreben, seinem Willen zur Selbstbehauptung und der Durchsetzung eigener Interessen. Damit sei der Mensch frei, sein Leben in Freiheit und Verantwortung zu gestalten. Aus dieser inneren Haltung der Christen könnten Fantasie, Mut und Entschlossenheit erwachsen: «Christen sind keine besseren, aber freie Menschen, weil sie ihre Begrenztheit erkennen und zugleich entschlossen die Welt gestalten, so gut es eben geht. Das ist die Quelle jener evangelischen Tugenden, die mir heute dringend nötig erscheinen: Nüchternheit, Besonnenheit und tiefe Liebe zur Welt als Gottes Schöpfung.» 

«Freiheit ermöglichen, die eigene religiöse Überzeugung ungehindert leben zu dürfen»

Hein fragte pointiert: «Wie soll man leben können, wenn nicht in Freiheit?» Es gehe darum, «gemeinsam die Welt als einen Ort zu gestalten, der Freiheit ermöglicht – auch die Freiheit, die eigene religiöse Überzeugung ungehindert leben zu dürfen.» Dazu seien die Kirchen der Welt in gemeinsamer Verantwortung aufgefordert. Ziel müsse es sein, eine «Einheit in versöhnter Gemeinschaft» zu gestalten: «Verschiedenheit meint Reichtum! In der Verschiedenheit wird das Ganze sichtbar, das wir gemeinsam verwirklichen.»

«Die Angst malt Schreckensszenarien, der Glaube Szenarien des Gelingens.»

Hein gab zu bedenken, dass die Ängste vor dem Fremden ernst zu nehmen seien. Der Glaube führe fort von spontanen Gefühlen hin zu Nüchternheit und Besonnenheit: «Die Angst malt Schreckensszenarien, der Glaube Szenarien des Gelingens.» 

Die gesellschaftliche Verantwortung der Kirche

Hein sicherte zu, die Kirche werde sich auch in Zukunft für den Schutz der Menschenrechte einsetzen. Sie werde sich in die gesellschaftliche Diskussion hineinbegeben und Gesetzesvorhaben kritisch begleiten. Dazu gehörten derzeit Maßnahmen wie die Aussetzung des Familiennachzugs für subsidiär Geschützte. Auch bei der Absenkung von Sozialleistungen für bestimmte Flüchtlingsgruppen, beschleunigten Asylverfahren und den angedrohten Abschiebungen nach Afghanistan müsse man genau hinsehen und sich, wenn nötig, kritisch äußern. In Bezug auf die geplante gesetzliche Neuregelung des Asylverfahrens betonte der Bischof: «Das neue «Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz» ist die weitreichendste Verschärfung des Asylrechts der letzten zwanzig Jahre. Erleichterungen, die erst zur Jahresmitte eingeführt wurden – wie z.B. die Abschaffung der Residenzpflicht oder der schnellere Arbeitsmarktzugang – wurden wieder zurückgenommen.»

Neue geistliche Heimat für christliche Flüchtlinge / Dialog mit dem arabischen Islam

Eine Herausforderung für die Kirche sei es, den Christen unter den Flüchtlingen eine neue geistliche Heimat zu ermöglichen und ihnen als Gemeinden anderer Sprache einen Platz in der Landeskirche zu eröffnen. Zudem sei der Dialog mit dem neuen arabischen Islam zu suchen. An einer einheitlichen Position der christlichen Kirchen in Europa zum Umgang mit der Aufnahme von Flüchtlingen gelte es zu arbeiten. Weiterhin sei danach zu fragen, wie sich die Kirche gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Antiislamismus positionieren und konkret engagieren könne.

Das Engagement der Kirche in der Flüchtlingsfrage

Hein dankte ausdrücklich den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen, «die sich jeden Tag dafür einsetzen, die Lebensbedingungen der geflüchteten Menschen zu verbessern». Es sei das Verdienst der Ehrenamtlichen, dass die Stimmung im Land bislang nicht gekippt sei. Die Landeskirche bemühe sich darum, das ehrenamtliche Engagement in den Gemeinden zu unterstützen und selbst konkrete HiIfsangebote zu schaffen. Diese seien ein Zeichen der Unterstützung und der Wertschätzung für die Engagierten. Zugleich signalisiere die Landeskirche damit der Gesellschaft und der Politik, dass sie bereit sei, handfest Hilfe zu leisten. Hein prognostizierte, dass die Integration von geflüchteten Menschen die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre sein werde.
 

Die konkreten Aktivitäten der Landeskirche

Hein berichtete, dass der Rat der Landeskirche bereits Anfang Oktober beschlossen habe, ein deutliches Signal zur finanziellen Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements und der sozialen Arbeit mit Flüchtlingen zu setzen. Nun sei die Synode gebeten, diese Finanzmittel in Höhe von einer Million Euro zu bewilligen. Schon im vergangenen Jahr sei der Etat für die unabhängige Flüchtlingsberatung und den Rechtshilfefonds erhöht worden. Zudem seien die Stelle der Beauftragten für Flucht und Migration aufgestockt und ein Koordinator für die Vernetzung verschiedener Initiativen eingesetzt worden. Eine Arbeitsgruppe sichte zurzeit den Bestand kirchlicher Immobilien. Bislang könnten 43 Immobilien als Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung gestellt werden. Zudem könnten kirchliche Freizeitheime in Zukunft eine neue Heimat für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden oder als Gemeinschaftsunterkünfte dienen. Um Ehrenamtliche für ihren Einsatz zu qualifizieren, sei ein Basiskurs zur Flüchtlingsbegleitung für Kirchengemeinden entwickelt worden. Darüber hinaus entständen Gottesdienstentwürfe, Bausteine für Gottesdienste zur Begrüßung der neuen Gäste, interkulturelle Fortbildungen, Materialien für Religions- und Konfirmandenstunden, Fortbildungen für Erzieher zum Thema «traumatisierte Kinder» und Bausteine für die Ausbildung von Jugendmitarbeitern. Der Bischof bekräftigte seinen Appell, in der kalten Jahreszeit als letzte Möglichkeit auch die Kirchen als Notunterkünfte zu öffnen. Er betonte, er wolle damit den Ernst der Lage deutlich machen.

«Das Gesicht unserer Kirche wird bunter.»

In seinem Resümee wagte der Bischof die Prognose, auch die Kirche werde sich durch die eingetretene Entwicklung verändern: «Das Gesicht unserer Kirche wird bunter.» Themen wie interkulturelles Lernen und interkulturelle Öffnung würden an Bedeutung gewinnen. Hein zeigte sich überzeugt: «Wir können uns dieser Aufgaben zuversichtlich stellen – im Vertrauen auf Gottes Hilfe.» (23.11.2015)


file_download Im Wortlaut:

Hier können Sie den Bericht von Bischof Prof. Dr. Martin Hein am 23. November 2015 im Wortlaut nachlesen:

arrow_forward Nachgefragt:

Bischof Prof. Dr. Martin Hein zum Ziel der langfristigen Einsparungen, zum Verhältnis von Reformation und Freiheit und der gegenwärtigen Flüchtlingskrise. Die Fragen stellte Medienhausleiter Pfarrer Christian Fischer:

Montag: Vizepräsident Dr. Knöppel zu Sparbeschlüssen, Flüchtlingshilfe, Kirchensteuern

Morschen (medio). Als «richtigen Schritt zur richtigen Zeit» wertete Vizepräsident Dr. Volker Knöppel die anstehenden Beschlüsse zum Zukunftsprozess. Dies sagte er gestern Nachmittag in seinem Finanzbericht vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Die Landessynode habe sich vorgenommen, bis zum Jahr 2026 50 Millionen Euro einzusparen (=25 Prozent des Gesamtetats). Mit Blick auf die aktuellen Kirchensteuerzahlen wies Dr. Knöppel darauf hin, dass die Einnahmen zwar derzeit noch stabil seien – Grund hierfür sei die positive Entwicklung der Gesamtwirtschaft – darauf könne man sich aber angesichts der weltweiten Krisenherde längerfristig nicht verlassen. Zudem führten die sinkenden Mitgliederzahlen (1,5 Prozent pro Jahr) zu einem deutlichen Rückgang der Einnahmen. Daher sei es wichtig, «dass wir diesen Schritt nicht aus einer Notlage heraus, sondern aktiv und selbstbestimmt zur rechten Zeit unternehmen.»

Eine Million Euro für soziale Arbeit mit Flüchtlingen

Dr. Knöppel gab zu bedenken, dass die Flüchtlingsbewegungen für Deutschland gesellschaftlich und wirtschaftlich eine Herausforderung seien, bei der auch die Kirche gefragt sei. Die Aufgabe der Landeskirche sei es, die Flüchtlinge bei ihrem Einleben in Deutschland tatkräftig zu unterstützen. Daher seien in den Nachtragshaushalt 2015 Finanzmittel in Höhe von einer Million Euro für die soziale Arbeit mit Flüchtlingen eingestellt worden. Neben akuten Hilfen sollten diese Mittel zur Unterstützung von Projekten aufgewandt werden, die nachhaltig wirken.

Kirchensteuer auf Kapitalerträge

Dr. Knöppel begrüßte es, dass das Bürokratieentlastungsgesetz ab 2016 die Informationspflicht der Banken neu regele. Danach müssten Banken ihre Kunden nur noch einmal während einer bestehenden Geschäftsbeziehung auf das Erhebungsverfahren zur Kirchensteuer auf Kapitalerträge hinweisen. Durch die jährliche Mitteilungspflicht seien in den letzten beiden Jahren Gemeindeglieder erheblich verunsichert worden; dies habe zum Teil auch zu Kirchenaustritten geführt.

Kirchensteuereinnahmen durch Wirtschaftslage um 5,98 Prozent gestiegen

Dr. Knöppel berichtete, dass sich die Kircheneinkommenssteuer der Landeskirche im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um 12,3 Prozent auf rund 32,2 Mio. Euro erhöht habe. Bei der Kirchenlohnsteuer habe sich das Aufkommen um 4,7 Prozent auf 142,5 Mio. Euro erhöht. Insgesamt seien im letzten Jahr die Kirchensteuereinnahmen um 5,98 Prozent auf rund 174,7 Mio. Euro gestiegen, ohne Berücksichtigung der Rückzahlungsverpflichtung im EKD-weiten Clearingverfahren. Damit liege die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck mit einem Pro-Kopf-Kirchensteueraufkommen von 186,46 Euro im Jahr 2014 im Vergleich der 20 EKD-Landeskirchen auf dem 13. Platz. Der Vizepräsident dankte allen Gemeindegliedern für die Zahlung der Kirchensteuern und anderer Zuwendungen: «Durch diesen Solidarbeitrag wird unsere vielfältige Arbeit erst ermöglicht.» (24.11.2015)

2015-11-24 17046

«Richtiger Schritt zur richtigen Zeit»
Vizepräsident Dr. Knöppel zu Sparbeschlüssen, Flüchtlingshilfe, Kirchensteuern

 

Morschen (medio). Als «richtigen Schritt zur richtigen Zeit» wertete Vizepräsident Dr. Volker Knöppel die anstehenden Beschlüsse zum Zukunftsprozess. Dies sagte er gestern Nachmittag in seinem Finanzbericht vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Die Landessynode habe sich vorgenommen, bis zum Jahr 2026 50 Millionen Euro einzusparen (=25 Prozent des Gesamtetats). Mit Blick auf die aktuellen Kirchensteuerzahlen wies Dr. Knöppel darauf hin, dass die Einnahmen zwar derzeit noch stabil seien – Grund hierfür sei die positive Entwicklung der Gesamtwirtschaft – darauf könne man sich aber angesichts der weltweiten Krisenherde längerfristig nicht verlassen. Zudem führten die sinkenden Mitgliederzahlen (1,5 Prozent pro Jahr) zu einem deutlichen Rückgang der Einnahmen. Daher sei es wichtig, «dass wir diesen Schritt nicht aus einer Notlage heraus, sondern aktiv und selbstbestimmt zur rechten Zeit unternehmen.»

Eine Million Euro für soziale Arbeit mit Flüchtlingen

Dr. Knöppel gab zu bedenken, dass die Flüchtlingsbewegungen für Deutschland gesellschaftlich und wirtschaftlich eine Herausforderung seien, bei der auch die Kirche gefragt sei. Die Aufgabe der Landeskirche sei es, die Flüchtlinge bei ihrem Einleben in Deutschland tatkräftig zu unterstützen. Daher seien in den Nachtragshaushalt 2015 Finanzmittel in Höhe von einer Million Euro für die soziale Arbeit mit Flüchtlingen eingestellt worden. Neben akuten Hilfen sollten diese Mittel zur Unterstützung von Projekten aufgewandt werden, die nachhaltig wirken.

Kirchensteuer auf Kapitalerträge

Dr. Knöppel begrüßte es, dass das Bürokratieentlastungsgesetz ab 2016 die Informationspflicht der Banken neu regele. Danach müssten Banken ihre Kunden nur noch einmal während einer bestehenden Geschäftsbeziehung auf das Erhebungsverfahren zur Kirchensteuer auf Kapitalerträge hinweisen. Durch die jährliche Mitteilungspflicht seien in den letzten beiden Jahren Gemeindeglieder erheblich verunsichert worden; dies habe zum Teil auch zu Kirchenaustritten geführt.

Kirchensteuereinnahmen durch Wirtschaftslage um 5,98 Prozent gestiegen

Dr. Knöppel berichtete, dass sich die Kircheneinkommenssteuer der Landeskirche im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um 12,3 Prozent auf rund 32,2 Mio. Euro erhöht habe. Bei der Kirchenlohnsteuer habe sich das Aufkommen um 4,7 Prozent auf 142,5 Mio. Euro erhöht. Insgesamt seien im letzten Jahr die Kirchensteuereinnahmen um 5,98 Prozent auf rund 174,7 Mio. Euro gestiegen, ohne Berücksichtigung der Rückzahlungsverpflichtung im EKD-weiten Clearingverfahren. Damit liege die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck mit einem Pro-Kopf-Kirchensteueraufkommen von 186,46 Euro im Jahr 2014 im Vergleich der 20 EKD-Landeskirchen auf dem 13. Platz. Der Vizepräsident dankte allen Gemeindegliedern für die Zahlung der Kirchensteuern und anderer Zuwendungen: «Durch diesen Solidarbeitrag wird unsere vielfältige Arbeit erst ermöglicht.» (24.11.2015)


file_download Im Wortlaut:

Hier können Sie den Finanzbericht von Vizepräsident Dr. Volker Knöppel am 23. November 2015 im Wortlaut nachlesen:

arrow_forward Nachgefragt:

Vizepräsident Dr. Volker Knöppel zu Möglichkeiten des Sparens, zu Bereichen, wo nicht gespart werden soll und zu den Gründen für die Sparpläne. Die Fragen stellte medio-Reporter Torsten Scheuermann:

Montag: Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck nimmt ihre Beratungen im Kloster Haydau in Morschen auf

Morschen (medio). In seinen Worten zur Eröffnung der 12. Tagung der 12. Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gab der Präses der Synode, Kirchenrat Rudolf Schulze, zu bedenken, dass man angesichts der Attentate von Paris und der Ankunft so vieler hilfesuchender Flüchtlinge in sehr bewegter Zeit tage. Damit habe die Synode einen zweiten Schwerpunkt bekommen. Sie werde sich intensiv mit den Herausforderungen durch die Flüchtlingssituation befassen.

Die friedlose Situation der Welt ins Gebet nehmen und Aufnahmebereitschaft zeigen

Daher gehe es darum, «dass wir die Not der Flüchtlinge und die Sorgen der Menschen in unserem Land und die Furcht vor der Bedrohung des Weltfriedens durch den islamistischen Terror zur Sprache bringen.» Der christliche Selbstanspruch bestehe darin, «die friedlose Situation der Welt ins Gebet zu nehmen und mit vereinten Kräften die Menschenfreundlichkeit Gottes auch durch unsere Aufnahmebereitschaft zur Geltung zu bringen.»

Konzentration der Ressourcen, um den Menschen künftig besser dienen zu können

Schulze berichtete, auf dem Weg in das Jahr 2026, in dem man der Einführung der Reformation in Hessen mit der Homberger Synode gedenke, habe man sich eine ehrgeizige finanzielle Markierung gesetzt: ein Viertel des Haushaltsvolumens von 2010 solle bis 2026 dauerhaft eingespart werden. So stehe im Mittelpunkt der Beratungen die Aufgabe, wegweisende Beschlüsse für die Landeskirche zu treffen, die in einem weitreichenden Beteiligungsprozess vorbereitet worden seien. Ziel sei es dabei, die Kräfte zu sammeln, um auch künftig Volkskirche sein zu können: «Wir brauchen eine Konzentration unserer personellen und materiellen Ressourcen, um auch als kleiner werdende Kirche den Menschen künftig dienen zu können.» (23.11.2014)

2015-11-23 17098

Präses Schulze: «Wir tagen in einer sehr bewegten Zeit.»
Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck nimmt ihre Beratungen im Kloster Haydau in Morschen auf

 

Morschen (medio). In seinen Worten zur Eröffnung der 12. Tagung der 12. Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gab der Präses der Synode, Kirchenrat Rudolf Schulze, zu bedenken, dass man angesichts der Attentate von Paris und der Ankunft so vieler hilfesuchender Flüchtlinge in sehr bewegter Zeit tage. Damit habe die Synode einen zweiten Schwerpunkt bekommen. Sie werde sich intensiv mit den Herausforderungen durch die Flüchtlingssituation befassen.

Die friedlose Situation der Welt ins Gebet nehmen und Aufnahmebereitschaft zeigen

Daher gehe es darum, «dass wir die Not der Flüchtlinge und die Sorgen der Menschen in unserem Land und die Furcht vor der Bedrohung des Weltfriedens durch den islamistischen Terror zur Sprache bringen.» Der christliche Selbstanspruch bestehe darin, «die friedlose Situation der Welt ins Gebet zu nehmen und mit vereinten Kräften die Menschenfreundlichkeit Gottes auch durch unsere Aufnahmebereitschaft zur Geltung zu bringen.»

Konzentration der Ressourcen, um den Menschen künftig besser dienen zu können

Schulze berichtete, auf dem Weg in das Jahr 2026, in dem man der Einführung der Reformation in Hessen mit der Homberger Synode gedenke, habe man sich eine ehrgeizige finanzielle Markierung gesetzt: ein Viertel des Haushaltsvolumens von 2010 solle bis 2026 dauerhaft eingespart werden. So stehe im Mittelpunkt der Beratungen die Aufgabe, wegweisende Beschlüsse für die Landeskirche zu treffen, die in einem weitreichenden Beteiligungsprozess vorbereitet worden seien. Ziel sei es dabei, die Kräfte zu sammeln, um auch künftig Volkskirche sein zu können: «Wir brauchen eine Konzentration unserer personellen und materiellen Ressourcen, um auch als kleiner werdende Kirche den Menschen künftig dienen zu können.» (23.11.2014)


Montag: Prälatin Natt: «Unsere tiefe Erfahrung von Freiheit darf uns nicht genommen werden!»

Morschen (medio). Mit einem Gottesdienst von Prälatin Marita Natt in der Klosterkirche Haydau ist die Herbsttagung der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am heutigen Montagvormittag eröffnet worden. In den einleitenden Worten zu ihrer Predigt zu Luthers Gemeindelied «Ein feste Burg ist unser Gott» stellte Prälatin Marita Natt fest: «Wir erleben in diesen Tagen, wie gefährdet unser Planet ist, weil fanatische, fehlgeleitete Menschen bereit sind, ihn mit seinen Schönheiten und Lebensfreuden brutal zu zerstören.». Macht sei alles, was diese Menschen interessiere: Macht über Menschen, über Kultur und Religion, über Frauen. Natt appellierte an die Zuhörerinnen und Zuhörer: «Aber unsere tiefe Erfahrung von Freiheit, die Lust am Leben mit all seinen Facetten, die Gott uns geschenkt hat, das darf uns nicht genommen werden!»

 

2015-11-23 17048

Gottesdienst im Kloster Haydau
Prälatin Natt: «Unsere tiefe Erfahrung von Freiheit darf uns nicht genommen werden!»

 

Morschen (medio). Mit einem Gottesdienst von Prälatin Marita Natt in der Klosterkirche Haydau ist die Herbsttagung der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am heutigen Montagvormittag eröffnet worden. In den einleitenden Worten zu ihrer Predigt zu Luthers Gemeindelied «Ein feste Burg ist unser Gott» stellte Prälatin Marita Natt fest: «Wir erleben in diesen Tagen, wie gefährdet unser Planet ist, weil fanatische, fehlgeleitete Menschen bereit sind, ihn mit seinen Schönheiten und Lebensfreuden brutal zu zerstören.». Macht sei alles, was diese Menschen interessiere: Macht über Menschen, über Kultur und Religion, über Frauen. Natt appellierte an die Zuhörerinnen und Zuhörer: «Aber unsere tiefe Erfahrung von Freiheit, die Lust am Leben mit all seinen Facetten, die Gott uns geschenkt hat, das darf uns nicht genommen werden!»

 

Unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum sang der Chor nach der Predigt die Kantate «Eine feste Burg» von G. Ph. Telemann.
Unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum sang der Chor nach der Predigt die Kantate «Eine feste Burg» von G. Ph. Telemann.

Klartext reden, aufstehen und handeln gegen die Finsternis und das Böse

Natt rief dazu auf, Klartext zu reden, so wie Luther zu seiner Zeit Klartext geredet habe. Die Kirche müsse begreifen, dass ihre Botschaft bei weitem nicht mehr alle erreiche. Doch sie habe etwas zu sagen und sie sei nicht machtlos. Die Landeskirche sei derzeit bewegt von den vielen, die aufstehen: «Sie helfen «aus aller Not» mit Kleiderkammern, Begegnungscafés und Deutschkursen. Sie sind Hoffnung und Licht gegen die Finsternis und das Böse!»

Was Kirchenmitglieder aktuell tun können

Denen, die sich die Frage stellten: «Was können wir tun?» versicherte die Prälatin: «Wir können etwas tun in der ernsthaften und wertschätzenden Begegnung mit jungen Menschen, in der Auseinandersetzung zum Thema Krieg und Frieden, in Fürbittengottesdiensten für alle Menschen, die von Krieg, Aufbruch, Kälte und Hunger betroffen sind! Mit ehrenamtlichem Engagement und Spendenaktionen, die den Männern, Frauen und Kindern auf der Flucht helfen, in einem menschenwürdigen Leben anzukommen.» Der Phantasie seien keine Grenzen gesetzt. (23.11.2014)


file_download Im Wortlaut:

Hier können Sie die Predigt von Prälatin Marita Natt im Eröffnungsgottesdienst im Wortlaut nachlesen:

Montag: Impressionen des Tages

(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)

2015-11-20 17055


Impressionen des Tages

 

(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)