Kassel (medio). Während der Corona-Pandemie ist das Bewusstsein für die Systemrelevanz von Kindertageseinrichtungen in Politik und Gesellschaft gestiegen – zu diesem Fazit kommen die Berichte der Diakonie Hessen sowie des Bildungsdezernats der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), die während der digital tagenden Landessynode am Samstag (30.1.) vorgelegt wurden. Doch diese Erkenntnis allein reiche nicht aus: «Diesem Bewusstsein muss die Politik mit einer auskömmlichen Finanzierung der Kindertageseinrichtungen entsprechen», so die Forderung.
In der Krise sei deutlich geworden, dass Diakonie und Kirche mit ihren Kindertageseinrichtungen eine «unverzichtbare sozialanwaltschaftliche Funktion und Rolle» übernähmen, heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche. Bildung, Erziehung und Betreuung sorgten dafür, dass sich die soziale Ungleichheit nicht verstärke und die Schere der Bildungsgerechtigkeit nicht weiter auseinandergehe. Auch sei zu beobachten, dass die positive Bindung zwischen den Erzieher*innen und den Kindern und deren Familien bislang durch die Pandemiezeit getragen habe. Die Familien identifizierten sich mit «ihrer Kita». Dies eröffne Chancen des kirchlich-diakonischen Engagements im Kita-Bereich und von vernetzten Gemeindekonzepten.
Christliches Profil in der Corona-Krise gestaltet
Nicht zuletzt hätten Erzieher*innen in den Evangelischen Kindertageseinrichtungen das christliche Profil ihrer Häuser in der Corona-Krise repräsentiert und gestaltet. «Mit großer Selbstverständlichkeit» hätten sie den Familien altersgerechte religionspädagogische Impulse zur Passionszeit, zu Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten angeboten, bilanzieren beide Berichte. Die Geschäftsführerin des Verbands Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Regina Haber-Seyfarth, stellt in dem Bericht fest: «Trägerspezifische und religionspädagogische Qualifizierungskonzepte haben sich nachhaltig gezeigt und werden weiterentwickelt.»
Generell habe die Zeit des Betretungsverbots offengelegt, wie sehr Kinder von der Förderung und Begleitung in Kindertageseinrichtungen profitierten. Daraus folgert Haber-Seyfarth: «Das Ausbildungs- und Qualifizierungsniveau der Fachkräfte darf mit Blick auf diese Aufgabe nicht abgesenkt werden.»
Schutz von Mitarbeitenden in Kindertagesstätten
Während der Synode lag der Fokus auch auf der Frage nach dem Schutz der Mitarbeitenden in Kindertagesstätten vor dem Corona-Virus. Oberlandeskirchenrätin Dr. Gudrun Neebe, Bildungsdezernentin der EKKW, verwies auf den fortlaufenden Informationsfluss in die Kitas sowie auf das Angebot von Schnelltests. Insgesamt fühlten sich die Erzieherinnen und Erzieher derzeit sehr herausgefordert, weil sie besonders in Gefahr stünden, sich zu infizieren. Trotz der Bitte, Kinder wenn möglich zuhause zu betreuen, würden die bestehenden Betreuungsangebote in einigen Regionen stark genutzt, schilderte Neebe. Sie ergänzte: «Wir versuchen derzeit auf allen Kanälen darauf hinzuwirken, dass Erzieherinnen und Erzieher bevorzugt geimpft werden.» Nachholbedarf gebe es im Bereich der Kindertagesstätten indes noch beim Thema Digitalisierung, so die Bildungsdezernentin. Hier gelte es, bessere technische Voraussetzungen zu schaffen.
Zum Hintergrund: Zum Bildungsdezernat der EKKW gehört auch der Bereich Kindertagesstätten. Diese sind in Trägerschaft von Kirchengemeinden oder von Trägerverbünden und werden von rund 14.000 Kindern besucht. Die rund 220 evangelischen Kindertagesstätten sind zum «Verband Ev. Tageseinrichtungen für Kinder in der EKKW e.V.» zusammengeschlossen. Unterstützt und begleitet werden die Kinder von rund 1800 sozialpädagogischen Fachkräften und annähernd 200 Pfarrerinnen und Pfarrern.
Diakoniebericht: Mitarbeitende in Heimen und Kliniken an Belastungsgrenze
Nicht nur für die Kindertagesstätten, für alle diakonischen Einrichtungen habe die Pandemie weitreichende Folgen: Einrichtungen wurden geschlossen, Umsätze blieben aus, Dienstreisen, Sitzungen und Veranstaltungen mussten abgesagt oder auf digitale Formate umgestellt werden, listet der Bericht der Diakonie Hessen auf.
Die Mitarbeitenden in Pflegeheimen und Krankenhäusern hätten an der Belastungsgrenze gearbeitet. Gleiches gelte für die Mitarbeitenden in den Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, für junge Menschen und für alle anderen stationären Angebote. Sie alle hätten unter den herausfordernden Bedingungen großartige Arbeit geleistet. Die Krise habe neue Formate hervorgebracht: Beratung wurde online oder per Telefon angeboten, manche Einrichtungen beschritten neue Wege der Hilfeleistungen, beispielsweise mit der Ausgabe von Gutscheinen für Lebensmittel oder mit Bringdiensten bei den Tafeln, heißt es in dem Bericht.
Dr. Harald Clausen, Vorstand der Diakonie Hessen und Mitglied der Landessynode der EKKW, sagte dazu: «Diakonische Dienste unter diesen Bedingungen weiter zu betreiben und für die Menschen da zu sein, war und ist ein sehr großer Kraftakt. Wir drücken allen Mitarbeitenden und Führungskräften unsere Hochachtung unseren herzlichen Dank aus.» Auch die Spendenbereitschaft der Menschen in Hessen sei beeindruckend gewesen. Stellvertretend nannte Clausen das Projekt #wärmespenden, das Bischöfin Dr. Beate Hofmann unterstützt hatte. Er kündigt an: «Die Diakonie wird weiterhin alles in ihrer Macht Stehende beitragen, um die gravierenden Auswirkungen der Pandemie auf unsere Gesellschaft möglichst zu begrenzen.» (30.01.2021)
«Kindertageseinrichtungen sind systemrelevant»
Diakonie Hessen und Bildungsdezernat fordern auskömmliche Finanzierung

Kassel (medio). Während der Corona-Pandemie ist das Bewusstsein für die Systemrelevanz von Kindertageseinrichtungen in Politik und Gesellschaft gestiegen – zu diesem Fazit kommen die Berichte der Diakonie Hessen sowie des Bildungsdezernats der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), die während der digital tagenden Landessynode am Samstag (30.1.) vorgelegt wurden. Doch diese Erkenntnis allein reiche nicht aus: «Diesem Bewusstsein muss die Politik mit einer auskömmlichen Finanzierung der Kindertageseinrichtungen entsprechen», so die Forderung.
In der Krise sei deutlich geworden, dass Diakonie und Kirche mit ihren Kindertageseinrichtungen eine «unverzichtbare sozialanwaltschaftliche Funktion und Rolle» übernähmen, heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche. Bildung, Erziehung und Betreuung sorgten dafür, dass sich die soziale Ungleichheit nicht verstärke und die Schere der Bildungsgerechtigkeit nicht weiter auseinandergehe. Auch sei zu beobachten, dass die positive Bindung zwischen den Erzieher*innen und den Kindern und deren Familien bislang durch die Pandemiezeit getragen habe. Die Familien identifizierten sich mit «ihrer Kita». Dies eröffne Chancen des kirchlich-diakonischen Engagements im Kita-Bereich und von vernetzten Gemeindekonzepten.
Christliches Profil in der Corona-Krise gestaltet
Nicht zuletzt hätten Erzieher*innen in den Evangelischen Kindertageseinrichtungen das christliche Profil ihrer Häuser in der Corona-Krise repräsentiert und gestaltet. «Mit großer Selbstverständlichkeit» hätten sie den Familien altersgerechte religionspädagogische Impulse zur Passionszeit, zu Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten angeboten, bilanzieren beide Berichte. Die Geschäftsführerin des Verbands Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Regina Haber-Seyfarth, stellt in dem Bericht fest: «Trägerspezifische und religionspädagogische Qualifizierungskonzepte haben sich nachhaltig gezeigt und werden weiterentwickelt.»
Generell habe die Zeit des Betretungsverbots offengelegt, wie sehr Kinder von der Förderung und Begleitung in Kindertageseinrichtungen profitierten. Daraus folgert Haber-Seyfarth: «Das Ausbildungs- und Qualifizierungsniveau der Fachkräfte darf mit Blick auf diese Aufgabe nicht abgesenkt werden.»
Schutz von Mitarbeitenden in Kindertagesstätten
Während der Synode lag der Fokus auch auf der Frage nach dem Schutz der Mitarbeitenden in Kindertagesstätten vor dem Corona-Virus. Oberlandeskirchenrätin Dr. Gudrun Neebe, Bildungsdezernentin der EKKW, verwies auf den fortlaufenden Informationsfluss in die Kitas sowie auf das Angebot von Schnelltests. Insgesamt fühlten sich die Erzieherinnen und Erzieher derzeit sehr herausgefordert, weil sie besonders in Gefahr stünden, sich zu infizieren. Trotz der Bitte, Kinder wenn möglich zuhause zu betreuen, würden die bestehenden Betreuungsangebote in einigen Regionen stark genutzt, schilderte Neebe. Sie ergänzte: «Wir versuchen derzeit auf allen Kanälen darauf hinzuwirken, dass Erzieherinnen und Erzieher bevorzugt geimpft werden.» Nachholbedarf gebe es im Bereich der Kindertagesstätten indes noch beim Thema Digitalisierung, so die Bildungsdezernentin. Hier gelte es, bessere technische Voraussetzungen zu schaffen.
Zum Hintergrund: Zum Bildungsdezernat der EKKW gehört auch der Bereich Kindertagesstätten. Diese sind in Trägerschaft von Kirchengemeinden oder von Trägerverbünden und werden von rund 14.000 Kindern besucht. Die rund 220 evangelischen Kindertagesstätten sind zum «Verband Ev. Tageseinrichtungen für Kinder in der EKKW e.V.» zusammengeschlossen. Unterstützt und begleitet werden die Kinder von rund 1800 sozialpädagogischen Fachkräften und annähernd 200 Pfarrerinnen und Pfarrern.
Diakoniebericht: Mitarbeitende in Heimen und Kliniken an Belastungsgrenze
Nicht nur für die Kindertagesstätten, für alle diakonischen Einrichtungen habe die Pandemie weitreichende Folgen: Einrichtungen wurden geschlossen, Umsätze blieben aus, Dienstreisen, Sitzungen und Veranstaltungen mussten abgesagt oder auf digitale Formate umgestellt werden, listet der Bericht der Diakonie Hessen auf.
Die Mitarbeitenden in Pflegeheimen und Krankenhäusern hätten an der Belastungsgrenze gearbeitet. Gleiches gelte für die Mitarbeitenden in den Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, für junge Menschen und für alle anderen stationären Angebote. Sie alle hätten unter den herausfordernden Bedingungen großartige Arbeit geleistet. Die Krise habe neue Formate hervorgebracht: Beratung wurde online oder per Telefon angeboten, manche Einrichtungen beschritten neue Wege der Hilfeleistungen, beispielsweise mit der Ausgabe von Gutscheinen für Lebensmittel oder mit Bringdiensten bei den Tafeln, heißt es in dem Bericht.
Dr. Harald Clausen, Vorstand der Diakonie Hessen und Mitglied der Landessynode der EKKW, sagte dazu: «Diakonische Dienste unter diesen Bedingungen weiter zu betreiben und für die Menschen da zu sein, war und ist ein sehr großer Kraftakt. Wir drücken allen Mitarbeitenden und Führungskräften unsere Hochachtung unseren herzlichen Dank aus.» Auch die Spendenbereitschaft der Menschen in Hessen sei beeindruckend gewesen. Stellvertretend nannte Clausen das Projekt #wärmespenden, das Bischöfin Dr. Beate Hofmann unterstützt hatte. Er kündigt an: «Die Diakonie wird weiterhin alles in ihrer Macht Stehende beitragen, um die gravierenden Auswirkungen der Pandemie auf unsere Gesellschaft möglichst zu begrenzen.» (30.01.2021)
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«Corona und der Dienst am Menschen» - Bericht der Diakonie Hessen für die Neunte Tagung der 13. Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck:
file_download Bildungsbericht:
Bericht des Landeskirchenamtes - Dezernat Bildung - für die Neunte Tagung der 13. Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck: