Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 25 Apr 2018

Kassel. Palliativversorgung, Herausforderungen der Geriatrie, die Hospizarbeit sowie die ökonomischen Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens waren Themen der Bischofsvisitation vom 19. bis 21. April 2018. Bischof Prof. Dr. Martin Hein besuchte bei seiner diesjährigen Visitation die Klinikseesorge in allen vier Sprengeln der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und informierte sich in Gesprächen mit Verantwortlichen und Klinikseelsorgern über die jeweilige Situation. Begleitet wurde der Bischof durch die für Sonderseelsorge zuständige Referatsleiterin, Pfarrerin Nicola Haupt.

 

Hanau: In der Palliativversorgung gut aufgestellt

Bei seinem Besuch im Krankenhaus St. Vinzenz und im Hospiz Louise de Marillac in Hanau lag der Fokus auf der Palliativversorgung, also der ganzheitlichen Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen. Die Gesprächsteilnehmer, wie der Onkologe Dr. med. Lautenschläger und der ärztliche Leiter des Palliativteams Dr. Kuhmünch, erläuterten, dass die Versorgung durch die Etablierung eines Palliativnetzwerkes in der Region Hanau «nahezu optimal aufgestellt» sei. So könnten Patienten nicht nur stationär im St. Vinzenzkrankenhaus und im Hospiz Louise de Marillac palliativ behandelt werden, sondern auch ambulant durch das Palliativteam Hanau.

 

Weitere Akteure im Netzwerk sind die Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst, die das breite ehrenamtliche Engagement auf diesem Gebiet koordiniert, sowie der Förderverein Palliative Patienten-Hilfe Hanau e.V., der sich politisch und gesellschaftlich für einen würdigen Umgang mit sterbenden Menschen stark macht. Pfarrerin Beatrice Weimann-Schmeller und Pfarrer Hans-Joachim Roth sind beide eng in dieses Netzwerk verwoben und engagieren sich auf mehreren Ebenen dafür, dass neben medizinischen, pflegerischen und psychologischen auch spirituelle Aspekte geachtet werden. Dies gehöre von Anfang an zum Spektrum der Palliativmedizin, aber eine auskömmliche Finanzierung stehe noch aus.
 

Hersfeld: Seelsorge und Therapie im Klinikum Bad Hersfeld

Im Klinikum Bad Hersfeld kam der Bischof mit Ärzten und Pflegekräften der Geriatrie und Psychiatrie ins Gespräch. Klinikseelsorgerin Ohlwein-Dräger schilderte anschaulich, welche Hilfestellung die Seelsorge Menschen biete, um wieder «Ja» zum Leben sagen zu können. Prof. Dr. Gerald Schiller, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, untermauerte diesen Eindruck durch eine Studie: «Jeder zweite Patient mit einer Depression wünscht sich Gesprä-che mit der Klinikseelsorge.»
 

Bad Wildungen: Krankenhaus zwischen Patientenwohl und ökonomischen Herausforderungen

In der Asklepios-Klinik in Bad Wildungen ging es um das Spannungsfeld zwischen Patientenwohl und den ökonomischen Herausforderungen des Gesundheitswesens. Dr. Matthias auf dem Brinke, ärztlicher Direktor des Krankenhauses, brachte die täglichen Belastungen auf den Punkt: «Wir treffen jeden Tag Entscheidungen zum Patientenwohl, müssen uns aber auch an ökonomischen Rahmenbedingungen orientieren». Das sei nicht immer leicht. Dr. Christian Höftberger, Regionalgeschäftsführer für Hessen, ergänzte: «Ökonomisches Handeln bringt Struktur. Struktur bringt Zuwendung». Der Bischof unterstrich, dass bei allen ökonomischen Überlegungen der Mensch im Mittelpunkt stehen müsse.
 
Den Zusammenhang zwischen einer guten Pflege und dem Behandlungserfolg hob Mizgrab Akgöz, Leiter des Asklepios Bildungszentrums, hervor. «Pflege ist hochprofessionell und braucht Profis», sagte Akgöz. Der Beruf sei spannend und abwechslungsreich. Anne-Cathrin Tripp, stellvertretende Pflegedienstleitung, betonte, trotz enger Dienstpläne und einer hohen Arbeitsbelastung sei die erfahrene Anerkennung eine hohe Motivation. Dieser persönliche Einsatz beeindruckte auch den Bischof, der einen Paradigmenwechsel forderte. Nicht der Mangel müsse betont werden, sondern die Chancen des Berufsfeldes. Hein: «Pflege kann begeistern. Pflege tut gut. Wir müssen so von Pflege reden, dass wir andere Menschen begeistern.»

Witzenhausen: Seelsorge in einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung

Im Klinikum Werra-Meißner am Standort Witzenhausen stand nach einer einführenden Information über die Konzeption des Klinikums durch die Geschäftsführung Dr. Claudia Fremder und Erläuterungen zum besonderen Konzept der geriatrischen und gerontopsychiatrischen Station von Dr. Uwe Streckenbach das Thema «Seelsorge in einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung» im Mittelpunkt des engagierten Austauschs. Das besondere Interesse des Bischofs galt dabei aktuellen Herausforderungen der gestuften Notfallversorgung und medizinethischen Fragen.

Bischof Heins Fazit fällt positiv aus

Hein zog ein positives Fazit seiner Visitation und zeigte sich beeindruckt von der hohen Wertschätzung, die Ärzte und Personal der Arbeit von Klinikpfarrerinnen und -pfarrern entgegenbrächten. Gerade bei einer Krankheit, die einen Klinikaufenthalt erfordere, sei es für viele Patientinnen und Patienten ausgesprochen entlastend, mit einem Seelsorger oder einer Seelsorgerin sprechen zu können. Aber auch das Klinikpersonal selbst brauche angesichts der vielfältigen Belastungen das Angebot der Seelsorge in geschütztem Raum. Zudem werde die Mitberatung von Klinikseelsorgerinnen und -seelsorgern in den Ethikkommissionen gewünscht. Aufgrund dieser positiven Resonanz zeigte sich Hein überzeugt: «Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck wird auch unter sich verändernden Rahmenbedingungen mit Pfarrerinnen und Pfarrern in den Kliniken tätig sein. Dabei setzt sie auf die ökumenische Zusammenarbeit ebenso wie auf eine finanzielle Beteiligung der Krankenhausträger.» (25.04.2018)