Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 18 Dez 2008

Wiesbaden (epd). Die Kirche sollte angesichts des demografischen Wandels ihre Arbeit in ländlichen Räumen neu ausrichten. Insbesondere müsse sie sich stärker in den Milieus mit geringer kirchlicher Bindung engagieren, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, am Mittwoch (17.12.) in Wiesbaden bei der 20-Jahr-Feier der Hessischen Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum.

In seinem Festvortrag sagte Hein, gerade in ländlichen Räumen komme der Begleitung der Lebenszyklen der Menschen durch die Kirche eine besondere Bedeutung zu. Dies gelte sowohl für die individuellen Lebensübergänge durch die sogenannten Kasualien wie Taufen, Hochzeiten oder Bestattungen als auch für den dörflichen Lebenszyklus mit seinen Festen, Jubiläen und anderen öffentlichen Ereignissen.

Gerade in diesen Zusammenhängen mache sich der demografische Wandel oft sehr schmerzhaft bemerkbar, bedauerte der Bischof. Wenn Familien aus den Dörfern wegzögen und keine Konfirmation mehr gefeiert werden könne, weil es keine Jugendlichen mehr gebe, bleibe Pfarrerinnen und Pfarrern oft nur, «kollektive Trauerarbeit» zu leisten.

Die überwiegend ländlich geprägte kurhessische Kirche bemühe sich, die flächendeckende Versorgung mit qualifiziertem pfarramtlichen Personal aufrechtzuerhalten, sagte Hein. Dies finde seinen Ausdruck auch in den Pfarrhäusern. Pfarrerinnen und Pfarrer müssten mit den Menschen leben, um ihr Amt gut führen zu können. Es gebe immer weniger Menschen auf dem Land und damit auch immer weniger Geld. Dies mache es nötig, mehr als bisher üblich mit anderen Gemeinden und Dörfern zusammenzuarbeiten.

Solche Absprachen könnten allerdings nur jeweils vor Ort getroffen werden und seien nicht von der Landeskirche zu verordnen. Die ehrenamtliche Arbeit erlange vor diesem Hintergrund geradezu eine Schlüsselbedeutung. Ihre Wertschätzung müsse sich in adäquater Aus- und Fortbildung niederschlagen. Keinesfalls dürfe sie als Lückenbüßer für die weniger werdenden Pfarrerinnen und Pfarrer betrachtet werden. Im Übrigen biete sich seine Kirche als Kooperationspartner bei der Gestaltung gemeinsamen Lebens in ländlichen Räumen an.

Die Hessische Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum wurde 1988 als gemeinnützige Einrichtung gegründet. Als interdisziplinäres Forum will sie eine Plattform für den Erfahrungsaustausch von Fachleuten und Einrichtungen sein, die im ländlichen Raum planen und forschen. Dieser Austausch erstreckt sich auch auf die europäischen Partnerregionen Hessens, Aquitaine (Frankreich), Emilia-Romagna (Italien) und Wielkopolska (Polen). (18.12.2008)

Linktipp:

Die Hessische Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum finden Sie im Internet unter:

hessische-akademie.de