Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 22 Dez 2005

Kassel (medio). Im Gottesdienst am Heiligen Abend in der Kasseler Martinskirche (18 Uhr) unterstrich der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, die Weihnachtsgeschichte sei für Familien und Kinder eine Hoffnungsbotschaft: «Der Heiland kommt als Kind zur Welt. Gott wird Mensch, mehr noch: Er wird Kind. Gott geht ganz in die Begrenztheit unserer Welt auf, er nimmt die Hilflosigkeit eines Kindes an», so Hein. Gott zeige, wie ernst er es mit seiner Liebe zum Menschen meint. «Weihnachten ist das Fest des göttlichen Kindes. Deshalb soll es auch das Fest aller Kinder sein», sagte der Bischof. Kinder hätten einen großen Verbündeten: das Christuskind. Ihnen wie allen Menschen gelte Gottes Wohlgefallen. «Das ist das Zentrum der Weihnachtsbotschaft», erklärte Hein.

Zugleich rief der Bischof zu größeren Anstrengungen für Kinder und Familien auf. Die Weihnachtsgeschichte belege, dass es kleine Kinder zu allen Zeiten schwer gehabt hätten - zurzeit Jesu wie in unseren Tagen. Die notdürftigen Umstände der Geburt Jesu im Stall zu Bethlehem signalisierten: «In dieser Welt war für das Christuskind kein Platz vorgesehen. Wir würden uns schämen, sollten wir hierzulande von derartigen Umständen einer Geburt lesen. Wir würden zu recht von sozialer Kälte sprechen, die nicht erst dann spürbar wird, wenn die Vernachlässigung von Kindern kriminelle Ausmaße annimmt, öffentlich wird und allgemeine Betroffenheit auslöst», sagte Hein.

Das Wohl von Kindern und Familien - Aufgabe der ganzen Gesellschaft
Der Bischof beklagte, es sei noch immer nicht angemessen im Bewusstsein, dass der Gesellschaft als ganzer eine Verantwortung für das Wohl von Kindern und Familien zukomme. Zwar werde öffentlich immer wieder das Lob der Familie gesungen und geklagt, es gebe zu wenige Kinder. Auch könne man nicht sagen, dass es Familien in Deutschland generell schlecht ginge. Es werde gleichwohl zu wenig getan, Familien das Leben zu erleichtern. Umfragen hätten gezeigt, dass fast alle junge Erwachsene sich eine Familie und Kinder wünschten. Dies bleibe jedoch oft ein Wunsch. Rahmenbedingungen erschwerten das Ja zum Kind: Lange Ausbildungszeiten, Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt und am Arbeitsplatz, die es unmöglich machten, sich eine Auszeit zu nehmen, um sich Kindern zuzuwenden. Gewiss seien Familie und Kinder Privatsache, jedoch auch eine öffentliche Aufgabe: «Man kann sich manchmal fragen, ob Kinder in unserer Gesellschaft wirklich erwünscht sind - wohl nur dann, wenn sie vorgeblichen oder realen wirtschaftlichen Erfordernissen oder individueller Lebensplanung nicht im Wege stehen», sagte Hein.
 
Zuwendung zu Kindern und Familien - Jesu Auftrag an die Kirche
Der Bischof erinnerte daran, dass Jesus selbst der Kirche aufgetragen habe, sich Kindern und Familien zuzuwenden. Deshalb engagiere sich die Kirche hier in besonderer Weise. Der Bischof verwies dabei auf die kirchlichen Angebote wie Kindertagesstätten, Kindergottesdienst, Schulen in kirchlicher Trägerschaft, mittelbar im Religionsunterricht, durch Kinder- und Jugendarbeit, Familienfreizeiten und Erholungseinrichtungen für Familien. «Die Kirche will Kinder und Familien fördern - und tut es», betonte der Bischof. (24.12.2005)

Predigt:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Hein zur Christvesper am Heiligen Abend in St. Martin, Kassel:

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