Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 07 Mär 2023

Hannover/Kassel. Kirchliche Angebote anpassen, Strukturen überarbeiten und junge Menschen für den Glauben gewinnen. Mit diesen Maßnahmen will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) dem anhaltenden hohen Mitgliederverlust entgegentreten. Dazu haben die EKD und ihre Landeskirchen in den vergangenen Jahren umfassende Zukunfts- und Transformationsprozesse gestartet. «Die stetige Veränderung gehört zum Wesensmerkmal der evangelischen Kirche. Gegenwärtig sind besonders tiefgreifende Veränderungen zu gestalten», bekräftigt die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus angesichts der am Dienstag (7.3.) von der EKD herausgegebenen Mitgliedschaftszahlen für das Jahr 2022. 

Nach den aktuellen Berechnungen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen aus den Gliedkirchen der EKD gehörten den Angaben zufolge zum Stichtag 31.12.2022 insgesamt 19.150.000 Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an. Das seien rund 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahr zuvor habe der Rückgang 2,6 Prozent betragen

Die Zahl der Ausgetretenen liege mit 380.000 rund ein Drittel höher als im Vorjahreszeitraum. Zweiter wesentlicher Faktor für die hohen Mitgliederverluste des vergangenen Jahres sei weiter die hohe Zahl der Sterbefälle, die mit 365.000 noch leicht über der des Vorjahres liege. Die Aufnahmen bewegten sich mit rund 19.000 auf Vorjahresniveau. Einen deutlichen Anstieg um 37 Prozent habe es im Vergleich zum Vorjahr bei den Taufen gegeben. Sie würden mit 165.000 wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre liegen.

Bundesweite Trends spiegeln sich auch in der EKKW wider

Diese Trends spiegeln sich auch in den statistischen Zahlen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) wider. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 registrierte die EKKW genau 730.478 Mitglieder und somit einen Verlust von rund 19.000 Gemeindegliedern. Im Vorjahr waren es noch 749.527 Gemeindeglieder. Das entspricht einem Minus von 2,5 Prozent (2021: 2,3 Prozent), heißt es in einer Mitteilung der Pressestelle der Landeskirche.

Bereinigte Zahlen zu Aus- und Eintritten, Sterbefällen und Taufen liegen in der EKKW noch nicht vor, heißt es weiter. Aus den vorläufigen Daten zeichne sich aber ab, dass die Zahl der Austritte im Vergleich zu 2021 (rund 8.800) um mehr als 3.000 gestiegen sei. Deutlich zugenommen hätten 2022 aber auch die Zahl der Taufen, die sich mit annähernd 6.000 (2021: rund 4.900) wieder auf Vor-Corona-Niveau bewegten. Dazu beigetragen hätten zahleiche Tauffeste, die es auch in diesem Jahr besonders rund um den Johannistag am 24. Juni in vielen Gemeinden und an besonderen Orten der EKKW geben soll, zum Beispiel im Park, am Fluss oder im Schwimmbad.

Bischöfin: Weiterhin vom Glauben erzählen und Sorgenetze knüpfen

Auch damit werde deutlich, dass die Landeskirche dem Mitgliederrückgang nicht tatenlos zuschaue, erläutert Bischöfin Dr. Beate Hofmann. «Wir sind und bleiben in der Gesellschaft präsent, auch wenn wir uns verändern», sagt die Bischöfin mit Verweis auf den Reformprozess der EKKW unter dem Motto ‚Kirche bewegt‘. Sie verspricht: «Wir werden auch weiterhin von unserem Glauben erzählen, Menschen durchs Leben begleiten und Sorgenetze knüpfen.»

Der EKD-Ratsvorsitzenden Kurschus bereite vor allem der Anstieg der Kirchenaustritte Sorge. Laut einer im vergangenen Jahr vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD (SI) veröffentlichten Studie zu den Austrittsgründen spielt für viele Ausgetretene die «Kosten-Nutzen-Abwägung» ihrer Mitgliedschaft eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung aus der evangelischen Kirche auszutreten.

EKD-Ratsvorsitzende: Wert einer Mitgliedschaft deutlich machen

«Neben der Schaffung passgenauer Angebote für alle Generationen und Lebensphasen, muss es uns gelingen, auch den Wert deutlich zu machen, den die formelle Mitgliedschaft für unsere Gemeinschaft auf so vielen Ebenen, in der Stadt und auf dem Land und für die Gesellschaft insgesamt hat», so Kurschus. «Ohne Seelsorge und Diakonie und ohne die gottesdienstlichen und gemeindlichen Angebote in den rund 20.000 Kirchen und Kapellen wäre das gesellschaftliche Klima ein anderes. Gerade in Zeiten von Krisen und Verunsicherung, wo viele Gewissheiten wegbrechen, braucht es die achtsamen Orte», so Kurschus. (07.03.2023)

Linktipp:

Weitere Zahlen zu Kirchenmitgliedern, Taufen, Trauungen und vieles mehr finden Sie bei der Evangelischen Kirche in Deutschland unter:

www.ekd.de/(...)

Reformprozess:

Mitgliederzahlen und Kirchensteuern sinken: Wie kann die Kirche ihren Auftrag in Zukunft erfüllen? Dazu hat Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck einen Reformprozess gestartet, der auf allen Ebenen Wirkung entfalten soll.

Thema:

Im Jahr 2023 lädt die Evangelische Kirche an vielen Orten besonders dazu ein, die Taufe neu zu entdecken - mit Tauffesten und kleinen und großen Aktionen zur Taufe und Tauferinnerung.