Aufbruch in der Synode: Bischöfin Dr. Hofmann unterbrach am Montag ihren Bericht mehrfach, damit die Synodalen eigene Themen und Fragestellungen entwickeln konnten.
Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Nov 2019

Hofgeismar (medio/epd). Aufbruch in der Synode: Bischöfin Dr. Hofmann unterbrach am Montag (25.11.) ihren mit Spannung erwarteten Bericht vor der Landessynode mehrfach, damit die Synodalen eigene Themen und Fragestellungen entwickeln konnten. Die Bischöfin machte sich nach ihren ersten acht Wochen im Amt für eine «missionale Kirche» stark. Zu den weiteren Schwerpunkten der achten Tagung der 13. Landessynode im nordhessischen Hofgeismar gehörten der Finanzbericht von Vizepräsident Dr. Knöppel, die Verabschiedung des Doppelhaushaltes 2020/21 sowie ein Konzept zur Neuaufstellung der kirchenmusikalischen Arbeit.

Bischöfin Dr. Hofmann nimmt Synode mit in neue Denkbewegung

«Wie werden wir in Zukunft Kirche sein? Was macht Kirche-Sein aus, was ist dafür essentiell und was nicht?» Anhand dieser zentralen Fragestellungen ihres ersten Berichts lud Bischöfin Dr. Beate Hofmann die Landessynodalen am Montag dazu ein, miteinander ins Gespräch zu kommen, denn, so Hofmann: «... nur miteinander werden wir evangelisch Kirche sein, auch in der Zukunft». Dabei beschrieb die Bischöfin das Bild einer «missionalen Kirche», die dem Auftrag Jesu folge: «Gehet hin in alle Welt.» Dieser Auftrag müsse in die Frage der Gegenwart übertragen werden. Es gehe darum zu fragen, wo die kirchliche Botschaft heute besonders gebraucht werde.

Video-Interview mit Bischöfin Dr. Hofmann am 21.11.2019 bei der Pressekonferenz zur achten Tagung der 13. Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zu ihrem ersten Bericht.

Bisher hätten sich missionarische Perspektiven beim Nachdenken über die Zukunft der Kirche zu sehr auf den Erhalt von Strukturen gerichtet, fuhr Hofmann fort. «Christus hat nicht gesagt: Macht die Kirche groß und stark!», gab sie zu bedenken. Vielmehr habe er die Christen in die Welt gesandt, um seine Botschaft von der Liebe und Gnade weiterzugeben. Sich dies klar zu machen, könne davon befreien, den Auftrag der Kirche nur im Erhalt der gegenwärtigen Strukturen zu sehen.

Vizepräsident Dr. Knöppel: «Wir brauchen den Mut zu neuen Wegen»

Vizepräsident Volker Knöppel wartete in seinem Finanzbericht mit einer zunächst erfreulichen Nachricht auf. Trotz sinkender Gemeindemitgliederzahlen stiegen derzeit die Kirchensteuereinnahmen der Landeskirche. So sei in den ersten zehn Monaten dieses Jahres ein Plus von rund zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, 2018 habe der Zuwachs sogar bei fast fünf Prozent gelegen, sagte er. Dies sei der ausgezeichneten konjunkturellen Lage und den Kirchensteuereinnahmen aus der «Babyboomergeneration» zu verdanken. Da aber spätestens Mitte 2030 diese Babyboomer aus dem Erwerbsleben ausschieden, neige sich dieser Trend dem Ende zu. «Unsere Einnahmen werden dann wegbrechen», warnte Knöppel.

Der Vorsitzende des Finanausschusses der Landeskirche, Pfarrer Frieder Brack, im Interview zur Finanzlage und zukünftigen Finanzplanung der Landeskirche.

Nach Abschluss des Reformprozesses 2026 werde man in einen weiteren Anpassungsprozess eintreten müssen, kündigte er an. Die Synode hatte 2015 beschlossen, bis 2026 rund ein Viertel ihres Haushaltes einzusparen. Der von der Synode verabschiedete Doppelhaushalt beläuft sich auf 273,6 Millionen Euro für 2020 und 275,5 Millionen Euro für 2021.

Neues Konzept für die hauptamtliche kirchenmusikalische Arbeit beschlossen

Zuletzt beschloss die Synode ein Konzept für die hauptamtliche kirchenmusikalische Arbeit der Landeskirche. Insgesamt wird die Zahl der hauptamtlichen Kantorate von derzeit 45 auf 40 spätestens in 2026 sinken. Deutlich gestärkt werden die Bereiche Popularmusik und das Musizieren mit Kindern, für die bisher nur eine beziehungsweise eine halbe Stelle vorgesehen waren.

22 Bezirkskantorate sollen mit einem Stellenanteil einer Gemeinde und einem Kirchenkreis zugeordnet werden, 13 Kantorate werden mit einem speziellen Aufgabenprofil für Posaunenarbeit (drei Stellen), Popularmusik (fünf Stellen) und für das Musizieren mit Kindern und Jugendlichen (fünf Stellen) versehen. Kassel, Marburg und Hanau erhalten zudem je ein Stadtkantorat, für die Leitung der Kirchenmusikalischen Fortbildungsstätte in Schlüchtern und den Landeskirchenmusikdirektor ist jeweils eine Stelle vorgesehen.

Selbstverpflichtung und Appell zum Verzicht auf Glyphosat

Schließlich appellierte die Synode zudem an die Pächter von Kirchenland, schon vor einem gesetzlichen Verbot auf den Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat zu verzichten. Die Landeskirche verpflichtete sich zudem, auf selbst bewirtschafteten Flächen wie etwa Kirchengelände oder Friedhöfe künftig kein Glyphosat mehr einzusetzen. Auch der begonnene innerkirchliche Dialog sowie der Dialog mit den Landwirten soll fortgesetzt werden.  (28.11.2019)

Stichwort: Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und Landessynode

Der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehören rund 800.000 Menschen an. Das Gebiet der Landeskirche erstreckt sich von Bad Karlshafen im Norden bis zum Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim im Süden, vom Waldecker Upland im Westen bis zum im Freistaat Thüringen gelegenen Kirchenkreis Schmalkalden.

Aufgaben und Kompetenzen der Landessynode

Die Landessynode besitzt herausragende Kompetenzen: Sie hat in allen kirchlichen Fragen die letzte Entscheidung. Die geistliche und rechtliche Leitung der Landeskirche teilt sie mit dem Bischof, den Pröpsten, dem Rat der Landeskirche und dem Landeskirchenamt. Alle anderen Leitungsorgane sind der Landessynode verantwortlich. Die Synode wählt den Bischof/die Bischöfin und entsendet aus ihrer Mitte den Rat der Landeskirche. Sie erlässt Gesetze, verabschiedet den Haushalt. Sie schafft so die Grundlagen für das rechtliche Leben der Landeskirche.

Zusammensetzung der Landessynode

87 Mitglieder gehören der Landessynode an; dabei sind die Nicht-Theologen in der Mehrheit. Das Gros der Mitglieder wird direkt von den Synoden der Kirchenkreise für sechs Jahre ge-wählt. Hinzu kommen von Amts wegen die Bischöfin sowie ihre Stellvertreter, der Vizepräsident (juristischer Stellvertreter) und der Prälat (theologischer Stellvertreter), die Pröpstinnen und der Propst der drei Sprengel sowie die Direktoren des Evangelischen Predigerseminars und der Evangelischen Akademie. Der Rat der Landeskirche beruft zwölf weitere Mitglieder der Landessynode, von denen mindestens acht Laien sein müssen. Bei deren Berufung sollen laut Grundordnung «die für den Dienst der Kirche in der Welt wichtigen Kräfte» vertreten sein.

Informationen zur 13. Landessynode

Die Landessynode tagt in der Regel zweimal im Jahr: im Frühjahr und in der Woche vor dem 1. Advent. Ihre Sitzungen werden durch den Präses oder seine Stellvertreterinnen und Stellvertreter geleitet. Seit Frühjahr 2016 ist die 13. Landessynode im Amt. Ihre Amtszeit endet im Frühjahr 2022. Präses ist der emeritierte Vorsitzende Richter am Hessischen Verwaltungsgerichtshof, Kirchenrat Dr. Thomas Dittmann (Kassel), Erste Beisitzerin ist die Dozentin am Evangelischen Fröbelseminar, Dr. Isabel Schneider-Wölfinger, Zweiter Beisitzer Pfarrer Dr. Volker Mantey, Kirchengemeinde Spangenberg (Melsungen).

Downloads:

Diue Tagesordnung der achten tagung der 13. Landessynode der Evangelischen Kirche mit vorläufigem Verlaufsplan der Tagung:

Tagesordnung

Downloads:

Diue Tagesordnung der achten tagung der 13. Landessynode der Evangelischen Kirche mit vorläufigem Verlaufsplan der Tagung:

Verlaufsplan

Im Wortlaut:

Hier können Sie den Bericht von Bischöfin Dr. Hofmann im Wortlaut lesen:

PDF-Dokument

Im Wortlaut:

Hier können Sie den Finanzbericht von Vizeräsident Dr. Knöppel im Wortlaut lesen:

PDF-Dokument

Interview:

Vizepräsident Dr. Knöppel im Interview zur Tagung der Landessynode mit Radio-Reporter Torsten Scheuermann:

Interview:

Prälat Böttner im Interview zur Tagung der Landessynode mit Radio-Reporter Torsten Scheuermann: