Beim traditionellen Spitzengespräch tauschten sich Vertreterinnen und Vertretern der Hessischen Landesregierung und die Spitzen der Evangelischen Kirchen und der Katholischen Bistümer zu kirchen- und politischen Themen aus. (Foto: Hessische Staatskanzlei)

Beim traditionellen Spitzengespräch tauschten sich Vertreterinnen und Vertretern der Hessischen Landesregierung und die Spitzen der Evangelischen Kirchen und der Katholischen Bistümer zu kirchen- und politischen Themen aus. (Foto: Hessische Staatskanzlei)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 04 Mai 2023

Wiesbaden. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hat den Kirchen für Engagement bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen gedankt. «Die Unterbringung und Integration geflüchteter Menschen stellt uns alle vor Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Die christlichen Kirchen leisten hier einen ganz wichtigen Beitrag, praktizieren christliche Nächstenliebe und setzen sich für den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft ein. Ihr Engagement im Bildungs- und Sozialbereich ist vorbildlich», sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Mittwoch (3.5.) in Wiesbaden. Beim traditionellen Spitzengespräch tauschten sich die Vertreterinnen und Vertretern der Hessischen Landesregierung und die Spitzen der Evangelischen Kirchen und der Katholischen Bistümer zu kirchen- und politischen Themen aus, teilte die Hessische Staatskanzlei mit.

Angesichts von Krieg und Krisen verwies Rhein auf die wichtige Rolle der Kirchen: «Die Zeiten sind weiterhin herausfordernd. Wir haben noch immer Krieg mitten in Europa, die Corona-Krise hat gesellschaftlich-soziale Spuren hinterlassen und auch die Inflation bereitet vielen Bürgerinnen und Bürgern große Sorgen. Gerade die Kirchen sind hier zentraler Ankerpunkt, sie geben vielen Menschen Halt und Zuversicht.» Rhein lobte bei der ökumenischen Zusammenkunft auch die konstruktive Zusammenarbeit mit den Kirchen, die vor allem in der Pandemie sehr intensiv gewesen sei, aber auch bei anderen gesellschaftlichen Themen hervorragend laufe. 

Der demographische Wandel stelle nicht nur die Kirchen vor Herausforderungen, sondern wirke sich auch auf die Kommunen aus. «Mitgliederrückgang, Kirchenschließungen und die Umnutzung von Gemeindehäusern sind Fragen, die nicht nur die Kirchen betreffen, sondern auch die Kommunen tangieren. Vielerorts werden gemeinsam Lösungen gesucht. Weniger genutzte Gemeindehäuser werden etwa für Aktivitäten der Kommune geöffnet, was einen positiven Einfluss auf das Leben im ländlichen Raum haben kann», sagte der Regierungschef.

Evangelische Kirchen engagieren sich besonders für Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann, stellte die Aktivitäten der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im Bereich Nachhaltigkeit vor: «Unter dem Motto ‚7 Jahre – 700.000 Bäume‘ wollen wir dazu beitragen, dass bis zum Jahr 2030 rund 700.000 neue Bäume auf dem Gebiet unserer Landeskirche wachsen». Die vor wenigen Wochen in verschiedenen Gemeinden der EKKW erfolgreich gestartete Aktion solle den Menschen die Bedeutung des Waldes wieder bewusst machen. Dabei gehe es nicht um eine einmalige Pflanz- oder Saataktion, sondern um Nachhaltigkeit und Lernerfahrungen: «So wollen wir einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Bewahrung der Schöpfung leisten.»

Kirchenpräsident Dr. Dr. h.c. Volker Jung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), ging ebenso auf das Thema Nachhaltigkeit ein und erläuterte die Bemühungen der evangelischen Kirche, zum Klimaschutz beizutragen. So sei es «unmöglich, den kirchlichen Auftrag von den gegenwärtigen Herausforderungen des Klimawandels zu lösen». Das kirchliche Engagement gegen die Erderwärmung sei «Teil der Glaubwürdigkeit unserer Botschaft». Nach christlichem Verständnis sei die Welt eine Gabe Gottes. Damit sei den Menschen die Verantwortung für diese Welt und das Leben auf dieser Welt mitgegeben. So sei die hessen-nassauische Kirche auf dem Weg zu einem Klimaschutzgesetz, das die Treibhausgas-Emissionen in der Kirche bis 2035 um 90 Prozent und bis 2045 vollständig reduzieren solle.

Aufarbeitung beim Thema Missbrauch in der katholischen Kirche

Dr. Georg Bätzing, Bischof vom Bistum Limburg, ging bei dem Treffen auf die aktuellen Debatten und Aufarbeitungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche ein: «Ich bin sehr dankbar für den Synodalen Weg, den Laien und Amtsträger seit Dezember 2019 miteinander gegangen sind, und der trotz aller Kritik ein Erfolg war», so Bätzing. Man wolle Veränderung und eine neue Kultur in der Kirche. «Das sind wir den Betroffenen von sexuellem Missbrauch und unseren Gläubigen schuldig», so der Bischof.

Auch Bischof Dr. Peter Kohlgraf aus dem Bistum Mainz äußerte sich zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche und nahm Bezug auf die im März veröffentlichte Studie zur Aufarbeitung im Mainzer Bistum, die ein wichtiger Beitrag für die Aufarbeitung im Bistum Mainz sei. 

Der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber nahm Bezug auf die aktuellen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und die Rolle der Kirchen als verbindendes Element: «Gerade in einer Zeit wachsender Polarisierung gilt es, die Initiativen zu stärken, die sich für Integration und Miteinander einsetzen», so Bischof Gerber.

Die Landesregierung war beim Spitzentreffen mit nahezu allen Staatsministerinnen und -ministern vertreten. Seitens der EKKW nahmen teil: Bischöfin Dr. Beate Hofmann, Prälat Burkhard zur Nieden und Vizepräsidentin Dr. Katharina Apel. Die EKHN wurde vertreten von Kirchenpräsident Dr. Dr. h.c. Volker Jung, der Stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf und dem Leitenden Oberkirchenrat Dr. Lars Esterhaus. Für die Evangelische Kirche im Rheinland, von der ein Teil des Kirchengebietes in Hessen liegt, nahmen Präses Dr. Thorsten Latzel und Vizepräsident Dr. Johann Weusmann teil. Begleitet wurden die evangelischen Kirchenvertreterinnen und -vertreter von Oberkirchenrat Jörn Dulige, Beauftragter der Evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung. (04.05.2023) 

Linktipp:

Informationen zur Hessischen Landesregierung finden Sie im Internet unter:

hessen.de