(Foto: medio.tv/Schauderna)

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Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 26 Nov 2018

Hofgeismar (medio). Wie können die Interessen Jugendlicher in der Kirche und in den Gemeinden besser zur Geltung kommen? Auf welche Weise können junge Menschen auf das Gemeindeleben Einfluss nehmen? Solche und weitere Fragen ergaben sich für Bischof Hein nach dem Hearing «Jugend und Kirche», zu dem die Landeskirche 50 kirchlich engagierte Jugendliche im Februar 2018 nach Kassel eingeladen hatte. Hein berichtete vor der Landessynode, dass sich die Jugendlichen «erfrischend ernst» eingebracht und auch «nicht mit offenen Worten gespart» hätten.

Zentraler Kritikpunkt der Jugendlichen sei die Gestaltung der Gottesdienste gewesen, so der Bischof. Diese würden «als langweilig, altmodisch und nicht zeitgemäß» wahrgenommen. Die Predigten hätten keinerlei Relevanz für das Leben der Jugendlichen und seien deswegen nicht interessant. Als bemerkenswert habe er die auf wenige Bereiche des kirchlichen Lebens beschränkte und konservativ anmutende Vorstellung von Kirche bei den meisten Jugendlichen empfunden. Kirche werde von ihnen vor allem über den Gottesdienst definiert. Jugendarbeit werde nur bedingt als Tätigkeit der Kirche wahrgenommen, Diakonie fast gar nicht. 

Besonders getroffen habe Hein die «harsche Kritik», die die Jugendlichen an den Pfarrerinnen und Pfarrern geäußert hätten. Sie fühlten sich durch diese nicht verstanden und nicht ernstgenommen in ihrem Interesse, sich einzubringen. Es sei offensichtlich, dass hier unterschiedliche Erwartungen aufeinanderprallten.

Bischof Prof. Dr. Martin Hein (Foto: medio.tv/Schauderna)

Bischof Prof. Dr. Martin Hein (Foto: medio.tv/Schauderna)

Mit Blick auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen erläuterte der Bischof, dass die größte statistische Wahrscheinlichkeit, dass Menschen aus der Kirche austreten, in der Altersspanne zwischen dem 14. und 26. Lebensjahr liege. In diesem Zeitraum orientierten sich junge Menschen für ihr Leben und gewichteten ihre Interessen. Daraus zog Hein die Schlussfolgerung: «Offensichtlich besitzen in dieser Altersgruppe die Kirche bzw. der christliche Glaube in traditioneller Gestalt keine überzeugende Relevanz. Hier müssen wir in den kommenden Jahren innovativer werden, um den Sinn einer Mitgliedschaft in der Kirche zu vermitteln.»

Hein plädierte für die Entwicklung von niedrigschwelligen, aber auch strukturierten Formen der Mitarbeit von Jugendlichen. Daher stellte er folgende Idee zur Diskussion: «Wie wäre es, wenn wir analog zum Amt des Kirchenältesten das Amt der  «Kirchenjüngsten» im Sinne von «Juniorberaterinnen» bzw. «-beratern» einführten?» Damit könnten junge Christinnen und Christen für einen bestimmten Zeitraum mit beratender Stimme im Kirchenvorstand mitwirken. Sie würden dort in geregelter Weise gehört und gesehen, brächten ihre Impulse ein, müssten aber nicht die volle Last der Leitungsverantwortung tragen. Hein warb abschließend für diese Idee mit den Worten: «Mit den 'Kirchenjüngsten' können wir an die starke reformatorische Tradition unserer Kirche anknüpfen und zugleich einen Raum für Innovation schaffen», so der Bischof in seinem Bericht. (26.11.2018)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier den Bericht von Bischof Martin Hein im Wortlaut:

PDF-Dokument

Nachgefragt:

Bischof Prof. Dr. Martin Hein im Interview zum Schwerpunkt seines letzten Bischofberichts «Theologische Orientierung», zur Jugend und der Kirche und zum Thema «sexualisierte Gewalt» in der evangelischen Kirche: