Predigte zum Auftakt der Frühjahrstagung: Bischöfin Dr. Beate Hofmann

Predigte zum Auftakt der Frühjahrstagung: Bischöfin Dr. Beate Hofmann im Gottesdienst in der Brunnenkirche in Hofgeismar.

Hofgeismar / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 25 Apr 2024

«Wenn Rechtsextremismus unser gesellschaftliches Zusammenleben bedroht, etwa weil für Zugewanderte oder Menschen mit Behinderung nicht mehr die gleichen Rechte wie für die anderen gelten sollen, dann sind wir gefordert, die Bedrohten zu schützen und uns von dieser Position klar abzugrenzen», so die Bischöfin. Noch bis Samstagmittag tagt das sogenannte Kirchenparlament unter Leitung von Präses Dr. Michael Schneider in Hofgeismar, um unter anderem über die Themen Gebäude, Personal, Klimaschutz und sexualisierte Gewalt zu diskutieren.

Auch das Erstarken der extremen Rechten und der Umgang mit radikalen Positionen wird während der Synodaltagung weiter Thema sein. Bischöfin Hofmann appellierte im Eröffnungsgottesdienst, Haltung zu zeigen, Gespräche mit Andersdenkenden aber nicht kategorisch auszuschließen. Sie erinnerte an das Leitwort, das sich die Synode für ihre Legislaturperiode gegeben hatte: «Lebendig und kräftig und schärfer» (Hebräer 4,12) und an die Praxis Jesu, auch mit jenen zu reden, um die andere einen Bogen machten. «Wir stehen als Kirche ein für die Botschaft der Liebe Gottes zu allen Menschen», so die Bischöfin. Zur Kirche gehörten von Anbeginn Menschen aus unterschiedlichen Völkern, sozialen Schichten und mit verschiedenen religiösen Orientierungen.

«Ausgrenzung lässt sich nicht mit dem Christentum vereinbaren»

«Es macht uns als Kirche aus, dass wir in Konflikten darum ringen, wo es klare Entscheidungen braucht und wo Vielfalt möglich ist», sagte Bischöfin Hofmann. Der innerbiblische Diskurs sei dabei eindeutig: «In Christus ist nicht Jude noch Grieche, nicht Sklave noch Freier, nicht Mann noch Frau (Galater 3,28).» Ideen von «völkischer Reinheit» ließen sich daher mit dem Christentum nicht vereinbaren, genauso wenig wie die Ausgrenzung von Menschen, die zu einer anderen Ethnie oder Religion gehörten, erläuterte die Bischöfin. «Wenn jemand öffentlich für Positionen wirbt, die mit dem christlichen Glauben unvereinbar sind, dann kann er oder sie nicht mitarbeiten, nicht in der Diakonie, nicht in der Kirche, nicht im Haupt- noch im Ehrenamt.»

Die evangelische Kirche stehe ein für eine Gesprächskultur, die unterschiedlichen Positionen Raum gibt und Zuhören einübt. Das setze auch Offenheit für die Meinungen anderer voraus, sagte Bischöfin Hofmann und machte zugleich deutlich: «In den letzten Jahren mussten wir lernen, dass solche Offenheit auch Grenzen hat. Wo Positionen die Offenheit und Toleranz anderer ausnutzen, um für die Abschaffung dieser Offenheit und Toleranz zu sorgen, da sind Grenzen der Toleranz erreicht.»

Kollekte der Frühjahrstagung

Die Kollekte der Frühjahrssynode soll für Projekte der Friedensarbeit mit Jugendlichen in der EKKW eingesetzt werden. Angesichts großer Konflikte und Kriege der Gegenwart soll die Kollekte dazu beitragen, Impulse aus der Friedensforschung und Friedenspädagogik in Veranstaltungsformaten und Fortbildungen in unserer Landeskirche aufzugreifen. 

Beispielhaft könnte gemeinsam mit der Jugendinitiative «Peace for Future» durch das Referat Kinder- und Jugendarbeit eine Ausbildung zur Friedensmentorin oder zum Freidensmentor auf den Weg gebracht werden.

EKKW und Landessynode
Herbstsynode der EKKW 2023 - Tag 2

Der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehören annähernd 710.000 (Stand: Dezember 2023) Menschen an. Das Gebiet der Landeskirche erstreckt sich von Bad Karlshafen im Norden bis zum Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim im Süden, vom Waldecker Upland im Westen bis zum im Freistaat Thüringen gelegenen Kirchenkreis Schmalkalden.

Die Landessynode besitzt herausragende Kompetenzen: Sie hat in allen kirchlichen Fragen die letzte Entscheidung. Die geistliche und rechtliche Leitung der Landeskirche teilt sie mit dem Bischof / der Bischöfin, den Pröpstinnen und Pröpsten, dem Rat der Landeskirche und dem Landeskirchenamt. Alle anderen Leitungsorgane sind der Landessynode verantwortlich.

78 Mitglieder gehören der 14. Landessynode an; dabei sind die Nicht-Theologen in der Mehrheit. Das Gros der Mitglieder wird direkt von den Synoden der Kirchenkreise für sechs Jahre gewählt. Die Landessynode tagt in der Regel zweimal im Jahr: im Frühjahr und in der Woche vor dem 1. Advent.