Sabrina Baumgartl war als Diakonin in den Kirchengemeinden Niederaula, Neuenstein und Kirchheim (Hersfeld-Rotenburg) tätig. Aktuell ist sie Fachreferentin im Landeskirchenamt in Kassel und kümmert sich unter anderem um die Begleitung von Hephata-Studierenden auf deren Weg zum Diakon oder zur Diakonin. (Foto: medio.tv/Dellit)

Sabrina Baumgartl war als Diakonin in den Kirchengemeinden Niederaula, Neuenstein und Kirchheim (Hersfeld-Rotenburg) tätig. Aktuell ist sie Fachreferentin im Landeskirchenamt in Kassel und kümmert sich unter anderem um die Begleitung von Hephata-Studierenden auf deren Weg zum Diakon oder zur Diakonin. (Foto: medio.tv/Dellit)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 29 Mär 2023

Aulatal-Geistal/Kassel. Die Möglichkeit, bei Null anzufangen und etwas ganz Neues aufzubauen, das hat Sabrina Baumgartl besonders gereizt. Und sie bekam als Diakonin in Aulatal-Geistal - dazu gehören die Kirchengemeinden Niederaula, Neuenstein und Kirchheim (Hersfeld-Rotenburg) – die Gelegenheit dazu. Zwei Jahre lang erprobte sie in einem Modellprojekt einen neuen Zuschnitt der Arbeit als Diakonin. Offenbar funktionierte es gut, denn derzeit werden neun Stellen mit ähnlichem Profil in verschiedenen Regionen der Landeskirche ausgeschrieben.

«Viele konnten mit dem Begriff Diakonin gar nichts anfangen», beschreibt die 36-Jährige die Ausgangslage. Jugendarbeiter oder Gemeindereferentin wurde häufiger als Bezeichnung verwendet, doch der Zuschnitt einer Diakoninnenstelle kann über diese klassischen Aufgaben hinausgehen. Häufig werden die neuen Stellen von Kooperationsräumen, also einem Verbund mehrerer Kirchengemeinden, ausgeschrieben. Dabei haben die Stellen unterschiedliche Schwerpunkte, das kann Bildung, Seelsorge oder Gottesdienstarbeit sein. Wichtiges Stichwort ist in jedem Fall die «multiprofessionelle Zusammenarbeit», das gemeinsame Arbeit von Menschen mit unterschiedlichen Berufen. 

Stellenbörse

Die Landessynode hat im Herbst 2021 beschlossen, Diakon*innen stärker als bisher in den kirchlichen Dienst einzubinden. Jetzt sind neun sogenannte Profilstellen eingerichtet worden, deren zukünftige Inhaber*innen in multiprofessionellen Teams arbeiten werden. Die Ausschreibungen dieser Stellen finden in der ekkw.de-Stellenbörse.

Diakoninnen sind doppelt qualifiziert. Häufig haben sie bereits eine Ausbildung im pflegerischen oder sozialen Bereich, beispielsweise als Erzieherin. Bei Baumgartl war es ein Studium der Sozialen Arbeit, auf das sie die aufbaute. In der Regel dauert die Ausbildung an der Hephata-Akademie berufsbegleitend drei Jahre mit monatlichen Seminarblöcken und zwei Seminarwochen pro Jahr. Am Ende muss eine Abschlussarbeit verfasst werden. In vielen Fällen trage die Landeskirche einen Großteil der Ausbildungskosten, erklärt Baumgartl. Diakone werden nach dem Abschluss feierlich in den kirchlichen Dienst eingesegnet. 

Die erste Frage, der Baumgartl auf ihrer Projektstelle im Aulatal nachging, war die, was die Menschen eigentlich möchten, für die die kirchliche Arbeit angeboten wird. Also fragte sie nach. Die Diakonin stammt selbst aus der Region und hatte daher bereits viele Kontakte. Sie lud zu einem Eltern-Stammtisch ein, wegen Corona fand der online statt. Was erwarten Eltern von der Kirche, was bedeutet sie ihnen? Das waren die Leitfragen. Unter anderem entstand so der Plan für ein Kirchenkino und für einen Flohmarkt in und an der Kirche.

Die Arbeit von Diakonen und Diakoninnen könne eine neue Perspektive in Kirchengemeinden einbringen, die eher pädagogisch und auf das Gemeinwesen geprägt sei. Das sei, so Baumgartl, eine gute Ergänzung der Perspektive von Pfarrerinnen und anderen Mitarbeitenden. Wichtig sei der Bezug auf den Sozialraum, beispielsweise durch Kooperationen mit Vereinen und Institutionen, die es vor Ort gibt. Und es gelte, Ehrenamtliche nicht nur einzubeziehen, sondern auf deren Bedürfnisse zu achten, sie wertzuschätzen und ihnen immer mal wieder etwas Gutes zu tun. Bei manchen Ehrenamtlichen gebe es noch eine Hemmschwelle, Kritisches direkt mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer zu besprechen, da könne die Diakonin eine vermittelnde Position einnehmen. Es könne aber auch bedeuten, manchmal zwischen den Stühlen zu sitzen. 

Bei Sabrina Baumgartl war das jedoch kein Problem, wie sie erzählt. Vielmehr habe ihr die Arbeit viel Spaß gemacht, vor allem habe sie frei und mit wenig Vorgaben arbeiten können. Sie selbst ist nach dem Ende ihrer Projektstelle Fachreferentin im Landeskirchenamt geworden. Unter anderem kümmert sie sich um die Begleitung von Hephata-Studierenden, also um die Menschen, die es auch reizt, als Diakon oder Diakonin etwas Neues aufzubauen. (29.03.2023)

Linktipp:

Die Ausschreibungen der neun Profilstellen finden Sie in der ekkw.de-Stellenbörse:

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Informationen zum Arbeitsfeld und der Ausbildung zum Diakon / zur Diakonin finden Sie auf den Seiten des Portals MACHT-SINN.INFO, auf dem Berufe in der Kirche entdeckt werden können:

macht-sinn.info