Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 17 Okt 2022

Kassel (medio). Auch die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) will ihren Beitrag zur Energiesicherheit und -einsparung leisten. Wie stark die Maßnahmen in den (kirchlichen) Alltag eingreifen werden, wird sich in den nächsten Wochen herausstellen und vor Ort entschieden, so die Sprecherin der Landeskirche, Dr. Anja Berens. «Unsere Gemeinden prüfen derzeit, wo eine «Winterkirche» auch in leichter heizbaren Gemeindehäusern stattfinden kann und welche Ausweichmöglichkeiten für Veranstaltungen bestehen», sagte Berens. Zu den Überlegungen gehörten außerdem, ob Gottesdienste wieder vermehrt digital und/oder im Freien gefeiert werden könnten und welche Kooperationen zwischen benachbarten Gemeinden überdies möglich sind. 

Die Sprecherin hat wichtige Informationen bei den zuständigen Stellen (Dezernat Bau und Liegenschaften und Dezernat Theologisches Personal und Gemeindeentwicklung) zusamengetragen und stellt diese mit der ekkw.de-Onlineredaktion vor: 

Welches Heizkonzept verfolg die EKKW und was empfiehlt sie? 

Berens: Wir raten unseren Gemeinden, die bisher empfohlenen Höchsttemperaturen von etwa 8 Grad Celsius Grundtemperatur und max. 15 Grad Celsius Nutztemperatur weiter zu senken. Dazu hat unser Baudezernat gemeinsam mit dem Dezernat Theologisches Personal und Gemeindeentwicklung Empfehlungen an die Pfarrämter und Kirchenkreise herausgegeben. Unsere Bauexperten gehen von Folgendem aus: Bei Kirchen mit Raumheizung bringt ein Grad weniger Grundtemperatur etwa eine Einsparung von 10 bis 15 Prozent; ein Grad weniger Nutztemperatur spart etwa 10 Prozent Heizenergie. 

Könnten bei abgesenkten Temperaturen Gebäude oder Orgeln Schaden nehmen? 

Berens: Beim Aufheizen der Kirche ist wichtig, die Raumlufttemperatur nur langsam zu verändern, um Schäden an Gebäude, Ausstattung und Orgel zu vermeiden und um kostspielige Sanierungen zu verhindern. Wir empfehlen unseren Gemeinden den Einsatz von Messgeräten, um die Luftfeuchtigkeit im Bereich zwischen 40 und 65 Prozent rel. Luftfeuchte zu halten. Grundsätzlich benötigen Orgeln keine Mindesttemperatur. Große Temperaturunterschiede innerhalb kurzer Zeit gilt es aber zu vermeiden – und nach dem Gottesdienst ist Stoßlüften angezeigt. 

Was kann sonst noch beim Energiesparen helfen?

Berens: Unabhängig von der aktuellen Situation wollen wir zum Erreichen unserer Klimaschutzziele ohnehin von den komplett beheizten Kirchen wegkommen und die Wärme künftig durch elektrische Energie direkt zu den Kirchenbänken bringen. Die Vorgabe, fossile Energieträger zu reduzieren und effiziente Lösungen mit erneuerbaren Energien anzustreben, gibt es schon länger - und das wird jetzt noch dringlicher. Zudem sollen Dächer kirchlicher Gebäude – dort, wo es möglich ist – nach und nach mit Photovoltaik-Anlagen bestückt werden. Klar ist: Die Energiefrage wird weiter dringlich bleiben. 

Werden durch die kalten Kirchen weniger Menschen die Gottesdienste besuchen? 

Berens: Von einem Rückgang durch kalte Kirchen gehen wir nicht automatisch aus. Damit wäre zu rechnen, wenn wir nicht gelernt hätten, uns auf die Herausforderungen des Alltags und solcher Krisen einzustellen. Kirche hat auch durch die Corona-Pandemie viel gelernt und neue Wege eingeschlagen. So werden «frische Kirchen» im Winter im wahrsten Sinne des Wortes zu erfrischenden Gottesdiensten führen: kurz und gut. Wir werden andere Orte nutzen, die warm sind, um auch dort Kirche zu sein. Oder aber Gottesdienste am Lagerfeuer feiern. Letztlich entscheidet sich mehr am Inhalt, ob Menschen kommen oder nicht. Wo sie Trost finden und gute Begegnung, halten sie es gewiss aus, auch wenn die äußeren Umstände ungemütlich sind. In dieser Vielfalt bereiten wir uns vor. 

(17.10.2022)

Download:

Die Broschüre «Verantwortungsbewusstes Temperieren von Kirchen im Winter 2022/2023 - Handlungsempfehlungen» wurde gemeinsam erstellt und herausgegeben von den Bauabteilungen katholischer Bistümer und evangelischer Landeskirchen in Abstimmung mit den jeweiligen Umwelt-, Orgel- und Kunstabteilungen:

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