«So viele bedrückende Momente in unserem Alltag», sagte Mathilde Sabbagh aus dem Nordosten von Syrien. Die 35-Jährige ist Pfarrerin der syrisch-libanesischen Presbyterianer und studierte an der N.E.S.T. Theologie. «Wir sind täglich herausgefordert, weil wir in einem nicht enden wollenden Konflikt leben».
Andreas Goetze, der vom Zentrum Oekumene aus das Begegnungsprogramm mit organisiert hat, hob die Bedeutung des Besuchs hervor: «Wir wissen so wenig über die prekäre, höchst angespannte Lage der Christinnen und Christen in der Region. Im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah drohen Libanons Christen zwischen die Fronten zu geraten. Und auch die Lage in Syrien ist sehr instabil und gefährlich und alles andere als sicher».
Bischöfin Hofmann betonte: «Ihre Erfahrungen, Ihre Hoffnungen und Ihre Sorgen zu hören, ist für uns von großer Bedeutung, weil wir in Deutschland so wenig über die Lebensbedingungen in Syrien und im Libanon hören. Viele Menschen bei uns denken fälschlicherweise, Assad ist weg, jetzt können alle Syrer zurück. Mich beeindruckt, mit welcher Kraft und Hoffnungsstärke Sie miteinander Ihren Glauben leben. Wir werden von Ihnen erzählen und mit Ihnen verbunden bleiben.»
Saba Kerry, Theologie-Student an der N.E.S.T erklärte: «Es ist wichtig, sich verbunden zu wissen. Als Christen sind wir nur eine kleine Gruppe im Nahen Osten - oft werden wir nicht gesehen. Und oft werden unsere Stimmen nicht gehört». Rima Nasrallah, Professorin für Praktische Theologie an der N.E.S.T. und Academic Dean sagte bei der Überreichung eines Gastgeschenks an Bischöfin Hofmann: «Wir sind in einem Geist verbunden», Hofmann erhielt einen eigens für die Reise hergestellten Kugelschreiber aus Olivenholz aus dem Süd-Libanon, der Region, die unter den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und Israel am meisten zu leiden hatte.
Die siebenköpfige Delegation aus Lehrenden und Studierenden der Hochschule war Anfang Juni auf Einladung der Evangelische Mission in Solidarität (EMS), ansässig in Stuttgart, und des Zentrums Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) in Deutschland unterwegs. Seit Jahrzehnten nutzen zahlreiche Pfarrerinnen und Pfarrer der EKHN und EKKW die Gelegenheit, an der N.E.S.T. ihr «Sabbatical» - eine dreimonatige Studienzeit - zu verbringen. Schwerpunkte des Studien-Semesters sind sowohl die orientalischen und orthodoxen Kirchen im Nahen und Mittleren Osten als auch die Vielfalt des Islams in der Region.
Near East School of Theology

An der «Near East School of Theology» leben und studieren Protestant*innen aus unterschiedlichen nah- und mittelöstlichen Ländern, ob armenisch-evangelisch, Anglikaner, Lutheraner oder Reformierte aus Palästina, Syrien, Libanon oder Armenien. Die Hochschule ist die älteste (gegründet 1932) und einzige protestantische Ausbildungsstätte neben einem Seminar in Kairo, an der junge Menschen zu Pfarrer*innen oder Religionspädagog*innen der genannten evangelischen Kirchen ausgebildet werden.
Es können an der N.E.S.T. verschiedene staatliche Abschlüsse erworben werden, die zum Dienst in den Kirchen oder zur weiterführenden Forschung befähigen. Die N.E.S.T. befindet sich im westlichen Teil Beiruts, in der Nachbarschaft wichtiger pädagogischer und kultureller Institutionen. Ihre Bibliothek verfügt über rund 42.000 Bände in englischer, arabischer, armenischer, französischer und deutscher Sprache.
Darüber hinaus bietet das Studienprogramm «Studium im Mittleren Osten» die Möglichkeit für Studierende aus Deutschland, an der N.E.S.T. zu studieren: SiMO und SiMO+ bieten Studierenden und Graduierten die Möglichkeit, an der traditionsreichen protestantischen Hochschule «Near East School of Theology» in Beirut, Libanon zu leben und zu studieren.
Darüber hinaus können Praktika in lokalen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen NGOs mit unterschiedlichen Zielgruppen absolviert werden. Beide Programme bieten die einmalige Möglichkeit, die kulturelle und religiöse Vielfalt des Libanon zu erleben und eine einzigartige Auslandserfahrung in der mittelöstlichen Metropole Beirut zu machen.