Hier finden Sie einige Hinweise, die nach einem solchen Vorfall hilfreich sein können. Wichtig ist: Lassen Sie sich von niemandem zu einem dieser Schritte drängen. Nur Sie selbst können entscheiden, wann Sie wozu bereit und / oder in der Lage sind. Und es kann nicht oft genug betont werden: Sie sind nicht verantwortlich für das, was Ihnen widerfahren ist. Sich Unterstützung und Hilfe zu suchen, ist ein mutiger und wichtiger Schritt zur Bewältigung der Folgen.
Sexualisierte Gewalt
Was tun nach einem Übergriff?
Nach einem sexuellen Übergriff ist es wichtig, auf sich selbst zu achten und nach Möglichkeit akzeptierend mit sich selbst und mit den emotionalen und körperlichen Auswirkungen umzugehen. Die Verantwortung liegt ausschließlich bei der Person, die Ihnen Gewalt angetan hat und nicht bei Ihnen selbst.
Sich in Sicherheit bringen
Achten Sie nach Möglichkeit darauf, dass Sie sich in eine sichere Umgebung begeben, in der keine Gefahr mehr für Sie besteht. Wenn das in Ihrem persönlichen Umfeld nicht möglich ist, dann können Gewaltschutzambulanzen, Frauenhäuser, Arztpraxen, Krankenhäuser und die Polizei mögliche Anlaufstellen sein. Dort finden Sie ggf. ersten Schutz und können ggf. an sichere Orte weitervermittelt werden.
Unterstützung suchen
Es kann helfen, mit einer vertrauten Person zu sprechen oder zunächst schlicht deren Nähe zu suchen: Freund:innen, Familienmitglieder oder andere Vertrauenspersonen. Aber auch Seelsorger:innen oder Fachkräfte in Beratungsstellen können unterstützen. Sprechen über das Geschehene kann entlastend wirken und helfen, sich nicht allein zu fühlen oder alleine zu sein.
Beweissicherung
Auch wenn Sie sich unmittelbar nach dem Erleben noch nicht vorstellen können, rechtliche Schritte einzuleiten, ist es wichtig, nach Möglichkeit Spuren der Tat zu sichern. Versuchen Sie, die Kleidung, die Sie während des Übergriffs getragen haben, nicht zu waschen, sondern in einer verschlossenen Plastiktüte aufzubewahren. Auch Fotos von sichtbaren Spuren und Verletzungen können später wichtig sein, wenn Sie doch noch Anzeige erstatten möchten.
Medizinische Hilfe in Anspruch nehmen
Auch wenn keine offensichtlichen Verletzungen vorliegen, kann eine medizinische Untersuchung sinnvoll sein. Dabei können Verletzungen und andere Tatspuren dokumentiert und eventuell notwendige Behandlungen, wie etwa zur Infektionsprophylaxe, durchgeführt werden. In vielen Städten und Krankenhäusern gibt es spezialisierte Anlaufstellen (z.B. Gewaltschutzambulanzen), die diskret und einfühlsam mit Betroffenen umgehen. In diesem Zusammenhang wäre es gut, vorher nicht zu duschen – auch wenn jede:r verstehen wird, wenn Sie es dennoch tun.
Beratung und psychologische Unterstützung
Viele Betroffene fühlen sich nach einem Übergriff emotional völlig überwältigt und wollen nicht an das Geschehene erinnert werden. Es kann jedoch gerade in einer solchen Situation und/oder auf jeden Fall später hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Verschiedene Anlauf- und Beratungsstellen bieten (auch anonym) Krisenintervention, Beratung und Therapie an. Diese Stellen sind oft kostenlos. (Wo bekomme ich Hilfe?)
Rechtliche Schritte
Wenn Sie sich bereit fühlen, können Sie den Übergriff bei der Polizei anzeigen. Das ist oft ein schwieriger Schritt, aber er kann helfen, Tatpersonen zur Verantwortung zu ziehen und sowohl Sie selbst als ggf. auch weitere Personen zu schützen. Oft ist es hilfreich, sich bei diesem Schritt von einer vertrauten Person, einer Beratungsfachkraft, einem Rechtsanwalt oder einer Rechtsanwältin begleiten zu lassen. (Kasseler Hilfe – Opfer- und Zeugenhilfe e.V.)
Eigene Grenzen respektieren und sich selbst Zeit geben
Menschen gehen verschieden mit solchen Erlebnissen um. Lassen Sie sich Zeit und setzen Sie sich nicht unter Druck, schnell «darüber hinwegzukommen.» Der Heilungsprozess ist individuell, und es ist völlig normal, verschiedene Gefühle wie Angst, Wut, Scham oder Schuld zu durchleben. Einfühlsame Unterstützung von außen kann helfen, diese Emotionen zu verarbeiten.
Selbsthilfegruppen und Austausch mit anderen Betroffenen
Für manche Menschen kann es hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, um das Gefühl der Isolation zu verringern. In Selbsthilfegruppen oder Foren können Erfahrungen geteilt und gegenseitige Unterstützung geleistet werden.
betroffenen-netzwerk.de
BeNe (Betroffenen Netzwerk) ist ein Angebot für alle von sexualisierter Gewalt Betroffenen, unabhängig vom Tatkontext. BeNe bietet verschiedene Möglichkeiten der Vernetzung und ist barrierearm. Finanziert wird das Projekt durch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nach einem Beschluss der Synode der EKD.