Meine Suche

TaufeKonfirmationTrauung
Das Foto zeigt den Künstler Woo-Hyun Lee in einem Atelier. Er steht vor einem Tisch, auf dem mehrere Körbe mit Kunstmaterialien und ein geöffneter Korb mit Papierstücken liegen. Im Hintergrund befinden sich Regale mit Büchern und Kunstwerken. Eine Treppe führt nach oben, und an der Wand hängen verschiedene Gemälde. Woo-Hyun Lee trägt eine Schürze über seiner Kleidung.

Woo-Hyun Lee ist einer der Künstler, die ab dem 11. September in der Tagesaufenthaltsstätte in Marburg ausstellen werden. Der Kontakt zu den Künstlern und Künstlerinnen aus Südkorea kam über eine Sozialhelferin der Einrichtung zustande.

Marburg / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Sep 2025

Entstanden ist die Galerie im vergangenen Jahr, nachdem einer obdachlosen Frau der Zutritt zu einem Ausstellungshaus in Marburg verweigert wurde. Sie litt unter psychischen Problemen und wollte ihre Jacke nicht auszuziehen. Der Besuch sollte ein Schritt auf dem Weg ihrer Stabilisation sein. «Die Jacke war für sie ein psychologischer Schutz, auf den sie nicht verzichten konnte», berichtet Sozialarbeiter Jens Schneider von der Tagesaufenthaltsstätte (TAS). Dennoch wurde ihr der Zugang verwehrt. Es sei inzwischen erwiesen, dass Kunst anregend auf Geist und auch Körper wirke und medizinische Effekte habe, betont Schneider. «Gerade für Menschen mit Problemen also eigentlich eine wichtige Ressource», so der Sozialarbeiter. Dadurch sei die Idee entstanden, eine eigene Galerie in den Räumen der Tagesaufenthaltsstätte zu eröffnen.

«Uns geht es um Wertschätzung und gesellschaftliche Teilhabe. Wir erleben im Alltag, dass unsere Leute ständig gegen Barrieren stoßen und auf sie herabgeblickt wird. Wir wollen hier einen Ort bieten, der so wertschätzend ist, wie möglich.»
Jens Schneider, Sozialarbeiter

Nach Fotograf Georg Kronenberg, der im vergangenen Jahr als erster Künstler ausstellte, wird nun bereits die dritte Ausstellung eröffnet – diesmal mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern aus Südkorea. Die Verbindung entstand über Dr. Yang Sun Woo, Sozialhelferin in der Tagesaufenthaltsstätte, die aktuell in ihrer Heimat Kunstwerke sammelt, um sie nach Deutschland zu bringen. «Einige Kunstwerke bekommt die TAS sogar geschenkt und darf sie im Anschluss für den guten Zweck versteigern, andere sind Leihgaben», so Schneider.

Die Ausstellung legt den Fokus auf Malerei und zeigt ein breites Spektrum von traditioneller koreanischer Volksmalerei bis hin zu digitalen Arbeiten. Zu den ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern zählen Yang-Ok Sohn, Hee-Kyoung Kim, Si-Yeog Ryu, Young-Ho Park, Juju Park, Ji-Eun Byun, Wo-Hyun Lee, Chul Byun, Keum-Hyun Lee und Sung-Hee Kim. Yang-Ok Sohn wird eigens zur Vernissage aus Südkorea anreisen und ihre Arbeit persönlich vorstellen. Ihr Schwerpunkt ist die Mimesis in der Malerei. Auch die junge Künstlerin Ji-Eun Byun wird vor Ort sein und digitale Werke präsentieren.

Vernissage und Gottesdienst

Die Vernissage findet am Donnerstag, 11. September, um 15:30 Uhr in den Räumen der Tagesaufenthaltsstätte (Gisselberger Straße 35) statt und wird musikalisch von DJ Teofilo Talamonti begleitet. Ab dem 12. September ist die Ausstellung vor allem den obdachlosen Menschen vorbehalten, für die die TAS einen Schutzraum bieten möchte. Interessierte können über Jens Schneider (jens.schneider@ekkw.de) einen Termin vereinbaren.

Bereits am Sonntag, 7. September, um 10 Uhr laden die Wohnungsnotfallhilfe und die Lutherische Pfarrkirche zu einem Gottesdienst ein – bei gutem Wetter open air auf dem Lutherischen Kirchhof. Im Anschluss gibt es ein gemeinsames Mittagessen und Beisammensein.

Hintergrund: «Tag der Wohnungslosen»

Der «Tag der Wohnungslosen» findet jährlich bundesweit am 11. September statt. Der Aktionstag soll auf die wachsende soziale Krise der Wohnungslosigkeit aufmerksam machen und dazu beitragen, Kooperation und Vernetzung in der Wohnungsnotfallhilfe zu stärken. Initiatoren sind unter anderem die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W), Wohlfahrtsverbände und lokale Initiativen.

Laut BAG W sind aktuell über 600.000 Menschen in Deutschland wohnungslos. Am stärksten betroffen sind Menschen mit geringem Einkommen, Alleinerziehende und junge Erwachsene. Viele von ihnen müssen mehr als 40 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete aufbringen, oft mit existenzbedrohenden Folgen. Besonders in Ballungsräumen wie Berlin, München oder Frankfurt werde bezahlbarer Wohnraum zunehmend zur Mangelware – während der soziale Wohnungsbau weiter zurückgehe, heißt es bei der  Arbeitsgemeinschaft im Internet.