Die in einem Winkel von 86 Grad zusammengesetzten Namenstafeln zeigen jeweils in die Richtung der Wohnorte der Männer (Kassel-Nordstadt und Wolfhagen-Istha), wo sie auch ermordet wurden. Die weißen Namensbuchstaben vor farbigem Hintergrund sind nach Angaben des Regierungspräsidiums in der Schrift «Martin» gesetzt, benannt nach dem US-Bürgerrechtler Martin Luther King. Die Schriftart «beruht auf Posterkampagnen der Bürgerrechtsbewegung und steht für eine Kontinuität von antirassistischen Kämpfen», heißt es.

Politische Statements zur Einweihung
«Das Kunstwerk von Natascha Sadr Haghighian ist ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen zweier rechtsextremistisch motivierter Morde», sagte der hessische Kulturminister Timon Gremmels (SPD). Es verdeutliche, wie gefährlich und zerstörerisch Fremdenhass sei und dass es dringend notwendig sei, mutig dagegen vorzugehen. «Das Kunstwerk ist ein leuchtendes Mahnmal über die Stadt hinaus», sagte er.
Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne) sagte, der Tod von Lübcke und Yozgat ermahne dazu, «niemals wegzusehen, wenn Menschen ausgegrenzt, bedroht oder angefeindet werden». Halit Yozgat und Walter Lübcke seien Opfer eines fanatisch entfesselten Rechtsextremismus geworden. Das Kunstwerk rufe dazu auf, sich gegen Hass und Hetze zu wenden.
Regierungspräsident Mark Weinmeister (CDU) hob hervor, dass die Herausforderungen in Bezug auf den Rechtsextremismus seit den Attentaten größer geworden seien. Das nun eingeweihte «Leuchtfeuer der Demokratie» rufe dazu auf, die Würde eines jeden einzelnen Menschen zu achten.

v.l.: Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur; Sven Schoeller, Oberbürgermeister der Stadt Kassel; Günter Schleiff, Vorsitzender des Vereins Bewegungsperspektiven für Licht, Kunst und Kultur e.V. Kassel und zugleich Architekt des Kunstwerks; Natascha Sadr Haghighian, Künstlerin, die das Werk entworfen hat; Mark Weinmeister, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Kassel
Digitale Ergänzung und Hintergrund
Das Lichtobjekt auf dem Dach wird ergänzt durch eine Metallstele auf dem Rasen vor dem Regierungspräsidium. Passanten können über einen eingefrästen QR-Code eine Website aufrufen, die Hintergründe des Kunstwerks erläutert. So stellten eine Audio-Erzählung und eine interaktive Landschaft die Morde an «Walter» und «Halit» in Zusammenhänge.
Das Kunstwerk geht auf eine Initiative von Mitarbeitern der Behörde nach der Ermordung des früheren Regierungspräsidenten Walter Lübcke zurück. Hierfür wurden von Organisationen, Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen rund 250.000 Euro gespendet.
Die Taten: NSU und rechtsextremer Mord
Halit Yozgat war im April 2006 in seinem Internetcafé von der Terrorgruppe NSU ermordet worden, Walter Lübcke wurde im Juni 2019 vor seinem Wohnhaus von dem rechtsextremen Attentäter Stephan Ernst getötet. Beide starben durch Schüsse in den Kopf.

Mitglieder der Familien Yozgat und Lübcke mit Vertretern aus Landes- und Stadtpolitik sowie Projektpartnern und der Künstlerin Natascha Sadr Haghighian (r.) vor dem Regierungspräsidium in Kassel.