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Kirchenvorsteher Johannes Ickler entzündet die Osterkerze in der Kirche in Sand

Christus, das Licht: Kirchenvorsteher Johannes Ickler entzündet die Osterkerze in der Kirche in Sand – für das Foto noch die aus dem Jahr 2024

Bad Emstal-Sand / Olaf Dellit, blick in die kirche
Veröffentlicht 19 Apr 2025

Am frühen Ostermorgen wird es irgendwann laut in Bad Emstal-Sand; dann ertönen die Kirchenglocken, dazu die Orgel, die Posaunen und der Gesang der Gemeinde – alles bei offener Kirchentür. Hinter den Gästen in der Kirche liegt dann bereits ein besonderer Gottesdienst: die Osternacht.

Für Johannes Ickler, ehrenamtlicher Küster und Kirchenvorsteher in der Gemeinde, ist es der schönste Gottesdienst des Jahres. Er mag die besondere Stimmung trotz der «unsäglichen Zeit», los geht es in Sand um 6 Uhr, am ganz frühen Morgen.
Die Osternacht geht auf eine lange Tradition zurück, erläutert Propst Volker Mantey von der Liturgischen Kammer der Landeskirche, die sich unter anderem mit Gottesdienstformen beschäftigt. Bereits in frühchristlicher Zeit seien Elemente der Passions- und Ostergeschichte in dieser Nacht in die Gottesdienste aufgenommen worden, etwa das Bild von Christus als «Licht der Welt». In der katholischen Kirche blieben solche Gottesdienstformen erhalten und wurden im 20. Jahrhundert auch von Protestanten wiederentdeckt. Besonders der Marburger Pfarrer Karl Bernhard Ritter habe die Liturgie für die Osternacht aus Elementen verschiedener Gottesdienstfeiern entwickelt.

Johannes Ickler mag die besondere Stimmung, in der die Osternacht in der dunklen Kirche beginnt. Der Altar ist leer, weder Glocken noch Orgel erklingen. Seit dem Karfreitag, dem Todestag Jesu, herrscht Stille. «Man kommt», sagt Ickler, «aus der Nacht des Horrors.»

In der Osternacht erleben die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher den Weg durch diese Nacht ins Licht liturgisch nach. Zum Gesang «Christus, das Licht» wird die brennende Osterkerze nach vorne getragen, der erste kleine Lichtschein im Dunkel der Nacht. Es werden Bibelstellen aus dem Alten und dem Neuen Testament gelesen, darunter der Schöpfungsbericht. 

«Die Gemeinschaft macht aus Glauben gelebten Glauben.»
Johannes Ickler

Wenn die Osterkerze auf dem Altar steht, wird das Licht geteilt. Alle Gottesdienstbesucher und -besucherinnen haben eine kleine Kerze erhalten, nun wird die Flamme von Mensch zu Mensch weitergegeben – die Kirche wird hell, die Nacht ist durchbrochen. «Das Entzünden der Osterkerze und der Wechsel vom Dunkel der Nacht in das Licht eines neuen Morgens steht im Zentrum der Liturgien und macht die komplexe Botschaft von der Auferstehung auf besondere Weise anschaulich», erklärt Propst Mantey.

Nicht nur in der Kirche wird es hell, auch der Ostertag draußen erwacht zum Leben. In der Sander Kirche wird durch die Sonne das Schmuckfenster in der Rückwand erhellt, das Jesus Christus und die Worte «Friede sei mit Euch» zeigt.

Die Osternacht: eine uralte, wiederentdeckte Liturgie, eine beeindruckende Symbolik von Licht und Dunkel, vor allem aber eine Feier der Menschen, die das Licht von einem zum anderen weitergeben und sich gegenseitig Frieden wünschen. Johannes Ickler sagt: «Die Gemeinschaft macht aus Glauben gelebten Glauben.» 

Viele Gemeinden feiern Osternacht. Ankündigungen finden Sie auf den Homepages, im Gemeindebrief und in der Tagespresse. 

Unser Foto zeigt das Titelblatt des Magazins «Durch die Nacht»
«Durch die Nacht» als E-Paper

Wie erleben Menschen die Nacht? Eine Kioskbetreiberin in Hanau, ein Wohnungsloser, eine Apothekerin – das neue blick in die kirche-Magazin widmet sich dem Thema Nacht aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Auch die letzte Nacht Jesu im Garten Gethsemane wird theologisch beleuchtet.

Das Magazin, erschienen am 5. April als Beilage zur Tageszeitung und als E-Paper, begleitet Leserinnen und Leser durch nächtliche Pilgerwanderungen, die Osternacht, medizinische Aspekte des gesunden Schlafs und Probleme wie Lichtverschmutzung. Eine Nachtforscherin erklärt im Interview, warum Menschen früher in Etappen schliefen, was nächtliche Gottesbegegnung besonders macht – und woher die Redewendung «jemandem heimleuchten» stammt.

Das blick in die kirche-Magazin erscheint vierteljährlich in einer Auflage von 225.000 Exemplaren als Beilage der regionalen Tageszeitungen in Kurhessen-Waldeck. Es bietet Interviews, Reportagen, geistliche Impulse sowie Lebenshilfe und Ratgeberthemen – ergänzt durch ein beliebtes Preisrätsel.