Im Lukasevangelium («Es begab sich aber zu der Zeit ...») wird die Futterkrippe erwähnt, nicht aber für welche Tiere diese gedacht war: «Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.» (Lukas 2,7) Der Evangelist Matthäus schildert die genaueren Umstände von Jesu Geburt gar nicht, weder Stall noch Krippe noch Hirten kommen bei ihm vor (dafür aber die «Weisen aus dem Morgenland», Matthäus 2,1).
Trotzdem haben die beiden Tiere ihren Weg in die Geschichten gefunden. Sie tauchen in den Apokryphen auf, christliche und jüdische Schriften, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden. «Sie legte den Knaben in eine Krippe, und ein Ochse und ein Esel beteten ihn an. Da ging in Erfüllung, was durch den Propheten Jesaja gesagt ist: ‚Es kennt der Ochse seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn‘», heißt es im so genannten Pseudo-Matthäus-Evangelium.
Interessant ist der Rückbezug zu Jesaja, dem alttestamentarischen Propheten. Eine Deutung besagt, dass die vermeintlich dummen Tiere im Gegensatz zu den Menschen ihren Herrn und den Ort ihrer Nahrung kennen, Jesaja schreibt weiter: «Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht» (Jesaja 1,3). Der Grund, warum oft Ochs und Esel unter dem Weihnachtsbaum stehen, ist also viel älter als die Weihnachtgeschichte; Jesaja soll gut 700 Jahre vor Christus gelebt haben.
Weihnachten mit Rufus Beck
Die Texte der Weihnachtsgeschichte sind eindrücklich und in der Übersetzung der Lutherbibel ein Meisterwerk sprachlicher Ausdruckskraft. Der Schauspieler Rufus Beck hat die Lutherbibel eingelesen und die biblischen Texte zu einem Hörerlebnis werden lassen. Tauchen Sie ein in die stimmgewaltige Bibellesung der weihnachtlicher Texte in der Übersetzung der Lutherbibel 2017. Hierbei rezitiert, flüstert, ruft Rufus Beck die Worte der Bibel dem Zuhörer entgegen und interpretiert damit den original Luther-Sound. Ein einmaliges Hörereignis!
Die Bibeltexte gelesen von Rufus Beck finden Sie in: Die große Luther-Hörbibel 2017, © 2019 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (MP3).
Die Weihnachtsgeschichte nach dem Evangelisten Lukas
(Lk 2,1 - 20)
«Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.»
(Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)