Das Foto zeigt das Motiv der Aktion "5000 Brote" mit verschiedenen Broten
Oberursel / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 30 Sep 2024

Der Duft von frisch gebackenem Brot durchzieht den Kirchenraum. Von Brot, das die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Evangelischen Kreuzkirchengemeinde mit Bäcker Volker Müller aus Bommersheim am Vortag des Entedankgottesdienstes gebacken haben. Damit eröffneten sie die Aktion «5.000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt». Noch bis zum 1. Advent backen Konfis gemeinsam mit örtlichen Bäckereien in ganz Deutschland Brote, deren Erlös Jugendbildungsprojekten in Malawi, Vietnam und Paraguay zugutekommt.

«Am besten schmecken die Löcher im Brot»

Der Erntedankgottesdienst in Oberursel-Bommersheim, in dem außerdem die Kinder der Kindertagesstätte mitwirkten, stand unter dem Motto «Am besten schmecken die Löcher im Brot oder: Wie wird das Leben luftig und leicht?». Gemeinsam mit seiner Kirchengemeinde machte sich Pfarrer Ingo Schütz im Gottesdienst auf die Suche nach der «Geheimzutat des Brotes und der Geheimzutat des Lebens». Nicht nur die Konfis der Kirchengemeinde, sondern auch die Kinder der Kindertagesstätte erforschten in den Tagen vor dem Gottesdienst die Zutaten von Brot und ließen sich selbstgebackene Pizzataler schmecken.

Die Konfis selbst sammelten Erfahrungen in einer richtigen Backstube und staunten über die vielen Arbeitsschritte und die Zeit, die es braucht, bis ein leckeres Brot aus dem Ofen kommt. Besonders beeindruckt waren sie davon, wie früh Bäckerinnen und Bäcker aufstehen müssen, damit alle morgens bereits frisches Brot und Brötchen auf dem Frühstücksteller haben können. Bäckermeister Volker Müller, der seine Backstube für die Konfis öffnete, betreibt das Handwerk in der sechsten Generation und blickt auf 40 Jahre Berufserfahrung zurück. Er beobachte, dass immer mehr Bäckereien schließen und es zunehmend schwieriger werde, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. 

Menschheitsfamilie soll Brot und Liebe teilen

In ihrer Predigt griff die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Pfarrerin Ulrike Scherf das Motto des Erntedankgottesdienstes auf. «Zuerst brauchen wir etwas Festes im Leben, eine gute Grundlage wie das Mehl im Brot. Und Schönes und Ideen entstehen da, wo Luft und Freiräume im Alltag sind, wie die Löcher im Brot, die mit Marmelade gefüllt sind. Daneben braucht es ein Triebmittel, damit ein Brot Löcher bilden kann und im Leben kann das Triebmittel Freundschaft, Zuwendung und Vertrauen auf Gott sein». Laut Scherf sollte die «Menschheitsfamilie Brot und Liebe teilen, weil Gott uns so reich beschenkt hat, und dafür sorgen, dass es genug «Lebensbrot» für alle gibt.»

Aktion ist praktische Form des Lernens

Als eine ganz praktische Form des Lernens bezeichnet Dr. Diethelm Meißner, Dezernent für Diakonie und Ökumene in der EKKW, die Aktion. «Mit den eigenen Händen Teig kneten und Brot backen, das ist etwas Besonderes. Dabei mithelfen, dass andere Jugendliche das haben, was zum Leben notwendig ist. Und den Blick darauf richten, dass wir im Abendmahl Brot und Wein miteinander teilen – all das vereint die 5.000-Brote-Aktion», erläutert Meißner, der ebenfalls am Gottesdienst teilnahm.

Die Bildungsprojekte im Überblick

Die Brote werden nach dem Gottesdienst gegen eine Spende abgegeben. Die Summe wird von den Kirchengemeinden an Brot für die Welt für die ausgesuchten Projekte überwiesen. 

Vietnam: In den abgelegenen Dörfern im Hochland Nordwest-Vietnams fehlt es an Vielem. Doch in einem von Brot für die Welt geförderten Projekt nehmen Frauen die Entwicklung in die Hand. Das kommt auch den Kindern und Jugendlichen zugute. Die Familien im Dorf Ta Lanh haben eine befestigte Straße gebaut. Dadurch können die Kinder auch in der Regenzeit zur Schule. Nun wollen sie Solarlaternen bauen, die man schnell mobil mit in die Häuser nehmen kann. Dann können Jugendliche abends noch Lesen. In Kooperativen steigern die Familien ihre Einkünfte aus der Landwirtschaft. Vielversprechend ist dabei die Vermarktung der Rinde des Zimtbaumes.

Malawi: In den Monaten vor der Ernte leiden viele Familien in Malawi Hunger. Saatgutkonzerne haben Kleinbauernfamilien in die Armut getrieben. Lange Dürren trocknen den Boden aus und heftige Regenfälle spülen den Humus weg. Die Organisation SCOPE hat eine Lösung parat: Sie weiß, wie auch unter schwierigen Bedingungen der Anbau vielfältiger Lebensmittel möglich ist. In Permakultur-Clubs an 50 Schulen lernen Kinder und Eltern natürlichen Dünger herzustellen, Regenwasser geschickt zu nutzen, Beete mit Mulch zu schützen und Pflanzen optimal miteinander zu kombinieren. Auf trockenen Höfen entstehen so Obsthaine und Gemüsegärten. 

Paraguay: In den Armenvierteln von Asunción haben die Kinder kaum eine Chance auf ein würdevolles Leben. Sie müssen die Schule ohne Abschluss abbrechen und Geld verdienen. Sie werden von Drogenkonsum, Kriminalität und Prostitution bedroht. Die Organisation Callescuela hilft ihnen, für ihre Rechte einzutreten. Mit ihrer eigenen Interessenvertretung können die Kinder sich gegen Ausbeutung zur Wehr setzen. Die Sozialarbeiter*innen von Callescuela helfen den Kindern, die Schule zu bewältigen und berufliche Perspektiven zu finden.

Hintergrund

«5.000 Brote» wurde 2012 von den Fachdiensten Handwerk der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der EKHN ins Leben gerufen. An der Aktion beteiligen sich inzwischen alle 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Der Hauptaktionszeitraum ist zwischen Erntedank und dem ersten Advent. Insgesamt haben bislang mehr als 60.000 Konfirmandinnen und Konfirmanden an die 210.000 Brote für einen guten Zweck gebacken. Damit haben sie mehr als eine Million Euro an Spenden für «Brot für die Welt» gesammelt.