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Gedenkstätte in der Nähe des Kibbuz Reʿim in Israel.

Bei dem Terrorakt am 7. Oktober 2023 ermordete die radikalislamistische Hamas 364 Menschen auf dem Gelände des Psytrance-Festivals Supernova Sukkot Gathering in der Nähe des Kibbuz Reʿim. Viele weitere wurden verletzt und 40 als Geiseln in den Gazastreifen entführt. Unser Foto zeigt eine Gedenkstätte auf dem Gelände.

Kassel/Darmstadt, Redaktion ekkw.de/epd
Veröffentlicht 07 Okt 2024

Statement zum Jahrestag des Terror-Angriffs der Hamas auf Israel

Bischöfin Dr. Beate Hofmann und Kirchenpräsident Dr. Volker Jung fordern dazu auf, das Leiden und die Nöte aller Menschen im Nahen Osten im Blick zu behalten. In einem Statement bringen sie ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck und lenken den Blick auch auf die Zunahme von Gewalt und Judenhass in Deutschland.

Der 7. Oktober 2023 und die Folgen – ein Jahr danach

Die gemeinsame Stellungnahme von Kirchenpräsident Jung und Bischöfin Hofmann im Wortlaut:

Bischöfin Beate Hofmann entzündet eine Kerze

Bischöfin Beate Hofmann

Der bestialische Überfall der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel war grauenhaft. Es ist der schlimmste Angriff auf Jüdinnen und Juden seit der Schoah. 1139 Menschen wurden ermordet, mehr als 5400 verletzt, 240 Menschen mit israelischer Staatsangehörigkeit und Staatsangehörigkeiten aus aller Welt wurden verschleppt. Wir stehen fest an der Seite Israels. Nichts ist seitdem mehr wie zuvor. Die Angehörigen leiden und sind verzweifelt oder hoffen noch immer auf die Freilassung der verbliebenen Geiseln in Gaza. In dem dicht besiedelten Gebiet tobt ein Krieg, dessen Ursache der Terror der Hamas ist. Der gesamte Nahe Osten ist von einer Spirale der Gewalt erfasst.

In der Folge haben Gewalt und Judenhass zugenommen, auch in Deutschland. Antisemitismus ist in Teilen von Kirche und Gesellschaft ungebrochen vorhanden: Dem Schüren von Hass gegenüber jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern darf kein Raum gegeben werden. Das alles verurteilen wir und stellen uns gegen diejenigen, die den Terror und die Agitation besonders in den Sozialen Medien gutheißen. Wir nehmen nicht hin, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher fühlen.

Ebenso leiden christliche und muslimische Palästinenserinnen und Palästinenser in den verschiedenen Regionen im Nahen Osten unter dem nicht enden wollenden Krieg im Gaza-Streifen, der schon viel zu viele Menschenleben gefordert hat und weiter fordert. Wir sind auch darüber besorgt, dass in Teilen unserer Gesellschaft eine Zunahme von Islam- und Muslimfeindlichkeit zu spüren ist, die das gesellschaftliche Zusammenleben in unserem Land gefährdet. Dem stellen wir uns ebenso entschieden entgegen.

Die gesamte Situation ist für viele zur Zerreißprobe geworden: in Israel und Palästina, im Libanon, bei uns, weltweit. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Ergebnisse der guten Arbeit für Versöhnung, Dialog und Verständigung im Heiligen Land, in Israel und Palästina ebenso wie in Deutschland zunichtegemacht werden. Wir sind von unserem Glauben her überzeugt: Die politische Engführung auf militärische Lösungskonzepte kann überwunden werden. Wir unterstützen die zivilgesellschaftlichen und demokratischen Kräfte in der Region und weltweit bei ihren Bemühungen, sich für einen gerechten Frieden für alle Menschen in Israel und Palästina und im Libanon einzusetzen. Wir möchten selbst das Leiden, die Nöte und die Sorgen aller Menschen im Nahen Osten im Blick behalten, seien sie jüdisch, christlich, muslimisch oder drusisch.

Wir sind ebenso besorgt um den gesellschaftlichen Zusammenhalt bei uns in Deutschland. Zu schnell gibt es bei uns schrille Töne, die gesetzt werden, um zu übertönen, auszugrenzen, Empathie und Verbundenheit mit allen Menschen vor Ort in Frage zu stellen. Oftmals ist der Anspruch an uns Kirchen, sich klar und eindeutig zu positionieren. Die damit verbundene Kluft der Polarisierung scheint schwer zu überwinden. Es gibt ein Klima der Unterstellungen und Verdächtigungen, aber auch gute Ansätze, «trotzdem gemeinsam zu sprechen».

Wir möchten daher die vertrauensvolle Zusammenarbeit unserer Kirchen mit zahlreichen jüdischen, christlich-orientalischen wie orthodoxen und muslimischen Menschen und ihren Gemeinden und Einrichtungen bei uns fortsetzen.

Wir sind überzeugt: Ein differenzierter Blickwinkel ist nötig. Gerade jetzt ist es wichtig, einander zuzuhören, den Schmerz, die Wut sowie die Trauer der anderen wahrzunehmen und Räume des Gesprächs und vor allem des Gebets zu eröffnen. Lasst uns weiter beten für einen gerechten Frieden im Heiligen Land und in der ganzen Region.

Dr. Beate Hofmann
Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck

Dr. Volker Jung
Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Manchmal gibt es Wunder - sogar an einem furchtbaren Tag

Vor einem Jahr überfiel die Terrororganisation Hamas Dörfer und ein Fest im Süden Israels. Sie töteten Menschen, nahmen Geiseln und versetzten Israel in Furcht und Schrecken. Daraus ist mittlerweile ein Krieg entstanden und ein Waffenstillstand scheint in weiter Ferne zu liegen. Doch da gibt es auch ein Wunder, das genau vor einem Jahr am Tag des Schreckens begann: Ein Jude und ein Palästinenser trauern zusammen und schließen dann Freundschaft. Pfarrer Michael Becker erzählt im hr4-Übrigens, was aus dieser Freundschaft erwachsen kann.

Klagen und Beten für Israel, Palästina, Libanon und die ganze Nahost-Region

Die Lage im Nahen Osten wird immer bedrohlicher, die Gewaltspirale dreht sich weiter und weiter, insbesondere seit sich der Krieg auf den Libanon ausgeweitet hat und über eine Millionen Menschen in dem kleinen Land auf der Flucht sind. Die Hisbollah schießt weiter Raketen auf Israel und der Iran hat nun ebenfalls mit Raketen Israel angegriffen.

Tod und Leiden sind allgegenwärtig. Diplomatische Bemühungen um eine Waffenruhe und Frieden sind im Gang aber bisher nicht erfolgreich gewesen. Wo sind in diesen Zeiten Hoffnung und Lichtblicke der Menschlichkeit? Vor dem Hintergrund weiter zu befürchtender eskalierender Gewalt im Nahen Osten geben wir Gebet und Klage Raum. 

Die Gebete haben Andreas Goetze und Peter Noss vom Zentrum Oekumene der EKKW und EKHN verfasst:

Gebet

Ewiger Gott, wir gestehen Dir unsere Ratlosigkeit ein angesichts der vielen weiteren Eskalationen in den Kriegsgebieten des Nahen Ostens.

Barmherziger Gott, wir denken vor allem an die Familien, die sich in Bunkern verstecken oder auf offener Straße vor den Raketen
fliehen müssen. Wir beten für die Familien, für die Kinder und die Erwachsenen, die nicht wissen, wie ihre Zukunft aussieht, die Angst haben und traumatisiert sind.

Großer Gott, wir beten für die Verantwortlichen, für die internationale Gemeinschaft. Lass sie Schritte zu einem gerechten Frieden in Israel und Palästina, im Libanon, im Nahen Osten und in so vielen Ländern deiner Welt finden. Alles hängt miteinander zusammen.

Liebender Gott, fülle unser aller Herzen mit deinem Frieden. Aus deiner Liebe und deinem Frieden leben wir. Zu ihm wollen wir beitragen. Im Kleinen wie im Großen. Amen

Gebet

Du Gott des Friedens, in unserer Fassungslosigkeit kommen wir mit unserem Gebet zu Dir.

Wir haben keine Worte für das, was in Israel und Palästina, im Gaza-Streifen und im Libanon geschehen ist und geschieht.

Keine Worte für das Leid, das die Terroristen der Hamas vor einem Jahr über Tausende Menschen gebracht haben.

Keine Worte für das Unrecht, das Kindern, Frauen, Männern und Familien angetan wurde und wird.

Keine Worte für das Leiden und die Ängste so vieler Menschen, die nicht mehr wissen, wohin sie noch fliehen sollen.

Keine Worte für die Zerstörungen und die vielen Toten und Verwundeten dieses Krieges.

In unserer Klage möchten wir laut schreien und bleiben doch vor Dir in der Stille und hoffen auf Dein Erbarmen.

«Evangelische Mission in Solidarität» unterstützt Kirchen in Nahost

Ein Jahr nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 steht die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) solidarisch an der Seite ihrer Mitgliedskirchen im Nahen Osten. Diese bemühten sich mitten in allen Zerstörungen um eine Kultur des Friedens, teilte die EMS in Stuttgart mit. Die Kirchen seien oftmals am Ende ihrer Kräfte, dennoch leisteten sie Beachtliches.

Libanesische Bekaa-Ebene

Die Johann Ludwig Schneller-Schule in der libanesischen Bekaa-Ebene, in Trägerschaft der Nationalen Evangelischen Kirche von Beirut, tue weiterhin ihren Dienst an christlichen, muslimischen und drusischen Kindern vom Rande der Gesellschaft. Das Internat der Einrichtung war bereits zum Ende des vergangenen Schuljahres weit über seine Kapazität hinaus belegt. Aufgrund der militärischen
Eskalation hat das libanesische Erziehungsministerium nun angeordnet, dass alle Bildungseinrichtungen ihren Betrieb bis einschließlich 7. Oktober einstellen.

Beirut

Die Nationale Evangelische Kirche von Beirut versuche so gut es geht, ihre Schule in Kfarshima am südlichen Stadtrand von Beirut zu schützen - während nicht weit entfernt israelische Raketen einschlügen. An der Near East School of Theology in Beirut werde weiterhin der pastorale Nachwuchs der evangelischen Kirchen in der Region ausgebildet.

Gaza

In Gaza dient das anglikanische Ahli Arab Hospital der Episcopal Diocese of Jerusalem weiterhin den Verwundeten und Kranken. Auch nach Beschädigung des Gebäudes in Folge der Kriegshandlungen und zeitweiliger Schließung wurde die medizinische Versorgung laut Mitteilung immer wieder aufgenommen.

«Als EMS-Gemeinschaft unterstützen wir diejenigen, die sich in der Region für einen sofortigen Waffenstillstand, Verhandlungen, Freilassung der Entführten und umfassende Deeskalation einsetzen», sagte der EMS-Nahostreferent Uwe Gräbe. «Wir anerkennen und benennen konkret das Leiden aller unschuldigen Opfer seit dem 7. Oktober 2023 - ganz gleich, ob es vergewaltigte Frauen, Entführte oder durch Krieg, Terror und politische Willkür Traumatisierte, Verwundete und Vertriebene sind.» Das Leiden der einen könne das Leiden der anderen nicht aufwiegen oder ungeschehen machen.

Evangelische Mission in Solidarität

Die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) ist eine Gemeinschaft von 25 evangelischen Kirchen und fünf Missionsgesellschaften auf drei Kontinenten. Mitglieder sind auch die evangelischen Landeskirchen in der Pfalz, in Hessen und Nassau sowie in Kurhessen-Waldeck. Sie bilden ein internationales Netzwerk langfristiger Partnerschaften.