Gut vorbereitet, mit konkreten Fragen und großer Ernsthaftigkeit gingen sie in die Gesprächsrunde unter dem Titel: «Eine Herausforderung – Kirche und Christsein in unserer Welt», beobachtete Dr. Michael Dorhs, Leiter des Schulreferats der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). Bei der Vorbereitung des Besuchs der Bischöfin am vergangenen Donnerstag (13.3.) wurden die Schülerinnen und Schüler von Schulpfarrerin Dr. Heike Bausch unterstützt.
Und Bischöfin Hofmann war angesichts der Brisanz und Fülle der Themen durchaus herausgefordert, etwa als es um das Thema Sterbehilfe ging. Sie zeigte Verständnis für Extremsituationen, warb aber zugleich dafür, dass in solchen Fragen kein gesellschaftlicher Erwartungsdruck - nicht mehr zur Last zu fallen - entstehen dürfe.

Bei der Begegnung in der Pausenhalle der Schule führten die Schülerinnen und Schüler mit eigenen Beobachtungen und Positionen in die Themenfelder ein und formulierten dann konkrete Fragen an die Bischöfin. So ging es neben der Sterbehilfe auch um verschiedene Facetten von Gewalt, Organspende, Robotik in der Pflege und Schwangerschaftsabbruch. Aber auch Gott und sein Wirken in den verschiedenen Religionen, die Entwidmung von Kirchen, die Rolle der Frau im Christentum oder schlicht die Frage, ob man faul sein darf, waren Themen.
Bei der Schlussfrage, warum der Glaube wichtig fürs Leben sein könne, antwortete die Bischöfin persönlich. Am Grab ihrer Eltern habe sie sich gefragt: «Wie lässt sich der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen aushalten ohne die Perspektive, dass dieser Mensch nun bei Gott ist?» Spiritualität bezeichnete sie als Resilienz-Kraft: «Ich sehe den Glauben als Kraftquelle, der mir hilft, mit Widerständen und schwierigen Erfahrungen umzugehen», so Beate Hofmann.

Schulpfarrerin Heike Bausch hatte den Besuch mit den Schülerinnen und Schülern intensiv vorbereitet: «Beeindruckend war für mich, wie wertschätzend die Lernenden der 11., 12. Und 13. Jahrgangsstufe des Beruflichen Gymnasiums der Kinzig-Schule bereits die Ankündigung des Besuches der Bischöfin ihrer Landeskirche empfunden habe», so die Pfarrerin in Ruhe. Mit großem Engagement hätten sich diese mit vorgegebener Literatur beschäftigt und eigene Schwerpunkte bei der Vorbereitung ihrer Fragen an die Bischöfin Hofmann gesetzt. «Zu beobachten, wie die Schülerinnen und Schüler auf der Suche nach einer individuellen religiösen Identität im Religionsunterricht Sprachfähigkeit, Darstellungs- und Urteilsfähigkeit entwickelten, ist aus meiner Perspektive ein nachhaltiges Unterrichtsergebnis», so Pfarrerin Bausch.
Das zeigten Bausch auch die Nachgespräche zum Besuch, die sie mit den Schülerinnen und Schülern bisher führen konnte. Diese hätten die Antworten der Bischöfin sehr aufmerksam gehört und reflektiert. «Sie fühlten sich ernst- und wahrgenommen bei ihrer Suche nach Orientierung für den Blick auf das Leben und die Welt», sagte Bausch gegenüber dem Medienhaus der EKKW.
Besonders beeindruckt hätte die Lernenden, in Dr. Hofmann einer Kirchen-Repräsentantin zu begegnen, die davon erzählte, wie der christliche Glaube für sie persönlich Halt und Orientierung ist. «Das ist es, was jugendliche Lernende im Religionsunterricht suchen: Menschen, die ihnen zum Vorbild im Gottvertrauen werden», so die Pfarrerin. Die Frage eines Schülers an die Bischöfin habe es für Bausch auf den Punkt gebracht: «Wie erklären Sie jemandem, der nicht an Gott glaubt, warum Glaube wichtig sein kann?» In der gut gefüllten Pausenhalle sei es ganz still gewesen, als die Bischöfin auf diese Frage sehr persönlich antwortete.
Pfarrerin Bausch ist Bischöfin Hofmann dankbar, dass sie sich den Fragen der Lernenden gestellt hat: «Ihre Antworten haben für die Lernenden und für die Lehrenden eine nachhaltige Bedeutung!» Die Bischöfin war zum zweiten Mal zu Gast in der Schule. Bei ihrem ersten Besuch im Jahr 2020 stand die ethische Verantwortung der Kirche im Mittelpunkt der Begegnung.
kinzig-schule.de

Die Kinzig-Schule in Schlüchtern ist ein berufliches Schulzentrum des Main-Kinzig-Kreises, das besondere Bildungsgänge zur Berufsorientierung anbietet. In dem Zentrum lernen rund 1350 Schülerinnen und Schüler in den Schultypen Berufsschule, Berufsfachschule, Fachoberschule, Berufliches Gymnasium, Fachschule und Höhere Berufsfachschule.