«Aufarbeitung braucht es da, wo schuldhaft, fahrlässig Fehler gemacht wurden», erläuterte Bischöfin Dr. Beate Hofmann im Rahmen der aktuellen Fragestunde auf der Frühjahrstagung der Landessynode am 10. Mai 2025. Anlass war die Frage eines Synodalen, ob und in welchen kirchlichen Gremien die Coronazeit aufgearbeitet worden sei. In der Pandemiebekämpfung seien Fehler gemacht worden. Doch sei die Pandemie eine Zeit größter Unsicherheit und hoher Risiken gewesen, so die Bischöfin. «Wenn im Nachgang ein Klima entsteht, dass vor allem Schuldige sucht, dann werden immer weniger Menschen bereit sein, in Zeiten von Unsicherheit und Krise überhaupt Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen», schilderte Dr. Hofmann und gab zu bedenken: «In dieser krisenhaften Situation keine Entscheidungen zu treffen, wäre sicherlich ein größerer Fehler gewesen.»

Wer sich nun über Ausgrenzung beim Besuch von Gottesdiensten oder Veranstaltungen durch strenge Regeln beschwere, übersehe, dass diese Regeln die besonders Gefährdeten schützten. «Hätten wir auf Masken und Impfschutz im Gottesdienst verzichtet, hätten wir andere massiv ausgegrenzt, die gesundheitlich besonders gefährdet waren, aber nicht so laut protestieren und keine so laute Stimme in der Öffentlichkeit haben», erläuterte die Bischöfin.
«Wir haben viel gelernt über die Güterabwägung zwischen Gesundheitsschutz und Kontaktbedürfnissen, vor allem am Lebensende.» Viele Menschen seien allein gestorben, viele Angehörige litten bis heute darunter, dass sie sich nicht verabschieden und ihren Verstorbenen nicht auf seinem letzten Weg begleiten konnten. «Das ist unendlich schmerzhaft», so die Bischöfin. Der genauere Blick zeige: «Das war nicht in allen Häusern so. Wo Seelsorge zum Team in der Klinik oder im Altenheim gehörte, hatte sie weiterhin Zugang zu den Menschen.»
Statt von Aufarbeitung zu sprechen, gelte es aus den Erfahrungen zu lernen. Aufgabe der Kirche sei, die besonders Gefährdeten in den Blick zu nehmen und die im Blick zu behalten, die an den Folgen leiden - ob an Long Covid oder Einsamkeitserfahrungen. Dazu zähle, die Erfahrungen der Pflegekräfte und der Menschen in den Heimen zu hören. Bischöfin Hofmann warb, «gut moderierte Orte des Aufeinander-Hörens zu schaffen, in denen über Konsequenzen aus der Pandemie nachgedacht werden kann, ohne vorschnelle Schuldzuweisungen und unrealistische Forderungen».