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Herrnhut / Redaktion blick in die kirche, Olaf Dellit
Veröffentlicht 06 Dez 2024

Die Wurzeln der Herrnhuter sind alt, denn sie liegen beim böhmischen Reformator Jan Hus, der bereits mehr als 100 Jahre vor Martin Luther für eine erneuerte Kirche stritt. Daraus gingen die «Böhmischen Brüder» hervor, die im 17. Jahrhundert in der Heimat verfolgt wurden und fliehen mussten. Ab 1772 fanden Böhmische Brüder in der Oberlausitz Unterschlupf, wo Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf sie aufnahm und sie bald eine eigene Siedlung am Fuß des Hutbergs gründeten.

Das Wort «Hut» bezieht sich auf das Hüten durch Hirten, die Menschen begriffen sich also quasi als Herde Gottes. Aber es gibt auch die Interpretation des Hutes als schützende Kopfbedeckung, unter der die Glaubensflüchtlinge schlüpften.

Portraitfoto von Bischof Theodor Clemens
«Wir nehmen die Welt als Geschenk Gottes und gestalten sie mit.»
Bischof Theodor Clemens

Früh widmeten sich die Herrnhuter der Mission, ihren Glauben in die Welt zu tragen. So ist es mittlerweile eine weltweite Kirche mit mehr als einer Million Mitgliedern, davon mehr als die Hälfte in Tansania. Heute werde die Rolle der Missionarinnen und Missionare hinterfragt, sagt Bischof Theodor Clemens, denn sie hätten vielfach das System der Sklaverei gestützt. Andererseits hätten sie aber beispielsweise die Kultur der Inuit in Grönland bewahrt.

Bischof Clemens charakterisiert seine Kirche als pietistisch, also fromm, aber der Welt zugewandt. Glauben, Bildung und Naturwissenschaften, das gehöre bei ihnen zusammen.

Zu den Besonderheiten der Brüdergemeine gehört ihre elegante und schlichte Architektur. Ihre Siedlungen, auch die in Herrnhut, gehören nun zum UNESCO-Welterbe. Die Kirche ist ganz in Weiß gehalten, von den Bänken bis zur Orgel. Kein Schmuck soll ablenken, es gibt weder Kanzel, noch Altar. Überhaupt spielt weiß eine große Rolle. Es stehe, sagt Bischof Clemens, für Hoffnung und Vergebung. Bei den Herrnhutern ist weiß auch die Farbe der Trauer, bis hin zu den Särgen – dahinter steht die Hoffnung auf ein neues Leben in Gottes Reich. Deswegen steht auf den einheitlich gestalteten Grabsteinen auf dem Gottesacker (Friedhof) auch nicht «gestorben», sondern «heimgegangen».

Die Tageslosungen werden jährlich seit knapp 300 Jahren in der Herrnhuter Brüdergemeine ausgelost. Bischof Theodor Clemens erklärt den Ursprung.

Es gäbe noch viel zu erzählen über diese Kirche, ihren Glauben und ihre wohltätige Arbeit. Nicht vergessen sollte man jedoch die Losungen, eine uralte, aber quicklebendige Tradition. Für jeden Tag wird seit 1728 in Herrnhut eine Losung («Parole») ausgegeben, hinter der ein Bibelvers aus dem Alten Testament steht. Diesem wird ein weiterer Vers aus dem Neuen Testament sowie ein Liedvers oder ein Gebet zugeordnet.

Weltweit lassen sich Christen und Christinnen täglich davon inspirieren, die Losungen gibt es laut Verlag in 56 Sprachen in einer Gesamtauflage von 3,5 Millionen. Es gibt sie speziell für junge Leute, in Prachtausgaben und fürs Handy. Was für die Losungen gilt, könnte auch ein Motto der Herrnhuter sein: Sie wandeln sich, aber sie bleiben sich treu.

Historisch: Die ersten gedruckten Losungen der Herrnhuter (als Nachdruck)

Historisch: Die ersten gedruckten Losungen der Herrnhuter (als Nachdruck)

Evangelische Brüdergemeine Herrnhut
Website der Evangelischen Brüdergemeine Herrnhut

Die Herrnhuter Gemeinde stellt sich vor.

Die Titelseite der Ausgabe «Advent: Auf dem Weg» (12/2024) zeigt einen Herrnhuter Stern
«Advent: Auf dem Weg» als E-Paper

Im Zeichen des Sterns steht die Adventsausgabe des «blick in die kirche magazins». Die Redaktion hat sich zeigen lassen, wie und wo die weltberühmten Herrnhuter Sterne entstehen. Sie geht der Frage nach, wie man nach den Sternen navigieren kann und unter welchen Bedingungen Maria und Josef gereist sein könnten.

Im Advent ist man nach christlichem Verständnis auf dem Weg zur Krippe. Grund genug, Menschen vorzustellen, die in ihrem Leben noch einmal ganz neue Wege eingeschlagen haben. Und wir stellen Wegbegleiter und -begleiterinnen vor, etwa in der Gehörlosenseelsorge und am Heiligen Abend in der Kasseler Karlskirche, wo ein Fest für alle gefeiert wird, die kommen möchten. Im Interview erzählt Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin des Hilfswerks «Brot für die Welt», wie sie sich die Hoffnung auf eine bessere Welt bewahrt und was ihr persönlicher Weihnachtwunsch ist. 

Das «blick in die kirche-magazin» bietet einem großen Lesepublikum viermal im Jahr ein buntes Angebot an Themen rund um Kirche und Diakonie, aber auch darüber hinaus. Jedes Heft hat ein Titelthema, das in unterschiedlichen Formen entfaltet wird. In Interviews, Reportagen, Berichten und geistlichen Texten informiert und unterhält die Redaktion die Leserinnen und Leser. Ergänzt wird das Angebot mit Ratgeber- und Lebenshilfethemen sowie dem beliebten Preisrätsel. In einer Auflage von 245.000 Exemplaren liegt das Magazin den Tageszeitungen in Kurhessen-Waldeck bei und kann online unter blickindiekirche.de als E-Paper gelesen werden.