Herzstück des Trost-Projekts vom 9. bis 24. November ist eine Installation der Künstlerin Bettina Richter in der Kirche der Gemeinde nahe Kassel. Unter dem Titel «Lass deine Tränen, mein Herz hat Flügel» lädt die aus Burghasungen stammende Richter große und kleine Besucherinnen und Besucher ein, darüber nachzudenken, wie man trösten kann und was man selbst braucht, um Trost zu finden.
Taschentuch wird zum Trost-Symbol
Mit ihrer Kunstausstellung will Richter den Kirchenraum in einen besonderen Ort des Trostes verwandeln: Zwölf Fahnen, bedruckt mit 19.000 internationalen Vornamen, laden zur Suche nach dem eigenen Namen ein und integrieren so den Betrachter oder die Betrachterin unmittelbar in die Installation.
Im Raum werden zusammengenähte Stofftaschentücher aufgehängt, die für die Künstlerin eine ganz persönliche Verbindung zum Trost darstellen. Früher als Kind habe ihre Großmutter ihr damit manchmal den Schmutz aus dem Gesicht gewischt oder ihr Vater das aufgeschlagene Knie verbunden, erzählt Richter auf der Videoplattform YouTube. Neben dem praktischen Nutzen habe das Tuch auch in traurigen Momenten seine ganz eigene Funktion: «Ein Taschentuch war immer etwas Persönliches, das man nicht weitergab», berichtet Richter. Wenn aber bei Beerdigungen geweint wurde, reichte man schwarz umhäkelte Taschentücher und verlangte diese auch nicht mehr zurück. «Das Taschentuch ist das Symbol für Trauer und für Trost», erläutert Richter.
Zu der Installation gehört auch ein großes Christus-Bild, das in der Nähe des Altars der Kirche aufgestellt wird und zum Betrachten einlädt. Gäste können ihre Gedanken in einem Trostbuch festhalten oder gemeinsam mit der Künstlerin Trostkarten basteln und beschriften. Ein besonderes Element der Ausstellung ist ein Krug für Zettel, auf die man traurigmachende Gedanken oder Sorgen schreiben kann. Für Richter, die die Ausstellung schon an anderen Orten zeigte, ist das Ziel: «Die Menschen sollen die Kirche getröstet verlassen.»
Lesungen, Trostkonzert, Trauercafé
Die Ausstellung, die am 9. November um 16 Uhr mit Lesung, Musik und Zeit zum Verweilen eröffnet wird, ist eingebettet in eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Dazu gehören neben Gottesdiensten, Kreativ-Abenden, Kino und Stillen Zeiten u.a. am 10. November um 17 Uhr ein Trostkonzert mit der Sängerin Njeri Weth in der Kirche, ein Trauercafé am 13. November um 15 Uhr im Dörnberger Pfarrhaus (Wolfhager Straße 51) und eine Lesung mit der Dörnbergerin Gudrun Sauer aus dem Roman «Ein Tag mit Herrn Jules» am 22. November um 19 Uhr in der Kirche. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Für die Dauer des Trostprojektes ist die Dörnberger Kirche zum Besuch der Ausstellung täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Alle Termine der Begleitveranstaltungen finden sich im Programmflyer.
Info-Kontakt: Bettina Fröhlich-Burkamp, Telefon 01577/5975632. Das Trostprojekt ist ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelischen Kirchengemeinde Dörnberg und dem Popup-Kirche Dörnberg e.V.
Trauer und Trost erfahrbar machen
Aus der Idee, die Trost-Ausstellung in der Dörnberger Kirche zu zeigen, seien schnell viele weitere Ideen rund um das Thema entstanden, berichtet Bettina Fröhlich-Burkamp vom Kirchenvorstand der Gemeinde. Vieles von dem, was ihr und dem sechsköpfigen Vorbereitungsteam tröstlich erschien und am Herzen lag, hätte Platz im Programm finden können. Wichtig sei bei der Planung gewesen, dass die Menschen wirklich berührt werden, wenn sie die Ausstellung oder die Veranstaltungen besuchen.
Trauer und Trost sollen nicht nur vorkommen, weil gerade Volkstrauertag oder Totensonntag ist - die Themen sollen erfahrbar werden: «Wir wollen einen Raum schaffen, in dem Menschen mit ihrem großen oder kleinen Kummer einfach sein und vorkommen können», erklärt Fröhlich-Burkamp. Das könne ganz für sich allein in der Ausstellung geschehen oder im gemeinsamen Erleben mit anderen bei den Veranstaltungen des Rahmenprogramms.
Für die Besucherinnen und Besucher wünscht sich die Kirchenvorsteherin: «Es wäre schön, wenn innerlich oder äußerlich ein Lächeln entsteht. Nicht nach dem Motto 'Ich lächle das weg, was als Schmerz zu mir gehört'. Sondern dass spürbar wird, dass es trotz allem etwas gibt, was mich trägt und mich mit meinem Schmerz in guter Weise zu Hause sein lässt.»