Für Melanie Langguth, die als Jugendliche an Kirchenfreizeiten teilnahm und deren Großeltern kirchlich verbunden waren, ist das nicht irgendein Fach. Die Werte des Christentums sind ihr wichtig, gerade auch im Unterricht. Sie nennt Toleranz, Respekt und Nächstenliebe. Dr. Gudrun Neebe, Bildungsdezernentin der Landeskirche, bekräftigt das: «Wir leben in krisenhaften Zeiten, da sind Werte und Orientierung sehr wichtig.» Es solle eine Basis gelegt werden, auf der Schüler und Schülerinnen urteilen können, was gut und schlecht ist. Wichtig sei auch die Fähigkeit, mit Konflikten und Ambivalenzen umgehen zu können.
Noch etwas, das sie aus der Kirche kennt, möchte Religionslehrerin Langguth im Unterricht erlebbar machen: Gemeinschaft. In der 1. Klasse geht es in ihrem Unterricht darum. Wie lösen wir Streitigkeiten? Wie kommen wir gut miteinander und mit uns selbst aus? Solche Fragen, sagt Melanie Langguth, seien für alle Fächer wichtig, aber im Religionsunterricht gebe es auch genug Zeit, sie zu behandeln und zu vertiefen.
Eine ganz besondere Zeit ist in der Grundschule der Advent, nicht nur im Religionsunterricht. Auch wenn die ganze Klasse zusammen ist, wird gewichtelt, der Adventskranz strahlt und es wird darüber gesprochen, was es mit der Tradition des Weihnachtsbaums auf sich hat. Da sind alle dabei, egal welcher Konfession oder welchem Glauben sie angehören.
Doppelte Verantwortung
Der Religionsunterricht wird in «doppelter Verantwortung» von Kirche und Land geführt, wie Bildungsdezernentin Dr. Gudrun Neebe erläutert. So würden etwa die Lehrpläne im Konsens erarbeitet. Religionslehrer und -lehrerinnen erhalten nach ihren Staatsexamen zusätzlich eine kirchliche Beauftragung, die «Vokation». Das bedeute jedoch, so Neebe, ganz bewusst keine Kontrolle der Lehrkräfte, sondern Zuspruch und Begleitung im Beruf.
Es gelte aber dann natürlich auch, dass muslimische Kinder im montäglichen Erzählkreis berichten können, wenn sie gerade Zuckerfest gefeiert haben. Das Motto sei, sagt Langguth: «Hier darf ich sein, wie ich bin.» Einmal bekam sie von einem muslimischen Kind Schokolade zu Weihnachten geschenkt; das freute sie besonders.
Der Unterricht unterscheidet sich je nach Altersstufe. In der 4. Klasse geht es um Licht und Dunkel. «Wie kann ich Licht für andere sein?», lautet die – schon etwas abstraktere – Fragestellung. Für Jüngere muss es einfacher und bildhafter sein. Da kann das Gleichnis vom barmherzigen Samariter schon einmal zu einer Fußballgeschichte werden, in der ein Spieler der gegnerischen Mannschaft mit dem Rad stürzt und sich das Kind fragt, ob es dem vermeintlichen Gegner helfen soll.
Eine Krippe aus einem Schuhkarton, Bilderbücher, Rollenspiele: So vielfältig die Methoden sind, so konstant sind die Werte. Und manchmal erfährt Melanie Langguth erst später, dass sie eine gute Wegbegleiterin war. So wie jüngst, als sie mit einer Grundschulklasse die weiterführende Schule in der Nähe besuchte. Siebtklässler, die sie von früher kannte, nahmen sie begeistert in den Arm. Obwohl das in dem Alter so gar nicht mehr cool ist.

«Advent: Auf dem Weg» als E-Paper
Im Zeichen des Sterns steht die Adventsausgabe des «blick in die kirche magazins». Die Redaktion hat sich zeigen lassen, wie und wo die weltberühmten Herrnhuter Sterne entstehen. Sie geht der Frage nach, wie man nach den Sternen navigieren kann und unter welchen Bedingungen Maria und Josef gereist sein könnten.
Im Advent ist man nach christlichem Verständnis auf dem Weg zur Krippe. Grund genug, Menschen vorzustellen, die in ihrem Leben noch einmal ganz neue Wege eingeschlagen haben. Und wir stellen Wegbegleiter und -begleiterinnen vor, etwa in der Gehörlosenseelsorge und am Heiligen Abend in der Kasseler Karlskirche, wo ein Fest für alle gefeiert wird, die kommen möchten. Im Interview erzählt Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin des Hilfswerks «Brot für die Welt», wie sie sich die Hoffnung auf eine bessere Welt bewahrt und was ihr persönlicher Weihnachtwunsch ist.
Das «blick in die kirche-magazin» bietet einem großen Lesepublikum viermal im Jahr ein buntes Angebot an Themen rund um Kirche und Diakonie, aber auch darüber hinaus. Jedes Heft hat ein Titelthema, das in unterschiedlichen Formen entfaltet wird. In Interviews, Reportagen, Berichten und geistlichen Texten informiert und unterhält die Redaktion die Leserinnen und Leser. Ergänzt wird das Angebot mit Ratgeber- und Lebenshilfethemen sowie dem beliebten Preisrätsel. In einer Auflage von 245.000 Exemplaren liegt das Magazin den Tageszeitungen in Kurhessen-Waldeck bei und kann online unter blickindiekirche.de als E-Paper gelesen werden.