Am 2. Juni 2025 wurde in der Kasseler Martinskirche mit einer Gedenkfeier an den ehemaligen Regierungspräsidenten Walter Lübcke und dessen sechsten Todestag erinnert. Bischöfin Dr. Beate Hofmann rief in ihrer Gedenkansprache dazu auf, sich für Demokratie und die Werte des Grundgesetzes stark zu machen.
Begrüßt wurden die rund 250 Gäste aus regionaler Politik, Institutionen, Initiativen sowie viele Bürgerinnen und Bürger vom Kasseler Regierungspräsidenten Mark Weinmeister und dem Pfarrer an der Martinskirche, Dr. Willi Temme. Auszubildende sowie Anwärterinnen und Anwärter traten mit persönlichen Texten als «Stimme der Zukunft» auf. Fürbitte und Friedensgebet sprachen Pfarrer Temme und Pastoralreferentin Beatrix Ahr.
Musikalisch gestaltet wurde die Feier durch den Chor des Regierungspräsidiums. Die Feier wurde am Nachmittag gemeinsam vom Regierungspräsidium Kassel und der Evangelischen Kirchengemeinde Kassel-Mitte ausgerichtet.
Osanna-Glocke als mahnendes Zeichen
Ein eindrückliches Symbol der Veranstaltung war das Geläut der Osanna-Glocke. Sie erklingt – wie in den vergangenen Jahren – als Zeichen für Rechtsstaat, Freiheit, Demokratie und inneren Frieden. Die größte Glocke der Martinskirche wurde lange Zeit nur an ausgewählten Tagen geläutet: am Karfreitag, am 22. Oktober zum Gedenken an die Zerstörung Kassels im Jahr 1943 sowie am 7. November im Gedenken an die antisemitischen Pogrome von 1938. Seit 2020 läutet sie auch jährlich am 2. Juni im Gedenken an Walter Lübcke und an alle Opfer politischen Terrors in Deutschland.

Geläut der Osanna-Glocke
Die Osanna-Glocke ist die größte Glocke im Glockenstuhl der Kasseler Martinskirche. Ihr Name verweist auf den liturgischen Ruf «Osanna», der traditionell für Hoffnung, Erlösung und Frieden steht. Geläutet wird sie nur zu ausgewählten Anlässen, was ihr eine besondere symbolische Kraft verleiht. Mit ihrem Klang ruft sie zu Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Demokratie und innerem Frieden auf. Sie gilt als akustisches Mahnmal gegen politischen Hass und Terror.
Erinnerung an ein politisch motiviertes Verbrechen
Walter Lübcke war am 2. Juni 2019 auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha (Landkreis Kassel) von dem Rechtsextremisten Stephan Ernst erschossen worden. Der frühere CDU-Landtagsabgeordnete und Regierungspräsident hatte sich öffentlich für Geflüchtete eingesetzt. Stephan Ernst wurde am 29. Januar 2021 wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Walter Lübcke (1953 - 2019)