Am Internationalen Tag gegen Menschenhandel wird eine der gravierendsten Menschenrechtsverletzungen unserer Zeit in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Seit seiner Einführung durch die Vereinten Nationen im Jahr 2014 macht der Aktionstag auf das weltweite Ausmaß von Ausbeutung aufmerksam – insbesondere auf die Schicksale von Frauen, Kindern und Geflüchteten, die unter Zwang in Prostitution, Bettelei oder ausbeuterische Arbeitsverhältnisse gedrängt werden. Der Tag ruft Politik, Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit dazu auf, Opferschutz zu stärken, Prävention zu fördern und Ausbeutung konsequent zu verfolgen.
Menschenhandel ist auch in Deutschland Realität
Auch in Deutschland ist Menschenhandel Realität – oft unsichtbar, oft ungestraft. Umso wichtiger ist es, die Mechanismen dahinter zu verstehen und Betroffenen Wege in ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet der Verein FRANKA e.V. in Kassel. Der Name des Vereins steht für «FRAuen Nothilfe KAssel». Die zugehörige Fachberatungsstelle ist heute Teil des Diakonischen Werks Region Kassel und über dieses Mitglied im Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel – KOK e.V., dem zentralen Netzwerk für Fachberatung, Öffentlichkeitsarbeit und politische Interessenvertretung in diesem Themenfeld.
Kirchliches Engagement für Betroffene von Anfang an
Pröpstin Katrin Wienold-Hocke, Vorsitzende von FRANKA e.V., erinnert an die Anfänge des Vereins: «FRANKA e.V. ist aus der evangelischen Frauenarbeit entstanden. Das kirchliche Engagement galt den Frauen, die damals unter falschen Versprechungen aus Osteuropa nach Deutschland gelockt und zur Prostitution gezwungen wurden.» Wenn diese Frauen aufgegriffen wurden, seien sie ins Gefängnis gekommen, weil sie gegen das Aufenthaltsrecht verstoßen hatten – sie seien doppelt zu Opfern geworden. «Es waren Frauen in der Kirche, die ihnen beistanden.»

Auch heute sei das Engagement unvermindert notwendig: «Noch immer braucht es Engagement und Kompetenz, damit sie zu ihrem Recht kommen.» Die Arbeit von FRANKA sei eine «Sache der Nächstenliebe und der Solidarität unter Frauen», betont Wienold-Hocke. Ziel sei es, dass die Frauen zu ihrem «Menschenrecht auf Selbstbestimmung kommen, damit sie ihre von Gott gegebene Würde entfalten» können.
Bis heute gelte vielfach den Tätern mehr Aufmerksamkeit als den Betroffenen. Wienold-Hocke unterstreicht: «Das Schicksal der Frauen zu sehen und zu begleiten, mit hoher Kompetenz, die Behörden fachlich zu unterstützen und Hilfesysteme zu vernetzen, dafür steht die Arbeit der Fachberatung und von FRANKA e.V. im KOK.» Die im Verein Engagierten würden viel Unterstützung von Einzelnen und Gruppen erfahren, die Migration nicht nur als Schlagwort und Problem, «sondern die Menschen mit ihren vielfältigen Schicksalen wahrnehmen wollen», so die Vorsitzende.

Ab 25. August im Kasseler Haus der Kirche zu sehen: Die Ausstellung «Menschenhandel – Situation, Rechte und Unterstützung in Deutschland» des KOK e.V.
Ab 25. August: Ausstellung im Kasseler Haus der Kirche
Ein Zeichen gegen Menschenhandel setzt FRANKA e.V. auch mit einer Ausstellung, die vom 25. August bis 12. September 2025 im Haus der Kirche in Kassel zu sehen ist. Die vom KOK e.V. konzipierte Wanderausstellung beleuchtet Ursachen, Erscheinungsformen und politische Rahmenbedingungen des Menschenhandels in Deutschland. Neben Sachinformationen auf Tafeln kommen Betroffene selbst zu Wort – in Video- und Audioformaten.
Zur Eröffnung am 25. August spricht Sophia Wirsching, Geschäftsführerin des KOK e.V., über die aktuelle Lage, begleitet von Musik und einer Führung durch die Ausstellung. Die Schau zeigt: Menschenhandel ist keine ferne Ausnahme, sondern Teil unserer Gesellschaft – und betrifft uns alle.
FRANKA und KOK – Gemeinsam gegen Menschenhandel
FRANKA e.V. wurde im Jahr 2000 in Kassel gegründet, um ausländischen Frauen, die in Deutschland Opfer von Menschenhandel wurden, konkrete Hilfe zu leisten. Die zugehörige Fachberatungsstelle – entstanden aus der Initiative engagierter Fachkräfte – nahm 2001 ihre Arbeit auf und ist heute Teil des Diakonischen Werks Region Kassel. Der Verein fördert die Fachberatung, leistet Netzwerkarbeit vor Ort und unterstützt Präventionsprojekte in Osteuropa. Seit 2008 ist FRANKA über das Diakonische Werk Mitglied im Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel – KOK e.V.
Der KOK ist ein bundesweiter Zusammenschluss von derzeit 37 Organisationen, die sich gegen alle Formen von Menschenhandel und Ausbeutung einsetzen. Als Mitglied profitiert FRANKA von der politischen Interessenvertretung, dem fachlichen Austausch und der engen Vernetzung innerhalb dieses einzigartigen Netzwerks. Zugleich bringt FRANKA seine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Betroffenen ein – sei es in Fällen sexueller Ausbeutung, erzwungener Prostitution oder Arbeitsausbeutung.
Beide Organisationen eint das Ziel, Betroffenen Wege in ein selbstbestimmtes Leben zu eröffnen, ihre Rechte zu stärken und politisches wie gesellschaftliches Umdenken anzustoßen. Während der KOK den strukturellen Rahmen für Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit schafft, leistet die Fachberatung vor Ort in Nordhessen konkrete Unterstützung – finanziert durch das Hessische Sozialministerium und auf Spenden angewiesen.
franka-kassel.de

FRANKA e.V. unterstützt seit über 20 Jahren Frauen, die in Deutschland Opfer von Menschenhandel und Ausbeutung wurden. Die Fachberatungsstelle bietet vertrauliche Hilfe, Beratung und Wege in ein selbstbestimmtes Leben. Mehr über die Arbeit und Spendenmöglichkeiten unter franka-kassel.de
kok-gegen-menschenhandel.de

Der KOK e.V. ist das zentrale Netzwerk gegen Menschenhandel in Deutschland. Der Verein vereint Fachberatungsstellen und Frauenrechtsorganisationen und setzt sich auf politischer, gesellschaftlicher und praktischer Ebene für Betroffene ein. Weitere Informationen zur Arbeit, zu aktuellen Projekten und zur Ausstellung gibt es unter kok-gegen-menschenhandel.de