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Unser Foto zeigt Pfarrerinnen bei einer Festveranstaltung anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Frauenordination in der EKKW im Jahr 2012.

Obwohl die Gleichstellung von Pfarrerinnen und Pfarrern heute offiziell vollzogen ist, war der Weg dahin lang. Erst seit 45 Jahren besteht formale Gleichstellung. Unser Foto zeigt Pfarrerinnen bei einer Festveranstaltung anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Frauenordination in der EKKW im Jahr 2012.

Marburg/Lübeck, Redaktion ekkw.de, epd
Veröffentlicht 14 Mai 2025

Im Juni 2025 blickt der Konvent evangelischer Theologinnen auf ein Jahrhundert bewegter Geschichte zurück. Seit der Gründung 1925 in Marburg als «Verband Evangelischer Theologinnen in Deutschland» steht der Zusammenschluss für das Engagement von Frauen in der Theologie. Vom 22. bis 25. Juni 2025 findet deshalb in Marburg ein Festakt unter dem Motto «Mit Pumps und Talar – 100 Jahre Theologinnen mit Leib und Seele» statt. Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Festpredigt der lettischen Theologieprofessorin Dace Balode, Dekanin der Theologischen Fakultät an der Universität Lettlands in Riga.

Ein Zeichen aus Marburg: Solidarität mit Lettland

Die Einladung Balodes zum Jubiläum ist mehr als eine Geste – sie ist ein klares politisches Zeichen. Die evangelische Kirche in Lettland hatte seit 1975 Frauen ordiniert und ihnen Pfarrstellen übertragen, dies aber 2016 zurückgenommen. «Seit die Frauenordination in Lettland abgeschafft wurde, leiden unsere Kolleginnen, die dort eine Berufung zu pastoraler Arbeit spüren, extrem», erklärt die Vorsitzende des Konvents, Margit Baumgarten. Die Theologinnen des Konvents fordern daher eine stärkere Solidarität der europäischen Kirchen mit den betroffenen Frauen in Lettland. Die Predigt von Dace Balode wird als «wichtiges Zeichen für Theologinnen im europäischen Raum» verstanden.

Abbildung des Buchtitels

Abbildung des Buchtitels

Buchtipp zum Jubiläum: Stimmen aus einem Jahrhundert

Passend zum Jubiläum erscheint ein Buch, das 100 Jahre Geschichte des Konvents widerspiegelt. Herausgegeben wird es von Margit Baumgarten und Annegret Braun unter dem Titel «Mit Pumps und Talar – 100 Jahre Theologinnen mit Leib und Seele». Das Buch bietet nicht nur Rückblicke, sondern auch aktuelle Beiträge, darunter auch von Bischöfin Dr. Beate Hofmann.

Die Veröffentlichung zeichnet sich durch eine Vielfalt an Stimmen aus, die zeigen, wie sehr sich das Selbstverständnis von Theologinnen im Lauf der Jahrzehnte gewandelt hat – vom Überleben in männlich dominierten Kirchenstrukturen hin zu einem selbstbewussten theologischen Diskurs.

Frauenmahl als Fest der Stimmen und Impulse

Ein besonderer Programmpunkt im Rahmen der Jubiläumsfeier ist das festliche Frauenmahl, das Raum für Austausch, Inspiration und theologischen Diskurs bietet. In der Tradition früherer Tischgemeinschaften verbindet es kulinarischen Genuss mit inhaltlicher Tiefe. Impulsgebende Beiträge von Theologinnen regen zum Nachdenken über Gleichberechtigung, Spiritualität und Verantwortung in Kirche und Gesellschaft an. Bischöfin Dr. Beate Hofmann wird als eine der Rednerinnen das Frauenmahl mitgestalten und eigene Akzente setzen.

Kampf für Gleichberechtigung: Eine unvollendete Geschichte

Obwohl die Gleichstellung von Pfarrerinnen und Pfarrern heute offiziell vollzogen ist, war der Weg dahin lang und schmerzvoll. Baumgarten erinnert: «Auch bei uns im Verband erinnern sich noch Frauen daran wie es war, als gut ausgebildete Theologinnen keine Pastorinnen werden zu dürfen.» In den evangelischen Landeskirchen durften Frauen zunächst nur als Hilfskräfte arbeiten, erhielten später die Ordination oft nur unter Auflagen wie dem Zölibat. Mit Heirat mussten sie ihr Amt in der Regel niederlegen. Erst seit 45 Jahren besteht formale Gleichstellung. 

«Wir brauchen in der Theologie die weibliche Sicht auf die Dinge. Wir brauchen auch heute noch eine Stärkung der Stimmen der Frauen in der Kirche», betont Baumgarten. Auch, wenn in Deutschland momentan mit Bischöfin Kirsten Fehrs und Präses Anna-Nicole Heinrich zwei leitende Frauen an der Spitze der evangelischen Kirche stehen, seien die kirchlichen Führungsebenen insgesamt keineswegs geschlechtergerecht besetzt, mahnte Baumgarten. Und weltweit betrachtet sei die Ordination von Frauen längst noch nicht in allen Kirchen angekommen. «Wir werden nicht müde, daran zu erinnern», so die vorsitzende Theologin. 

Hintergrund: Frauen im Pfarramt in der EKKW

In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) wurden 1962 erstmals Frauen ordiniert – unter Vorbehalten und mit Auflagen: Eine Heirat bedeutete damals das automatische Dienstende. Erst 1980 wurden Pfarrerinnen und Pfarrer formal gleichgestellt.

Zu den prägenden Persönlichkeiten gehört Roswitha Alterhoff, die im Jahr 1980 die erste weiblichen Studienleiterin des Evangelischen Predigerseminars wurde. Sie avancierte später zur Dekanin (1986), Pröpstin (1990) und schließlich zur ersten Prälatin der Landeskirche im Jahr 2003. Von 2010 bis 2017 folgte ihr Marita Natt in diesem Amt. Seit 2019 ist Dr. Beate Hofmann Bischöfin der EKKW und bringt ihre weibliche Perspektive in die geistliche Leitung der Landeskirche ein. Eine weitere Spitzenposition hat seit 2022 Dr. Katharina Apel als Vizepräsidentin der Landeskirche inne.

Rund 40 Prozent der Pfarrstellen in der EKKW sind heute mit Frauen besetzt – ein Anstieg gegenüber nur acht Pfarrerinnen im Jahr 1963. Auch unter den Theologiestudierenden bilden Frauen mit einem Anteil von über 60 Prozent die Mehrheit. Die EKKW liegt damit über dem Durchschnitt vieler Landeskirchen. Dennoch zeigt der aktuelle Gleichstellungsatlas der EKD, dass insbesondere auf der mittleren Leitungsebene – etwa bei Dekaninnen – noch Handlungsbedarf besteht. In Kurhessen-Waldeck liegt der Frauenanteil hier bei unter 30 Prozent

Konvent evangelischer Theologinnen

Der Konvent evangelischer Theologinnen in der Bundesrepublik Deutschland ist ein eingetragener Verein, in dem rund 2.000 Frauen organisiert sind. Jede Frau mit einem Studium der evangelischen Theologie kann Mitglied werden. Der Zusammenschluss hat seine Wurzeln im 1925 in Marburg gegründeten «Verband Evangelischer Theologinnen in Deutschland». Zu seinen Zielen gehört es, den Dialog über feministisch-theologische Fragen zu fördern.