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Bei einer Feierstunde in der Ludwig-Geißler-Schule wurden die Kindersärge an das Klinikum Hanau übergeben.

Bei einer Feierstunde in der Ludwig-Geißler-Schule wurden die Kindersärge an das Klinikum Hanau übergeben.

Hanau / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 01 Jul 2025

Bestattet werden dort Kinder, die kein gesetzlich vorgeschriebenes Begräbnis erhalten – etwa weil sie weniger als 500 Gramm wiegen oder vor der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen. Für die betroffenen Eltern und Familien ist die Abschiednahme oft eine schwere und stille Trauer. Die liebevoll gefertigten Särge bieten in dieser Situation einen würdevollen und tröstenden Rahmen.

Die diesjährigen Berufsschülerinnen und -schüler aus dem Bereich Holztechnik präsentierten nun in der schuleigenen Werkstatt die Ergebnisse ihrer Arbeit. Zur feierlichen Übergabe kamen neben der Schulleitung und den Fachlehrkräften auch das ökumenische Seelsorgeteam des Klinikums, zwei Mitglieder des muslimischen Besuchsdienstes mit Imam Mustafa Bozkurt sowie die Neonatalbegleiterin Schwester Christina Sünder-Kühn.

Ein würdevoller Rahmen für stille Trauer

«Die Kindersärge sind ein Bestandteil der Trauerarbeit der Familien», erläutert Pfarrerin Simone Heider-Geiß aus Hanau. Für die Sprecherin der Konferenz für Klinik- und Altenheimseelsorge in der EKKW wird dadurch für die Betroffenen deutlich, dass es Menschen gibt, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und durch ihre Arbeit etwas für die trauernden Familien tun möchten. Ihr Ziel: Den Eltern und Kindern einen würdevollen Abschied ermöglichen.

Lernen am Ernstfall des Lebens

Begleitet wurde das Projekt, das es bereits seit 25 Jahren an der Schule gibt, von Schulseelsorger Pfarrer Wolfgang Bauer. Die Schülerinnen und Schüler setzten sich dabei intensiv mit den Themen Tod, Sterben und Verlust rund um Schwangerschaft und Geburt auseinander. Sie besuchten das Kindergrabmal, informierten sich über die dort bestatteten Kinder und suchten das Gespräch mit Fachkräften der Geburtshilfe des Klinikums Hanau – darunter Palliativfachkraft Schwester Anne Schneider und Hebamme Giada Ninfo.

Pfarrerin Simone Heider-Geiß begleitete gemeinsam mit Pfarrer Bauer das Projekt seelsorglich. Beide betonten dessen Bedeutung – nicht nur für die betroffenen Familien, sondern auch als prägende Erfahrung für die jungen Menschen.

Die Ludwig-Geißler-Schule in Hanau ist eine gewerblich-technische und berufsbildende Schule mit etwa 2.300 Schülerinnen und Schülern sowie rund 160 Lehrkräften. Sie zählt zu den größten Schulen im Main-Kinzig-Kreis.

Beitrag des hr zum Thema «Damit totgeborene Kinder würdevoll verabschiedet werden können» vom 26. Juni 2025

Klinikseelsorge: Begleitung in schwierigen Lebenslagen

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck bietet mit ihrer Klinikseelsorge ein breit aufgestelltes Angebot für Patientinnen und Patienten, Angehörige sowie Mitarbeitende in Krankenhäusern und Rehakliniken. Im Mittelpunkt steht die seelsorgliche Begleitung in Krankheits-, Krisen- und Sterbesituationen – unabhängig von Konfession oder religiöser Bindung. Derzeit sind 35 hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger im Bereich der Klinik- , Altenheim, Reha- und Behindertenseelsorge tätig. Künftig soll das Angebot durch stärker eingebundene Ehrenamtliche mit pastoralpsychologischer Qualifikation ergänzt werden.

Zum Kern der Arbeit zählen persönliche Gespräche am Krankenbett, spirituelle Angebote wie Gebete, Andachten und Abendmahlsfeiern sowie die Begleitung von Sterbenden. Auch für das Klinikpersonal gibt es spezifische Angebote – von Fortbildungen über Beratung bis hin zu ethischer Unterstützung nach belastenden Ereignissen.

Die Seelsorgerinnen und Seelsorger arbeiten eng mit katholischen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Grundlage dafür ist eine Rahmenvereinbarung mit dem Bistum Fulda, die besonders in größeren Einrichtungen umgesetzt wird. Interkulturelle Offenheit und kultursensible Begleitung gehören ebenso zum Selbstverständnis wie die strikte Wahrung der Schweigepflicht. Ein fester Bestandteil vieler Kliniken sind zudem «Räume der Stille», die für Gebet, Meditation oder Gottesdienste genutzt werden können.

Organisatorisch ist die Klinikseelsorge in der EKKW über eine eigene Konferenz strukturiert, die deren Belange koordiniert und vertritt. Vorsitzende der Konferenz ist zurzeit Pfarrerin Simone Heider-Geiß. Seitens des Landeskirchenamtes wird die Arbeit vom Referat Sonderseelsorge unter der Leitung von Pfarrerin Birgit Inerle begleitet.

Klinikseelsorge in der EKKW

Übersicht der Klinikstandorte im Bereich der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck mit Kontaktmöglichkeiten zu den Klinikseelsorgerinnen und -seelsorgern.