Hessenweit sind rund 20 evangelische Pfarrpersonen der beiden Landeskirchen – der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck (EKKW) – in den Justizvollzugsanstalten im Einsatz. Über ihre Arbeit und künftige Herausforderungen stehen die beiden Kirchen und das Hessische Justizministerium im regelmäßigen Austausch. In der jüngsten Konferenz für Gefängnisseelsorge, die am Mittwoch (30. Oktober 2024) in Kassel stattfand, ging es um ganz unterschiedliche Themen, die den Haftalltag generell, aber auch die Seelsorgearbeit in den Justizvollzugsanstalten betreffen.
«Dieser Dienst durch die Kirchen ist wichtig und nicht immer einfach»
«Die christliche Gefängnisseelsorge gibt den Häftlingen den Halt, den sie in den für sie besonders schwierigen Zeiten benötigen», sagt Hessens Justizminister Christian Heinz und ergänzt: «Die Seelsorgerinnen und Seelsorger unterstützen und begleiten auch die Angehörigen der Gefangenen sowie die Bediensteten in den Justizvollzugsanstalten. Dieser Dienst durch die Kirchen ist wichtig und nicht immer einfach. Nirgendwo ist in unserem freiheitlichen Staat die Einschränkung der Grundrechte durch staatliches Handeln so intensiv wie in der Haft.» Dies könne zu Konflikten und seelischen Nöten führen. Gerade deshalb seien Begleitung und Unterstützung so wichtig, führte der Justizminister aus. Er betont: «Ich habe mich sehr über den Austausch gefreut und danke allen, die diesen wichtigen Dienst an den Nächsten leisten.»
Taufe während der Haft: «Ich möchte irgendwo dazugehören»
Auch die Seelsorgenden schätzen den Austausch mit dem Ministerium: «Durch veränderte Haftbedingungen ergeben sich mitunter neue Herausforderungen, die wir in diesem Rahmen ansprechen können», erläutert Pfarrerin Sigrid Hornung, die Vorsitzende der Evangelischen Konferenz für Gefängnisseelsorge in Hessen. Sie unterstreicht die große Rolle der Seelsorge bei der Lebensbegleitung der Inhaftierten. Viele von ihnen beschäftigen sich mit existenziellen Fragen. «Wir helfen ihnen, sich neu oder wieder mit Gott und der christlichen Botschaft auseinanderzusetzen.» Auch Taufen fänden hinter Gittern statt, berichtet Hornung – und vom Wunsch eines Inhaftierten, der die Einsamkeit vieler Gefangener zum Ausdruck bringt: «Ich möchte irgendwo dazugehören.»
Burkhard zur Nieden, Prälat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, versichert: «Wir kommen auch künftig unserer öffentlichen Aufgabe nach, für eine starke und demokratische Gesellschaft einzutreten. Dies geschieht auch durch die Begleitung von Menschen in besonderer Lebenssituation.»
Am Austausch nahmen ferner teil: Ministerialdirigent Dr. Alexander Böhmer, Ministerialrätin Esther Fuchs-Jürgens, Oberkirchenrat Dr. Martin Mencke (Beauftragter der Evangelischen Kirchen am Sitz der Landesregierung), Pfarrerin Dr. Carmen Berger-Zell, Studienleiterin im Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN, sowie die evangelischen Seelsorgerinnen und Seelsorger, die in den hessischen Gefängnissen im Einsatz sind.