„Die evangelische Kirche beobachtet aufmerksam, wie mit dem Grundrecht auf Asyl im Koalitionsvertrag umgegangen wird. In der Ausgestaltung setzen wir auf den Rechtsstaat und seine parlamentarischen Aushandlungsprozesse“, erklärt Prälat Burkhardt zur Nieden. „Wir stehen ein für eine offene und demokratische Gesellschaft in Vielfalt. Daran muss sich Regierungshandeln messen lassen“, betont der geistliche Stellvertreter der Bischöfin der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Der Flüchtlingsbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),Christian Stäblein, hat sich enttäuscht über Pläne von Union und SPD zur Aussetzung des Familiennachzugs geäußert. Dies sei „ein fatales und falsches Zeichen“, sagte der Berliner Bischof am Mittwoch nach der Vorstellung des Koalitionsvertrags. „Für uns als Kirche ist und bleibt Familie als Ort des Vertrauens und des Schutzes ein hohes Gut, gerade auch für Geflüchtete.“ Im Koalitionsvertrag wird angekündigt, dass der Familiennachzug zu Flüchtlingen mit subsidiärem Schutzstatus für zwei Jahre ausgesetzt werden soll. Derzeit gibt es für diese Gruppe ein Kontingent. Bis zu 1.000 enge Angehörige von in Deutschland anerkannten Schutzsuchenden dürfen darüber kommen. Betroffen sind vor allem Flüchtlinge aus Syrien.
Die Diakonie Deutschland begrüßt zentrale Aussagen des Koalitionsvertrags – insbesondere das Bekenntnis zur Stärkung der Humanitären Hilfe. Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, erklärt: „Der Koalitionsvertrag bekennt sich zur Stärkung der Humanitären Hilfe in einer Zeit, in der die Würde und die Rechte von Menschen in Kriegs- und Krisenregionen eine immer kleinere Rolle in der Weltpolitik spielen. […] Das unterstützen und begrüßen wir.“ Er mahnt jedoch auch, dass humanitäre Bekenntnisse nur dann wirksam seien, wenn sie von einer verlässlichen und auskömmlichen Finanzierung getragen werden:
Kirche und Diakonie verbinden mit dem Koalitionsvertrag die Erwartung, dass die neue Bundesregierung die Menschenwürde, das internationale humanitäre Engagement und das Grundrecht auf Asyl in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt.