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Das Siedlungslicht strahlt in der Nacht in die Natur, rechts erleuchten Autoscheinwerfer die Straße

Das Siedlungslicht strahlt in der Nacht in die Natur, rechts erleuchten Autoscheinwerfer die Straße

Kassel / Celia Baumgart, blick in die kirche
Veröffentlicht 03 Apr 2025

Die Abende werden wärmer und viele zieht es wieder nach draußen. Der eigene Garten oder Balkon wird mit Lichterketten und lustigen Solar-Zwergen dekoriert. So wohl sich der Mensch dort fühlt, so sehr sind Insekten, Vögel und Säugetiere durch künstliche Beleuchtung bedroht. Das weltweite Sterben von Tier- und Pflanzenarten findet nicht irgendwo, sondern vor der Haustür statt. Im Bericht «Faktencheck Artenvielfalt» kamen Forscherinnen und Forscher 2024 zu dem Ergebnis, dass allein in Deutschland 10.000 Arten betroffen sind.
Das Leben auf der Erde hat sich über Jahrmillionen nach dem Rhythmus von Tag und Nacht entwickelt. Jede Art von künstlichem Licht unterbricht diesen Kreislauf mit zum Teil fatalen Folgen. Gerade Gartenvögel leiden unter der Dauerbeleuchtung, denn ihre Schädeldecke ist lichtdurchlässig. Ständiges Licht stört die Nachtruhe, schwächt das Immunsystem und macht sie so anfälliger für Krankheiten. Die Deutsche Wildtierstiftung rät zur Dunkelheit im Garten, denn die nachtaktiven Regenwürmer kämen zur Paarung nur bei Dunkelheit an die Erdoberfläche. Fehlt der Wurm-Nachwuchs, entgeht dem Igel Nahrung und dem Gärtner guter Boden.

«Sonne, Mond und Sterne sind das beste Licht»
Sabine Frank

Sabine Frank bringt es auf den Punkt: «Wäre Licht so laut wie Lärm, wären die Menschen sensibler!» Die Sternenpark-Beauftragte im Biosphärenreservat Rhön ist eine deutschlandweit gefragte Expertin für Lichtschutz in Siedlungen und Naturschutzgebieten. Sie ist überzeugt, alle könnten aktiv dazu beitragen, Lichtverschmutzung zu reduzieren. Das fange beim eigenen Verhalten an. Das Bild von «Omas Garten» sei ein gutes Vorbild – denn der war stockduster. Wer auf Wegleuchten nicht verzichten möchte, sollte möglichst niedrige wählen, die nur nach unten strahlen. Das einzig wirklich insektenfreundliche Licht sind die natürlichen Lichtquellen Sonne, Mond und Sterne.
Gerade die Entwicklung von LED-Lampen hat den Einsatz von Kunstlicht enorm gesteigert. Dabei sind sie häufig extrem hell. Auch Solarlampen erfreuen sich bei Gartenfreunden großer Beliebtheit. Ob im Supermarkt oder Baumarkt gekauft, stellten sie eine große Umweltbelastung dar, mahnt Lichtschutz-Expertin Frank. Meist hätten diese Billigprodukte eine kurze Lebensdauer und deren Akkus gehörten zudem in den Sondermüll.

Aktiv werden

  • Lichtkonsum überprüfen, Taschenlampe statt Dauerlicht im Garten, wenn Beleuchtung: Bewegungsmelder, Lichtstrahl nach unten
  • Nachterlebnisse /Sternenwanderung (z. B. www.sternenpark-rhoen.de)
  • mit anderen ins Gespräch kommen
  • Nachtfalter unterstützen (z. B. www.nektar-bar.de)

Nicht nur die Natur profitiert von einem bewussten Umgang mit Licht – auch der Mensch selbst. Natürliche Dunkelheit fördert eine erholsame Nachtruhe. Sabine Frank setzt sich sehr für das bewusste Erleben der Nacht ein: «Die Menschen haben verlernt, sich im Dunkeln aufzuhalten und die atemberaubende Natur ohne Kunstlicht zu genießen.“ Ein passioniertes Team an Naturschützerinnen und -schützern bietet im Biosphärenreservat Sternenwanderungen an. Dort lässt sich die Faszination der Nacht besonders gut erleben.
Gesetzlich gewinnt der Schutz der Nacht langsam an Bedeutung. Als positives Beispiel nennt Lichtschutz-Expertin Frank Baden-Württemberg. Dort würden Gebäude im Sommer zwischen Mai und September gar nicht und in der dunklen Jahreszeit nur zeitlich begrenzt angestrahlt. In Hessen ist der Schutz der Nacht seit 2023 gesetzlich verankert. Die Beleuchtung von Gebäuden ist zwischen 23 Uhr und 6 Uhr verboten – allerdings kritisiert Sabine Frank etliche Ausnahmegenehmigungen. Das sei problematisch, auch für unbeleuchtete Naturschutzgebiete. Denn beleuchtete Kirchen und Denkmäler sowie Straßenbeleuchtungen hätten eine enorme Fernwirkung. Der «Skyglow“ – das durch künstliches Licht aufgehellte Himmelsgewölbe – beeinträchtigt selbst weit entfernte, geschützte Ökosysteme (s. Foto oben).
Wer sich mit der natürlichen Dunkelheit (wieder) vertraut macht, der setzt dem Artensterben etwas entgegen und tut sich selbst und der Nachbarschaft etwas Gutes. Licht aus – Nacht an!

Unser Foto zeigt das Titelblatt des Magazins «Durch die Nacht»
«Durch die Nacht» als E-Paper

Wie erleben Menschen die Nacht? Eine Kioskbetreiberin in Hanau, ein Wohnungsloser, eine Apothekerin – das neue blick in die kirche-Magazin widmet sich dem Thema Nacht aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Auch die letzte Nacht Jesu im Garten Gethsemane wird theologisch beleuchtet.

Das Magazin, erschienen am 5. April als Beilage zur Tageszeitung und als E-Paper, begleitet Leserinnen und Leser durch nächtliche Pilgerwanderungen, die Osternacht, medizinische Aspekte des gesunden Schlafs und Probleme wie Lichtverschmutzung. Eine Nachtforscherin erklärt im Interview, warum Menschen früher in Etappen schliefen, was nächtliche Gottesbegegnung besonders macht – und woher die Redewendung «jemandem heimleuchten» stammt.

Das blick in die kirche-Magazin erscheint vierteljährlich in einer Auflage von 225.000 Exemplaren als Beilage der regionalen Tageszeitungen in Kurhessen-Waldeck. Es bietet Interviews, Reportagen, geistliche Impulse sowie Lebenshilfe und Ratgeberthemen – ergänzt durch ein beliebtes Preisrätsel.