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Traubenzucker, Bonbons, Schokoriegel, ein Teddybär in lilafarbener Jacke, eine Kerze mit aufgedrucktem Kreuz und eine Packung Zigaretten

Eine eher untypische Ausrüstung für Einsatzkräfte kommt in den Rucksack von Notfallseelsorgerin Denise Klauke: Traubenzucker, Bonbons, Schokoriegel, ein Teddybär in lilafarbener Jacke, eine Kerze mit aufgedrucktem Kreuz und eine Packung Zigaretten.

Goddelsheim / ekkw.de, Olaf Dellit
Veröffentlicht 04 Mär 2025

Seit mehr als 20 Jahren gibt es diese spezielle Form der Seelsorge in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) flächendeckend. Gemeindepfarrer und -pfarrerinnen leisten den wichtigen Dienst und wechseln sich mit der Bereitschaft ab. Doch nun gibt es zur Unterstützung erstmals auch Ehrenamtliche in diesem Bereich. So wie Denise Klauke.

Im Hauptberuf arbeitet die Mutter von drei Kindern in der Ausländerbehörde des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Doch das Thema Seelsorge habe sie schon immer interessiert, erzählt sie. «Menschen erzählen mir gerne ihre Lebensgeschichte», hat sie festgestellt. So bildete sie sich an ihrem damaligen Wohnort in Nordrhein-Westfalen weiter. Als sie vom Angebot der EKKW las, sich auf die Notfallseelsorge zu spezialisieren, meldete sie sich.

Einmal im Monat traf sich der Kurs, insgesamt wurden 80 Unterrichtsstunden absolviert. Unter anderem ging es um Themen wie Sterben, Trauer und Traumata. Fachleute wie Traumapsychologen, Bestatter und Pfarrer waren als Dozierende dabei, Exkursionen führten auf den Kasseler Hauptfriedhof und ins Museum für Sepulkralkultur. Gerade Tod und Sterben seien immer wieder Thema gewesen, erzählt Klauke. Ein Tabuthema sei das für sie nicht mehr.

«Man kann den Schmerz nicht nehmen, aber man kann ein Anker sein.»
Denise Klauke, ehrenamtliche Nofallseelsorgerin

Seit 2019 Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge

Die Idee, Ehrenamtliche in die Notfallseelsorge einzubeziehen, gibt es in Kurhessen-Waldeck seit 2019, berichtet Landespolizeipfarrer Ulrich Briesewitz. Gemeinsam mit Pfarrerin Gudrun Ostheim organisiert er die Ausbildung. Die Kurse haben in der Regel zwölf Teilnehmende und erstrecken sich über ein Jahr. Nach einem ersten Eignungsgespräch kann es losgehen. Am Ende steht ein Entsendungsgottesdienst, in dem die Ehrenamtlichen den Segen für ihre neue Aufgabe zugesprochen bekommen.

Das Wissen, das sie sich in der Fortbildung erarbeitete, sei wichtig, um anderen Menschen in der Not beizustehen, findet Denise Klauke und nutzt ein Bild aus der Seefahrt: «Man kann den Schmerz nicht nehmen, aber man kann ein Anker sein.» Und das sei für sie genau das richtige, denn: «Ich hatte schon immer das Gefühl, ein Ruhepol für andere zu sein.»

Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger brauchten eine «grundlegende Liebe zum Menschen», beschreibt Polizeipfarrer Briesewitz die wichtigste Qualifikation. Wichtig sei aber auch Resilienz; die Fähigkeit, auch Hilflosigkeit und Schweigen aushalten zu können. Sich anbieten, aber nicht aufdrängen oder gar Betroffene mit Ratschlägen überhäufen, das sei wichtig.

Briesewitz weiß natürlich, dass die Notfallseelsorge kein leichtes Ehrenamt ist. Man wisse nie, was einen erwarte und es könne passieren, dass die Seelsorgerinnen und Seelsorger selbst an ihre Grenzen gelangten. Deswegen sei es gut, dass immer zwei von ihnen Dienst haben, und man einen Einsatz auch ablehnen könne.

Denise Klauke trägt eine spezielle Jacke für Nofallseelsorgerinnen und -seelsorger.

An der markanten Jacke sind Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger an Einsatzorten erkennbar.

Wenn sie zu einem Einsatz gerufen wird, schaut Denise Klauke, was gebraucht wird. Sind Kinder beteiligt, kommt der Teddy mit der Notfallseelsorge-Jacke ins Spiel. Andere können einen Schokoriegel als Stärkung gut gebrauchen – oder eben eine Zigarette.

Aber Seelsorge ist natürlich viel mehr als eine Zigarette zur rechten Zeit. Beten, die mitgebrachte Kerze entzünden, all das gehört dazu – wenn die Menschen es möchten. Sie dränge ihren Glauben im Einsatz nicht auf, sagt Denise Klauke, aber sie biete diesen Zuspruch gerne an. Sie kann auch, wenn das gewünscht ist, die Aussegnung eines Toten übernehmen, also ein christliches Ritual am Totenbett. Für sie selbst, sagt die junge Notfallseelsorgerin, sei ihr christlicher Glaube sehr wichtig, ein Anker. Sie sei in schwierigen Situationen nie alleine. Und sie sagt: «Ich muss nicht nach dem Warum fragen; das macht jemand anders.»

ekkw.de/notfallseelsorge

In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehört die Notfallseelsorge zum «Grundpastoralen Auftrag» jeder Pfarrerin und jedes Pfarrers. Seit 2019 werden in diesen Dienst auch Ehrenamtliche einbezogen. Allgemeine Informationen und speziell zur Ausbildung finden sich im ekkw.de-Servicebereich.