Ich bin kein Herbstmensch. Ich mag es nicht, wenn die Tage immer kürzer, die Dunkelheit immer länger wird. Ich finde dann jeden Weg nach draußen mühsam, denn ich muss mich warm anziehen und auch noch vor Regen schützen. Ich verlasse oft morgens im Dunkeln das Haus und komme abends im Dunkeln wieder. Nein, ich mag diese Jahreszeit nicht. Ich kämpfe mich durch den Oktober und noch viel mehr durch die ersten Wochen im November.

Sabine Kropf-Brandau ist Pröpstin des Sprengels Hanau-Hersfeld. Die Landeskirche ist in drei Sprengel unterteilt, zu denen je mehrere Kirchenkreise gehören.
Ab Mitte November ist es aber, als wenn ich Witterung aufnähme, denn langsam verändert sich was. Ich lebe in Bad Hersfeld und hier wird dann damit begonnen, die großen Sterne, die im Advent den Weg von der Stadt zu unserer alten Stiftsruine beleuchten, aufzuhängen. Viele schöne große Sterne. Ich liebe sie und kann mich richtig an ihnen erfreuen. Für mich sind sie wie ein Symbol für den Weg, den wir im Advent gehen. Es ist, als wenn jemand dabei das Licht anknipste. Die Bäume sind golden und die Gedanken sind es auf einmal auch. Glanz liegt auf der Stadt, den Häusern und in den Fenstern. Mein Herz wird fröhlich.
Manchmal gehe ich im Advent den Weg der Sterne von der Stadt zur Ruine ganz ohne Grund, nur um mich am Lichterweg zu erfreuen. Und wenn ich nach Hause gehe, halte ich Ausschau in den Fenstern, ob ich Lichter darin entdecke, die im November noch nicht da waren. Dann bin ich zuversichtlich, dass alles gut wird. Wunder liegen in der Luft. Das möchte ich wahrnehmen.
Viel mehr will ich mir gar nicht mehr für den Weg im Advent vornehmen, bin ich doch oft genug über meine eigenen Erwartungen gestolpert, weil ich mal wieder alles perfekt machen wollte. Ein sauberes und wunderbar geschmücktes Haus, tolle Plätzchen, viele nette Begegnungen, genügend Auszeiten ... all das würde ich mir immer noch wünschen, aber ich merke jedes Jahr, dass das nicht klappt.
Muss es aber auch nicht. Das Wunder passiert auch ohne all das. Ich muss es nur mal in mein gehetztes Leben lassen. Den Adventsweg gehen, nach oben schauen und jeden Stern genießen. Denn er erzählt die Geschichte von dem Licht, das in die Welt kam, um unsere Dunkelheit zu erhellen. Gott schenkt uns Menschen seinen Sohn. Sein Licht leuchtet gegen alle Dunkelheiten.
Vielleicht suchen Sie sich auch Lichterwege im Advent, die Sie daran erinnern. Sei es eine Straße, wo viele Fenster schön geschmückt sind, sei es ein Weg durch die Dunkelheit und vor ihrer eigenen Haustür brennt dann ein Licht. Mehr braucht es nicht. Ich kann Ihnen versprechen, dass sich diese Wege lohnen. Gott geht mit, da bin ich sicher. Oder um es mit Hanns Dieter Hüsch zu sagen:
Mit fester Freude
lauf ich durch die Gegend.
Mal durch die Stadt,
mal meinen Fluss entlang.
Jesus kommt.
Der Freund der Kinder und der Tiere.
Ich gehe völlig anders.
Ich grüße freundlich,
möchte alle Welt berühren.
Mach dich fein.
Jesus kommt,
schmück dein Gesicht.
Schmücke dein Haus und deinen Garten.
Mein Herz schlägt ungemein,
macht Sprünge.
Mein Auge lacht und färbt sich voll,
mit Glück.
Jesus kommt.
Alles wird gut.
Vielleicht treffen wir uns auf diesem Weg. Ich würde mich freuen.
Gedicht: Hanns Dieter Hüsch: Dezember-Psalm, aus: Hanns Dieter Hüsch/Marc Chagall: Das kleine Weihnachtsbuch, Seite 9, 2021/19 (c) tvd-Verlag Düsseldorf, 1997

«Advent: Auf dem Weg» als E-Paper
Im Zeichen des Sterns steht die Adventsausgabe des «blick in die kirche magazins». Die Redaktion hat sich zeigen lassen, wie und wo die weltberühmten Herrnhuter Sterne entstehen. Sie geht der Frage nach, wie man nach den Sternen navigieren kann und unter welchen Bedingungen Maria und Josef gereist sein könnten.
Im Advent ist man nach christlichem Verständnis auf dem Weg zur Krippe. Grund genug, Menschen vorzustellen, die in ihrem Leben noch einmal ganz neue Wege eingeschlagen haben. Und wir stellen Wegbegleiter und -begleiterinnen vor, etwa in der Gehörlosenseelsorge und am Heiligen Abend in der Kasseler Karlskirche, wo ein Fest für alle gefeiert wird, die kommen möchten. Im Interview erzählt Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin des Hilfswerks «Brot für die Welt», wie sie sich die Hoffnung auf eine bessere Welt bewahrt und was ihr persönlicher Weihnachtwunsch ist.
Das «blick in die kirche-magazin» bietet einem großen Lesepublikum viermal im Jahr ein buntes Angebot an Themen rund um Kirche und Diakonie, aber auch darüber hinaus. Jedes Heft hat ein Titelthema, das in unterschiedlichen Formen entfaltet wird. In Interviews, Reportagen, Berichten und geistlichen Texten informiert und unterhält die Redaktion die Leserinnen und Leser. Ergänzt wird das Angebot mit Ratgeber- und Lebenshilfethemen sowie dem beliebten Preisrätsel. In einer Auflage von 245.000 Exemplaren liegt das Magazin den Tageszeitungen in Kurhessen-Waldeck bei und kann online unter blickindiekirche.de als E-Paper gelesen werden.