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Luther-Denkmal auf dem Marktplatz von Lutherstadt Wittenberg, gestaltet von Karl Friedrich Schinkel, eröffnet am 31. Oktober 1821

Luther-Denkmal auf dem Marktplatz von Lutherstadt Wittenberg, gestaltet von Karl Friedrich Schinkel, eröffnet am 31. Oktober 1821

Kassel / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 28 Okt 2024

Am Reformationstag erinnern Protestantinnen und Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche. Die 95 Thesen gegen kirchliche Missstände, die der damalige Augustinermönch Martin Luther (1483 bis 1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreitete, wurden zum Ausgangspunkt einer christlichen Erneuerungsbewegung. Dieses Datum gilt als Beginn der Reformation, die weitreichende religiöse, politische, soziale und kulturelle Folgen hatte. 

Wir stellen ausgewählte Gottesdienste und wichtige Hintergründe vor:

Bischöfin predigte in Kassel-Jungfernkopf

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann, predigte in der Kirche Kassel-Jungfernkopf (Waldecker Straße 28); die Gemeinde feierte zugleich den 70. Geburtstag ihrer Kirche unter anderem mit einer Bilderausstellung. Der Reformationsgottesdienst wurde gemeinsam gemeinsam mit der Petrusgemeinde und der Evangelischen Kirchengemeinde Harleshausen gefeiert. Die musikalische Gestaltung übernahm der Kirchenchor.

«Gottes andere Melodie in unserem Leben»

Wortlaut der Predigt von Bischöfin Dr. Beate Hofmann im Gottesdienst zum Reformationstag 2024 in Kassel-Jungfernkopf (Predigttext: Röm 3,21-28)

Thesen, Schlager und Kirche neu denken

In Kassel konnten am Reformationstag außerdem in der Matthäuskirche Thesen angeschlagen und in der Karlskirche über die Zukunft der Kirche diskutiert werden. Schlager mit Botschaft gab es in der Christuskirche zu hören und in der Geruga-Kaffeerösterei hatte die Philippuskirchengemeinde dazu eingeladen, bei Kaffeeduft Kirche neu zu denken.

ARD-Fernsehgottesdienst

«Höre meine Stimme» lautet der Titel des evangelischen Gottesdienstes am Reformationstag 2024 in der Kirche St. Cosmas und Damian Zum Markte in Goslar. Der Gottesdienst kann als Aufzeichnung in der ARD-Mediathek angesehen werden. 

«Luther Reloaded» in Hanau

Mit vielfältigen Veranstaltungen hat die Hanauer Marienkirchengemeinde den Reformationstag neu belebt und vielen Menschen die Möglichkeit geben, sich mit dem Thema Reformation auseinanderzusetzen. Im Mittelpunkt der Aktionswoche unter dem Motto «Luther Reloaded» stand neben historischen Aspekten auch die Fragen, was Menschen heute bewegt und wie sich Kirche heute verändern und reformieren muss. Entstanden war ein buntes und abwechslungsreiches Programm, das zum Mitmachen und Entdecken einludt.

Besonderer Höhepunkt war ein Escape-Room für Familien und Jugendliche, der an drei Tagen auf große und kleine Rätselfreunde wartete. Außerdem konnten Kinder, Jugendliche und Familien bei einem Stationenlauf erfahren, wie im Mittelalter geschrieben wurde und es selbst ausprobieren. Am Dienstag (29.10.) wurde in einem Orgelmärchen die Geschichte der Reformation für Kinder im Kita- und Grundschulalter erzählt. Und in einer Bibelausstellung konnten in Führungen, Vorträgen und Gesprächen die Übersetzungen aus neuen Blickwinkeln beleuchtet und hinterfragt werden.

Am Reformationstag (31.10.) selbst gab es einen Thesenanschlag an der Marienkirche. Bei dieser Mitmachaktion waren alle Anwesenden gefragt, wie eine moderne Kirche im Sinne der Reformation heute aussehen sollte. Daran schloss sich dann ein Gottesdienst mit der einen oder anderen Überraschung in die alten Mauern der Marienkirche an. Ein großer Familiengottesdienst am Sonntag, 3. November, beschließt die Aktionswoche. 

«Abschied und Neubeginn» in Schmalkalden

Wovon würdest Du gerne Abschied nehmen? Wohin möchtest Du aufbrechen? Wie können wir als Gemeinden neu aufbrechen? Um diese Fragen ging es am 31. Oktober 2024 im Reformationsgottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche St. Georg in Schmalkalden (Kirchhof 1). Der Kirchenkreisgottesdienst mit Dekan Ralf Gebauer stand unter dem Motto «Abschied und Neubeginn». In dem Gottesdienst wurde laut Mitteilung des Kirchenkreises Karola Leyh in den Ruhestand verabschiedet. Sie hat viele Jahre mit großem Engagement die Kreisdiakoniestelle und die Tafel Schmalkalden geleitet. Im Anschluss war Zeit für Gespräche und persönliche Grußworte.

Portraitfoto von Dekan Ralf Gebauer

Schmalkalden - Kleine Stadt, große Wirkung

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck hat mit Schmalkalden einen einzigen Kirchenkreis in Thüringen. Dessen Dekan Ralf Gebauer erklärt, was die Stadt Schmalkalden für die Reformation bedeutete.

Vor 500 Jahren war Schmalkalden für ganz Europa wichtig. Wie kam das?

Ralf Gebauer: 1530/31 wurde hier der Schmalkaldische Bund gegründet. Die protestantischen Fürsten und Stände befürchteten eine heftige Gegenreaktion des (katholischen) Kaisers und sicherten sich gegenseitig Schutz und Beistand zu. In den 1530ern wuchs der Bund permanent, bis zum Schluss ein gutes Drittel des Reichsgebiets dazu gehörte. Man verhandelte sogar mit den Königreichen England, Frankreich und Dänemark über einen Beitritt. Das kam nicht mehr zustande.

Woran lag das?

Gebauer: Da spielte die Doppel-Ehe des hessischen Landgrafen eine ganz entscheidende Rolle. Er war damit erpressbar geworden und musste entsprechende Pläne aufgeben. Trotz der Niederlage des Bundes im Schmalkaldischen Krieg 1546 hatte sich das protestantische Bekenntnis in den Territorien und in den Großstädten so festgesetzt, dass die Entwicklung nicht mehr reversibel war.

Der Protestantismus ging nicht mehr weg.

Gebauer: Kai Lehmann, Direktor unseres Museums Schloss Wilhelmsburg, der das sehr genau erforscht hat, vertritt die These, dass es ohne den Schmalkaldischen Bund heute gar keine evangelische Kirche mehr gäbe. Von daher hat die protestantische Welt Schmalkalden ganz viel zu verdanken.

In den Schmalkaldischen Artikeln hat Luther Grundzüge seiner Theologie festgelegt. Was ist für Sie dort zentral?

Gebauer: Manches ist ganz aktuell: An vielen Stellen versuchen wir momentan, die Welt zu retten. Wir geben uns nach Kräften Mühe, das gute Leben zu realisieren und laufen auch immer wieder vor die Wand. Es ist ganz schwierig, einen verantwortbaren Weg zu finden. Es ist ein Ausdruck der alten Weisheit, dass wir Menschen das Reich Gottes nicht aus eigener Kraft bauen können. Gerade das hat Luther immer gesagt: Wir sind auf die Gnade Gottes angewiesen.

Die Reformation hat ja nicht nur die Kirche verändert, sondern vieles mehr. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Errungenschaft?

Gebauer: Neben den inhaltlichen Dingen zum Beispiel, dass wir miteinander reden können und uns nicht in einer Vielzahl unverständlicher Dialekte verfransen. Ich bin jemand, der Dialekt sehr schätzt. Wir haben zu Hause Hanauer Platt gesprochen und deswegen verstehe ich andere Dialekte auch ganz gut. Aber es ist doch viel einfacher, wenn ein Hochdeutsch bei der Verständigung hilft. (Fragen: ekkw.media/Dellit)

Starke Frauen der Reformation in Fulda

Am 3. November um 10 Uhr wird in der Fuldaer Christuskirche ein besonderer Theatergottesdienst zum Reformationstag gefeiert. Der Gottesdienst mit Dekan Dr. Thorsten Waap spannt einen Bogen von den Anfängen der Reformation bis in unsere Zeit: Katharina von Bora, Reformatorin und spätere Ehefrau Luthers, und Sophie Scholl, Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime, stehen im Mittelpunkt der Inszenierung.

Die Schauspielerin Friederike v. Krosigk und die Pianistin und Organistin Eva Gerlach lassen die beiden mutigen Frauen zu Wort kommen: Katharina v. Bora lässt sich von Luthers Worten zur Flucht aus dem Kloster ermutigen. «Hier stehe ich und kann nicht anders» könnte auch ein Satz von Sophie Scholl sein, der mutigen Widerstandskämpferin im Dritten Reich. Kurze, bewegende Szenen aus dem Leben der beiden Frauen mit Originalzitaten gestalten den Theatergottesdienst mit viel Musik, teilte der Kirchenkreis mit.

Reformatorische Flugschriften in Marburg

Im Mittelpunkt des diesjährigen Gottesdienstes zum Reformationstag am 31. Oktober in der Lutherischen Pfarrkirche in Marburg satnden die reformatorischen Flugschriften, mit denen in der Reformation Veränderungen angestoßen wurden. «Gerade in der Klimakrise sind wir an einem Punkt, an dem viele sagen: Wir brauchen Veränderung! Lasst uns etwas tun!», hieß es zu dem Gottesdienstes. Besonders die reformatorischen Flugschriften von Frauen sollten unter die Lupe genommen werden, ebenso wie aktuelle Appelle für die Gesundheit der Erde.

«Denk‘ ich an Luther…»

Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen. Wie genau das geschah, ist umstritten: Klassisch ist die Vermutung, Luther habe seine Thesen an die Tür der Wittenberg Schlosskirche genagelt – ein folgenreicher Kraftakt! Andere bezweifeln das. Unbestritten ist: Luthers Thesen wurden an diesem Tag als Druck veröffentlicht. Das hatte Folgen - kurz, mittel- und langfristig: Das Datum markiert den Beginn der Reformation – ein Prozess, an dessen Ende zwei Konfessionsfamilien stehen. Es gibt die römisch-katholische Kirche und die Kirchen der Reformation. In seiner hr2-Morgenfeier geht Pfarrer Karl Waldeck aus Kassel der Frage nach, warum Erinnern sich lohnt...

«Was tröstet?» im hr-Thema

Vom 27. bis 31. Oktober 2024 beschäftigt sich das Radioprogramm bei der Kirche im hr mit der Frage «Was tröstet?». Rund um den Reformationstag stellt hr4 eine Woche lang Menschen vor, die Trost gefunden haben oder andere trösten: zum Beispiel einen Notfallseelsorger oder eine Erzieherin. Sie erzählt, wie sie Kinder tröstet und wie wichtig Trost ist. Eine Psychologin gibt Tipps, wie wir Menschen, die Trost brauchen, nahe sein können. Auch Bewegung, Sport und Musik können trösten. Und in Marburg lädt die Caritas trauernde Angehörige zu einem tröstenden Nähkurs ein. Auch bei hr4-Übrigens und in der hr2 Morgenfeier geht es um Trost und Reformation.

Das Stichwort: Reformationstag

Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren. Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung. Während der Gedenktag früher zur Abgrenzung der Protestanten gegenüber katholischen Christen genutzt wurde, wird er inzwischen im Geist der Ökumene gefeiert.

Erst 150 Jahre nach der Reformation wurde der 31. Oktober zum Gedenktag. Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen setzte den Tag im Jahr 1667 fest. Nach den Reformationsjubiläen 1717 und 1817 etablierte sich das Reformationsfest weiter. Der Gedenktag wird als Gelegenheit zur evangelischen Selbstbesinnung verstanden. Luther wollte die Kirche zum geistigen Ursprung der Botschaft des Evangeliums zurückführen. Die von Luther geforderten Reformen führten nicht nur zur Gründung der evangelischen Kirchen, auch die römisch-katholische Kirche hat sich seitdem grundlegend reformiert.

Der Reformationstag ist in den östlichen Bundesländern - außer Berlin - gesetzlicher Feiertag. 2018 haben Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein den Reformationstag zu einem neuen, zusätzlichen gesetzlichen Feiertag erklärt. Damit ist in neun Bundesländern an diesem Tag arbeitsfrei. Zum 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 war der Tag einmalig bundesweit arbeitsfrei.